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Artenvielfalt in Kleingärten

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Unser Beitrag zum Erhalt des Lebens

Biodiversität – dieser Begriff bezeichnet das gesamte bunte Leben auf dieser Welt. Gemeint sind damit alle Tiere, Pflanzen, Mikroorganismen, Pilze sowie die genetische Vielfalt der Arten und die Vielfalt der Ökosysteme. Diese sehr komplizierten Systeme ermöglichen das Leben auf der Erde. Der Niedergang der biologischen Vielfalt lässt das Leben auf der Erde langsam sterben. Es liegt also in unserem eigenen Interesse und dem der nachfolgenden Generationen, dass mit dem Erhalt der biologischen Vielfalt unsere Lebensgrundlagen gewahrt bleiben.


Klein­gärten helfen Biodiversität zu erhaltenFoto: Wagner, BDG Blühende Vielfalt – Klein­gärten helfen, Biodiversität zu erhalten.


Rückgang der Artenvielfalt

Dennoch: Durch unseren Lebensstil sägen wir jeden Tag weiter an dem Ast, auf dem wir sitzen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sterben täglich (!) ca. 130 Ar­ten aus. Dabei geht man von ca. 15 Millionen lebenden Arten aus. In der Zeit von 1970 bis zum Jahr 2000 soll die Anzahl der Wirbeltierarten um 40 % abgenommen haben. Insgesamt sind ca. 15.000 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.

Das Jahr 2010 war das „Internationale Jahr der Artenvielfalt“. Am 22. Mai jeden Jahres wird der „Tag der biologischen Vielfalt“ begangen, der an das Inkrafttreten des „Übereinkommens über die biologische Vielfalt“ im Jahr 1992 erinnern soll. Über 160 Regierungsdelegationen haben sich im Rahmen der UN mehrfach auf großen internationalen Konferenzen mit diesem Thema befasst. Aber was hat das alles mit uns zu tun? Was hat das mit unseren Kleingärten zu tun?


Jeder kann etwas tun!

Artenschutz fängt vor Ort an. Jede Bewohnerin, jeder Bewohner, jede Dorfgemeinde, jeder Land­kreis und jede Stadt kann einen Beitrag liefern. Das Kleingarten­wesen spielt seit über 150 Jahren eine große Rolle in Deutschland. Über 1 Mil­lion Gartenfreunde, organisiert in über 15.000 Kleingärtnervereinen, bewirt­schaf­ten mit ihren Familienmitgliedern und Freunden eine Fläche von über 46.000 ha.

Der Bundesverband Deutscher Gartenfreunde (BDG) hat in Zusammenarbeit mit dem Fachgebiet Agrobiodiversität der Universität Kassel eine bis dahin einmalige Untersuchung durchgeführt, um die Kulturpflanzenvielfalt auf Kleingartenflächen zu dokumentieren („Artenvielfalt – Biodiversität der Kulturpflanzen in Kleingärten“, BDG, Berlin, 2008; im Internet unter: www.kleingarten-bund.de).

Drei Jahre lang wurden in 64 Regionen, verteilt auf alle Bundesländer, Kleingartenanlagen un­ter­sucht. Das Ergebnis überrascht: Es wurden 2094 Kulturpflanzenarten aus 170 Pflanzenfamilien gefunden. Eine Vergleichsuntersuchung ergab zudem, dass auf 100 m² Kleingartenfläche mehr als 22 Pflanzenarten gedeihen, auf 100 m² Stadtparkfläche dage­gen nur 0,5. Entsprechend das Fazit der Studie: „Kleingärten weisen eine signifikant höhere Pflanzenvielfalt auf als andere urbane Grünflächen wie etwa Stadtparks.

Bezogen auf die gesamte untersuchte Fläche, einschließlich Be­bauung und Infrastruktur, wurde im Mittel eine Pflanzen­art je 17 m² gefunden. Ringelblume, Peter­silie oder Tomate wurden am häufigsten nachgewiesen, ein Drittel aller Arten wur­den insgesamt nur einmal gefunden, wie z.B. der Gelbe Frauenschuh.


