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Nützlinge im Porträt: Libellen

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Blaugrüne MosaikjungferFoto: blickwinkel/biopix Blaugrüne Mosaikjungfer

Sie sausen durch die Luft, wechseln blitzschnell die Richtung, bleiben in der Luft stehen und fliegen sogar rückwärts – Libellen sind wahre Flugkünstler. An Tümpeln, Teichen und Flüssen können wir sie beobachten. 75 bis 80 Arten kommen in Europa vor.

Libellen werden in Klein- und Großlibellen unterteilt. Kleinlibellen sind schlank und sehr dünn, ihre Augen liegen weit voneinander ent­fernt, und wenn sie sich niederlassen, legen sie ihre Flügel senk­recht zusammen. Großlibellen hingegen sind recht dick, und ihre Augen stoßen in der Mitte zusammen. Wenn sie gelandet sind, breiten sie ihre Flügel waagerecht aus.

Die farbenprächtigen, eleganten Insekten werden oftmals auch als „fliegende Edelsteine“ be­zeich­net. Früher hatten sie oftmals Namen wie Himmelspferde, Wasserjungfern, Teufelsnadel oder Augen­stecher. An dieser Stelle gleich der Hinweis, dass Libellen trotz solcher Phantasienamen vollkommen harmlos sind. Sie stechen nicht und können es auch überhaupt nicht, da sie weder einen Giftstachel noch einen Stechrüssel besitzen.

Libellen gehören zu den gefährdeten und geschützten Tierarten. Sie dürfen nicht getötet, ge­fan­gen, ja noch nicht einmal gestört werden.


Große PechlibelleFoto: blickwinkel/McPHOTO Männchen und Weibchen der Großen Pechlibelle im Paarungsrad.

Lebensweise

Vom Frühjahr bis in den Herbst hinein kann man an sonnigen Tagen manchmal ein faszinierendes Schauspiel sehen. Zwei miteinander verankerte Libellen fliegen durch die Luft. Wir haben das Glück, das Paarungsrad der Libellen zu beobachten. Es handelt sich hierbei um den Hochzeitsflug dieser schönen Insekten. Dieses Gebilde hat eine an­ge­deu­te­te Herzform, es ist daher nicht verwunderlich, dass in manchen Veröffentlichungen über Libellen von dem „Herz der Liebe“ die Rede ist.

Dieses Paarungsverhalten ist bei Tieren wohl einmalig. Was passiert hier? Das Männchen ergreift mit zangenartigen Gebilden, die sich an seinem Körperende befinden, das Weibchen hinter dem Kopf. Dieses krümmt sodann seinen Hinterleib nach vorne, und es kommt zur Vereinigung. Diesen Paarungsakt vollziehen die Insekten fliegend oder sitzend. Er dauert je nach Art unter­schiedlich lange (wenige Sekunden bis zu mehreren Stunden).

Lassen sich die Insekten hierfür nieder, kann man gut den Unterschied zwischen Männchen und Weibchen sehen. Die Männchen sind, wie häufig im Tierreich, wesentlich bunter als die unscheinbareren Weibchen. Ein sicheres Zeichen ist die Position beim Paarungsrad. Bei der Libelle, die hierbei die andere mit ihren „Hinterleibszangen“ am Nacken festhält, handelt es sich immer um das männliche Insekt.

Dass die im Paarungsrad befindlichen Tiere, wie schon zuvor erwähnt, gemeinschaftlich fliegen können, ist für sie ein großer Vorteil. So können sie nicht so leicht von Vögeln erbeutet werden.

Nach der Paarung kommt es zur Eiablage. Das geschieht je nach Libellenart sehr unterschiedlich. Einige Arten werfen ihre befruch­te­ten Eier über dem Wasser ab, andere Arten legen sie mit einem kleinen Legebohrer in Wasserpflanzen, vermoderndes Holz, feuchte Erde oder Moose am Wasser ab. Übrigens sind die Insekten nicht in der Lage, mit diesem Legebohrer die menschliche Haut zu durch­dringen, also „droht“ auch hier keine Gefahr. Bei einigen Libellen­arten bleibt das Männchen während der Eiablage mit seinen „Hinterleibszangen“ am Nacken des Weibchens verankert, schützt das Weibchen und bewacht es bei der Eiablage.

