- Kleingartenwesen
Kinder zum Blühen bringen
Foto: Dmitry Naumov/Adobe Stock
Erfahrungswelt Kleingarten: Wo kann man sonst noch frisch vom Strauch naschen?
Viele Kinder verbringen inzwischen den größten Teil des Tages in digitalen Welten. Freunde treffen sie via Social Media, in der Schule lernen sie mit dem Smartboard und über das Internet. Andere Erfahrungswelten kommen da leider viel zu kurz – und das kann gravierende körperliche und psychische Folgen haben.
Um dies zu verhindern, können auch Sie einen wichtigen Beitrag leisten, denn Kleingärten sind Räume, in denen mit allen Sinnen – und ganz anders als in der Schule – fast schon nebenbei gelernt und gelehrt, entspannt und „trainiert“ werden kann.
Um Kindern dafür attraktive Bedingungen zu schaffen, brauchen Sie keine durchgeplanten pädagogischen Konzepte. Viel wichtiger sind offene Räume und Gelegenheiten, abseits von Handy und Trampolin. Kleingärten bieten von Natur aus eine Fülle an Erlebnis- und Erfahrungswelten – für manche Kinder Welten, die sie noch nie erleben konnten. Wo und wann bieten sich noch Gelegenheiten, mit den Händen in der Erde zu wühlen, Karotten auszugraben, Beeren frisch vom Strauch weg zu futtern oder Tiere ganz nah zu beobachten?
Mut braucht Freiräume
Mit einfachen Mitteln und kreativen Ideen können Sie oft schon große Aha-Effekte erzielen: ein abendliches Lagerfeuer mit dem Rösten selbst geernteter Kartoffeln und Zwiebeln, das gemeinsame Feiern von Festen oder das Planen und Umsetzen von Projekten. Wichtig ist, die Kinder ernst zu nehmen und ihre Perspektive einzunehmen. Kinder brauchen Bestätigung, Möglichkeiten zur Selbstentfaltung und vor allem das Gefühl, etwas bewirken zu können.
Eine Portion Vertrauen und Mut bei den Kindern sind dafür gute Voraussetzungen. Nehmen Sie sich also zurück und lassen Sie den Kindern Freiräume. Klare Absprachen und konsequentes Einhalten der Regeln sind dabei genauso wichtig wie Unterstützung bei den eigenen Projekten der Kinder. Wenn die Strukturen es zulassen, kann sogar eine leer stehende Parzelle an eine Kindergruppe übergeben werden. Geduldige gärtnerische Anleitung – ohne Überforderung und mit realistischen Zielen – hilft, die Freude am Gärtnern zu wecken. Kurzfristige Erfolgserlebnisse und kleine schmackhafte Belohnungen, wie Obst und Gemüse einfach mal wegknabbern zu dürfen, fördern die Motivation zusätzlich.
Bleiben Sie flexibel
Wenn es um Kinder geht, empfiehlt es sich grundsätzlich, möglichst viele interessierte Vereinsmitglieder einzubinden – nicht selten finden sich unter ihnen auch Personen mit pädagogischem Hintergrund, die wertvolle Anregungen einbringen können. Wichtig ist es zudem, mögliche Vorbehalte und Konflikte offen und fair anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. So kann zum Beispiel die nicht immer von allen geliebte Mittagsruhe als entspannte „Chill-out-Zeit“ zum Musikhören genutzt werden, bei der die Kinder sich von den Anstrengungen des Vormittags erholen können.
Foto: Halfpoint/Adobe Stock
Gemeinschaftsarbeitsstunden sinnvoll nutzen – mit dem Bau von Nisthilfen.
Auch Gemeinschaftsarbeitsstunden können mit Kindern sinnvoll genutzt werden, um beispielsweise eine riesengroße Nisthilfe für Insekten oder einen ganz, ganz tiefen Käferkeller zu bauen – erlaubt ist, was Freude macht. Eine kleinteilige Planung ist dabei nicht notwendig; vielmehr sollten Sie vom gewünschten Ergebnis her denken und flexibel bleiben.
Kinder aktiv einzubinden und ihnen die Möglichkeit zu geben, Erfahrungen und Erlebnisse in Kleingartenanlagen zu sammeln, ist gar nicht schwer und für alle Beteiligten ein Gewinn, und ganz nebenbei: Oft werden aus solchen Kindern später engagierte Kleingärtnerinnen und Kleingärtner, die das Vereinsleben bereichern. Es handelt sich also um eine echte Investition in die Zukunft Ihres Vereins. Und dabei gilt, wie so oft: Einfach machen, anstatt nur darüber zu reden!
Guido Beneke