- Gartengenuss
Birnen aus dem eigenen Garten
Süßer Hochgenuss
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Bereits vor 3000 Jahren waren Birnen im Mittelmeerraum verbreitet und geschätzt und gehören somit zumältesten Kulturobst. Unsere heutige Garten-Birne (Pyrus communis, auch Kultur-Birne genannt) ist aus Kreuzungen verschiedener europäischer und westasiatischer Wildbirnen hervorgegangen.
Birnbäume wachsen relativ stark und bilden meist eher schmale, aufrechte Kronen. Ohne Schnitt und je nach Sorte können sie eine Wuchshöhe von 15 m und mehr erreichen. Leider galten Birnbäume deshalb lange Zeit als ungeeignet für kleinere Gärten und sind ein wenig aus der Mode gekommen. Inzwischen sind aber auch kleiner bleibende Bäume erhältlich.
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Zum Glück: Selbst geerntete Birnen schmecken viel besser als Früchte aus dem Supermarkt. Diese werden in der Regel unreif geerntet, damit sie den Transport unbeschadetüberstehen und möglichst lange haltbar sind. Hinzu kommt, dass im Handel nur sehr wenige Sorten angeboten werden, obwohl die Auswahl an schmackhaften Sorten riesig ist.
Sonnig und warm bevorzugt
Der ideale Standort für Birnen ist ein humusreicher, gleichmäßig feuchter, sandiger Lehmboden. Fast alle Sorten sind wärmeliebend und benötigen einen vollsonnigen, geschützten Platz. Ideal ist ein Platz vor einer sonnigen Hauswand, wo sich dann die Erziehung als Spalierform anbietet. Unter den Birnen gibt es aber auch einige robuste, kältetolerante Sorten, die an weniger günstigen Standorten schmackhafte Früchte ausbilden, wozu z.B. die Sorten‘Herzogin Elsa’ und‘Gute Graue’ gehören.
Zu den deutlich kompakteren Sorten gehören neue Züchtungen wie‘Concorde’ oder‘Condo’. Ihre Früchte sind zudem länger lagerfähig als viele alte Sorten, ohne dabei an Geschmack einzubüßen.
Für den Wuchs des Baumes ist die Unterlage entscheidend. Auf Sämlinge veredelte Bäume wachsen stark und kommen daher nur für Gemeinschaftsflächen infrage. Sie bilden tief reichende Wurzeln undüberstehen auch mal Trockenzeiten. Besonders schmackhafte Früchte tragen schwächer wachsende Sorten auf Quittenunterlagen wie Quitte C oder Quitte Adams. Allerdings sind sie aufgrund der flacheren Wurzelbildung weniger standfest und kälteempfindlicher.
Am besten lassen Sie sich in Ihrerörtlichen Baumschule beraten. Grundsätzlich können Birnbäume auf schwach wachsenden Unterlagen zwar auch 5–6 m Höhe erreichen, sie lassen sich aber durch Schnitt auf ca. 3 m begrenzen und tragen in jedem Jahr etwa gleich viel, weil sie weniger alternieren als starkwüchsige Bäume.
Foto: mauritius images/Ottfried Schreiter imageBROKER
Pflanzung und Pflege
Das Pflanzloch sollte etwa doppelt so groß sein wie der Durchmesser des Wurzelballens. Lockern Sie die Sohle mit einer Grabegabel und setzen Sie den Baum nicht zu tief. Die Oberfläche des Wurzelballens sollte sich auf Höhe des Bodenniveaus befinden. Decken Sie die Baumscheibe in den ersten Jahren mit Mulchmaterial wie Grasschnitt ab, damit die Erde schön feucht bleibt.
