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Kleingärten als Kühlschränke

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Klimawandel
  • Klimaanpassung
  • Klimaforschung
  • Ökosystem

Kleingärten als KühlschränkeFoto: FStockLuk/Shutterstock

Unser Klima ist im Wandel, und das bedeutet nichts Gutes. Die Zunahme von Wetterextremen wird sich vor allem in den Städten bemerkbar machen. Mit der „Klimaanpassung“ sollen die negativen Folgen des Klimawandels begrenzt werden. Eine wichtige Rolle spielen dabei Kleingärten, die u.a. aufgrund ihrer räumlichen Verteilung als „Kühlschränke“ die Temperaturen in den Städten spürbar absenken können. Dr. Fritz Reusswig vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat sich mit der Bedeutung von Kleingärten für die Klimaanpassung beschäftigt.

Fritz ReusswigFoto: PIK/K. Karkow Fritz Reusswig Wie sieht das Klima der Zukunft in unseren Städten aus?

„Der Sommer 2018 war bislang in Sachen Hitze und Trockenheit ein Rekordsommer. Wenn die Emission von Treibhausgasen so weitergeht wie bisher, wird er um 2050 ein normaler Sommer, gegen 2100 ein eher kühler und feuchter Sommer gewesen sein. Aufgrund von Versiegelung und baulicher Verdichtung werden Städte besonders heiß werden. Niederschläge werden wahrscheinlich abnehmen, aber wenn es regnet, kommt es häufiger zu Starkniederschlägen, die besonders in den Städten zu Überflutungen führen, die wenig Grün- und Freiflächen haben. Durch den Klimawandel ändert sich auch die Vege­tation, neue Tierarten kommen zu uns, darunter natürlich auch neue Schäd­linge.“

Welche Gefahren für den Menschen sind damit verbunden?

„Die Zunahme von Hitzespitzen betrifft besonders ältere und chronisch kranke Menschen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und Austrocknung sind die großen Gefahren. Durch neue Pflanzenarten kommt es zu einer längeren und intensivierten Allergie-Saison. Wir beobachten in jüngster Zeit, dass sich in Mitteleuropa bislang unbekannte Mückenarten zunehmend heimisch fühlen. Mit ihnen kommen neue, teilweise gefährliche Krankheiten, etwa Malaria.

Daneben sind natürlich die vielen anderen Klimafolgen gefährlich für Mensch und Gesellschaft: durch lang anhaltende Trockenperioden etwa Waldbrände oder Ernteausfälle. Dazu kommt der Anstieg des Meeresspiegels oder die deutliche Zunahme von Klimaflüchtlingen.“

KleingartenFoto: VICUSCHKA/Adobe Stock

Welche Wirkungen haben Kleingärten auf das Stadtklima?

„Städtisches Grün hat eine sehr positive, die urbanen Klimafolgen deutlich abmildernde Wirkung. In und um Gärten ist es deutlich kühler als auf einer unbeschatteten Rasen- oder gar Asphaltfläche – insbesondere dann, wenn Gärten auch eine „Wasserkomponente“ aufweisen, also z.B. Teiche haben oder Regenwasser aus nasseren Tagen ausgebracht wird. Aufgrund des hohen Anteils unversiegelter Fläche reduzieren Grünflächen und Gärten zudem den Oberflächenabfluss und mindern so das Risiko urbaner Überflutungen.

Die Pflanzendecke bindet Luftschadstoffe und Feinstaub, das Pflanzenwachstum holt CO2 aus der Atmosphäre. Und zur städtischen Biodiversität tragen Gärten natürlich auch maßgeblich bei. Diese ‚Ökosystemdienstleistungen‘ für die gesamte Stadtgesellschaft sollten stärker anerkannt und honoriert werden.“

An was denken Sie dabei?

„In vielen Städten sollen Kleingartenflächen dem Stadtwachstum weichen. Aber die wenigsten Investoren – und leider auch nicht alle Stadtplaner – fragen sich, ob eine Kleingartenanlage nicht z.B. in einer Frischluftschneise steht. Die oben genannten Leistungen werden nicht systematisch in die Bewertung einbezogen – da stehen nur Pachterträge gegen Verkaufserlöse und Mieteinnahmen. Um diese verkürzte Sichtweise aufzubrechen, haben wir dem Landesverband Berlin vorgeschlagen, einen ‚New Green Deal’ auszuhandeln – die Verbesserung der klimatischen Ökosystemdienstleistungen sowie der Zugänglichkeit der Gärten im Gegenzug gegen Bestandsgarantien für die Anlagen.

Die Kleingärtner müssen sich aktiv in den Stadtdiskurs einbringen, Politiker ansprechen, einen kontinuierlichen Gesprächsfaden mit der Verwaltung aufbauen und über verschiedene Medienkanäle die Stadtöffentlichkeit erreichen. Auch der Austausch mit den Urban-Gardening-Aktivisten ist wichtig, er kann beiden Seiten helfen. Schließlich sehen sich alle Formen des urbanen Gärtnerns – dazu rechne ich explizit auch die Kleingärten – der doppelten Herausforderung von Klimawandel und Stadtwachstum gegenüber.“

Das Interview führte Sören Keller, Verlag W. Wächter.

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