- Gartengenuss
Zierpflanzen zum essen
Funkien, Taglilien und Dahlien sind beliebte Zierstauden – doch nur wenige wissen, dass sie auch essbar sind. Was in Japan, Italien oder Südamerika längst auf dem Speiseplan steht, überrascht hierzulande noch immer: Von frittierten Funkientrieben über delikate Taglilienblüten bis zu nussigen Dahlienknollen – entdecken Sie sechs unterschätzte Stauden, die Gaumen und Auge gleichermaßen verwöhnen.
Dipl.-Ing. agr. Christine Weidenweber
Fachjournalistin
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Unterschätzte Delikatesse
Dass Funkien (Hosta) essbar sind, sorgt bei vielen Gartenfreunden zunächst für Erstaunen. Ihre attraktiven Blätter und eleganten Blüten machen sie zu einer der beliebtesten Zierstauden im Halbschatten. In Japan jedoch gehören junge Funkientriebe seit Langem auf den Teller. Dort werden die violett überhauchten Austriebe wie eine Gemüse-Delikatesse geschätzt. Frittiert oder kurz in Butter geschwenkt schmecken die Triebe hervorragend. Funkien bilden große Rhizome, aus denen im Frühjahr die Austriebe erscheinen. Junge Blätter können ähnlich wie Spinat zubereitet werden, während die zarten Blattstiele eine süßliche Note besitzen. Knospen eignen sich zum Frittieren, die Blüten lassen sich blanchieren oder einlegen.
Foto: ykokamoto/Adobe StockGrundsätzlich können Sie alle Funkien-Arten und -Sorten in der Küche nutzen. Doch tasten Sie sich heran, die Verträglichkeit kann individuell unterschiedlich sein. Am besten ernten Sie pro Pflanze immer nur wenige Sprosse, damit Sie Ihre Funkien nicht zu sehr schwächen. Starkwüchsige, robuste Arten, wie H. sieboldiana, z.B. die Sorte ‘Elegans’, sind daher gut für Küchenexperimente geeignet. Auch mit H. sieboldiana var. montana sowie H. longipes können Sie getrost einen Versuch wagen.
Halbschattige bis schattige Plätze sind genau richtig. Der Boden sollte humusreich, sandig bis lehmig und frisch bis mäßig feucht sein. Die Funkie zieht im Winter ein. Das abgestorbene Laub können Sie als Schutz liegen lassen und im Frühling einfach abziehen. Zum Austrieb im Frühjahr geben Sie etwas Kompost oder organischen Dünger, ansonsten sind die Pflanzen robust und überstehen auch in Töpfen den Winter.
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Schönheit und Nahrungsquelle
Neben einjährigen und zweijährigen Malvenarten wachsen die Wilde Malve (Malva sylvestris) und die Moschus-Malve (M. moschata) im Garten mehrjährig. Ab dem zeitigen Frühjahr liefern sie bis in den Herbst hinein essbare Blätter und Triebspitzen. Sie haben einen milden Geschmack und passen gut in alle möglichen Salate, schmecken aber auch gekocht als Spinat mit Parmesankäse, in Suppen oder als Gemüse.
Verwenden Sie nur einwandfreie Blätter. Malven werden nämlich gerne von Rostpilzen befallen, und die sollten nicht ins Essen gelangen. Blüten und Samenkapseln der Malven können Sie ebenfalls essen, die reifen Früchte schmecken nussig.
Foto: Sprea Collection/Adobe StockMalven waren früher fester Bestandteil von Bauerngärten und ziehen auch heute noch mit ihren hübschen Blüten in jedem Garten die Blicke auf sich. Die Pflanzen lieben es humos und nährstoffreich, am besten ist der Boden leicht kalkhaltig. Zimperlich sind sie nicht und kommen auch gut mit mäßig feuchten, lehmhaltigen oder leicht trockenen, sandigen Böden zurecht. Die mehrjährigen Arten säen oder pflanzen Sie im Frühjahr oder Herbst. Malven sind pflegeleicht und brauchen nur bei anhaltender Trockenheit Wasser.
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Vergessenes Wildkraut
Im naturnahen Garten sollte das Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris) nicht fehlen. Das Wildkraut passt sowohl ins Staudenbeet als auch in den Nutzgarten. Es ist ähnlich wie Schleierkraut eine hübsche Füllpflanze, deren Blütenstiele sich auch gut zum Schneiden eignen. Sie geben jedem Blumenstrauß eine wunderbare wilde Leichtigkeit.
Darüber hinaus liefert die mehrjährige Staude zuverlässig vom frühen Frühjahr bis in den Herbst essbare Blätter, Stängel und auch Samen, die in viele Gerichte passen. Pflücken Sie die zarten Blätter ganz nach Bedarf. In Italien werden sie etwa in Butter gedünstet, und die jungen Stängel kommen klein geschnitten in Salate oder werden wie Spargel zubereitet. Auf Korsika gibt es Silene-Suppe. Das Kraut schmeckt mild-würzig im Risotto oder in Nudelgerichten. Die Samen sind eine Zutat zu Suppen und Salaten.
Foto: Comugnero Silvana/Adobe StockStridoli oder Strigoli, wie Silene auch genannt wird, wird etwa 80 cm hoch, hat schmal längliche, graugrüne Blätter, die direkt an den Stängeln sitzen, und entwickelt vom Mai bis in den September weiße, rosa angehauchte Blüten mit fünf Blütenblättern und einem ganz typischen aufgeblasenen Kelch.
