• Gartengestaltung

Blumen- und Kräuterrasen

Bunt statt grün

Blumen- und KräuterrasenFoto: candy1812/Adobe Stock

Wenn ich an Kleingärten denke, kommen mir sofort bunte Parzellen in den Sinn, mit vielfältig bepflanzten Gemüse- und Blumenbeeten, hier und da Obstgehölzen und Ziersträuchern – und in der Mitte nur ein großes Grün: die Rasenfläche. Aber ist so ein schnöder Rasen im Kleingartenüberhaupt noch zeitgemäß?Kann er unsere Ansprüche an einen naturnahen Garten erfüllen?Ja, kann er – als sogenannter Kräuter- oder Blumenrasen. Als solcher bietet er mit einer ar­ten­rei­chen Mischung aus Wildgräsern sowie Wildkräutern und Blumen etwa eine zusätzliche Nahrungsquelle für Insekten.


Abschied vom monotonen Grün

Ein englischer Zierrasen liegt wie ein grüner Teppich da. Er besticht dadurch, dass er sich fast das ganze Jahr einheitlich grün zeigt. Seine einzelnen Gräser stehen so dicht, dass sie wie eine samtige Einheit wirken und keinen Platz für andere Arten lassen.

Um einen solchen idealtypischen Rasen anzulegen, benötigt man besonders feinblättrige Hoch­leis­tungs-Grassorten. Diese sind aber oft nicht besonders belastbar und trittfest. Solch ein englischer Zierrasen ist auch nichts für Faule: Er müsste in der Vegetationsperiode alle drei bis vier Tage gemäht werden und benötigt viele Nährstoffe und Wasser. Er ist also schon mal nichts für den typischen Kleingarten. Hier passen eher Sortenmischungen mit Gräsern, die belastbar sind, auch auf leicht verdichteten Böden gedeihen und Platz für Artenvielfalt lassen. Außerdem dürfen sie nicht zu pflegeintensiv sein, damit die Gartenfreunde sich auch mal erholen können und vor allem Zeit für die Pflege ihrer Gemüsebeete haben.

Duft-Veilchen und GänseblümchenFoto: Flora Press/gartenfoto.at Duft-Veilchen und Gänseblümchen Bereits ein sogenannter Gebrauchsrasen, der im Handel häufig als Spielrasen erhältlich ist, ermöglicht es schon wilden Kräutern, sich anzusiedeln. Vielleicht kennen Sie die typischen Rasenkräuter wie Lö­wen­zahn, Weißklee, Gänseblümchen, Persischer Eh­ren­preis, Kriechender Hahnenfuß oder die Kleine Brau­nelle. Diese Arten sind konkurrenzstark und können sich gegen die Gräser behaupten.

Für einen echten Kräuter- oder Blumenrasen müssen Sie jedoch noch ein ganzes Stück weitergehen. Hier lassen Sie nicht nur zu, dass sich Wildkräuter von selbst ansiedeln, sondern Sie fördern die Ansiedelung durch gezielte Aussaat.


Gute Partner

Viele Wiesenkräuter sind eher konkurrenzschwach. Sie haben es also schwer, sich gegen andere Arten zu behaupten. Fertige Kräuter- bzw. Blu­men­ra­sen­mi­schun­gen enthalten daher Gräserarten, die ebenfalls konkurrenzschwach sind, sich also nicht zu sehr ausbreiten und nicht zu wüchsig sind. Das sind z.B. Aufrechte Trespe (Bromus erectus), Flaumhafer (Helictotrichon pubescens), Horstschwingel (Festuca nigrescens), Rotes Straußgras (Agrostis capillaris), Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), die Schaf­schwin­gel-Gruppe (Festuca ovina agg.), Schmalblättrige Wiesenrispe (Poa angustifolia), Wie­sen­fuchs­schwanz (Alo­pecurus pratensis), Wiesen-Kammgras (Cyno­surus cristatus), Wiesenrispengras (Poa pratensis), Wiesenschwingel (Festuca pratensis) und Zittergras (Briza media).