Die Strategie der Eiablage ist äußerst interessant und vielfältig. So sind z.B. einige Libellenarten hierfür auf ganz bestimmte Wasser­pflanzen angewiesen.

Die Grüne Mosaikjungfer, eine Großlibelle aus der Familie der Edel­libellen, legt ihre Eier ausschließlich in die Blätter der Krebsschere. Die Krebsschere ist eine Schwimmpflanze, die inzwischen bei uns zu den vom Aussterben bedrohten Arten gehört. Das ist wohl auch der Grund, warum die Grüne Mosaikjungfer in Deutschland auf der Roten Liste ebenfalls als vom Aussterben bedroht geführt wird.

Übrigens findet man diese inzwischen seltenen Insekten noch recht zahlreich im Bremer Raum, insbesondere im Naturschutzgebiet Horn-Lehe, einem Bremer Stadtteil, welcher als „Hollerland“ be­zeich­net wird. Hier gibt es ein fast 100 km umfassendes Gra­ben­netz mit Hunderttausenden von Krebsscheren. Ein Paradies für die Grüne Mosaikjungfer, aber auch für andere selten gewordene Pflanzen- und Tierarten! Doch zurück zur Lebensweise der Libellen.


Entwicklung der Larven

Nach der Eiablage schlüpfen bei manchen Arten bereits nach einigen Wochen die zunächst winzigen Larven aus dem Ei. Bei anderen Arten dauert es Monate, bei manchen überwintern die Eier, und es kommt erst im Frühjahr zum Schlupf.

Larve der Großen PechlibelleFoto: blickwinkel/F.Hecker Larve der Großen Pechlibelle im Wasser Libellenlarven durchlaufen eine sogenannte unvoll­stän­dige Entwicklung. Biologen bezeichnen das als hemimetabole Meta­mor­phose. Es gibt hierbei kein Puppenstadium. Die Larven häuten sich während ihrer weiteren Entwicklung je nach Art sieben- bis 15-mal, wobei die Entwick­lungs­zeit sehr unter­schied­lich ist. Einige Arten benötigen hierfür mehrere Wochen, andere Arten mehrere Jahre.

Während dieser Zeit leben sie räuberisch und fressen alles, was sie in Teich und Tümpel finden und was sie erbeuten können, so z.B. Mückenlarven, Froschlaich, kleine Kaulquappen, Wür­mer, Larven von allen möglichen Wassertieren, sogar andere Libellenarten oder kleine Fischchen u.a.m. Zu den Feinden der Larven zählen insbesondere Fische, Frösche und Larven von Gelbrandkäfern.

Irgendwann ist die Entwicklung der Larven ab­ge­schlos­sen, und sie müssen zur letzten Häutung das Wasser verlassen. Hierzu kriechen sie an dem Stängel einer Wasserpflanze hoch und verankern sich daran. Nun beginnt eine Phase, in der sie völlig wehrlos sowie flucht- und flugunfähig vielen Gefahren ausgeliefert sind.

Das Tier befreit sich nun langsam und mühsam aus der letzten Larvenhaut. Es dauert noch einige Zeit (je nach Temperatur ein bis mehrere Stunden), bis die Flügel mit Insektenblut gefüllt sind und aus der Larve die fertige Libelle (Imago) mit einem zunächst noch recht unsicheren Jungfernflug in ihr neues Leben startet. Dieser Flug führt sie weg vom „Geburtsgewässer“ an einen ruhigen Ort, wo sie ungestört und von den Paarungsversuchen der Männchen verschont bleibt. Hier folgt die abschließende Entwicklung, die mehrere Tage dauern kann. Schließlich ist das Tier vollständig ausgefärbt und sein Chitinpanzer ausgehärtet. Nun ist das Wunder der Metamorphose ab­ge­schlos­sen.


Ernährung der Libellen

Wie die Larven ernähren sich auch die erwachsenen Tiere räube­risch und erbeuten alle möglichen Insekten wie Stechmücken, Bremsen, Fliegen, Käfer, Blattläuse u.v.m. Sie ergreifen aber auch Wespen, Schmetterlinge und machen sogar vor anderen Libellen nicht halt. Viele ihrer Beutetiere werden von uns Menschen als Lästlinge oder Schädlinge eingeordnet. Somit zählen wir Libellen zu den Nützlingen.

Trotz all ihrer Flugkünste sind unsere Libellen vor Feinden nicht gefeit. Vögeln, Raubfliegen, Hornissen, Netzspinnen und Jagd­spinnen dienen sie als Nahrung, und sogar andere Libellen, in der Regel größere Arten, erbeuten Libellen. Das Leben der vollständig entwickelten Libellen ist recht kurz und dauert nur zwei bis höchstens neun Wochen. Im Gegensatz dazu ist die Dauer des Larvenstadiums bei den meisten Libellenarten erheblich länger.

Eine Ausnahme bilden hier nur die in der Familie der Teichjungfern vorkommenden Winterlibellen (Sibirische Winterlibelle und Gemeine Winterlibelle), von denen die Gemeine Winterlibelle in Deutschland anzutreffen ist. Sie überwintern als Vollinsekt an Waldrändern oder anderen ge­schütz­ten Stellen in Bodennähe und erreichen ein Alter von ca. zehn Monaten. Von allen anderen Arten überwintern nur die Larven.


Libellen im Garten

 

Gartenteich für LibellenFoto: Breder Viele Hobbygärtner legen in ihrem Garten einen Garteneich an, der auch für Libellen wichtig ist. Libellen sind aufgrund ihrer Biologie auf Wasser angewiesen. Wir können also nur mit Libellen rechnen, wenn sich in unserem Garten oder in der Nähe ein Gewässer befindet. Dabei kann es sich um einen Bach, Teich oder Tümpel handeln. In einer Klein­gar­ten­an­lage sieht man heute in vielen Einzelgärten einen kleinen Gartenteich und nicht selten in der Gemein­schafts­an­lage ein größeres Feucht­biotop.

Jeder Gartenteich ist für Libellen zunächst eine Einladung zur Eiablage, wobei viele Faktoren wie die Bauart des Teiches, seine Größe, Fischbesatz usw. einen wesentlichen Einfluss auf das Spektrum der vorkommenden Arten haben (siehe auch unter Förderungsmöglichkeiten). In Gärten ist im Wesentlichen mit folgenden Libellenarten zu rechnen (Beschreibung der Männchen):

Artname: Große Pechlibelle (Unterordnung Kleinlibellen, Familie Schlanklibellen, Gattung Pechlibelle).
Merkmale: Die Große Pechlibelle ist ca. 3 cm lang, die Flügel­spann­weite beträgt 3–4 cm. Sie ist eine der häufigsten Arten. Der Name erklärt sich durch den schwarzen Hinterleib der Insekten. Das achte der zehn Hinterleibsegmente ist blau und wird als „Schluss­licht“ bezeichnet. Diese Art erscheint von Anfang Mai bis Ende September. Die Entwicklung der Larven dauert ein bis zwei Jahre.

Artname: Blaugrüne Mosaikjungfer (Unterordnung Großlibellen, Familie Edellibellen, Gattung Mosaikjungfer).
Merkmale: Diese wunderschöne, farbenfrohe Großlibelle ist ca. 7–8 cm lang und weist eine Flügelspannweite von ca. 10 cm auf. Die Männchen sind deutlich blaugrün gezeichnet (Name). Die Art findet sich auch an kleinen Teichen und Wasserbecken (Wannen, Trögen etc.) ein. Sie zählt mit zu den bei uns am häufigsten vorkom­men­den Arten an stehenden Gewässern. Die Tiere sind von Juli bis Oktober zu sehen. Die Entwicklung der Larven dauert zwei bis drei Jahre.

