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Vielfältige Moose

Die faszinierende Welt der Moose

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Moose
  • Brunnenlebermoos
  • Flechte
  • Laubmoos
  • Torfmoos
  • Sparriges Kranzmoos
  • Goldenes Frauen­haar­moos
  • Mauer-Dreh­zahn­moos
  • Sternmoos
  • Nel­ken­ge­wäch­se

Vielfältige MooseFoto: mauritius images/Garden World Images/Mark Bolton Moose sind faszinierende Pflanzen mit einer ganz eigenen Lebensweise.


Jeder Gartenfreund hat bestimmt schon einmal eine Staude in einer Gärtnerei gekauft und sich gewundert, was das für ein dunkelgrüner, schuppiger Belag auf der Erde des Topfes ist. Hierbei handelt es sich um eine auf der ganzen Welt weit verbreitete Pflanze: das Brunnenlebermoos (Marchantia polymorpha).


BrunnenlebermoosFoto: Heger Das Brunnenlebermoos bildet flache Polster und kleine Brutbecher.


Manchmal, wenn man etwas näher hinschaut, kann man auf der Oberfläche der flachen Polster kleine becherförmige Gebilde, sogenannte Brutbecher, entdecken. Darin befinden sich junge Moospflanzen im Miniformat. Kommt ein Regenguss und es fällt ein Tropfen in den Becher, so fliegen die kleinen Pflanzen in hohem Bogen in die Umgebung, und wenn sie auf nackte Erde fallen, beginnen sie zu wachsen. So kann das Brunnenlebermoos schnell größere Bereiche besiedeln. Allerdings geschieht das nur in feuchten, halbschattigen oder schattigen Gartenecken. Da diese Moosart eine hohe Stickstoffkonzentration liebt, kommt sie häufig in den hoch auf­ge­düng­ten Substraten von Pflanzen aus der Gärtnerei vor.


Keine Blüten, keine Wurzeln

Moose sind faszinierende Pflanzen mit einer ganz eigenen Lebensweise. Im Gegensatz zu den Höheren Pflan­zen bilden sie keine Blüten aus, besitzen keine echten Wurzeln und können Wasser häufig nur aus der Luft – also über Regen oder Tau – aufnehmen. Daher sind sie meist sehr ge­nüg­sam, was die Nährstoffversorgung anbetrifft, denn im Regen sind erheblich geringere Mengen an Stickstoff und Mine­ralien enthalten als im Boden.

Beim Standort sind Moose hingegen anspruchsvoller, und die einzelnen Arten sind an bestimmte Bedingungen angepasst. So gibt es zahlreiche Arten, die Schatten brauchen und daher häufig am Boden von Laub- und Nadelwäldern zu finden sind.


Pioniere und Spezialisten

Moospflanzen sind normalerweise klein und wachsen langsam. Sie können mit den Höheren Pflanzen nicht konkurrieren und weichen deshalb auf Standorte aus, die von diesen nicht besiedelt werden können: Das sind nährstoffarme Standorte auf Felsen, Baumstämmen oder auch lichtarme Waldböden.

Auf Felsen sind sie zusammen mit den Flechten Pioniere bei der Bodenbildung. Nach dem Ab­ster­ben bilden Moose oft die Wachstumsgrundlage für Höhere Pflanzen, da diese auf den Polstern keimen. Zudem gehen manche Moose mit Blaualgen Symbiosen (Lebensgemeinschaften) ein und binden Luftstickstoff.


Moose schaffen NaturbilderFoto: Fauna Press/Ardea; PantherMedia Ist genügend Feuchtigkeit vorhanden, schaffen Moose faszinierende Naturbilder.

Moos im GartenFoto: Bea Backhaus



Arten der Vermehrung

Moose können sich sowohl geschlechtlich als auch vegetativ (ungeschlechtlich) vermehren. Die vegetative Vermehrung spielt eine wichtige Rolle und kann z.B. über Blätter oder Triebteile er­fol­gen oder wie beim eingangs beschriebenen Brunnenlebermoos über Brutbecher.

Moosarten Die geschlechtliche Vermehrung ist bei Moosen kom­pli­zier­ter und findet nur bei genügend Feuch­tig­keit, z.B. nach einem Regen, statt. Der Grund: Auf den Moosen befinden sich Samen- und Ei­zel­len, und nur in einem Wasserfilm oder in einem Regentropfen können die Samenzellen mithilfe ihrer zwei Geißeln zu den Eizellen gelangen. Beim zu den Lebermoosen ge­hö­ren­den Brun­nen­le­ber­moos sitzen die Samen- und die Eizellen jeweils an lang gestielten Schirmen, die wie kleine Regenschirme aussehen – es lohnt sich, sie mal mit einer Lupe genauer zu betrachten.

