- Tiere im Garten
Wildbiene des Jahres 2026: Die Glockenblumen-Schmalbiene
Foto: Gerd Reder
Weibchen der Glockenblumen-Schmalbiene
Sie ist mit einer Körpergröße von etwa 1 cm deutlich kleiner als die Honigbiene, ihr Chitinpanzer ist tiefschwarz und glänzend und am Hinterleib trägt sie auffallend schneeweiße Haarflecken. Ihre Spezialisierung beim Blütenbesuch hat ihr den deutschen Namen eingebracht: Den Pollen für ihre Larven sammeln die Weibchen fast ausschließlich an Glockenblumengewächsen aus der Familie der Campanulaceae.
Das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ des Arbeitskreises Wildbienen-Kataster hat die Glockenblumen-Schmalbiene (Lasioglossum costulatum) als Wildbiene des Jahres 2026 ausgewählt. Diese Auszeichnung soll die Aufmerksamkeit auf diese faszinierende Wildbienenart lenken, die durch ihre enge Spezialisierung beim Blütenbesuch auffällt.
Eine der stattlicheren Vertreterinnen ihrer Gattung
Mit über 70 Arten ist die Gattung der Schmalbienen (Lasioglossum) eine der größten in Deutschland. Schmalbienen sind mit 3,5–11 mm Körperlänge vergleichsweise klein und durch ihre meist bräunliche bis schwarze Färbung ziemlich unauffällig. Manche Arten zeigen jedoch einen grünlichen, bläulichen oder kupferfarbenen Metallglanz. Die Weibchen haben eine Längsfurche auf dem letzten Hinterleibssegment, die durch die dort fehlende Behaarung entsteht.
Ein Männchen der Glockenblumen-Schmalbiene in der Blüte einer Moschus-Malve.
„Die Schmalbienen in Deutschland sind nicht leicht zu unterscheiden, doch mit etwas Übung lässt sich die Wildbiene des Jahres gut erkennen“, erklärt Dr. Mare Haider, Sprecherin des AK Wildbienen-Kataster. Das liegt vor allem an ihrem Verhalten, denn beim Blütenbesuch an Glockenblumen ist die Art gut zu bestimmen, so Haider.
Ziemlich wählerisch: Glockenblumen sind ihr Element
Foto: Martin Klatt
Die Rapunzel-Glockenblume: häufig genutzte Pollenquelle für die Glockenblumen-Schmalbiene
Glockenblumen sind für viele Wildbienenarten attraktive Nahrungsquellen. Vergleichsweise viele Arten sind, wie die Wildbiene des Jahres 2026, strikt an diese Pflanzenfamilie gebunden. In Deutschland sind dies drei Arten von Sandbienen (Andrena), zwei Arten von Glanzbienen (Dufourea), vier Arten von Scherenbienen (Chelostoma), eine Mauerbienen-Art (Hoplitis) und eine Sägehornbienen-Art (Melitta). Somit ist die Wahl zur Wildbiene des Jahres nicht zuletzt ein deutlicher Hinweis auf die Bedeutung der Glockenblumen für unsere Wildbienen.
Glockenblumen säen und Nistplätze schaffen
Waldränder, Bahndämme, Sand- und Kiesgruben, Mähwiesen, Magerrasen oder Wegränder sind die bevorzugten Lebensräume von Lasioglossum costulatum. Das Angebot an Glockenblumen als unverzichtbare Pollenquelle entscheidet über das Vorkommen der Art.
„Wir können der Wildbiene des Jahres 2026 gezielt helfen, indem wir Glockenblumen säen und pflanzen, und der kleinen Wildbiene Nistplätze schaffen“, sagt NABU-Insektenexperte Martin Klatt. Für die nötige Nahrung sorgen Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata), Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus), Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia) und weitere heimische Campanula-Arten oder auch das Berg-Sandglöckchen (Jasione montana).
Foto: Andreas Haselböck
Beim Pollensammeln kriecht die Glockenblumen-Schmalbiene tief in die Blüte hinein.
Offene Bodenstellen mit sandigem oder löss-lehmigem Substrat in Nachbarschaft zu den Pollenquellen bieten geeignete Nistmöglichkeiten. Diese Kombination aus Nahrung und Niststätte lässt sich auch im eigenen Garten bereitstellen. Ganz einfach lassen sich Glockenblumen in Blumentöpfen aussäen oder pflanzen und „schneckensicher“, zum Beispiel erhöht auf einem Stein, anbieten.
Quelle: Arbeitskreis Wildbienen-Kataster/
Naturkundemuseum Stuttgart/NABU Baden-Württemberg








