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Permaveggies

Mehrjähriges Gemüse

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Mehrjähriges Gemüse im GartenFoto: TwilightArtPictures/Adobe Stock

In unseren Gärten wächst überwiegend einjähriges Gemüse. Doch wie wäre es, wenn Sie nach dem Säen oder Pflanzen mehrfach oder sogar jahrelang von einer Pflanze ernten könnten? Was nach dem Traum eines jeden Gärtners klingt, gibt es tatsächlich und heißt: mehrjähriges Gemüse – oder etwas trendiger Permaveggies (engl. dauerhaftes Gemüse).

Per Definition sind mehrjährige Gemüse mindestens drei Jahre lebensfähig. Sie bilden nutzbare Blätter, Triebe, Stängel, Wurzeln, Knollen oder Blüten. Diese müssen geerntet werden können, ohne dass die Pflanze dabei zerstört wird. Mehrjährige Gemüse sind unter mitteleuropäischen Klimabedingungen frosthart. Bekannte Vertreter sind etwa Spargel, Bärlauch oder Meerrettich.

Taubenkropf-LeimkrautFoto: mauritius images/Garden World Images/ GWI/Dr Alan Beaumont Die Blätter des Taubenkropf-Leimkrauts sind als Stridolo bekannt. Je nach Ernteorgan lässt sich das mehrjährige Ge­müse in Gruppen einteilen:

  • Blattstiel- und Stängelgemüse, z.B. Rhabarber, Spargel
  • Blattgemüse, junge Triebe, z.B. Ampfer, Guter Hein­rich, Ewiger Kohl, Schnittknoblauch, Pfefferkraut
  • Essbare Blüten, z.B. Artischocke, Taglilie, Zierlauch
  • Wurzel-, Knollengemüse, z.B. Zuckerwurzel, Knol­lenziest, Erdmandel
Heimisch und doch unbekannt

Tatsächlich bieten mehrjährige Gemüsepflanzen in unseren Gärten ein unbekanntes Potenzial. Zum Beispiel das Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris): Die Wildpflanze ist zwar bei uns heimisch, dass ihre jungen Triebe essbar sind und nach Erbse und Estragon schmecken, ist allerdings eher unbekannt. Anders in Italien, dort wird das Kraut als Blattgemüse-Salat kulinarisch genutzt und Stridolo genannt.

Ein anderes Beispiel ist der Knotenblütige Sellerie (Apium nodiflorum, auch Sedanina gennant). Die in Europa, Nordafrika und Asien heimische Wildpflanze liebt Feuchtigkeit und wächst sowohl im Wasser als auch im Garten. Die Staude ist winterhart, mehrjährig und lässt sich mit ihrem zarten möhren- bis sellerieartigen Geschmack bestens in Salaten, Suppen und Soßen oder in grünen Smoothies verwenden.

Die Vorteile 

Einjährige Gemüsebeete erfordern über viele Jahre eine gute Flächenplanung und eine abwechslungsreiche Fruchtfolge, um den Boden gesund zu erhalten. Für mehrjährige Gemüse hält sich der Aufwand in Grenzen. Sie müssen kaum gedüngt werden, denn ein mehrjähriges Wurzelsystem erschließt tiefere Bodenschichten und damit zusätzliche Nährstoffe. Natürliche Symbiosen mit Bodenpilzen wie Mykorrhiza steigern zusätzlich die Nährstoffeffizienz. Eingewachsene Bestände unterdrücken Beikräuter, und Sie sparen dadurch zusätzliche Gartenarbeit.

StridoloFoto: Comugnero Silvana/Adobe Stock Stridolo: Die jungen Triebe schmecken nach Erbse und Estragon.

Zwar steht im Hobbygarten die Ertragsmaximierung nicht im Vordergrund, doch einmal pflanzen und über Jahre regelmäßig ernten, bringt einfach mehr ein. Der Ertrag der Mehrjährigen ist stabiler und verlässlicher bei Witterungsextremen. In Zeiten des Klimawandels kann dieser Vorteil gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Beeindruckend sind vor allem die ökologischen Vorteile. Denn dauerhaft bedeckter, nicht bearbeiteter Boden wird geschont. Das stärkt das Bodenleben, baut Humus auf und verbessert die Struktur. Weniger Nährstoffe gehen verloren, das Wasserhaltevermögen wird verbessert. Dass so auch mehr CO2 im Boden gebunden wird, ist ein positiver Nebeneffekt.

