• Gartengenuss

Schmackhafte Tafeltrauben

Zum Trinken viel zu schade

Schmackhafte TafeltraubenFoto: Parfenova/Adobe Stock

Tafeltrauben werden im Unterschied zu den Keltertrauben nicht zur Weinherstellung verwendet, sondern als Obst roh gegessen. Es gibt allerdings nur wenige Obstarten, bei denen erfolgreiches Wachstum im Garten so sehr von der richtigen Sorte abhängt wie bei der Tafeltraube. Leider ist die seit über 5500 Jahren kultivierte Weinrebe (Vitis vinifera) für allerlei anfällig: tiefe Wintertemperaturen, Spätfröste, Echten und Falschen Mehltau, Reblaus und Traubenwickler. Durch die Wahl der richtigen Sorte können Sie die meisten Probleme jedoch vermeiden.

Mit veredelten Reben auf widerstandsfähigen Unterlagen aus dem Fachhandel ist die Reblausfrage gelöst. Für den Garten kommen zudem nur pilzresistente Sorten infrage, ansonsten müssten Sie mehrfach Fungizide spritzen. Es macht also keinen Sinn, pilzanfällige Sorten wie ‘Dornfelder’, ‘Roter’ und ‘Weißer Gutedel’, ‘Portugieser’, ‘Königin der Weingärten’ oder ‘Thompson Seedless’ zu pflanzen. Diese recht bekannten Sorten finden sich zwar im Handel, sind aber zu anfällig, um ohne mehrfache Spritzungen gesund zu bleiben. Auch ‘Phoenix’ ist noch im Angebot. Die grünfrüchtige, mit der sehr robusten blauen ‘Regent’ zugleich in den Handel gekommene Pionierzüchtung platzt grundsätzlich auf und fault dann. Trotz Resistenz ist sie somit keine gute Wahl.

Bewährte Sorten

RegentFoto: ThKatz/Adobe Stock ‘Regent’

Unschlagbar robust, sehr wuchsfreudig, über einen langen Zeitraum zu ernten und dabei fruchtig wie kaum eine andere Sorte ist die um 1930 gezüchtete und seit über 25  Jah­ren als Tafeltraube bewährte ‘Muscat bleu’. Ähnlich robust, vital und aromatisch ist die erste resistente Keltersorte ‘Regent’, die aber kleinere und sehr dicht sitzende Beeren hat. Dafür ist ihre wochenlang anhaltende Herbstfärbung unübertroffen. Allerdings können ihre intensiv blauen Beeren Flecken auf der Gartenhauswand hinterlassen.

Ebenfalls bewährt haben sich die großbeerige, grünfrüchtige ‘Garant’, die gut frostfeste, sehr großfrüchtige, samenarme, gelbgrüne ‘Arkadia’ und die großbeerigen, blauen Sorten ‘Ontario’ und ‘Venus’ (samenlos). Gleichfalls samenlos sind die grünen, sehr kleinbeerigen ‘Romulus’ und ‘New York’ –kleine, frischgrüne, süße Perlen, ideal für Müsli und Dessert.

In Weinbauregionen können selbst spät reifende Tafeltraubensorten noch ausreifen, für etwas weniger warme Lagen sollte die Reifezeit nicht nach Mitte bis Ende September liegen. Von Natur aus früh reife Trauben benötigen nur 60 Tage Entwicklungszeit, spät reife bis zu 120 Tage. In kühleren Gebieten oder bei nachteiligem Witterungsverlauf reifen ausgesprochene Spätsorten nicht mehr aus. In warmen Regionen kann man durch eine Folge unterschiedlich abreifender Sorten den Erntezeitraum über zwölf bis 14 Wochen erstrecken.

In weniger begünstigten Lagen steigt zum Sommerausgang zudem der Pilzdruck, auch von daher sind frühe Sorten vorteilhaft. Die hier empfohlenen robusten Züchtungen rei­fen alle spätestens im September.

Erste Erziehungsschritte

Pflanzjahr: Zunächst darf nur ein Trieb hochwachsen. Weitere Triebe werden Ende Mai entfernt. Damit der erst allmählich verholzende, bruchgefährdete Jungtrieb nicht abbricht, wird er immer wieder an einem Pflanzstab festgebunden.

