- Gartengenuss
Pfirsiche und Nektarinen
Süßer Sommergenuss
Foto: Africa Studio/Adobe Stock
Saftig, süß und vollreif geerntet– so schmecken Pfirsiche (Prunus persica) und Nektarinen (P. p. var. nucipersica) am besten. Doch sieht die Realität häufig anders aus. Die im Handel erhältlichen Früchte werden meist schon im halbreifen Zustand geerntet, damit sie den Transport unbeschadetüberstehen. Leider wirkt sich dies deutlich auf den Geschmack aus.
Eine Alternative dazu stellt der Anbau im eigenen Garten dar, auch wenn diesüber lange Zeit eher ein frommer Wunsch gewesen ist. Vor allem aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegenüber Spätfrösten und ihrer Anfälligkeit für die Kräuselkrankheit galten Pfirsiche und Nektarinen weitestgehend als ungeeignet für den eigenen Anbau. Dabei sind die Pflanzen gar nicht so empfindlich, wie häufig angenommen, sofern Sie die richtigen Sorten und vor allem den richtigen Standort auswählen.
Kein Freund von Schatten
Foto: Sea Wave/Adobe StockDie ursprünglich aus China stammenden Gehölze benötigen einen vollsonnigen und möglichst geschützten Standort, damit sie auch bei unseren klimatischen Verhältnissen gut gedeihen und viele aromatische Früchte ausbilden. Pflanzen Sie den Baum deshalb am besten mit ausreichend Abstand vor eine nach Süden ausgerichtete Laubenwand. Sie speichert tagsüber Wärme und gibt sie in der Nacht wieder ab.
Der Standort sollte außerdem vor kaltem Ostwind geschützt sein. Eine gute Durchlüftung ist aber wichtig, damit nasses Laub schnell abtrocknet und kein Nährboden für Pilzkrankheiten entsteht.
Locker und warm
Pfirsiche gedeihen besonders gut in lockeren, humus- und nährstoffreichen Böden, die sich schnell erwärmen. Nasse, kalte oder schwere Böden sind eher ungünstig. Leichte Sandböden sollten Sie mit einer ordentlichen Gabe Kompost verbessern.
In den heißen Sommermonaten können Sie durch Mulchen und regelmäßiges Gießen die Fruchtbildung fördern. Ist die Wasserversorgung unregelmäßig oder zu knapp, bleiben die Früchte klein oder fallen vorzeitig ab. Streuen Sie zudem im Frühjahr etwa 3 l reifen Kompost, gemischt mit 80–100 g/m² Hornspänen, im Wurzelbereich aus. Das gewährleistet eine gute Nährstoffversorgungüber den Sommer.
Zeichnung: Faltermayr
Wohlerzogen wachsen
Bei Pfirsichbäumen ist eine Erziehung als Buschbaum meistensüblich. Dabei entfernen Sie nach dem Pflanzen alle Triebe bis zu einer Höhe von ca. 60 cm. Zusätzlich wählen Sie drei bis vier seitlicheÄste aus, die Sie auf ca. vier bis fünf Augen einkürzen. Den Mitteltrieb schneiden Sie auf ca. sechs bis acht Augenüber dem höchsten Leitast zurück. Binden Sie im Laufe des Jahres die neu austreibenden Seitenäste herunter und kürzen Sie sie im folgenden Jahr wieder etwas ein, dann entstehenÄste mit einer guten seitlichen Verzweigung.
Alternativ können Sie Pfirsichbäume auch mit einer sogenannten Hohlkrone erziehen. Hierfür entfernen Sie nach etwa drei Jahren den Mitteltrieb. Eine Hohlkrone lässt viel Licht ins Innere hindurch, sodass die Früchte besonders gut ausreifen. Aber auch die Erziehung mit klassischer pyramidenförmiger Krone ist möglich. Grundsätzlich ist nur wichtig, dass alle Triebe viel Licht bekommen.
Eine weitere, etwas ungewöhnliche Variante ist, den Pfirsich direkt an der Laubenwand als Fächerspalier zu erziehen. Hierfür benötigen Sie nur zwei seitliche Leitäste, die Sie auf drei bis vier Augen einkürzen. Die neuen Austriebe leiten Sie dann fächerförmig in alle Richtungen nach oben.