Neugierig geworden? Dann pflanzen Sie doch probeweise an sonniger Stelle zwei bis drei Stauden – das geht am besten im Frühjahr und Herbst. Mehr müssen Sie nicht tun. Selbst Trockenheit übersteht Silene gut, entwickelt sich aber prächtiger, wenn sie ab und zu mit Regen oder Wasser aus der Gießkanne versorgt wird.
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Anisduft im Beet
Sie ist wirklich schön anzusehen, die herrlich nach Anis duftende Süßdolde (Myrrhis odorata), auch Spanischer Kerbel genannt. Ab Mai erscheinen die Blüten, die wahre Insektenmagneten sind, vor allem für Schmetterlinge und Hummeln. Blätter, Samen und Stängel eignen sich gleichermaßen für die Küche: Blätter verfeinern Obstsalate, junge Samen schmecken nach Lakritz und können roh genascht oder für Backwaren verwendet werden.
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Im Garten wächst die mehrjährige Süßdolde gerne an einem halbschattigen Platz mit guter Wasserversorgung. Wenn Sie von ihren Vorzügen überzeugt sind, können Sie sie durch Teilung im Herbst vermehren. Ab Juli, wenn die ersten Samen reifen, samt sich die Süßdolde auch aus, oder Sie ernten Saatgut fürs nächste Jahr. Es darf aber nicht länger als bis zur nächsten Vegetationsperiode aufgehoben werden, denn nur frisches Saatgut keimt einigermaßen gut.
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Essbare Dahlienknollen
Dahlien (Dahlia) sind in unseren Gärten vor allem wegen ihrer üppigen Blütenpracht beliebt. Doch ihre Knollen sind essbar – eine Eigenschaft, die bereits die Azteken nutzten. Der Geschmack variiert je nach Sorte: von kohlrabiartig bis nussig. Junge Knollen sind zart, ältere werden holzig und eignen sich weniger. Und nicht jede Knolle ist genießbar – es gibt große Unterschiede zwischen den Sorten. Die dekorative Dahlie ‘Hapet Hoamatland’ und die Semikaktusdahlie ‘Hapet Black Jack’ sind essbar, empfehlenswert außerdem ‘Kennedy’ und ‘Sunset’. ‘Hapet Hoamatland’ und ‘Kennedy’ schmecken ähnlich wie Schwarzwurzeln,
Foto: Verlag W. Wächter‘Sunset’ schmeckt nach Kohlrabi. ‘Hapet Buga München’ erinnert dagegen eher an Petersilie.
Nach dem ersten Frost im Herbst graben Sie die Dahlienknollen aus. Nur die äußeren Knollen schmecken wirklich gut. Schneiden Sie diese ab und lagern Sie die älteren inneren Knollen frostfrei und trocken, am besten mit Sortennamen beschriftet. Knollen für die Küche schälen Sie und kochen sie wie Kartoffeln oder verwenden sie für Aufläufe, Quiches und Ähnliches. Haben Sie sehr viele Knollen, können Sie die gekochten Knollen einfrieren.
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Blüten für Auge und Gaumen
Taglilien (Hemerocallis) sind ein wahrer Schmaus für die Augen – und den Gaumen. Als ihre Blüten für die Küche vor einigen Jahren wiederentdeckt wurden, kamen Taglilien ins Gespräch, doch wussten Sie, dass sogar alle Teile der Pflanze essbar sind? Taglilien stammen ursprünglich aus Ostasien und sind dort als Nahrungspflanze sehr beliebt.
Das Besondere an den vielen verschiedenen Arten und Sorten sind die Blüten, die sich ab Mai/Juni jeweils nur für einen einzigen Tag öffnen, dafür aber in einer so üppigen Fülle, dass die Blütezeit viele Wochen dauern kann (sortenabhängig). Die Zitronen-Taglilie (Hemerocallis citrina) duftet etwa wunderbar nach Maiglöckchen. Die Art H. esculenta heißt sogar Essbare Taglilie – wobei die anderen Arten auch essbar sind.
Foto: shabbydeco/Adobe StockErnten Sie einfach nach Bedarf. Die Knospen können Sie frittieren, backen, einlegen, die Blüten roh in Salate geben oder kochen. Zum Dünsten und Braten sind die knackig frischen Austriebe geeignet. Die Samen kommen zerdrückt als Topping auf Suppen oder Salate. Sogar die Wurzeln sind essbar. Wenn also der Bestand überhandnimmt – einfach aufessen!
Sonne oder Halbschatten, einen durchlässigen Boden, der nicht zu trocken ist – das braucht die Taglilie und ist ansonsten mit zwei jährlichen Kompostgaben im Frühjahr und Herbst zufrieden. Pflanzen Sie im Frühjahr oder Herbst je drei bis vier Pflanzen pro Quadratmeter. Setzen Sie sie so, dass der Wurzelansatz etwas unter der Erde liegt.
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Essbare Gehölze
Abwechslung auf den Teller bringen neben Kräutern, Wildpflanzen und Stauden auch einige essbare Gehölze, die eher als Zierpflanzen bekannt sind.
Die Blüten der Tulpen-Magnolie (Magnolia x soulangeana) sind gezuckert zum Verzehr geeignet. Sie schmecken leicht bitter und rosenartig.
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Aus Früchten der Zierquitte (Chaenomeles) lassen sich Liköre und Marmeladen herstellen. Ernten Sie erst nach dem ersten Frost.
Die Blätter des Chinesischen Gemüsebaums (Toona sinensis) können Sie als Gemüse essen oder als Tee trinken. Regelmäßig geschnitten lässt er sich auf 1,5 m Höhe halten.