Naturnahes Gärtnern

Die Artenvielfalt in den Anlagen hängt auch von der Art der Bewirtschaftung ab. Der BDG und seine angeschlossenen Landesverbände wirken seit vielen Jahren darauf hin, dass in den Kleingärten immer mehr naturgemäß gegärtnert wird. Die Fachberater auf allen Ebenen des organisierten Kleingartenwesens werden geschult und schulen ihrerseits die Pächterinnen und Pächter.

Gelber FrauenschuhFoto: Werle Eine Studie zeigt, wie groß die Artenvielfalt in den Kleingarten­anlagen ist, sogar der Gelbe Frauenschuh konnte nachgewiesen werden. In den „Leitlinien des Deutschen Städte­ta­ges zur nachhaltigen Entwicklung des Kleingartenwesens in den Städten“ vom September 2011 wird von den Kleingärtnern gefordert, die Versiegelung zu minimieren, die einheimische Fauna und Flora gezielt zu fördern sowie alte, seltene Pflan­zen­ar­ten und -sorten zu schützen. Ebenso wird der sparsame Umgang mit den natürlichen Ressourcen, insbesondere mit Wasser und Boden, angeregt – etwa durch Kom­pos­tie­rung, ökologische Düngung oder biologischen Pflanzenschutz.

Das organisierte Kleingartenwesen fühlt sich diesen Ansprüchen und Erwartungen verpflichtet. Unabhängig von gesetzlichen Vorgaben und Regelungen durch Verordnungen werden die Gartenfreunde auf allen Ebenen von sich aus aktiv.

Beim Bundeswettbewerb „Gärten im Städtebau“ kommt es bei der Bewertung der Anlagen auch darauf an, in welchem Umfang Anpflanzungen und gärtnerische Gestaltung zur Verbesserung des Stadtklimas beitragen oder inwiefern der Verein mit Maßnahmen und Projekten einen Beitrag zum Natur- und Umweltschutz leistet.

Auch auf der Vereinsebene finden vielfältige Aktivitäten statt, um zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen. Ein Beispiel ist die Teilnahme vieler Vereine an den Wettbewerben der „Stiftung für Mensch und Umwelt“. Unter dem Motto „Deutschland summt“ werden die bienenfreundlichsten Gärten unter anderem in Berlin und Hamburg ausgezeichnet (www.deutschland-summt.de).

Wichtig ist aber, dass jeder Gartenfreund mit jedem noch so kleinen Beitrag mithilft, die biologische Vielfalt zu bewahren. Das deutsche Kleingartenwesen leistet deshalb einen großen Beitrag zum Erhalt des Lebens auf der Erde!

Dirk Sielmann
Vorsitzender des Landesbundes der Gartenfreunde in Hamburg

 

Studie zur Biodiversität


Wie groß der soziale und ökologische Nutzen von Kleingärten ist, zeigt auch die neue Studie „Urbane Gärten für Mensch und Natur“ des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Sie fasst den aktuellen Stand der Wissenschaft und Praxis für Kleingärten zusammen. „Für den Menschen sind Kleingärten weit mehr als nur ein eigenes Stückchen Grün: Sie sind Orte der Begegnung von Kulturen und Generationen und sie bieten Raum für Erholung und Natur­erlebnisse. Aber auch für Pflanzen und Tiere können Kleingärten als Lebens- und Rückzugsräume von großer Bedeutung sein“, erklärt Prof. Beate Jessel, Präsidentin des BfN.

Das Gutachten stellt u.a. am Beispiel Berlin Möglichkeiten einer kom­mu­na­len Klein­gar­ten­kon­zep­tion vor. Außerdem befasst es sich intensiv mit der naturnahen Bewirtschaftung sowie Gartengestaltung und gibt Handlungsempfehlungen für Kommunen und Verbände. „Nur wenn Gärten entsprechend angelegt und gestaltet sind, etwa indem sie Nischen und Rückzugsräume enthalten, können sie einen wichtigen und positiven Beitrag für die Erhaltung und Entwicklung der biologischen Vielfalt leisten“, so Jessel.

Das Gutachten kann kostenlos von der Internetseite des BfN heruntergeladen werden.

Quelle: BfN