• Gartengestaltung

Naturnahes Gärtnern: Wildstauden für extreme Standorte

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Geophyten lieben saisonale Schattenzonen

Schattenverträgliche Waldstauden wie die Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum) eignen sich perfekt für die Unterpflanzung von Laubgehölzen. Sie wird bis zu 60 cm hoch. Ihre elegant überhängenden Triebe tragen in regelmäßigen Abständen weiße, glockenförmige Blüten. Die heimische Pflanze ist ein Geophyt: Sie erscheint im Frühling zur Blüte, zieht im Lauf des Sommers ihre Blätter ein und ruht dann bis zum nächsten Frühling unter der Erde.

Auch Busch-Windröschen (Anemone nemorosa), Gelbes Windröschen (Anemone ranunculoides), Hohler Lerchensporn (Corydalis cava) und Leberblümchen (Hepatica nobilis) zeigen dieses Verhalten – eine perfekte Anpassung an das Leben unter laubabwerfenden Gehölzen. Wie in der Natur, so sollte auch im Garten eine Laubschicht als Winterschutz auf dem Boden bleiben.


LeberblümchenFoto: ksena32/Fotolia.com Leberblümchen sind vor dem Blattaustrieb der Laubgehölze aktiv.


Manche mögen’s heiß und trocken

Kleinblütige KönigskerzeFoto: Claudia Heger Die Kleinblütige Königskerze ist die richtige Besetzung für sonnige Plätze auf durchlässigen Böden. Ihr gelb leuchtender Blütenstand wird 150 cm hoch. Einen ganz anderen extremen Standort schafft die pralle Sonne in Verbindung mit sandigen, durch­läs­si­gen Böden. Hier überdauern nur gut angepasste Spezialisten wie die heimische Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus). Ihre im ersten Jahr erscheinenden Blattrosetten sind dicht behaart – ein Indiz für die Anpassung an trocken-heiße Standorte. Im zweiten Jahr wächst ein verzweigter, gut 150 cm hoher, gelb leuchtender Blütenstand.

Ebenso hoch wird die Kandelaber-Königskerze (Verbascum olympicum) mit ihren reich verzweigten Blütenständen. Verpflanzungen sind nur in sehr jungem Stadium möglich: Königskerzen bilden tiefe Pfahlwurzeln. Werden sie verletzt, wachsen die Pflanzen nicht mehr an.

Auch Steppenkerzen (Eremurus spec.) sind gegen Hitze und Trockenheit gewappnet. Sie brauchen im Gegensatz zu den Königskerzen aber einen Boden, der nährstoffreicher ist. Ihre an Seesterne erinnernden Rhizome kommen im Herbst oder im zeitigen Frühjahr in die Erde. Aus der Mitte ihrer Blattrosette wächst ein imposanter Stiel mit kerzenförmigem Blütenstand empor. Im Lauf der Jahre entstehen Tochterrhizome, und die Zahl der Blütenkerzen steigt. Kleinere Züchtungen werden ca. 120 cm hoch und als ‘Eremurus-Ruiter’-Hybriden gehandelt. Ihre Blüten leuchten gelb, orange oder orangerot.

Wer reinweiße Blüten liebt, holt sich die Himalaya-Steppenkerze (Eremurus himalaicus) in den Garten. Bis zu 180 cm hohe Stiele tragen ihre eleganten Blütenstände. Steppenkerzen wirken vor dunklem Hintergrund am eindrucksvollsten – als Solitäre oder in kleinen Gruppen.


Mediterranes Flair mit Distel und Co.

Auch viele Disteln gedeihen an heißen und trockenen Standorten, etwa die heimische Wollköpfige Kratzdistel (Cirsium eriophorum). Ihre rotvioletten Blütenköpfe und ihre Samen bieten Nahrung für Insekten und Vögel, wie den bunten Distelfink. Eine weitere „stachelige“ Schönheit ist die bis zu 2 m hohe Gewöhnliche Eselsdistel (Onopordum acanthium). Ihre weiß-filzigen, ausladenden Blätter und die purpurroten Blüten machen sie zur eindrucksvollen Solitärpflanze. Die genannten Distelarten lassen sich – wie die Königskerzen – nur sehr jung verpflanzen. Sie sind zweijährig, sichern ihren Fortbestand aber durch Selbstaussaat.


Wollköpfige KratzdistelFoto: Claudia Heger Auch die Wollköpfige Kratzdistel liebt heiße und sonnige Standorte. Sie bietet Nahrung für Insekten und Vögel.


Die stattliche und anspruchslose Kugeldistel (Echinops ritro) erscheint in jedem Jahr aufs Neue. Ihre blauen Blütenkugeln ziehen Bienen und Hummeln an. In Kombination mit Kleinem Mädesüß (Filipendula vulgaris) und Gräsern ist sie ein wertvolles Element für die naturnahe Gestaltung trocken-sonniger „Problemzonen“.

An solche hat sich auch der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) angepasst. Die zweijährige heimische Pionierpflanze kommt mit durchlässigen, sandig-lehmigen und humusarmen Böden gut zurecht. Ihre Blüten stehen in bis zu 80 cm hohen Ähren und verfärben sich von Rosa nach Blau. Der Muskateller-Salbei (Salvia sclarea) – ebenfalls zweijährig – bildet im zweiten Jahr etwa 120 cm hohe Blütenstände. Übrigens: Muskateller-Salbei und Lavendel bilden ein wunderbares Duo!


Gewöhnliche NatternkopfFoto: Steffen Hauser/Botanikfoto Der Gewöhnliche Natternkopf ist eine heimische Pionierpflanze. Er gedeiht auf durchlässigen und humusarmen Böden.


Machen Sie aus der Not eine Tugend

Das Pflanzenreich ist groß und brachte im Laufe der Evolution Anpassungen an unterschiedlichste – auch extreme – Bedingungen hervor. Wenn wir uns im Angebot der Natur daher ein wenig umschauen, finden sich für vermeintliche Problemstandorte schnell passende Lösungen – oft in Gestalt attraktiver Wildstauden, die ganz nebenbei zur naturnahen Gestaltung unserer Gärten beitragen.

Claudia Heger
Fachberaterin des Landesverbandes
Braunschweig der Gartenfreunde

 

Bezugsquellen


AllgäuStauden
www.allgaeustauden.de
Tel. 0 75 67/9 88 74 04

Staudengärtnerei Gaißmayer
www.gaissmayer.de
Tel. 0 73 03/72 58

Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin
www.staudengaertnerei.com
Tel. 0 76 34/55 03 90

Stauden Ring
www.staudenprofi.com (Händlerverzeichnis)

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