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Pflaumen und Zwetschen anbauen

Späte Früchte

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Pflaumen und Zwetschen anbauenFoto: encierro/Adobe Stock

Ob frisch vom Baum genascht, im Kuchen, als Kompott oder Pflaumenmus: Pflaumen und Zwetschen bieten im Spätsommer und Herbst einen süßen und saftigen Fruchtgenuss. Dabei sind sie recht genügsam und liefern jedes Jahr eine reiche Ernte. Auf passender Unterlage lassen sich die Bäume im Wuchs begrenzen, sodass sie auch gut in kleinere Gärten passen. Der Oberbegriff „Pflaume“ (Prunus domestica) umfasst eine Reihe untereinander stark vermischter Arten, die von verschiedenen Wildformen abstammen. Zu den je nach Lesart sieben bis zwölf Prunus-domestica-Formen zählen Echte Pflaume, Zwetsche, Mirabelle und Reneklode. Zwetschen haben längliche Früchte. Sie sind überwiegend blau gefärbt und haben festes Fruchtfleisch, das sich meist gut vom Stein löst. Pflaumen hingegen haben rundliche Früchte und sind vielfach größer als Zwetschen. Ihr Fruchtfleisch ist saftig und weich und löst oft schlecht vom Stein. Sie sind gelb, rot, purpurrot, violett oder blau. Weil sie durchweg so gesund sind, sich vielfältig verwerten lassen und recht anspruchslos im Hinblick auf Standort und Pflege sind, lohnt es sich, sie im Garten zu kultivieren.

Qualität durch AusdünnenFoto: Buchter-Weisbrodt

Qualität durch Ausdünnen

Genau wie beim Apfel können Sie auch bei Pflaumen durch einen optimalen Fruchtbehang für große und aro­matische Früchte sorgen. Entfernen Sie dazu im Juni überzählige Jungfrüchte an Stellen, wo sie sehr dicht sitzen. So verringern Sie auch die Tendenz zur Altern­anz – den Wechsel von Jahren mit überreicher und fast gar keiner Ernte.

 

Aromatische ‘Löhrpflaume’

Die ‘Löhrpflaume’, auch Zuckerpflaume oder Zuckerpflümli ge­nannt, stammt aus der Schweiz. Sie deckt mit ihrem langen Erntefenster den August ab und ist – frisch und verarbeitet – ein Geschmackserlebnis.

Der robuste und kräftig aufrecht wachsende Baum bildet viel Fruchtholz, kommt früh in Ertrag und liefert regelmäßig ho­he Ernten. Die Sorte blüht mit­telfrüh und ist teilweise selbst­fruchtbar. Geeignete Befruchter sind u.a. ‘Mirabelle von Nancy’, ‘Oullins Reneklode’ oder ‘Ersinger Frühe’.
Die kugeligen, etwa 3 cm großen und 20 g schweren Früchte ha­ben eine gelblich rote Schale, die eher weiches, saftiges, hoch aromatisches Fruchtfleisch umschließt. Der kleine Stein löst sich gut vom Fleisch.

Aufgrund des hohen Zuckergehaltes und des intensiven Aromas entstehen aus ‘Löhrpflaume’ auch vorzügliche Edelbrände.

Aromatische ‘Löhrpflaume’Foto: Buchter-Weisbrodt

Die passende Sorte

Es gibt eine riesige Sortenauswahl an Zwetschen und Pflaumen. Was in den eigenen Garten passt, lässt sich an folgenden Kriterien messen:

Fruchtbarkeit: Ist eine Sorte nicht selbstfruchtbar, muss eine Befruchtersorte vorhanden sein. Selbstfruchtbar sind etwa ‘Bühler Frühzwetsche’, ‘Elena’, ‘Fellenberg’, ‘Jofela’, ‘Hanita’, ‘Stanley’. Selbst­unfruchtbar sind z.B. ‘President’, ‘Ruth Gerstetter’, ‘Valor’, ‘Zimmers Frühzwetsche’. Sie benötigen eine Befruchtersorte, die nicht mehr als ca. 100 m entfernt ist.
Scharka-Virus: Da das nicht bekämpfbare Scharka-Virus außer in kalten Lagen überall verbreitet ist, sollten Sie nur resistente Sorten wählen. Seit gut zehn Jahren gibt es auch eine hypersensible Unterlage – darauf veredelte Sorten zeigen keinen Befall, da das Virus sich in solchen Veredelungen nicht ausbreiten kann. Stark anfällige Sorten sind ‘Auerbacher’, ‘Hauszwetsche’, ‘Fellenberg’ oder ‘Ortenauer’. ‘Jojo’ und ‘Jofela’ sind hingegen scharka-
resistent.

