• Kleingartenwesen

Wo Kulturen zusammenwachsen

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Serie V, Kleine Gärten - Grosse Wirkung, Kleingartenwesen, Kulturen, Integration

Wo Kulturen zusammen wachsenFoto: Adobe Stock Über 300.000 Menschen unterschiedlicher Herkunft nutzen Kleingärten.

Es müssen mittlerweile Hunderte sein: In ganz Deutschland eröffnen Kleingärtnervereine „interkulturelle Gär­ten“, in denen Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen gärtnern. Andere Vereine stellen Geflüchteten Par­zellen zur Verfügung. Die Gar­tenfreunde geben Neuankömmlingen die Chance, Wurzeln in der Fremde zu schlagen. Wie erfolgreich, zeigt der Wettbewerb „Gärten der Integration“ der Deutschen Umwelthilfe, bei dem regelmäßig Kleingärtnervereine ausgezeichnet werden.

Diese Leuchtturmprojekte verstellen manchmal den Blick darauf, wie der Großteil der Vereine Tag für Tag einen Beitrag zu einer gelungenen Integration leistet – unaufgeregt und unbeachtet von Politik und Gesellschaft, abseits des medialen Fokus auf vereinzelte Negativbeispiele.

Feste Bestandteile

Allen Vorurteilen zum Trotz: Kleingärten waren nie Orte für „deutsche Spießer“. Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde aus dem Jahr 2006 gärtnern über 300.000 Menschen aus über 80 Ländern mit und ohne deutschen Pass auf den Parzellen, 17 % in den alten Bundesländern und 2 % in den neuen Bundesländern (mit Berlin). Migranten werden zu einer immer größeren Interessengruppe für ­Parzellen. Vielerorts gibt es prozentual mehr Migranten in den Vereinen als in der jeweiligen Kommune.

„Kleingärtnervereine sind längst zu einem Ort der Integration geworden. ­Vie­le Menschen mit Zuwanderungsge­schich­ten, die schon länger bei uns leben, sind in Kleingärten aktiv. Viele Aus­siedler, aber auch sogenannte Gastarbeiter aus der Türkei, die in den letzten Jahrzehnten nach Deutschland kamen, engagieren sich in Kleingärten und sind mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Vereinsstrukturen geworden“, so die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, in einem Statement gegenüber dem „Gartenfreund“.

Integration in KleingärtnervereinenFoto: Bezirksverband Castrop-Rauxel/Waltrop

Gemeinsam Wurzeln schlagen

Das Gärtnern auf den Parzellen fördert das Zusammenwachsen. „Die Kleingärtner haben einen gemeinsamen Bezug zu etwas, was ihnen gleich nah ist. Dadurch entstehen Nähe und Kontakte, durch die Vorurteile abgebaut werden. Kleingärten können so einen Beitrag zur Integration leisten“, so Prof. Dr. Haci Halil Uslucan von der Uni Duisburg-Essen, stellv. Vorsitzender des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration. 

Israfil Yalcin (43), in der Türkei geboren und stellv. Vorsitzender des Vereins „Hansa“ in Dortmund, kann das bestätigen. „Im Verein haben wir die Möglichkeit, uns kennenzulernen. Wir sind wie eine Familie. Wenn wir etwa unser Sommerfest machen, kommen da alle möglichen Kulturen zusammen. Wenn ich dann kein Schwein esse oder keinen Alkohol trinke, kann ich erklären, warum ich das mache, und das wird dann respektiert. Genauso ist es umgekehrt.“

Besonders Migranten aus ländlichen Regionen schaffen es, über die Kleingärten leichter Wurzeln zu schlagen. „Heimweh ist immer da am größten, wo es große Unterschiede zur Heimatregion gibt. Wenn jemand aus einer ländlichen Region kommt, wird im Garten eine Nähe zur früheren Lebenswelt hergestellt, und die kulturelle Eingewöhnung fällt wesentlich leichter. Gärtnern fördert aber auch eine gelungene Integration, weil hier Sprache in den Hintergrund rückt. Wenn mehrere Menschen etwas machen, womit sie sich alle auskennen und das einer gewissen Logik folgt, dann können auch unabhängig von Sprache gute Nachbarschaften und Freundschaften entstehen“, erläutert Uslucan.