Nach der Befruchtung entwickeln sich aus den weiblichen Schirmen die sogenannten Sporenträger. Die darin enthaltenen Sporen sind winzig und sehr leicht, sodass sie vom Wind weit verbreitet werden.


Laubmoos-Vielfalt entdecken

Im Gegensatz zu den kriechend wachsenden Lebermoosen besitzen die Laubmoose ein Stämmchen oder einen Haupttrieb, an dem kleine Blättchen sitzen, die spiralig angeordnet sind. Das wohl bekannteste ist das Torfmoos (Sphagnum), ein typischer Bewohner von Hochmooren. In unseren Gärten kommt es lebend nicht vor, findet jedoch in abgestorbener Form, als Hochmoortorf, in manchen Gärten immer noch Verwendung.

Das Sparrige Kranzmoos (Rhytidiadelphus squarrosus) wird auch Sparriger Runzelbruder oder Sparriger Runzelpeter genannt. Jeder Gartenfreund kennt es, wenn er einen Rasen hat, der unter dauerndem Schatten und damit unter Feuchtigkeit leidet.

FrauenhaarmoosFoto: Flora Press/Jacques Durand Frauenhaarmoos mit Sporenträgern und Funkien. Wer einen Gartenteich besitzt, der kann beobachten, dass sich das Sparrige Kranz­moos schnell im Flach­was­ser­be­reich an­siedelt. Dort sollten Sie es ruhig stehen lassen, denn es wirkt wie ein Schwamm, und viele kleine Organismen, die für klares Wasser sorgen, siedeln sich in ihm an. Es wächst nicht nur dort, sondern auch auf Erde, zwischen Gras, in Gebüschen und auf Beeten und kommt sowohl mit mage­ren als auch mit nährstoffreichen Böden gut zurecht. Findet es optima­le Bedingungen vor, kann es ausgedehnte, dichte Polster bilden.

Ein anderes schönes Laub­moos ist das Goldene Frauen­haar­moos (Polytrichum commune), auch Ge­mei­nes Wi­der­ton­moos genannt. Jeder Waldspaziergänger kennt die Polster, die von oben wie eine Ansammlung von Millionen kleiner grüner Sternchen aus­sehen. Diese Moosart ist weit verbreitet und kommt bis in Höhenlagen von 2000 m vor. Sie mag saure, feuchte und schattige Standorte. Auch das Mauer-Dreh­zahn­moos (Tortula muralis), das sehr häufig auf Steinen und Mauern zu finden ist, ist mit seinen dichten Mini-Polstern und den lang gestielten Sporenkap­seln sehr dekorativ.


Mauer-DrehzahnmoosFoto: Flora Press/FLPA Images of Natur Das Mauer-Drehzahnmoos mit filigranen Sporenkapseln.



Moose mit Zukunftspotenzial

Dekoratives MoosFoto: Flora Press/Jacques Durand Moos im Garten kann sehr dekorativ sein. Die speziellen Eigenschaften der Moose führen dazu, dass sie sich auch ganz praktisch zur Luft­be­feuch­tung und zur Schadstoffbindung nutzen lassen. So gibt es bereits seit einigen Jahren spe­ziel­le Moosmatten, die zur Begrünung von Dächern und sogar von vertikalen Wänden dienen.

Moose sind faszinierende Pflanzen. Es lohnt sich auf jeden Fall, einmal etwas näher hinzuschauen, Toleranz zu üben und nicht nur über ihre Beseitigung nach­zu­den­ken.

Claudia Heger
Landesverbandsfachberaterin des Landesverbandes
Braunschweig der Gartenfreunde

 

 

Pseudo-Moos aus der Gärtnerei

Viele Gartenfreunde kennen Sternmoos (Sagina subulata) als kleine „Moospolster“ aus dem Staudensortiment, die im Sommer von winzigen weißen Blütensternen übersät sind. Allerdings hat das Sternmoos mit Moos eigentlich nichts zu tun, sondern gehört botanisch zu den Nel­ken­ge­wäch­sen (Caryophyllaceae). Die immergrünen Polster lieben halbschattige Lagen und durchlässige, leicht feuchte Böden. Besonders wertvoll sind sie zur Fugenbegrünung und als Bodendecker für kleine Flächen.

SternmoosFoto: Max Diesel/Fotolia