Mit einer Dauerbepflanzung können Sie auch sonst unproduktive Gartenstandorte wie Hänge oder Schattenlagen nutzbar machen. Permaveggies fördern Nützlinge, ziehen Insekten an und sorgen damit für mehr Biodiversität und eine höhere ökologische Stabilität selbst von Kleinflächen. Mit gezielt genutzten mehrjährigen Kulturen kann aus Ihrem Gemüsebeet ein kleines, gesundes Ökosystem werden.

Abgesehen davon sind sie schön anzusehen. Die Grenzen zwischen Blumen- und Gemüsebeet verschwimmen.

Auch die Gartenfrüchte haben einen Mehrwert, denn mehrjähriges Gemüse ist reicher an wertgebenden Inhaltsstoffen als herkömmliche Gemüse. Der mehr­jährige Gute Heinrich z.B. enthält drei- bis viermal so viel Vitamin A wie Kopfsalat. Bei Löwenzahn ist es etwa das Zehnfache. Ähnlich hoch liegen die Unterschiede beim Vitamin-C-Gehalt zwischen Kopfsalat und Sauerampfer.

Essbare Staude

Die Gruppe der Permaveggies hat viele Kuriositäten zu bieten. Eine davon ist die Funkie (Hosta), die bei uns ausschließlich als Zierpflanze bekannt ist. Sie stammt aus Japan, China, Russland und Korea und wird oft als Blattschmuckstaude auf Schattenstandorten gepflanzt. Kaum bekannt ist bei uns, dass ihr erster Austrieb im zeitigen Frühjahr essbar ist und in Ostasien ein beliebtes Gemüse darstellt.

Aus den angebotenen Sortimenten sollten Sie für diese Nutzung eher fleischige, hellblättrige Sorten auswählen. Wenn Sie den Austrieb bleichen, erhalten Sie ein besonders zartes, spargelähnliches Produkt. Funkien gedeihen nicht im offenen Beet. Sie brauchen den Schatten von Bäumen und Sträuchern als Sonnenschutz.

Funkien-SchösslingeFoto: Michele Paccione/Adobe Stock Funkien-Schösslinge sind essbar.

Rhabarber

Rheum rhabarbarum, R. rhaponticum
Rhabarber ist ein traditionelles Gartengemüse und ein Klassiker unter den Permaveggies. Die Pflanze liebt nährstoffreiche, humose Böden mit gutem Wasserhaltevermögen und einen halbschattigen Gartenplatz.

Die Blattstiele können Sie ab März ernten. Wegen des zunehmenden Gehalts an Oxalsäure wird traditionell nur bis Ende Juni geerntet. Es gibt aber auch Sorten, die Sie bis in den Herbst ernten können, z.B. ‘Livingstone’.

Brechen Sie die Blattstiele lieber aus, statt sie abzuschneiden. Im Rest des Jahres kann die Pflanze wieder Kräfte sammeln. Verzehren Sie Rhabarber nie roh. Aufgrund seines hohen Gehalts an organischen Säuren gilt er oft als Obst.

Empfehlenswert sind rotstielige Sorten wie ‘Goliath’, ‘Vierländer Blut’ und ‘Elmsfeuer’ oder ‘Frambozen Rood’ mit Erdbeer-/Himbeerduft.

Etagenzwiebel

Allium x proliferum

EtagenzwiebelnFoto: Maksim Shebeko/Adobe Stock Etagenzwiebeln
Etagenzwiebeln bilden auf Stängeln drei bis zehn Brutzwiebeln (Bulbillen), die jeweils wieder austreiben und neue Brutzwiebelschäfte treiben. So entstehen zwei bis drei „Stockwerke“ pro Pflanze. Etagenzwiebeln wer­den gerne auch Wan­der­zwiebeln genannt, weil die Schäfte zur Rei­fe umbrechen und aus den Brutzwiebeln mit etwas Abstand zur Mutterpflanze wieder Nachkommen wachsen. So vermehrt sich diese Zwiebelkuriosität und „wandert“ durch den Garten. Geerntet werden die saftigen, grobröhrigen Zwiebelblätter (ab dem Austrieb) und die zarten Luftzwiebeln ab Ende Juli.