Reifezeit: Die ersten Sorten reifen – je nach Klimaregion – Anfang Juli, die letzten Mitte Oktober. Ausgesprochene Frühsorten sind etwa ‘Hermann’ und ‘Katinka’, das Schlusslicht bilden ‘Elena’, ‘Presenta’ und ‘Tophit Plus’.

Verwendung: Zum Naschen eignen sich hocharomatische Sorten wie ‘Hanita’, ‘Felsina’ und ‘Fellenberg’. Ausgezeichnete Backeigenschaften haben ‘Katinka’, ‘Bühler Frühzwetsche’, ‘Auerbacher’, ‘Hauszwetsche’ und ‘Elena’.

Alte Sorten: Nach wie vor anpflanzungswürdig aus dem alten Sortiment sind ‘Bühler Frühzwetsche’ und ‘Ersinger Frühe’, in scharkafreien, kühlen Regionen auch ‘Auerbacher’, ‘Fellenberg’, ‘Hauszwetsche’ und ‘Ortenauer’. Nicht empfehlenswert sind dagegen ‘Lützelsachser Frühzwetsche’, ‘Zimmers Frühzwetsche’, ‘Chrudimer’, ‘Czernowitzer’ und ‘Magna Glauca’, da sie wenig aromatisch und krankheitsanfällig sind.

Die richtige Unterlage

SpindelnFotos: Buchter-Weisbrodt Spindeln haben eine durchgehende Mittelachse und kurze Seitentriebe.

Für Zwetschen und Pflaumen gibt es mehrere Unterlagen, die sich in der Wuchsstärke und der Neigung, Wurzelausläufer zu bilden, unterscheiden. Schwachwüchsige Unterlagen wie Wavit und Weiwa bilden zwar um gut 40 % kleinere Baumkronen, sind aber nicht mit allen Sorten gut verträglich und zudem sehr anspruchsvoll in Bezug auf Standort und Schnitt. Für kleinere Gärten eignet sich die mittelstark wachsende Unterlage St. Julien A. Für sehr ungünstige Böden kommt St. Julien INRA 655/2 in Frage.

Neu ist Dospina 235, Wuchs wie St. Julien A, aber hypersensibel: Darauf veredelte Sorten können nicht vom Scharka-Virus befallen werden. Im Prinzip lassen sich alle Bäume durch Schnittmaßnahmen auf 3 bis 4 m Höhe begrenzen.

Krankheiten und Schädlinge

Bei einem Befall durch das Scharka-Virus prägen sich die Symptome je nach Jahreswitterung und Sorte unterschiedlich aus. Am auffälligsten sind die Fruchtsymptome. Die Früchte fallen ca. zehn Tage vor der Reife ab und sind nicht mehr verwertbar. Die Blattsymptome in Form von ring- oder netzartigen Aufhellungen sind am besten im Gegenlicht zu erkennen. Einige Sorten zeigen auch Holzrisse und haben veränderte Wurzeln.

Das Scharka-Virus wird von Blattläusen übertragen. Es lebt nicht nur in Prunus-Arten, sondern auch in krautigen Pflanzen wie Weißklee, Kreuzkraut, Hahnenfuß und Taubnessel. Der einzige wirksame Schutz vor dem Befall mit dem Virus sind widerstandsfähige Sorten oder hypersensible Unterlagen.

Zunehmend Probleme bereitet das Zwetschensterben, hervorgerufen durch das Bakterium Pseudomonas syringae. Befallen werden vorwiegend Jungpflanzen, der Baum stirbt dann ab. Vor allem eine starke Stickstoff-Düngung fördert den Befall, aber auch Schnitt im Winter. Einen gewissen Schutz bietet ein Kalkanstrich von Stamm und Gerüstästen im Herbst, Infektionen über Blüte und Blatt sind dennoch möglich.

