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Hübsche Kreationen aus dem Hause Viola: Stiefmütterchen

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Stiefmütterchen
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  • Violaceae
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Stiefmütterchen ViolaFoto: Roßbeck Formenreich und farbenfroh ist die Gattung Viola Stiefmütterchen – wirklich seltsam diese Bezeichnung. Haben Sie darüber nicht auch schon einmal nachgedacht? Ihr Ursprung, gibt das Herkunftswörterbuch der Duden-Reihe Auskunft, liege im 16. Jahrhundert, doch sei die Bedeutung fraglich.

Dagegen verrät uns Dietmar Aichele in seinem Bestimmungsbuch „Was blüht denn da in Farbe" im Abschnitt Viola tricolor die wohl glaubhafteste der überlieferten Entstehungsgeschichten: „Der Name Stiefmütterchen bezieht sich auf die ungleich gestalteten und gefärbten Blü­ten­blät­ter; das unterste Blütenblatt ist die Stiefmutter; die beiden anschließenden, meist ähnlich gefärbten Blütenblätter symbolisieren die Töchter, die obersten, meist anders gefärbten Blütenblätter die Stieftöchter."

Wobei sich, nicht zu vergessen, hinter Viola tricolor das Acker-Stiefmütterchen verbirgt, die Urahnin einer heutzutage schier unübersehbaren, kunterbunt zusammengewürfelten Nach­kom­men­schaft, von deren Anfängen schon im Jahre 1536 (siehe oben) zu lesen war. In ihrer Mehrzahl sind Stiefmütterchen, wir ahnen es längst, domestizierte und für den deutschen Sprachgebrauch umgetaufte Veilchen.


Große Gemeinschaft: die Violaceae

Veilchengewächse insgesamt bilden unter dem Sammelbegriff Violaceae eine Gemeinschaft von Kräutern, Stauden, Bäumen und Sträuchern. Hochgewachsene Familienmitglieder haben sich für ein Leben in den Tropen qualifiziert. Innerhalb dieser Gemeinschaft nun bilden Veilchen, Stief­müt­ter­chen natürlich inklusive, die Gattung Viola.

Was nun macht Viola tricolor, und zwar wie gesagt von alters her, so geeignet für züchterische Eingriffe ins Erbgut? Der Vorteil von Viola tricolor: Das Acker-Stiefmütterchen verfügt mit Rot, Gelb und Blau über alle drei primären Farben. Und immer neu kombiniert machen die nahezu unendlich viele Variationen möglich.

Dem Ideenreichtum der Züchter sind somit – fast – keine Grenzen gesetzt. Wohl aber allzu ra­schem Erfolg. Um die Veilchen/ Stiefmütterchen-Genetik zu überlisten, bedarf es aufwändiger Selektionsarbeit. Denn F1- und F2-Hybriden (F für filia/Tochter; 1 und 2 für erster und zweiter Generation) ignorieren noch größtenteils des Menschen Willen. Erst sorgfältige Auslese über sie­ben, acht und mehr Generationen hinweg lässt Samen reifen, die guten Gewissens als sortenrein angeboten werden können.


Formenreiche und farbenfrohe Nachkommen

Auch Sie glaubten bisher, Kreuzungsbarrieren sorgten bei Bastarden für Sterilität? Stiefmütterchen (und Veilchen überhaupt) halten sich nicht ans gängige Modell. Sie paaren sich ziemlich ungeniert.

Entsprechend formenreich und farbenfroh sind ihre Kinder und Kindeskinder. Ein Vorteil auch für die Pflanze selbst! Wer über Anpassungsfähigkeit in so hohem Grade verfügt, besetzt mühelos ökologische Nischen.

Carl von Linné (1707–1778) fand, als er mit der Entwicklung seiner Vor- und Zunamen für Pflan­zen, der binären Nomenklatur, beschäftigt war, teils im Wald und auf Wiesen, teils in Büchern abgebildet, 27 Veilchenarten. Er schloss sie als 1112. Gattung gemeinsam mit Lobelien und Impatiens in der Klasse Syngenesia – Pflanzen, die dicht beieinander stehende Staubbeutel und einfache Blüten haben – zusammen.

Aus dem dreifarbigen Veilchen machte Linné Viola tricolor und aus dem wohlriechenden, um ein weiteres Beispiel zu nennen, Viola ordorata. Zwar waren dem Systematiker bereits etliche Veil­chen/Stiefmütterchen-Kreuzungen bekannt, doch unterschied er noch nicht zwischen wild und künstlich entstandenen Individuen.

Erst seit dem Jahre 1959 halten sich Züchter an die goldene Regel, ihren Neuschöpfungen lateinische Bezeichnungen zu verwehren. Deutsche, englische oder französische Phantasienamen treten an deren Stelle. Setzt sich der Ehrentitel aus mehreren Wörtern zusammen, müssen alle mit großen Anfangsbuchstaben geschrieben werden und zudem in einfachen Anführungszeichen stehen.

Seither erschwert Wohlklingendes auf Etiketten noch zusätzlich die ohnehin große Qual der Wahl. Da wetteifern nun ‚Curly Locks' mit einer ‚Trimardeau Cardinal', ‚Boughton Blue' und ‚Hopley's White' stehen in Konkurrenz zu ‚Zitronenfaltern', der ‚Vorfrühling' zu den ‚Vier Jahreszeiten', und ein ‚Schweizer Riese' tritt im Gartencenter um die Ecke gegen ‚Nimrod' an.


„Goldene Dukaten" und „Tinte" für Farben verantwortlich

Blau und Weiß und Gelb und Violett und Orange und, und, und ... Woher genau stammt nun die farbliche Vielfalt?

Mit einem Seziermesser rückte im 19. Jahrhundert der Botaniker Raoul Francé den Blütenblättern von besagter Viola tricolor zu Leibe. Unterm Mikroskop entdeckte er eine „zarte Häkelei" aus „Maschen, gefüllt mit blauer und roter Tinte". Und „dort, wo gelbe Streifen und Flecke das Blatt durchsetzen winzige goldene ... Dukaten".

Mit anderen, unserer Zeit gemäßeren Worten: Blau und Rot sind als Anthocyane im Zellsaft existent. Gelb, in Kristallform und gelöst, steuern der Gerbstoff Quercetrin bei sowie kleine Zellkörperchen, bestehend aus Carotinoid.

Fehlt noch eine Erklärung für die dunklen Striche und Male als Bestandteile der typischen Stief­müt­ter­chen-„Gesichter". Sie entstehen, wenn Anthocyan und Quercetrin sich so überlagern, dass sie alles Licht absorbieren (verschlingen), was bekanntlich unserer Wahrnehmung nach Schwarz ergibt, da keine der Farben aus dem Regenbogenspektrum reflektiert, das heißt auf unser Seh­or­gan zugeworfen werden kann. Alles paletti?

Doch wie dem auch sei: Haben Sie, wie ich, weiterhin ganz einfach Ihren Spaß an den hübschen Kreationen aus dem Hause Viola.

Brigitte Roßbeck

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