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Leimringe und Fanggürtel leicht zu verwechseln

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Zwei Wirkweisen/zwei Schädlingstypen/zwei Jahreszeiten für die Anwendung

Baumstamm und Baumpfahl gut geschütztFoto: Breder Baumstamm und Baumpfahl gut geschützt: Wer richtig vorsorgen will, versperrt den kriechenden Frostspanner-Weibchen jeden Weg in die Krone Ein unguter Trend macht sich im Hobbygarten-Pflanzenschutz breit: Gegen alles und jedes soll der Leimring helfen. Dabei hilft er nur gegen einen einzigen Schädling – und zwar im Herbst/Winter. Der ähnlich aussehende Fang­gürtel hilft gegen einen anderen Schädling – im Sommer! Nur: Viele Gartenfreunde kennen den Unterschied kaum.


Leimringe „nur“ im Herbst gegen Frostspanner-Weibchen

Leimringe gelten als besonders umweltfreundliche Methode zur Schädlingsbekämpfung an Obst- und Ziergehölzen. Sie wurden zur Bekämpfung des Frostspanners entwickelt, der an Laubbäumen – auch Obstbäumen – geradezu Kahlfraß am Laub verursachen kann. Hier bieten sie eine gute Möglichkeit, dem Befall im kommenden Frühjahr vorzubeugen. Ab Mitte Oktober, wenn die ersten Nachtfröste eintreten, verlassen die Falter ihr Versteck im Boden, in dem sie in einem Kokon den Sommer in einer Ruhephase verbracht haben. Die hellen männlichen Fal­ter fliegen dann in den Abendstunden, wo man sie beispielsweise im Scheinwerferlicht der Autos sehen kann.

Die weiblichen Tiere haben von Natur aus verkrüppelte Flügel, sodass sie nicht fliegen können. Um in die Baumkronen zu gelangen, wo sie nach der Begattung durch die Männchen ihre Eier an den Zweigen ablegen, müssen sie mühsam die Stämme emporklettern. Auf diesem Weg krabbeln sie über die  angebrachten Leimringe und bleiben kleben.

GoldwespeFoto: Hoyer Diese Goldwespe klebt fest und dient keinem Vogel mehr als Nahrung Werden solche Leim- barrieren rechtzeitig und vorschriftsmäßig nach Gebrauchsanleitung angebracht, zeigt diese biotechnische Pflanzen- schutzmethode eine gute Wirkung. Die positiven Ergebnisse bei der Frostspannerbekämpfung lassen sich allerdings nicht auf andere Schädlinge im Obstgarten übertragen, da die Methode nur gegen solche Schädlinge wirkt, die Blätter und Früchte ausschließlich laufend oder kriechend erreichen.


Einfluss von Ameisen völlig überbewertet

Blattläuse, Zikaden, Wanzen, Apfel- und Pflaumenwickler, Kirschfruchtfliegen, Sägewespen, um nur die häufigsten Schädlinge zu nennen, erreichen die Baumkronen zur Eiablage alle im Flug. Gegen sie und damit gegen Maden in Äpfeln, Zwetschen und Kirschen können Leimringe gar nichts ausrichten.

Weil die Anbieter dieser Leimringe dies wissen, haben sie die Ameisen aus dem Hut gezaubert. So heißt es z.B. bei einem Anbieter, dass Raupenleimringe auch zur Ameisenabwehr gut geeignet sind, denen nachgesagt wird, dass sie  Blattlausbestände pflegen und sogar Nützlinge töten würden, damit sie den süßen Honigtau der Läuse naschen können.

Gerade der Einfluss der Ameisenaktivitäten auf die Blattlaus­entwicklung wird maßlos überschätzt. Genau genommen gibt es keinerlei Daten, welchen Einfluss die Ameisen auf die Blattläuse wirklich haben. Gerade in diesem Frühjahr mit seiner enormen Blatt­lausvermehrung war deutlich zu sehen, dass auch Bäume mit Leimringen massiv unter Befall zu leiden hatten.


Qualvolles Verenden unschädlicher Insekten im Sommer

Leimringe und FanggürtelFoto: Hoyer Die langbeinigen Weberknechte sind zwar nicht beliebt, tun aber sprich­wörtlich keiner Fliege etwas zu Leide. Dieses Exemplar musste aber qualvoll langsam „festgeklebt“ sterben.

Das Anbringen von Leimringen im Frühjahr und Sommer bringt aus Sicht des Pflanzenschutzes keinerlei Nutzen. Auch wenn durch die grüne Farbe der Ringe Nutzinsekten weniger angelockt werden als bei den gelben Leimtafeln der Kirschfruchtfliegenfalle, so verenden doch einige Spinnentiere und diverse Insekten auf der Barriere.

So fing z.B. ein frisch im August angelegter Leimring innerhalb von nur 24 Stunden weit über 50 kleine Insekten und zwei Weberknech­te. Ameisen waren nicht zu finden, dafür aber zwei Exemplare aus der Gruppe der Schlupfwespen, die als Gegenspieler von Schadinsekten zählen. Ansonsten waren Fliegen, Mücken, Wespen, Zikaden und Wan­zen zu finden. Bevor die gefan­ge­nen Insekten und Spinnen sterben, vergehen Stunden und oft auch Tage.

Fanggürtel im Sommer gegen Apfel- und Pflaumenwickler

Ähnlich in Aussehen und Anbringung am Baum sind allerdings leimfreie Fanggürtel, die meist aus grauer Wellpappe bestehen. Sie sollen den Larven des Apfelwicklers und des Pflaumen­wick­lers ein Verpuppungsversteck bie­ten, wenn diese im frühen Herbst aus den Früchten heraus­krab­beln und sich am Baumstamm für ihre Winterruhe einrichten wollen.

Solche Fanggürtel töten Larven und Puppen jedoch nicht ab. Nach der Ernte im Herbst werden die Wellpappegürtel mitsamt den Larven entfernt und vernichtet. Da man so aber nur einen Bruchteil der überwinternden Obstmaden fängt, ist der Bekämpfungserfolg für das kommende Jahr eher gering. Auch gegen den Apfelstecher helfen die Fanggürtel nicht, denn der Apfelstecher ist ein Käfer, der ebenfalls gut flie­gen kann und sich fast nie am Stamm aufhält.

Christoph Hoyer