Leidenschaft, die verbindet

Dabei gibt es auch Probleme, wenn Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen aufeinandertreffen. „Da gibt es mal unterschiedliche Ansichten, etwa bei der Mittagsruhe, das ist aber unabhängig von der Herkunft, und wir können darüber reden“, so Israfil Yalcin, der seit drei Jahren Kleingärtner ist.

„Ich liebe es auf jeden Fall, im Verein zu gärtnern!“ Eine Leidenschaft, die verbindet und über die Kleingärtnervereine in ganz Deutschland gelungene Integrationsprozesse unterstützen. Es wird Zeit, dies endlich anzuerkennen.

Sören Keller
Verlag W. Wächter

Gartenkalender 2026

Der Gartenkalender 2026

Dein Ratgeber für das Gartenjahr:

Praxiswissen für eine reiche Ernte und üppige Blütenpracht

Saisonkalender für Saat, Pflanzung und Ernte

 Umfangreiche Info zu Obst, Gemüse und Zierpflanzen 

 Kreative DIY-Projekte rund um den Garten 

 Leckere Rezepte und Tipps zum Haltbarmachen 

 ...und noch viel mehr!


Zum Sonderpreis von 12,90 Euro (zzgl. Versandkosten) erhältlich.

Jetzt bestellen!

Was liegt an im Gemüsegarten?

Gemüsegarten Dezember

Hier finden Sie unsere aktuellen Gartentipps für den Dezember.

mehr…

Wintergemüse – Saisonkalender

Wintergemüse – Saisonkalender Auch im tiefsten Winter können Sie frisches Grün in Ihrem Garten ernten. Hier sehen Sie, welche Gemüsearten sich für den Anbau im Winter eignen und wann Sie welches Gemüse wie lange ernten, säen, pflanzen oder lagern können.

mehr…

Unsere Gartenschätze

Im Fokus: Gartenschätze

Sie sind auf der Suche nach Besonderheiten für Ihren Garten? Dann schauen Sie sich doch mal unsere Gartenschätze an. 

mehr…

Was liegt an im Obstgarten?

Obstgarten Dezember

Hier finden Sie unsere aktuellen Gartentipps für den Dezember.

mehr…

Online-Seminar am 21.01.2026

Das Gemüsebeet richtig planen

► Passende Gemüsearten für den Kleingarten
► Wie Sie die Fruchtfolge richtig planen
► Gemüse vor Krankheiten schützen
► Anbau- und Erntetermine
► Was die Pflanzen an Nährstoffen brauchen
+ Im Anschluss beantwortet Gottfried Röll Ihre individuellen Fragen zum Gemüseanbau.
Jetzt anmelden und erfolgreich in die neue Gemüse-Saison starten!

Jetzt anmelden!

Was liegt an im Ziergarten?

Ziergarten Dezember

Hier finden Sie unsere aktuellen Gartentipps für den Dezember.

mehr…

„Der Fachberater“ – damit Sie auf dem Laufenden sind!

Der Fachberater

Für Gartenfachberater, Vereinsvorstände und alle, die es genauer wissen wollen: „Der Fachberater“ informiert Sie vier Mal im Jahr über gartenfachliche und verbandspolitische Themen des Klein­gar­ten­wesens. Die Ver­bands­zeit­schrift des Bun­des­ver­ban­des Deutscher Gartenfreunde widmet sich zudem Ausgabe für Ausgabe verschiedenen Schwer­punkt­the­men.

mehr...

Hurra! Ich habe einen Kleingarten.

Hurra! Ich habe einen Kleingarten.Ideal für Neupächter!
2. Auflage ab jetzt erhältlich.

Auf über 100 Seiten bleiben keine Fragen zum Gärtnern im Verein, zum Anbau von Obst und Gemüse, Ziergehölzen oder Wasser im Garten offen.

         mehr…