Zu einem Kräuter- bzw. Blumenrasen gehören neben den Gräsern natürlich auch verschiedene Wildkräuter und -blumen. Sie sind in der Regel zu etwa 20 % in den fertigen Mischungen enthalten. Die Artenzusammensetzung variiert dabei je nach Mischung und Anbieter. Eine Auswahl häufig enthaltener Arten finden Sie im Kasten.

Sofern Sie auf keine fertige Mischung zurückgreifen wollen, weil Sie vielleicht nur ganz be­stimmte Arten haben möchten, können Sie natürlich auch selbst eine Mischung zu­sam­men­stel­len. Dafür bedarf es jedoch einer guten Spur Hartnäckigkeit, um das Saatgut einzelner Arten zu beschaffen.


Vorbereitung ist alles

Der Erfolg für Ihren Kräuter- bzw. Blumenrasen liegt auch in der gründlichen Vorbereitung der Fläche. Einfach die Samen auf die vorhandene Rasenfläche säen oder in diese einarbeiten, wird Ihnen nicht weiterhelfen. Entweder keimen die Samen nicht, oder die feinen Kräuter-Pflänzchen werden wieder von den vorhandenen Rasengräsern verdrängt.

Wildkräuter und -blumen keimen in der Regel langsam und entwickeln sich auch später als konkurrenzstarke Gräser. Deshalb müssen Sie vor der Aussaat zunächst die Grasnarbe gründlich entfernen und den Boden unkrautfrei machen. Wenn Ihnen die Arbeit für die gesamte Rasenfläche zu aufwendig ist, können Sie auch zunächst mit einzelnen„Inseln“ beginnen, die Sie dann Jahr um Jahr erweitern.

Legen Sie zuerst ein sogenanntes„falsches Saatbett“ an, indem Sie den Boden mit Grubber und Harke feinkrümelig lockern und dann erst einmal für mindestens zwei Wochen ruhen lassen. In dieser Zeit werden noch viele unerwünschte„Unkräuter“ keimen, deren Samen bisher im Boden geschlummert haben. Nachdem Sie den ungewünschten Aufwuchs entfernt haben, können Sie mit der Aussaat be­ginnen.

Pro Quadratmeter genügen je nach Mischung schon 2 g bis 10 g Saatgut. Da die Samenüber­wie­gend sehr fein sind, mischen Sie zur leichteren Aussaat etwas Sand bei. Achten Sie darauf, dass dieser leicht feucht ist, so haften die Samen an den Sandkörnern und werden nicht verweht.

Am besten säen Sie in zwei Durchgängen direkt hintereinander. Säen Sie dabei im ersten Gang zunächst nur die Hälfte des Sand-Saatgut-Gemischs auf der gesamten Fläche aus. So behalten Sie genügend zurück, um mögliche Fehlstellen mit dem zweiten Gang auszugleichen. Diese er­wi­schen Sie ganz gut, wenn Sie den zweiten Durchgang kreuzweise zum ersten vornehmen. Der Sand hilft Ihnen zu erkennen, wo bereits gesät wurde.

Da die meisten Wildpflanzen Lichtkeimer sind, bedecken Sie die Samen nicht mit Erde. Verzichten Sie auf ein Einharken und drücken Sie das Saatgut mit einer Walze, der Rückseite einer Schaufel oder auch mit Brettern leicht an. Ab jetzt müssen Sie nur noch die Fläche gleichmäßig feucht halten. Um eine zusätzliche Bewässerung so weit wie möglich zu reduzieren, passen Sie für die Aussaat am besten eine eher trübe und regnerische Witterungsphase ab.
 

Kräuterrasen-BlumenrasenFoto: Helin/Adobe Stock Ein Kräuter- bzw. Blumenrasen darf ruhig mal in die Höhe wachsen und muss seltener gemäht werden.