Der richtige Trieb entscheidet
Zeichnung: Faltermayr Der jährliche Schnitt des Pfirsichbaums ist ein Muss und schlichtweg notwendig, da sich die Früchte nur am einjährigen Holz bilden. Bleibt der Schnitt aus, verkahlen die Bäume schnell, und der Ertrag lässt nach.
Entfernen Sie direkt nach der Ernte etwa drei Viertel der abgeernteten Triebe. Die verbleibenden Triebe kürzen Sie auf drei Knospen ein. So regen Sie die Bildung neuer Fruchttriebe für das kommende Jahr an. Ein weiterer Vorteil ist, dass Sie nun gut erkennen können, wo das Laub zu dicht ist und Sie etwas auslichten sollten.
Ebenso wichtig ist der Frühjahrsschnitt. Wenn Sie ihn während oder kurz nach der Blüte durchführen, können Sie die verschiedenen Triebarten gut unterscheiden: echte Fruchttriebe, falsche Fruchttriebe, Holztriebe und Buketttriebe (kurze Triebstummel mit fünf oder mehr Blütenknospen an der Spitze). Bei echten Fruchttrieben wird jede spitze Blattknospe von ein bis zwei rundlichen Blütenknospen begleitet. An ihnen wachsen, ebenso wie an den kurzen Buketttrieben, die schmackhaften Früchte. Schneiden Sie die echten Fruchttriebe maximal hinter der sechsten Blüte ab, sonst bleiben die Früchte später sehr klein, weil sie nicht ausreichend versorgt werden.
Falsche Fruchttriebe besitzen hingegen nur Blütenknospen. Da diese Früchte niemals ausreifen, sollten Sie die Triebe entweder direkt an der Basis entfernen oder auf kurze Stummel einkürzen, damit daraus evtl. echte Fruchttriebe entstehen. Die Abschnitte eignen sich noch gut für die Blumenvase.
Holztriebe sind meist vergreist und besitzen keine oder nur sehr wenige Blütenknospen, sie tragen somit auch keine Früchte. Diese Triebe können Sie entweder auf die Hälfte ihrer Länge einkürzen oder direkt an der Basis entfernen, um einen Neuaustrieb anzuregen und den Baum entsprechend zu verjüngen.
Foto: LianeM/Adobe Stock
Kräuselnde Blätter
Pfirsichbäume werden häufig von der durch einen Pilz verursachten Kräuselkrankheit befallen. Dann rollen sich die Blätter vor allem in nasskalten Frühjahren ein, werden blasig und sterben ab. Auch wenn die Blätter anschließend meist wieder austreiben, wird der Baum dennoch geschwächt, wodurch sich häufig der Ertrag mindert. Kontrollieren Sie im Frühjahr deshalb regelmäßig die Blätter und zupfen Sie kräuselnde sofort ab. Entsorgen Sie sie aber nicht auf dem Kompost, sondern im Müll. Vorbeugend können Sie zur Pflanzenstärkung zwischen Februar und März im 14-täglichen Abstand die Knospen mit Ackerschachtelhalmbrühe besprühen.
Die beste Vorsichtsmaßnahme ist ein gesunder Baum, setzen Sie daher schon bei der Sortenwahl auf widerstandsfähige Sorten. Generell sind gelbfleischige Sorten anfälliger als weißfleischige.
Als weitere Schädlinge spielen vor allem Blattläuse eine Rolle, u.a. alsÜberträger der Kräuselkrankheit, oder Wühlmäuse, die gelegentlich die Wurzeln annagen.
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Spätfrost
Durch den bevorzugten sonnigen Standort kann es passieren, dass sich die Blüten bei schönem Wetter im Frühjahr viel zu frühöffnen. Folgen dann noch einmal frostige Nächte, erfrieren die zarten Blüten, und die Ernte fällt aus. Sie können die Blüte jedoch etwas hinauszögern, indem Sie bei Sonnenschein mit Vlies oder Leinen beschatten. Diese Frostempfindlichkeit hatübrigens nichts mit der generellen Winterhärte zu tun.Ältere und eingewachsene Exemplareüberstehen auch kältere Winter problemlos.
