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Kartoffeln im eigenen Garten anbauen

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So ernten Sie die dicksten Kartoffeln


Kartoffeln aus dem eigenen GartenFoto: Marina Lohrbach/Fotolia.com Kartoffeln aus dem eigenen Garten schmecken nicht nur besonders gut, der Anbau ist auch noch kinderleicht.

Lange Zeit galt die Kartoffel (Solanum tuberosum) in Europa wegen ihrer violettfarbenen Blüten als Zierpflanze – zumal ihre Beeren und alle grünen Teile giftig sind. Erst Friedrich der Große erkannte die Vorzüge der Kartoffel. Der Befehl an die Bauern, sie anzubauen, brachte aber zunächst wenig. So ließ er die Felder von Soldaten bewachen, sodass die Bevölkerung glaubte, es müsse sich da um eine besonders wertvolle Pflanze handeln. Darauf schlichen die Bauern nachts auf die Felder und stibitzten die Kartoffelpflanzen, um sie auf ihren eigenen Feldern anzubauen. Heute ist die „tolle Knolle“ aus unseren Gemüsegärten nicht mehr wegzudenken.


Das Kartoffeljahr beginnt im Februar, nachdem Sie bereits im Herbst des Vorjahres den Boden für den Kartoffelanbau tiefgründig gelockert haben. Die Kartoffel (Solanum tuberosum) bevorzugt nämlich einen lockeren Boden mit guter Wasserführung und einem pH-Wert von 5,5–6,0. Noch unverrottete organi­sche Reste der Vorfrucht sollten Sie vor der Pflanzung entfernen. Frischen Stall­mist oder Kompost dürfen Sie zu dieser Zeit dem Boden auch nicht beimischen, denn die Kartoffel nimmt den größten Teil ihres Düngerbedarfs bis zur Blüte auf, und ein später frei werdender Über­schuss an Dünger wirkt sich qualitätsmindernd auf die Knollen aus.

 

Kartoffelanbau im eigenen GartenFoto: Madllen/Shotshop.com

Pflanzgut

Sie sollten jährlich neue Pflanzkartoffeln verwenden, da beim Nachanbau eigener Knollen Ab­bau­krank­hei­ten, wie z.B. die Zunahme von Virosen, den Ertrag um die Hälfte schmälern können. Speisekartoffeln aus dem Supermarkt sind ebenfalls ungeeignet, da sie evtl. mit Keimhemmern behandelt worden sind.

Pflanzkartoffeln besitzen eine natürliche, sor­ten­ab­hän­gi­ge Keimruhe, die sie vor einem zu frühen Austrieb schützen soll. Allerdings können Sie diese Keimruhe durch das gezielte Vorkeimen brechen und so dennoch eine sehr frühe Ernte erreichen. Vor­ge­keim­te Kartoffeln wachsen zu­dem schneller und bringen höhere Erträge.

Legen Sie dafür die Knollen in flache Kis­ten mit leicht angefeuchtetem Kompost und stellen Sie sie dann hell und luftig bei einer Temperatur zwischen 10 und 20 °C auf. Die Dauer der Vorkeimung rich­tet sich nach Temperatur und Sorte und liegt zwischen fünf und sieben Wochen. Op­ti­ma­ler­wei­se haben sich bis zum Pflan­zen dann stabile Keime von 1–2 mm Länge gebildet.


Sortenwahl

Das Angebot an Kartoffeln ist groß. Die Reifegruppen reichen von „sehr früh“ über „früh“, „mittelfrüh“ bis „spät“. Darüber hi­naus werden Eigenschaften wie Geschmack, Kochfestigkeit und Lagerfähigkeit unterschieden.

Als „sehr früh“ eingestufte Kartoffeln sind in der Regel anspruchsvoll an Standort und Pflege. Entsprechend den begrenz­ten Anbaumöglichkeiten in unseren Klein­gärten und um dem großen Marktangebot ab August des laufenden Jahres zuvorzukommen, wäre daher der Anbau einer „frü­hen“ bis „mittelfrühen“ Sorte bzw. ver­schie­dener Sorten in kleineren Mengen am rationellsten.

Frühe Sorten (Pflanzung ab Anfang April, Erntebeginn Ende Juni) mögen lockeren Boden, der bereits beim Graben im Herbst organischen Dünger erhalten hat. Mittelfrühe Sorten (Pflanzung Mitte/ Ende April; Ernte Ende August/September) las­sen sich gut lagern. Die beliebte mittelfrühe und mehlig kochende ‘Adretta’ neigt bei zu viel Wärme aller­dings dazu, im La­ger bereits ab Oktober Keime zu bilden.


Empfehlenswerte Kartoffelsorten für den Garten

Sorte
Reife
Kocheigenschaft
Sonstiges
‘Akula’ sehr früh fest Für hohen Ertrag wässern
‘Molli’ sehr früh vorwiegend fest Für hohen Ertrag wässern
‘Cilena’ sehr früh fest  
‘Romanze’ früh fest rotschalig
‘Rosara’ früh vorwiegend fest rotschalig
‘Sieglinde’ früh fest  
‘Solist’ früh fest  
‘Rosella’ mittelfrüh vorwiegend fest rotschalig
‘Vitelotte’ mittelfrüh fest blaufleischig
‘Lambada’ mittelfrüh vorwiegend fest  

 


Pflanzung

Wenn sich der abgetrocknete Boden im Frühjahr auf etwa 8 °C erwärmt hat, können Sie mit dem Anbau von frühen Kartoffelsorten beginnen.