Pflanzen im Quadratmeter

Eine weitere Möglichkeit, Wildkräuter und -blumen in den Rasen zu integrieren, bietet eine gezielte Pflanzung. Allerdings kommen dafür nur ausbreitungsstarke Arten (z.B. Schafgarbe, Kriechender Günsel, Gundermann, Hornklee, Oregano, Braunelle, Gamanderehrenpreis oder Margerite) infrage, die von ihrem Startpunkt aus selbstständig dieübrige Rasenfläche besiedeln können.

Für die Pflanzung müssen Sie die vorhandene Rasenfläche zunächst in einzel­ne Quadratmeter unterteilen. Anschließend entnehmen Sie im Schachbrettmuster jede zweite Grassode und legen zunächst wieder ein falsches Saatbett an. Anschließend pflan­zen Sie dort jeweils acht bis zehn Kräuter-Pflänzchen pro Quadratmeter und Sor­te ein.

Der große Vorteil dieser Methode liegt darin, dass Sie direkt die Pflänzchen sehen können, die später die Rasenfläche besiedeln sollen. Allerdings müssen Sie im ersten Jahr noch sorgsam jäten, damit sich die Pflanzen entwickeln können.

Für welche der Methoden Sie sich auch entscheiden: Mindestens ein Jahr vorher sollten Sie auf eine Düngung des Rasens verzichten. Dadurch sind die konkurrenzstarken Gräser so weit geschwächt, dass es die Wildkräuter leichter haben. Seien Sie jedoch geduldig. Es braucht ein paar Jahre, bis sich der Kräuterrasen richtig etabliert hat. Dafür haben Sie dann ein artenreiches Grün, dass Sie seltener mähen und nicht mehr düngen müssen. Und viele Tiere finden so einen zusätzlichen Lebensraum und Nahrung.
 

Arten für den bunten Rasen

  • Ackerglockenblume (Campanula rapunculoides)
  • Arzneithymian (Thymus pulegioides)
  • Behaarte Gänsekresse (Arabis hirsuta)
  • Duft-Veilchen (Viola odorata)
  • Echte Schlüsselblume (Primula veris)
  • Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum)
  • Echtes Labkraut (Galium verum)
  • Gamanderehrenpreis (Veronica chamaedrys)
  • Gundermann (Glechoma hederacea)
  • Herbstlöwenzahn (Leontodon autumnalis)
  • Hornklee (Lotus corniculatus)
  • Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor)
  • Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor)
  • Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella)
  • Knäuelglockenblume (Campanula glomerata)
  • Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus)
  • Kriechender Günsel (Ajuga reptans)
  • Kuckuckslichtnelke (Silene flos-cuculi)
  • Pfennigkraut (Lysimachia nummularia)
  • Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia)
  • Schafgarbe (Achillea millefolium)
  • Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris)
  • Wiesenfrauenmantel (Alchemilla xanthochlora)
  • Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris)
  • Wiesenkümmel (Carum carvi)
  • Wiesenmargerite (Leucanthemum ircutianum)
  • Wiesenplatterbse (Lathyrus pratensis)
  • Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis)
  • Wiesenstorchschnabel (Geranium pratense)
  • Wildes Stiefmütterchen (Viola tricolor)
  • Wundklee (Anthyllis vulneraria)
  • Wiesenflockenblume (Centaurea jacea)


Robert Kröger
Vorsitzender des Landesverbandes
der Gartenfreunde Mecklenburg und Vorpommern

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Für Gartenfachberater, Vereinsvorstände und alle, die es genauer wissen wollen: „Der Fachberater“ informiert Sie vier Mal im Jahr über gartenfachliche und verbandspolitische Themen des Klein­gar­ten­wesens. Die Ver­bands­zeit­schrift des Bun­des­ver­ban­des Deutscher Gartenfreunde widmet sich zudem Ausgabe für Ausgabe verschiedenen Schwer­punkt­the­men.

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