Zweites Jahr: Ende Mai werden alle neuen Seitentriebe entfernt, nur die beiden Triebe, die in der gewünschten Höhe dauerhaft das Seitengerüst bilden sollen, bleiben stehen. Auch der Mitteltrieb wird etwas zurückgenommen, damit er kräftige Seitentriebe für die nächste Gerüstetage bildet.

Drittes Jahr: Wieder werden alle Seitentriebe oberhalb der ersten Gerüstetage entfernt, zwei Triebe für die zweite Etage bleiben stehen. An der unteren Etage bilden sich auf der verholzten Altrute die ersten Fruchttriebe, die im nächsten Februar auf zwei Knospen zurückgeschnitten werden.

Erziehung der JungrebeZeichnungen: Buchter Erziehung der Jungrebe: 1. Rückschnitt auf zwei Knospen (Augen); 2. Rückschnitt des Austriebes auf max. zehn Augen und waagerecht binden; 3. Rückschnitt des Austriebs auf sechs Augen; 4. Zapfenschnitt.

Wollen Sie eine Wand oder einen Zaun großflächig, aber nicht höher als 200 bis 250 cm begrünen oder sollen die Reben als freie Hecke stehen, bietet sich die normale Flachbogenerziehung an: auf Dauer stehen bleibende Gerüstarme, aus denen Fruchttriebe herangezogen werden. 

Da Reben hängende Triebe haben, ist bei unten liegenden Gerüstarmen Aufbinden oder Auf­stecken nötig. Einfacher ist es, die Gerüstarme erst weiter oben zu erziehen, dann hängen die fruchttragenden Triebe frei nach unten.

Standort sorgfaltig wählen

GarantFoto: Flora Press ‘Garant’

Reben wurzeln im Lauf der Jahre bis zu 15 m tief und erschließen sich so Wasser und Nährstoffe in großen Tiefen. Daher eignen sie sich auch für kleine Pflanzstellen an Wänden, Torbögen oder Pergolen. Damit die Rebe rasch und vital heranwächst, gilt der Anfangsentwicklung besonderes Augenmerk. Die Jungpflanzen benötigen lockere, nährstoffreiche, gleichmäßig mit Wasser versorgte Erde.

An kargen Stellen empfiehlt es sich deshalb, ein 60 x 60 cm großes Pflanzloch gut 50 cm tief auszuheben und den mageren Boden gegen gut durchlässigen, nährstoffhaltigen Gartenboden auszutauschen. Hat der gewählte Standort bereits guten Boden, genügt ein 30 x 30 cm großes Pflanzloch. In den ersten zwei Jahren wird regelmäßig gegossen, später erschließt sich der Tiefwurzler das Wasser aus tieferen Schichten.

Ideal ist zudem eine vollsonnige Stelle, in rauen Lagen am besten an einer geschützten Südwand. Falls keine volle Südlage vorhanden ist, eignet sich die Südostlage besser als die Südwestlage, damit die Blätter morgens möglichst rasch abtrocknen und somit der Pilzdruck geringer ist.

RomulusFoto: Buchter ‘Romulus’

Regelmäßige Laubarbeiten

Wenn Reben wild wachsen, zeigt sich ihr lianenartiger Charakter. Die Pflanze strebt viele Meter hoch nach oben, beschattet sich selbst, das dichte Wirrwarr an Trieben verhindert rasches Abtrocknen, begünstigt also den Pilzbefall. Deshalb sind für einen guten Ertrag und vitale Pflanzen wiederkehrende Laubarbeiten nötig.

Regelmäßige LaubarbeitenFoto: Niko_Dali/Adobe Stock Damit sich die Früchte optimal entwickeln, sind einige Laubarbeiten notwendig.

Ausbrechen: Die neuen Jungtriebe sind zunächst krautig weich, sie lassen sich daher leicht abstreifen oder wegbrechen. Dieses „Ausbrechen“ zeitig durchzuführen lohnt sich, da überzählige Triebe Wasser und Nährstoffe verbrauchen, die ansonsten den Fruchttrieben zugutekämen. Allerdings sollte es nicht vor den letzten Spätfrösten Mitte Mai erfolgen. Außer den Fruchttrieben belassen Sie nur den Austrieb, der zum Stockaufbau im Folgejahr vorgesehen ist.