Ampfer

Blut-AmpferFoto: Scisetti Alfio/Adobe Stock Blut-Ampfer Rumex acetosa var. hortensis, Rumex scutatus
Die Ampfer sind eine vielfältige Gruppe von mehrjährigen Salatkräutern, die frisches, schmackhaftes Grün in den ausgehenden Winter bzw. ins zeitige Frühjahr bringen. Die von der grünen Wiese genaschten Wildpflanzen aus der Kindheit haben allerdings mit den blattreichen und wesentlich ertragreicheren Kulturformen wenig gemeinsam. Auch die Gartensorten wachsen völlig unkompliziert. Sie eignen sich selbst für halbschattige, feuchte Standorte. Zwei Schaufeln reifer Kompost bei der Pflanzung fördern Wachstum und Ertrag.

Neben dem Sauerampfer mit seinen rundblättrigen, blühfaulen und damit noch länger nutzbaren Sorten ist hier auch der Schild-Sauerampfer (Ru­mex scutatus) zu erwähnen. Er bildet zarte, blaue, pfeilartig gespitzte Blätter, die obstartig schmecken und sich für Süßspeisen eignen. Der Garten-Ampfer (Rumex patientia) lässt sich, ebenso wie der Rispen-Sauerampfer (Rumex thyrsiflorus), spinat­artig verwenden. Besonders dekorativ und in der Sorte ‘Bloody Dock’ auch angenehm mild im Geschmack zeigt sich der rotadrige Blut-Ampfer (Ru­mex sanguineus).

Ewiger Kohl/Stauden-Kohl

Brassica oleracea var. ramosa
Kohlgemüse ist bekannt als zweijährige Kultur mit Nutzung im ersten Jahr. Eine Ausnahme ist der mehrjährig wachsende, verholzende Ewige Kohl. Seine jungen Triebe oder Blätter können Sie wie Weißkohl verwenden. Da er (fast) nie blüht, ist nur eine Vermehrung durch Stecklinge möglich. Besonders attraktiv sind weißbunte (panaschierte) Gartenformen.

Ewiger KohlFoto: Ruckszio/Adobe Stock Ewiger Kohl

Achtung: Der Ewige Kohl kann schlagartig absterben und wird dabei seinem Namen nur bedingt gerecht. Vermehren Sie ihn rechtzeitig. Ewiger Kohl ist winterhart, ein Starkzehrer und ebenso an­fällig für die gängigen Kohlschädlinge wie andere Kohlgemüse auch.

Wolfgang Palme
Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt 
für Gartenbau, Wien – Schönbrunn

 

Speiselaub

Auch die Nutzung von Laubbaumblättern und Nadelgehölzen als Futter- und Lebensmittel war in vergangenen Jahrhunderten Ausdruck von Subsistenzwirtschaft und Notversorgung. Heute ist sie aus der Landwirtschaft mittlerweile völlig verschwunden. Die Genießbarkeit vieler Bäume und Sträucher ist deshalb weitgehend in Vergessenheit geraten.

Unter den Schlagworten „Wildgemüse“ und „essbare Landschaft“ besinnt man sich neuerdings wieder der kulinarischen Potenziale von Ahorn, Ulmen, Maulbeerbäumen, Kir­schen, auch von Birken, Rotbuchen und Eichen – vor allem beim zarten Frühjahrs­austrieb.

Die eben geöffneten Knospen von Linden bieten im Frühling ein besonderes Nascherlebnis. Nutzbar sind auch die Blätter von Sträuchern wie Haselnuss, Berberitze, Weißdorn, Heckenrosen, Sanddorn oder Johannisbeeren. Bei den Nadelgehölzen sind Fichte, Tanne, Wacholder und Zirbe (in kleinen Mengen!) genießbar. Um im Sommer frisches Grün ernten zu können, nutzten unsere Vorfahren die sogenannte Schneitelung: Sie setzten Gehölze durch radikalen Rückschnitt immer wieder auf den Stock. So treiben die Gehölze auch zu anderen Jahreszeiten junge Blätter aus und können mehrmals beerntet werden. Speiselaub eignet sich hervorragend in Salaten oder für Smoothies.

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