Der Pflanzabstand richtet sich nach dem Knollenansatz der Sorten und sollte in der Regel zwi­schen 30 und 35 cm liegen, der Reihenabstand zwischen 65 und 75 cm. Sie sollten darauf achten, dass der Boden unter den Pflanzknollen locker ist und die Knollen exakt mittig etwa so tief, wie die Kartoffel dick ist, in das Pflanzloch gelegt werden. Dabei können Sie schon Gesteinsmehl und zwei Samen der Dicken Bohne mit in das Loch geben. Die Bohnen sind Leguminosen und sammeln mithilfe ihrer Knöllchenbakterien Stickstoff.


Kartoffelanbau - Boden für die Pflanzung vorbereitenFoto: Bublitz Anfang April sollten Sie den Boden für die Pflanzung vorbereiten.


Wenn die Triebe etwa 15 cm aus dem Boden schauen, sollten Sie ein- bis zweimal anhäufeln. Durch den Aufbau eines Dammes liegen die Kartoffeln warm und trocken in der Erde. Die optimale Dammhöhe beträgt ca. 25 cm. Bei späteren Pfle­gemaßnahmen sollten Sie stets darauf achten, dass der Damm unkrautfrei gehal­ten wird. Durch ein Abdecken mit Vlies oder Lochfolie können Sie die Reifezeit noch verkürzen.

Während trockener Sommer und auf al­len leichten Böden kann es evtl. nötig sein zu wässern. Besonders die Sorten ‘Akula’ und ‘Molli’ bringen dann höhere Erträge. Eine Mulchschicht aus Stroh, Rasenschnitt etc. hilft, die Feuchtigkeit im Boden zu hal­ten.


Düngung

Die Kartoffel stellt hohe Ansprüche an die Versorgung mit Nährstoffen. Sie reagiert schnell mit Ertrags- und Qualitätseinbußen bei Über- bzw. Unterversorgung mit einzelnen Nährstoffen. Achten Sie daher auf eine ausreichende Versorgung mit Stickstoff, Kalium und Magnesium. Die Düngung sollte direkt beim Legen der Knollen bzw. direkt nach dem Auflaufen erfolgen, da während der ersten Wochen die meisten Nährstoffe benötigt werden.

Eine angepasste Stickstoffgabe begünstigt eine frühe Abreife, verbessert die Schalenfestigkeit, vermindert die Be­schädigungen und steigert bei bester Qualität den Ertrag. Als Mineraldünger sollten Sie im Allgemeinen einen Mehrnährstoffdünger mit Stickstoff, Phosphat, Kalium plus Magnesium verwenden. Benötigt werden etwa 60 g/m². Bei im Herbst eingearbeitetem Stallmist und/oder Kom­post, der bis zum Frühjahr verrottet ist, müssen Sie die Düngermenge mindestens um die Hälfte reduzieren. Da häufig ein zu hoher Phosphatgehalt in den Böden vorliegt, sollten Sie aber besser auf die ge­ziel­te Zufuhr einzelner Nährstoffe achten. Richtwerte: Stickstoff (N) 8 g/m² (da­rüber schlechte Qualität), Phosphor (P) 5 g/m², Kalium (K) 1,6 g/m² (darüber Schorfbildung) und Magnesium (Mg) 3,0 g/m².

 

KartoffelkäferFoto: marima-design/Fotolia.com Kartoffelkäfer

Schaderreger

Die wichtigsten sind der Kartoffelkäfer und die Kraut- bzw. Knollenfäule. Die Käfer können Sie leicht ab­sam­meln. Gegen die Krautfäule, eine Pilz­erkrankung, die besonders in niederschlagsreichen Jahren auftritt, helfen vorbeugend z.B. die Vorkeimung, eine sorg­fäl­ti­ge Auslese des Pflanzgutes, eine entsprechende Sortenwahl und Vermeidung zu hoher Stickstoff­gaben. Fast resistent ist die Sorte ‘Sarpo Mira’, geschmacklich besser, aber an­fälliger sind ‘Nicola’, ‘Laura’ und ‘Adret­ta’.

Bei genügend Reihenabstand und Beachtung von Windrichtung und Windschatten wird der Bestand gut durchlüftet. Das unterstützt eine schnelle Abtrock­nung und mindert so die Gefahr von Krautfäule. Abgeerntetes Kartoffelkraut sollten Sie nicht auf den Komposthaufen werfen! Knollenfäule können Sie vor allem dadurch verhindern, dass Sie das Kraut abschneiden bzw. vorsichtig herausziehen. Bei späteren Sorten sollten die Kartoffeldämme daher zwei bis drei Wochen vor der Ernte völlig krautfrei sein.


Ernte

Der erste Genuss der eigenen Kartoffeln kann frühzeitig beginnen. Mit zunehmender Reife wird aber die Speisequalität besser. Sehr frühe Kartoffelsorten können entsprechend der gewünschten Größe auch unreif bei noch grünem Kraut geerntet werden. Sie sind nicht lange lagerfähig, schmecken aber so am besten. Spätere Sor­ten werden nach dem Absterben des Krautes geerntet.


Kartoffelsorte ‘Vitelotte’Foto: Naturwuchs Kartoffelsorte ‘Vitelotte’


Vermeiden Sie Beschädigungen bei der Ernte, gute schalenfeste Knollen sollten Sie roden, solange es noch 15–20 °C warm ist. Lassen Sie die Kartoffeln noch ein bis zwei Stunden in der Sonne abtrocknen, um die Lagerfähigkeit zu verbessern. Bewährt hat sich die Lagerung in Lattenkisten oder lose auf Lattenrosten. Sorgen Sie für eine Lagertemperatur von ca. 4-8 °C. Im warmen Keller keimen die Knollen schnell und die Qualität leidet.

Horst Bublitz
Fachberater im LV der Gartenfreunde
Mecklenburg und Vorpommern

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