- Gartengenuss
Radieschen anbauen
Foto: Alexander Raths/Adobe Stock
Wussten Sie, dass Sie Radieschen gleich dreifach genießen können? Denn neben den runden, roten, gelben oder violetten Knollen können Sie zusätzlich auch die Samenschoten sowie die Sämlinge als Radieschenkresse nutzen. All das zusammen ermöglicht eine ganzjährige und vielfältige Verwendung von Radieschen in der Salatküche.
Mehr als nur rot-weiß
Traditionell sind Radieschenknollen rund und leuchtend rot. Das Sortiment ist allerdings viel abwechslungsreicher. So gibt es auch gelbe, weiße, rot-weiße und violette Sorten mit runder Form sowie Sorten mit länglichen Knollen in Weiß oder Rot-Weiß.
Berücksichtigen Sie bei der Auswahl, unabhängig von Form und Farbe, unbedingt die Eignung für Ihren gewünschten Anbauzeitraum (z.B. spezielle Sommersorten). Diese Information finden Sie meist auf der Rückseite der Saatgutpackung. So verringern Sie das Risiko von Schossen und Pelzigkeit. Neue Sorten bieten neuerdings zudem einen besseren Schutz vor Falschem Mehltau.
Empfehlenswerte Sorten
Sorte |
Aussaat |
Form |
Farbe |
---|---|---|---|
‘Vienna’ F1, ‘Lucia’ F1, ‘Raxe’, ‘Rudy’ | März–September | rund | rot |
‘Zlata’ | März–September | rund | gelb |
‘Albena’ | März–September | rund | weiß |
‘Viola’ | März–September | rund | violett |
‘Saxa 3’ | März–Mai | rund | rot |
‘Poloneza’ | März–Mai | rund | rot-weiß |
‘Eiszapfen’ | März–September | länglich | weiß |
‘Flamboyant’ | März–September | länglich | rot-weiß |
Foto: Flora Press/Virginie Quéant
Ernten am laufenden Band
Mit dem Frühjahrsanbau können Sie im Gewächshaus oder Frühbeet meist schon im März starten und ab April ernten. Im Freiland können Sie dann ab Mai aussäen und bis Mitte September im 14-täglichen Abstand Folgesaaten vornehmen und so für eine durchgängige Ernte sorgen. Die Wachstumszeit verkürzt sich dabei im Laufe des Sommers schrittweise von acht auf vier Wochen, ehe sie im Herbst wieder zunimmt.
Im Frühjahr haben Sie zudem die Möglichkeit, die Ernte vorzuverlegen, indem Sie bereits ab Mitte Februar Sämlinge bei 18 °C in einer Saatschale vorziehen. Sobald die Keimblätter vollständig ausgebildet sind, pikieren Sie die Sämlinge dann ins Gewächshaus oder den Frühbeetkasten. Sie erreichen damit eine um zwei Wochen schnellere Frühjahrsernte im Vergleich zur Direktsaat.
Foto: fotoknips/Adobe Stock
Egal ob geschützter Anbau oder Freiland, ernten Sie laufend zuerst die größeren Knollen, damit schaffen Sie bessere Bedingungen für die „Nachzügler“, und Sie vermeiden holzige oder pelzige Knollen.
Fällt die Ernte mal zu üppig aus, können Sie die gewaschenen Knollen, am besten ohne Laub, in einem Folienbeutel im Kühlschrank für zwei bis drei Wochen lagern.
Anbauübersicht
Aussaat |
Standort |
Tage bis Ernte |
---|---|---|
Februar | Gewächshaus kalt | 60 |
März | Gewächshaus, Frühbeet, Freiland plus Vlies | 50 |
April | Freiland plus Vlies | 40 |
Mai | Freiland | 30 |
Juni | Freiland | 25 |
Juli | Freiland | 25 |
August | Freiland | 25 |
September | Freiland plus Vlies | 30 |
Oktober | Gewächshaus kalt | 50* |
* bei optimaler Witterung
Gegen Maden, Flöhe und Pilze
Radieschen lieben einen leicht humosen, sandigen, durchlässigen Standort mit möglichst viel Licht, vor allem im Frühjahr und Herbst. Besitzt Ihr Boden einen pH-Wert über 7,0, besteht die Gefahr eines Befalls mit dem Bodenpilz Rettichschwärze (Aphanomyces raphani). Beachten Sie daher unbedingt die Einhaltung einer vierjährigen Anbaupause (für Radieschen und andere Kohlverwandten, wie allen Kohlarten, Rüben oder Rettichen).
In die Kulturfolge können Sie Radieschen aufgrund der relativ kurzen Anbauzeit ganzjährig einbinden. In Mischkultur eignen sich besonders Kombinationen mit Bohnen, Erbsen und Salat.