Um optimal mit Nährstoffen versorgt zu sein, brauchen Birnen jedes Frühjahr pro Baum ca. 4 l reifen Kompost, angereichert mit etwa 100 g Hornmehl. Streuen Sie diese Mischung imäußeren Bereich der Baumscheibe aus, dort befindet sich der größte Teil der Feinwurzeln. Vor allem junge Bäume müssen Sie in trockenen Sommermonaten zusätzlich wässern, sonst bleiben die Früchte klein. Um den Baum vor Rindenschäden durch Wintersonne zu schützen, können Sie die Rinde im Herbst mit einem Weißanstrich versehen.
Gute Erziehung
Mit dem richtigen Schnitt schaffen Sie die Grundlage für eine reiche Ernte. Auf schwach wachsende Quittenunterlagen veredelte Birnen können Sie,ähnlich wie Apfelbäume, als Busch- oder Spindelbäume erziehen. Auch eine Obsthecke ist möglich.
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Bei der Erziehung als Spindelbaum spreizen Sie alle Triebe, die noch nicht zu kräftig sind, mit Stöcken oder Gewichten in einem Winkel von mindestens 60° ab. Kräftige, steil nach oben wachsende Triebe entfernen Sie ganz, bevor sie zu Konkurrenztrieben werden. Indem Sie den Mitteltrieb und die längeren Seitentriebe leicht einkürzen, fördern Sie die Verzweigung. Die weiteren Schnittmaßnahmen beschränken sich hauptsächlich auf die Fruchtholzverjüngung. Dabei entfernen Sie das alte, stark verästelte Fruchtholz, indem Sie es hinter einem jüngeren Seitenzweig abschneiden.
Für den Aufbau einer Pyramidenkrone wählen Sie am Kronenansatz drei bis vier kräftige, gut verteilte seitliche Leittriebe aus und kürzen sie um etwa ein Drittel ein. Entfernen Sie alle anderen stärkeren Seitentriebe. Den Mitteltrieb kürzen Sie so ein, dass er etwa 20 cm höher endet als die Spitzen der seitlichen Leittriebe. Auch wenn Pyramidenkronen die bevorzugte Form für stark wachsende Birnbäume sind, verursachen sie in den folgenden Jahren relativ viel Schnittaufwand. Alle nach innen wachsenden Triebe sowie alle Wasserreiser müssen entfernt werden, damit die Krone luftig bleibt.
Die Erziehung als Spalier ist für Birnen besonders beliebt. Am einfachsten umzusetzen ist ein Spalier mit waagerechten Seitenästen. Hierfür setzen Sie den jungen Baum vor ein geeignetes Spalier aus Draht oder Holz und binden die geeigneten, waagerechten Triebe herunter. Kürzen Sie die Triebe so weit ein, dass sie auf der ganzen Länge Seitenzweige und Fruchtholz bilden. Hochwachsende Triebe werden im Sommer entweder abgerissen oder auf kurze Zapfen gestutzt.
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Der Erziehungsschnitt erfolgt bei Birnen in der Regel im Spätwinter. Erhaltungsschnitte können Sie nach der Ernte oder ebenfalls im Spätwinter vornehmen. Je später Sie im Frühjahr schneiden, desto schwächer treibt der Baum aus.
Der richtige Partner
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Alle Birnensorten, auch neuere, sind selbstunfruchtbar. Sie benötigen also eine andere Sorte in der Nähe, damit die Blüten bestäubt werden und Sie im Herbst die schmackhaften Früchte ernten können. Wenn es in den Nachbargärten keinen weiteren Birnbaum gibt und sie keinen zweiten Birnbaum pflanzen möchten, können Sie auf sogenannte Duo-Bäume zurückgreifen. Sie sind ein guter Kompromiss, weil sich dann auf einem Baum bereits zwei verschiedene Sorten befinden. Erhältlich sind diese Bäume in vielen Gartencentern oder Baumschulen.
Gepflückt statt geschüttelt
Frühe Birnensorten können Sie ab Mitte Juli, späte Herbst- und Winterbirnen meist erst im September ernten. Pflücken Sie die Früchte grundsätzlich einzeln von Hand, so vermeiden Sie Druckstellen und Verletzungen, die die Lagerfähigkeit mindern. Die Früchte der frühen Sorten sollten Sie möglichst bald verzehren, während Sie die späten Sorten bis zu drei Monate lagern können (siehe Tabelle).
Dazu legen Sie die Früchte am besten in Holzkisten, die Sie an einen möglichst kühlen, dunklen Ort stellen. Lagern Sie Ihre Birnen aber niemals nebenÄpfeln! Diese geben das Pflanzenhormon Ethylen ab, welches die Birnen schneller reifen und verderben lässt.
Bewährte Sorten für kleinere Gärten
Sorte |
Pflückreife |
Genussreife |
Eigenschaften |
---|---|---|---|
‘Bunte Julibirne’ | Mitte Juli bis Anfang August | Mitte Juli bis Anfang August | mittelgroße, bauchige Frucht, gelbgrün, kurz haltbar, fein säuerlich, saftig |
‘Tristan’ | Ende Juli | Ende Juli bis Anfang August | kleine, rot-gelbe Früchte, kurz haltbar, süß, saftig schmelzendes Fleisch |
‘Harvest Queen’ | Mitte bis Ende August | Anfang bis Mitte September | kleine bis mittelgroße Früchte, gelbgrüne Schale, saftig, süß, feuerbrandresistent |
‘Conference’ | Mitte bis Ende September | ab Ende September | mittelgroße Früchte, sehr saftig, süß, schmelzendes Fleisch, lagerfähig |
‘Stuttgarter Geißhirtle’ | Mitte bis Ende September | ab Ende September | zahlreiche kleine Früchte, süßes Fruchtfleisch,robuste, kälteunempfindliche Sorte |
‘Alexander Lucas’ | ab Ende September | ab Ende Oktober | mittelgroß, glatte grüne, später gelbe Schale, saftig süß, gut lagerfähig |
‘Abate Fetel’ | ab Ende September | Anfang November bis Mitte Januar | keulenförmige, bauchige Frucht mit gelber Schale, festes, aromatisches Fruchtfleisch, lange lagerfähig |
Krankheiten und Schädlinge
Der Birnengitterrost gehört zu den häufigsten Krankheiten und ist fast an jedem Birnbaum zu finden. Gegen diese Pilzkrankheit lässt sich nur durch regelmäßige Spritzungen mit Schachtelhalmbrühe oder Schwefelpräparaten von Anfang April bis Ende Juni vorbeugen.
Wenn der Baum bereits infiziert ist, sollten Sie zu Kupferpräparaten greifen. Auch ein Auf- bzw. Absammeln infizierter Blätter mit anschließender Entsorgung (nicht auf dem Kompost!) kann den Befall eindämmen. Achten Sie darauf, dass in der Umgebung weder Chinesischer Wacholder (Juniperus chinensis) noch Sadebaum (Juniperus sabina) wächst – beide dienen dem Pilz als Winterwirt.
Weitaus schlimmer und im Hausgarten unheilbar ist die meldepflichtige Bakterieninfektion Feuerbrand. Sie erkennen sie an braunschwarzen Triebspitzen, die wie verkohlt aussehen. Wenn eine Infektion auftritt, müssen die befallenen Pflanzen sofort entfernt und entsorgt werden. Ebenfalls verbreitet sind Birnenschorf oder die Birnenpockenmilbe.
Unter den tierischen Schädlingen können vor allem Wühlmäuse zum Problem werden. Sie nagen die Wurzeln ab und können junge Pflanzen so stark schädigen, dass diese eingehen. Hier empfiehlt es sich, bei einer Neupflanzung die Bäume von Anfang an in Schutzkörbe aus engmaschigem Draht zu pflanzen.
Miriam Soboll
Fachberaterin des Landesverbandes
Niedersächsischer Gartenfreunde