PflaumenmadeFoto: mauritius images/Tomasz Klejdysz/Alamy Stock Photos Die „Pflaumenmade“ ist die Raupe des Pflaumenwicklers.

An den Früchten verursachen vor allem Pflaumensäge­wespe (Hoplocampa minuta, H. flava) und Pflaumenwickler (Cydia funebrana) Schäden. Vereinzelt kann auch der Pflaumenbohrer (Rhynchites cupreus) auftreten. Die Pflaumensägewespe legt die Eier zur Blütezeit ab. Die Larve frisst sich in die jungen Früchte, die bereits nach kurzer Zeit abfallen. Extrem starker Befall ist aber selten. Der Pflaumenwickler befällt vorwiegend Spätsorten. Die rötliche Raupe lebt im Fruchtinnern. Wie für Kirschen gibt es feinmaschige Schutznetze, in extremen Befallsgebieten ist es ratsam, nur frühreife Sorten zu pflanzen.

Pflegen und schneiden

Pflaumenbäume brauchen einen gut durchlüfteten Boden, Staunässe vertragen sie nicht. Am besten halten Sie die Baumscheibe kontinuierlich mit einer etwa 3 cm dicken, lockeren Mulchschicht bedeckt – so können Luft und Wasser gut in den Boden gelangen. Wenn Sie im Frühjahr Kompost als Abdeckmaterial verwenden, sind damit normalerweise ausreichend Nährstoffe für den Baum vorhanden.

Bei Pflaumenbäumen sind je nach Unterlage, Sorte und gewünschter Baumform verschiedene Schnittsysteme möglich: Spindeln (starke Mittelachse mit kurzen Seitenästen), Pyramiden- oder Hohlkronen. Für die Form der Spindel müssen Sie die Schnittmaßnahmen konsequent und regelmäßig durchführen.

Weniger aufwändig und ideal für einzeln stehende Bäume ist die Pyramidenkrone. Um eine solche Krone zu erziehen, wählen Sie beim Jungbaum drei bis vier Seitentriebe als Gerüstäste aus. Die Mittelachse sollte die Seitentriebe um 20 cm überragen. In den folgenden Jahren bauen Sie die Krone auf: jährlich die Verlängerungstriebe der Leitäste einkürzen und starkes Oberseitenholz entfernen – das sind die Jahrestriebe, die auf der Oberseite der Leitäste senkrecht und stark wachsen. Im Ertragsalter muss ausgelichtet und das Fruchtholz durch Rückschnitt verjüngt werden. Entfernen Sie hierfür alle Äste, die älter als vier Jahre sind. Steinobst ist sehr pilzanfällig und wird deshalb grundsätzlich nur während der Vegetationszeit geschnitten.

Selbst gemachte Delikatesse

Selbst gemachte DelikatesseFoto: Photographee.eu/Adobe Stock

Das köstliche Aroma und die wertvollen Inhaltsstoffe von Zwetschen und Pflaumen lassen sich – mit wenig zugesetztem Zucker – gut konservieren. Soll das Produkt als Brotaufstrich dienen, werden 1,5 kg entsteinte Früchte mit 500 g Gelierzucker 3:1 vermischt und aufgekocht. Wurden die entsteinten Früchte mit dem Pürierstab zerkleinert, genügt es, die Masse drei Minuten sprudelnd kochen zu lassen, ehe man sie randvoll in Schraubverschlussgläser füllt. Bei Fruchthälften empfiehlt es sich, fünf Minuten zu kochen.
Für eine fruchtige Beigabe zu Quark, Joghurt oder Grießbrei bietet sich Heißabfüllen an. Dafür reichen auf 1 kg entsteinte Fruchtmasse je nach gewünschter Süße 50–100 g Zucker. Große Fruchtstücke sollten drei Minuten köcheln, Püree unter Rühren nur bis zum Siedepunkt erhitzen, sofort randvoll in Gläser mit Schraubverschluss abfüllen und verschließen.


Dr. Helga Buchter-Weisbrodt

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