Foto: L_amica/Adobe Stock Ein häufiges Problem beim Anbau von Radieschen ist zudem die Bildung von vorzeitigen Schosstrieben auf Kosten der Knollenbildung. Zu niedrige Temperaturen, falsche Sortenwahl, lange Sommertage, Trockenheit und wenig Licht fördern diesen Nachteil, oftmals in Zusammenhang mit einem zu engen Stand durch zu dichte Saat. Achten Sie daher gezielt auf eine optimale Saatdichte von etwa 200 Korn/m² (ca. 8 x 6 cm Abstand) im Frühjahr und Herbst. Im Sommer reichen bereits 140 Korn/m², weil die Laubentwicklung kräftiger ausfällt. Gerät die Saat dennoch zu dicht, sollten Sie die Sämlinge auf den geforderten Abstand vereinzeln. Die richtige Saattiefe beträgt 1 cm.
Durch eine Vliesauflage im Frühjahr oder im Herbst können Sie Ihr Erntefenster ausweiten. Zudem beugt sie einem Madenbefall der Knollen durch die Rettichfliege sowie übermäßigem Lochfraß durch Erdflöhe vor. Im Sommer empfiehlt sich hierfür ein Kulturschutznetz, weil sich darunter weniger Wärme staut. Beachten Sie, dass der Madenschutz nur funktioniert, wenn Sie die Bedeckung dicht und unmittelbar nach der Aussaat auflegen.
Nutzen Sie zum Gießen sonnige Vormittagsstunden, um die Gefahr von Blattpilzen (Falscher Mehltau, Rost) zu minimieren. Eine gleichmäßige Bodenfeuchte beugt Pelzigkeit vor.
Als Schwachzehrer benötigen Radieschen keine besondere Aufmerksamkeit bei der Düngung. Meist können Sie auf eine Düngung sogar komplett verzichten, was auch hohe Nitratgehalte in den Knollen vermeiden kann. In jedem Fall sollten Sie bei der Beetvorbereitung nicht mit Stallmist düngen. Den findet die Rettichfliege nämlich ziemlich attraktiv.
Foto: Hortimages/shutterstockRattenschwänzchen statt Knolle
Rattenschwanzradieschen erinnern mit ihren schmalen Früchten (Schoten) optisch an die Schwänzchen von Ratten oder Mäusen. Verzehrt werden bei ihnen nicht die Knollen, sondern die jungen Früchte. Ernten können Sie, solange die Schoten noch klein und zart und die darin befindlichen Samen noch grün und milchig sind. Pflücken Sie ganze Schoten von der Pflanze zum Naschen oder geben Sie sie zu gemischten Salaten. Sie werden über das intensive, scharfe Radieschenaroma staunen.
Der Vorteil dieser Anbauvariante liegt auch in der langen Nutzungszeit. Die Sorte ‘Rattenschwanzradies’ benötigt weder eine enge Satzstaffelung noch viele Pflanzen für eine ausdauernde Ernte. Die Setzlinge entwickeln sich nach dem Pflanzen zu kräftigen Büschen, die üppig blühen und nach der Bestäubung durch Insekten viele Wochen reiche Ernte bringen. Auch der Anbau im Kübel ist gut möglich.
Grünkraut als Winteralternative
Wenn sich die beiden vorher beschriebenen Anbaumethoden im tiefen Winterschlaf befinden, füllt der Anbau von Grünkrautsprossen (Radieschen-Kresse) die Lücke als Vitaminspender auf. Dazu werden die Samen dicht an dicht in kleine, mit Substrat befüllte Töpfe oder Schalen gesät, etwas angedrückt und nach dem Angießen bei Zimmertemperatur angekeimt.
Auf einem hellen Fensterbrett keimen die Samen innerhalb von drei bis vier Tagen und sind bereits nach weiteren drei bis fünf Tagen erntefertig. Die Sämlinge mit den voll ausgebildeten Keimblättern schneiden Sie dann einfach mit einer Schere knapp über dem Substrat ab und geben sie frisch in den Salat oder aufs Butterbrot.
Foto: Martinan/Adobe Stock
Die scharfen Senföle gehören zu den bioaktiven Inhaltsstoffen und sind Beleg für den hohen gesundheitlichen Wert von Grünkrautsprossen. Auch im Vitamingehalt ist Grünkraut um ein Vielfaches höher als die klassischen Radieschenknollen. Besonders Kinder finden diese gesunde Salatalternative schmackhaft und cool, zumal der Anbau auch kinderleicht durchzuführen ist.
Thomas Jaksch
Dipl.-Ing. Gartenbau (FH),
ehemaliger Betriebsleiter Gemüsebau,
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf