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Was wächst auf meinem Baum?

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  • Wund­ver­schluss­mittel
  • Misteln
  • Weißbeerige Mistel
  • Halbschmarotzer

MoosFoto: Manfred Schimmel/Pixelio


Wenn im Spätherbst das Laub von den Bäumen gesegelt ist und unsere Bäume „nackt“ dastehen, fällt manchem Gartenfreund auf, dass seine Bäume bewohnt werden. Auf der Rinde des Apfel­baums sind gelbe, kreisrunde Krusten zu sehen, der Stamm des Birnbaums weist rostrote Beläge auf, und in den Astgabeln der Kirsche wachsen kleine, grüne Polster – besonders häufig auf der Wetterseite.

Was machen all diese Bewohner auf den Bäumen? Und die entscheidende Frage: Schaden sie dem Baum und meiner nächs­ten Obsternte? Wir möchten Sie mit den wichtigsten und häufigsten Baum­bewohnern näher bekannt machen.


Strukturstarke Flechten

StrauchflechtenEine große Farben- und Formenvielfalt weisen die Flechten auf. Es gibt gelbe, ro­te, grüne, graue und fast weiße Exemplare. Nach der Wuchsform werden sie in flach aufsitzende Krustenflechten, sich stärker von der Unterlage abhebende Blatt­flech­ten und buschartig verzweigte Strauchflechten ein­ge­teilt. Das üppigste Flech­ten­wachstum findet sich in Regionen mit viel Regen und hoher Luftfeuchtigkeit.

Interessant ist, dass diese Lebewesen gar keine Pflan­zen sind. Vielmehr handelt es sich um eine Lebens­gemeinschaft (Sym­biose) von zwei verschiedenen Organismen: einem Pilz und einer Alge. Diese le­ben sozusagen in einer Wohngemeinschaft zusammen.

Dabei erhält der Pilz von der Alge Zucker und Kohlen­hydrate aus der Photosynthese. Im Gegenzug schützt der Pilz seine Alge durch sein sehr wider­stand­fähiges Gewebe vor äußeren Einflüssen wie Aus­trocknung und starker Sonneneinstrahlung. Zudem nimmt der Pilz Wasser und Nährsalze aus Regen und Nebel auf und stellt sie der Alge für die Pho­tosynthese zur Ver­fügung.


FlechtenFoto: Sigrid Harig/Pixelio Nur in Ausnahmefällen fügen Flechten Bäumen und Sträuchern Schäden zu.


Schaden fügen die Flech­ten dem Baum normalerweise nicht zu – schon gar nicht auf der dicken Rinde eines Stamms. Es ist also nicht nötig, zur Drahtbürste zu greifen, denn die Flechten dringen nicht bis in die Leitungsbahnen des Baums vor. Sie verankern sich nur an seiner Oberfläche, das allerdings sehr fest. Manchmal wird geargwöhnt, dass Flechten ein gutes Versteck und Winter­quartier für Schädlinge sein könnten. Doch finden Nützlinge hier eben­so einen Unterschlupf.

Allerdings kann ein starker Flechtenbe­wuchs an den Zweigen im Extremfall ein­zelne Knospen am Austreiben hindern und zum Absterben bringen. Das ist aber eher ein Zeichen für mangelnde Pflege bzw. abnehmende Vitalität und geringen Zuwachs der Pflanze. Ein konsequenter Ver­jüngungsschnitt verbunden mit verbesser­ten Wachstumsbedingungen (Kompost, Düngung, Bodenlockerung, gute Wasserversorgung) kann hier Abhilfe schaffen.

Interessant ist, dass sich in den letzten Jahren in Deutschland eine Zunahme des Flechten­be­wuchses beobachten lässt. Das hängt einerseits mit der Verbesserung der Luftqualität durch die Entschwefelung von Kraftstoffen und Rauchgasen zusammen. Dadurch wurden der Schwefelgehalt in der Luft und das Phänomen des „Sauren Regens“, auf den viele Flechtenarten sehr empfindlich reagieren, deut­lich verringert.

Zum anderen werden einige Flechtenarten durch einen erhöhten Stickstoffgehalt in der Luft in ihrem Wachstum gefördert. Hier sind das Ammoniak aus der Tier­haltung und die Stickoxide aus Verbrennungsmotoren die hauptsächlichen Quellen.


Algen gibt es auch an Land


GrünalgeFoto: Flora Press/gartenfoto.at Baumrinden werden häufig von Grünalgen besiedelt – vor allem auf der Westseite, da diese stärker dem Regen ausgesetzt ist. FadenalgeFoto: fokus-natur/Leo Die Rotbraune Fadenalge bildet auffällige rötliche Beläge, ist für den Baum jedoch völlig unschädlich.

 

Wenn sich die Rinde Ihres Obstbaums grün oder rötlich verfärbt, ist eine Grünalge der Abteilung Chlorophyta der Verursacher. Alle baumbewohnenden Grünalgen sind harmlos, da sie keine Verbindung zum lebenden Gewebe des Baums herstellen. Sie nutzen ihn nur als Wuchsunterlage und entnehmen ihm keine Nähr­stoffe. Genau wie Flechten sind sie vorwiegend auf der Westseite zu finden, wo sich die meiste Feuchtigkeit sammelt.

Besonders häufig ist die trotz ihrer Farbe zu den Grünalgen zählende Rotbraune Fadenalge (Trentepohlia umbrina) in unseren Gärten vertreten, wo sie gerne alte Apfel- und Birnbäume besiedelt. Die auffällige rostrote Färbung entsteht dadurch, dass der in den Algen enthaltene grüne Blattfarbstoff Chlorophyll von einem eisenhaltigen Farbstoff überdeckt wird.


Moose bilden grüne Kissen


Goldhaar-MoosFoto: blickwinkel/McPHOTO/U. Schwenk Auf dieser Rinde hat sich das kissenförmige Goldhaar-Moos breitgemacht.


Moose lieben Nässe und finden sich daher oft an Plätzen, wo sich Regenwasser lange hält, z.B. auf Astgabeln. Auch Bereiche mit hoher Luftfeuchtigkeit werden gerne von Moosen besiedelt.

Auf der Rinde älterer Obstbäume sind Arten wie das Goldhaar-Moos (Orthotrichum affine) häufig zu finden. Wie die Al­gen nutzen auch die Moose Gehölze als Unterlage. Sie verankern sich nicht im Gewebe des Baumes und fügen ihm daher keinen Schaden zu.

Allerdings kann ein starker Bewuchs mit Moosen ein Indikator für notwendige Schnittmaßnahmen sein. In dichten, nicht ausreichend belichteten Baumbereichen gedeihen Moose besonders gut. Hier finden sich oft auch optimale Bedingungen für pilzliche Schaderreger wie den Apfelschorf. In solchen Fällen sollten Sie beherzt zur Astschere und zur Säge greifen und mit einem Aus­lichtungs­schnitt für mehr Luft und Licht sorgen.


Pilze – Gefahr im Verzug

Kritisch wird es, wenn Sie Pilze auf Ihren Obstbäumen entdecken. Baumpilze können sich auf lebendem oder abgestorbenem Holz ansiedeln. Wenn an einem Baum bereits Fruchtkörper am Stamm oder an der Stammbasis erkennbar sind, also die typischen Pilzhüte oder die oben abgeflachten sogenannten Konsolen, ist das Gehölz auf Dauer nicht mehr zu retten. Wenn der Baum vital ist und genügend Zuwachs hat, kann er allerdings noch viele Jahre oder sogar Jahrzehnte mit dem Pilzbefall weiterleben und auch reiche Ernte bringen.

Am besten versuchen Sie, gemeinsam mit einem Baumpfleger, die Statik des Baumes einzuschätzen, also die Standsicherheit bzw. die Bruchgefahr zu beurteilen. Manchmal hat der Pilz den Stamm von innen schon so „aufgeweicht“, dass er nicht mehr stabil ist. Dann sollte er besser gefällt werden.

Bis die Fruchtkörper zu sehen sind und wir den Pilzbefall bemerken, hat sich das Pilzmyzel, also das fadenartige Pilzgewebe, schon weit unter der Rinde ausgebreitet. Um die Verbreitung der Sporen im Garten zu vermeiden, sollten Sie die Fruchtkörper von der Rinde abschneiden und im Hausmüll entsorgen. Über frische Schnittstellen und Verletzungen können die Sporen in Bäume eindringen und sie infizieren. Deshalb sollte auch das Messer, mit dem der Pilz abgeschnitten wurde, desinfiziert werden.

Honiggelbe HallimaschFoto: narozhnii/Fotolia Der häufig auftretende Honiggelbe Hallimasch gehört zu den holzzersetzenden Pilzen. Die holzzerstörenden Baumpilze werden nach ihrem Schadbild grob in Weißfäule und Braunfäule eingeteilt. Die Weißfäule wird von verschiedenen Pilzarten verursacht, die sowohl die farblose Zellulose als auch das bräunliche Lignin abbauen, aus denen Holz besteht. Durch die Zerstörung des Lignins bleicht das Holz aus. Bei fortgeschrittenem Befall wird es schwammig und zunehmend instabil. Der häufigste Verursacher der Weißfäule ist der Hallimasch (Armillaria spp.), der sämtliche Laub- und Nadelbäume befallen kann. Auch der essbare Austernseitling (Pleurotus ostreatus) gehört zu den Weißfäulepilzen.

Genauso zerstörerisch ist ein Befall mit Pilzen, die Braunfäule verursachen. Die Pilzarten dieser Gruppe bauen vorwiegend die farblose Zellulose ab, sodass sich die vom Lignin bestimmte braune Farbe intensiviert. Das Holz verliert seine Stabilität, wird brüchig und lässt sich bei starkem Befall zwischen den Fingern zu Staub zerreiben. Zu den häufigsten Braunfäulepilzen gehören der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) und der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola).


Schwefel­porlingFoto: pusteflower9024/Fotolia Schön, aber gefährlich: Der Schwefel­porling gehört zu den holzzerstörenden Braunfäulepilzen.


Rotrandige BaumschwammFoto: Jamrooferpix/Fotolia Der Rotrandige Baumschwamm besiedelt ein breites Spektrum an Laub- und Nadelbäumen und ist auch an Apfelbäumen zu finden.


Keineswegs harmlos ist auch die weit verbreitete Rotpustelkrankheit (Nectria cinnabarina), die die Leitungsbahnen der Pflanze verstopft. Der Pilz bildet orangefarbene Sporenlager, die als kleine Pusteln erkennbar sind. Sie treten normalerweise nur an geschwächten Gehölzen auf. Schneiden Sie die befallenen Triebe vollständig heraus und entfernen Sie sie aus dem Garten. Grundsätzlich sollten Sie beim Rückschnitt keine Aststummel/Zapfen stehen lassen, da diese eintrocknen und Eintrittspforten für Pilze darstellen. Größere Schnittwunden sollten Sie mit einem Wund­ver­schluss­mittel verstreichen.


Misteln zapfen Bäume an


MistelnFoto: lauro55/Fotolia


Der letzte vorzustellende Baumbewohner ist häufig auf älteren Apfelbäumen zu finden. Es handelt sich um die Weißbeerige Mistel (Viscum album). Sie ist ein sogenannter Halbschmarotzer und somit in der Lage, selbst Photosynthese zu betreiben. Allerdings dringt sie mit ihren wurzelähnlichen Verankerungs- und Saugorganen, den Haustorien, bis in die Leitungsbahnen des Baums vor und entzieht ihm Wasser und Nährsalze.

Mistel KeimlingFoto: mauritius images/John Swithinbank/Alamy Als Keimling sind Misteln noch klein und unscheinbar, im Laufe der Jahre wachsen sie jedoch zu großen, dichten Kugeln heran. Eine einzige Mistel stellt für einen Baum keine akute Gefahr dar. Mehrere große Misteln können jedoch im Lauf der Jahre sogar ausgewachsene Bäume schwä­chen. Im Winter, wenn der Baum keine Blätter hat, erhöhen sie seine Windanfälligkeit. Der kon­ti­nu­ier­liche Entzug von Wasser und Nährsalzen schwächt zudem den Baum, und der dichte Bewuchs führt zu schlechterer Belichtung und Durchlüftung der Krone.

Verbreitet werden Misteln durch Vögel, die im Winter gern die weißen Beeren fressen. Da diese einen zähen Schleim enthalten, versuchen die Vögel, ihn durch Abwetzen an den Ästen loszuwerden. Dabei wird der enthaltene Samen am Holz festgeklebt und kann dort keimen. Die Samen, die von den Vögeln gefressen werden, passieren unbeschadet den Verdauungstrakt, wobei einige von ihnen mit dem Kot auf die Äste gelangen. So profitieren Vogel und Mistel wechsel­seitig voneinander.

Sie können eine Mistel einfach ent­fernen, indem Sie den Ast, auf dem sie wächst, etwa 10 cm unterhalb der Ansatzstelle abschneiden. Vergessen Sie nicht, auch jüngere Apfelbäume regel­mäßig auf Mistel­be­wuchs zu kontrol­lieren.

Claudia Heger
Landesfachberaterin des Landesverbandes
Braunschweig der Gartenfreunde