Aufstecken: Damit alle Blätter gleichmäßig Sonne erhalten, werden die Triebe am Gerüst aufgesteckt oder festgeheftet. Nur bei Umkehrerziehung bzw. hohem Pergola-Aufbau lassen Sie die Triebe frei wachsen. Diese Arbeit sollte bis August alle drei Wochen erfolgen.

Auslichten: Bei entsprechend stark wachsenden Pflanzen empfehlen sich sommerliche Laubarbeiten. Sie können Triebe einkürzen, die Durchgänge behindern oder bei Hecken zu hoch über das Gerüst hinausragen und umkippen. Auch wenn das Blattwerk so dicht wird, dass zu wenig Licht und Luft an die Fruchtzone gelangt, sollten Sie Triebe zurücknehmen und Geiztriebe auslichten.

Entblättern: Mitte Juli können Sie beginnen, gezielt Früchte verdeckende Blätter zu entfernen, damit die Beeren besser Sonne erhalten, mehr Aromastoffe aufbauen und rascher abtrocknen. Allerdings sollten Sie langsam und behutsam vorgehen. Plötzliches Freistellen am Ende einer bewölkten Wetterphase, der sonnig-heiße Tage folgen, kann zu Sonnenbrand auf der Beerenhaut führen.

So schneiden Sie richtig

Der richtige SchnittFoto: Buchter Der richtige Schnitt entscheidet über den Fruchtansatz.

Die Rebe wächst nach einfachen Grundregeln. Davon leiten sich die jährlich wiederkehrenden Schnittarbeiten ab. Der richtige Zeitpunkt liegt nach den letzten tiefen Winterfrösten und vor dem Knospenschwellen – je nach Klimaregion zwischen Mitte Februar (z.B. Vorderpfalz) und in rauen Lagen Mitte April. Der Anschnitt erfolgt am Vorjahres­trieb jeweils 2 cm oberhalb ei­ner Knospe. Mehrjähriges Holz wird bis auf einen Stummel von 1 cm Länge entfernt. Wollen Sie einen Jahrestrieb ganz wegschneiden, der mehrjährigem Holz entspringt, wird glatt am alten Holz abgeschnit­ten. Ansonsten treiben zahlreiche Basisaugen aus und entwickeln sich zu unerwünschten Trieben, die unnötig Assimilate verbrauchen und aufwendige Laub­arbeiten nach sich ziehen. Wenn Sie beim Aufbau langer Kordons (Triebe, die aus mehrjährigem Holz bestehen und in die Horizontale gebogen werden) stets oben liegende Knospen anschneiden und hieraus den Gerüstast weiterziehen, erhalten Sie besonders gleichmäßige Reben.

Muscat bleuFoto: Buchter ‘Muscat bleu’

 

Sorten-Überblick

VenusFoto: Buchter ‘Venus’

‘Arkadia’ wächst stark und hat große Trauben mit samenarmen, großen, gelbgrünen Beeren.
‘Birstaler Muskat’, das gelbbeerige Gegenstück zu ‘Muscat bleu’, ist etwas anfälliger.
‘Muscat bleu’, früh reif und lange zu beernten, ist sehr aromatisch und viele Jahre bewährt.
‘Ontario’ bringt mittelspäte, große Trauben mit riesigen, knackigen Beeren, die aromatisch schmecken.
‘Regent’ ist eine gut pilzfeste, fruchtige, blaue Weinsorte, früh reif mit kleinen Beeren.
‘Romulus’ ist eine früh reife, samenlose, robuste Sorte mit kleinen, süßen Beeren.
‘Vanessa’ hat große, feste, rosarote Beeren ohne Samen, sie reift mittelfrüh.
‘Venus’ ist samenlos, großbeerig und aromatisch, reift Ende August und ist sehr wüchsig.

 

 

Dr. Helga Buchter-Weisbrodt

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