Pfirsichsorten
‘Benedicte’
Foto: mauritius images/Blickwinkel / Alamy
Robust gegen die Kräuselkrankheit. Die Früchte sind besonders aromatisch und gut steinlösend.
Wuchs: bis 4 m Höhe (ohne Schnitt), Krone etwas ausladend
Blüte: zwischen März und April, weiß bis zartrosa
Frucht: rot, sehr groß, weißes Fruchtfleisch
Reifezeit: Anfang bis Mitte August
‘Revita’
Robuste Neuzüchtung, die der Kräuselkrankheit trotzt. Sehr hoher Ertrag, Früchte jedoch besser zur Verwertung als zum Frischverzehr, da sie ungekocht nicht so aromatisch sind.
Wuchs: 2–3 m Höhe
Blüte: April, dunkelrosa
Frucht: grüngelb, auf der Sonnenseite rot, weißes Fleisch
Reifezeit: Mitte bis Ende August
‘Harrow Beauty’
Foto: Flora Press/Visions
Saftig, sehr aromatisch und resistent gegen die Kräuselkrankheit. Früchte sollten leicht druckfest geerntet werden, zu lange am Baum verlieren sie an Geschmack und werden mehlig.
Wuchs: ca. 2 m breiter Kleinbaum, 3,5 m Höhe
Blüte: ab März, rosa
Frucht: gelbfleischig, gelbe Schale, auf der Sonnenseite rot
Reifezeit: Ende Juli bis Mitte August
‘Amsden’
Früchte schmecken saftig und süß. Sie eignen sich zum Frischverzehr oder Einmachen. Robust gegen Krankheiten, auch gegen die Kräuselkrankheit.
Wuchs: bis 5 m Höhe (ohne Schnitt), kräftig wachsend mit breiter Krone
Blüte: Mitte März bis Anfang April, dunkelrosa
Frucht: gelb-rot, klein bis mittelgroß, helles, weißes Fruchtfleisch mit kleinem Kern
Reifezeit: Juli bis August
Nektarinensorten
Zwerg-Nektarine‘Redgold’
Foto: Flora Press/Teubner Foodfoto
Eignet sich aufgrund ihrer Größe gut für eine Kübelpflanzung. Gute Frosthärte, im Topf ist ein Schutz jedoch ratsam.
Wuchs: 1–1,5 m Höhe, kompakt, strauchartig
Blüte: April, rosa
Frucht: rot, knackiges, goldgelbes Fleisch, süß
Reifezeit: ab August
‘Tellernektarine’
Früchte haben ein festes Fruchtfleisch, sie schmecken sehr süß und saftig. Die Tellernektarine (auch Weinbergnektarine) gilt als sehr robust und widerstandsfähig.
Wuchs: bis 3 m Höhe, buschförmig
Blüte: April, dunkelrosa, gefüllt
Frucht: gelbfleischig, platt, rötliche Schale, gut steinlösend
Reifezeit: Juli bis August
Nektarine‘Early Sungrand’
Foto: bergamont/Adobe Stock
Liefert zuverlässig gute Erträge. Die schmackhaften Früchte können ab August geerntet werden, ihr volles Aroma und die beste Konsistenz haben sie jedoch ab September.
Wuchs: bis 4 m hoch (ohne Schnitt) und breit
Blüte: April, rosa
Frucht: gelbe und dunkelrote Schale, gelbes Fruchtfleisch
Reifezeit: ab August
Plattpfirsich‘Saturne’
Die platten Früchte sind stark duftend, saftig und süß. Späte Blüte und mittelfrühe Reifezeit liefern zuverlässigen Ertrag.
Wuchs: 3–4 m Höhe
Blüte: April bis Mai, dunkelrosa
Frucht: platt, gelbrote Schale, gut steinlösend, weißfleischig
Reifezeit: ab Ende August
Miriam Soboll
Fachberaterin des Landesverbandes
Niedersächsischer Gartenfreunde