Artname: Die Große Königslibelle (Unterordnung der Großlibellen, Familie Edellibellen, Gattung Königslibellen).
Merkmale: Mit einer Körperlänge von 8–9 cm und einer Flügel­spann­weite bis zu 12 cm ist sie die bei uns größte vorkommende Libellenart. Sie zählt zu den schönsten Libellenarten Europas. Die Königslibelle hat einen blauen Hinterleib, der oberseits von einem durchgehend schwarzen Streifen durchzogen ist. Die Brust ist einheitlich grün. Wir können sie von Juni bis August an Teichen beobachten, sie kommt allerdings etwas seltener vor als die zuvor genannten. Die Entwicklung der Larven dauert etwa ein Jahr. Sie erreichen eine stattliche Größe von über 5 cm.

Anmerkung: Bitte nehmen Sie sich ein gutes Bestimmungsbuch oder nutzen Sie das Internet, um sich Bilder der Arten anzu­schauen. Die Beschreibung ist mit Worten recht schwierig. Bilder sagen hier wirklich mehr als Worte. Literaturhinweise und Links zu Libellenseiten im Internet finden Sie am Ende dieses Artikels.


Wie können wir Libellen im Garten fördern?

Wie schon oben erwähnt sind Libellen auf Wasserstellen ange­wie­sen. Schaffen Sie daher Teiche in Ihren Gärten. Egal ob Fertig­teich, Folienteich oder naturnaher Gartenteich mit Lehm abge­dich­tet – alles trägt zur Förderung der Libellen bei. Bitte beherzigen Sie dabei folgende Empfehlungen:

  • Verzichten Sie auf Fische! Fischbesatz vermindert drastisch die Chancen der Libellenlarven, aber auch die anderer Wassertiere, sich zu entwickeln.
  • Wenn es Ihre Satzung bzw. die Garten- und Bauordnung zulässt, errichten Sie Teiche mit einer Mindestgröße von 8 m2. Je größer ein Teich ist, desto größer wird das Arten­spek­trum der Libellen sein.
  • Der Teich sollte an der tiefsten Stelle eine Mindesttiefe von 80 cm aufweisen. Das verhindert in der Regel das vollkom­mene Durchfrieren. So können Libellenlarven und die Larven anderer Wassertiere nicht im Eis eingeschlossen werden.
  • Gartenteiche müssen von Zeit zu Zeit etwas ausgeräumt werden, weil sich evtl. einige Pflanzen zu stark ausgebreitet haben oder eine starke Schlammschicht entstanden ist. Bitte gehen Sie hier nicht zu rabiat vor. Es reicht, wenn Sie ein Drittel des Teiches säubern und sich im nächsten Jahr das nächste Drittel usw. vornehmen.
  • Chemischsynthetische Pflanzenschutzmittel sind tabu!

Klaus-Dieter Kerpa

 



Weiterführende Links:

www.libelleninfo.de
www.bund.net/themen_und_projekte/biologische_vielfalt/libellenschutz/
www.sglibellen.de
www.libellen.li

 



Literaturhinweis:

Der Kosmos LibellenführerLibellen gehören zu den schönsten und größten Insekten. Zu beo­bachten, wie sie über den Wasser­spiegel flitzen oder unbe­weg­lich innehalten, um ihre Beute sicher zu erwischen, ist ein ganz be­son­deres Naturschauspiel.

Der völlig neu bebilderte und überarbeitete Natur­führer ermöglicht ein sicheres Bestimmen und bringt diese häufig gefähr­deten Tiere dem Natur­freund besonders nah.

Bellmann, Heiko: Der Kosmos Libellenführer. Alle Arten Mittel­europas. Extra: Süd­europäische Arten. 320 Seiten. Zahlreiche Abbildungen. Preis: 29,99 Euro. Kosmos Verlag, Stuttgart. ISBN: 978-3-440-13516-7. (Erscheinungstermin für die 3. Auflage: April 2013)