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Naturnahes Gärtnern: Düngen

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Organische DüngerFoto: Reinhard-Tierfoto Die Auswahl an organischen Düngern ist groß. Obere Reihe (v.l.): Guano, Blutmehl, Hornspäne, Steinmehl. Untere Reihe (v.l.): Knochen­mehl, Oscorna Animalin und Hornmehl.

Du musst mal düngen! – heißt es, wenn es im Garten nicht so aussieht, wie wir es gerne hätten, und die Pflanzen zwar gesund sind, aber weder kräftige Triebe noch reichlich Blüten mit Frucht­ansatz haben. Das Idealbild einer Gartenpflanze findet sich meist nur in unseren Köpfen wieder. Im Garten sehen wir es selten, denn oft fehlt in der Tat etwas, das wir „Dünger“ nennen. Dabei tau­chen immer dieselben Fragen auf: Darf ich düngen, wenn ich „naturnah“ gärtnern möchte? Was ist die Funktion der Düngung? Wie begegne ich einem Nährstoffmangel? Welchen Dünger verwende ich, und wie dünge ich fachgerecht? Hier ein paar Antworten.


Düngung: Ersatz für verbrauchte Nährstoffe

Erst einmal bedeutet Düngen nichts anderes, als Ersatz für verbrauchte Nährstof­fe nachzuliefern. Im November war zu lesen, welche Informationen wir über die Bodenuntersuchung erhalten. Bes­ten­falls haben wir einen Mangel an Nährstoffen, denn diesen auszugleichen ist einfacher, als es mit einem Überschuss zu tun zu haben.

Um die benötigten Nährstoffe mit dem richtigen Dünger bereit­zu­stellen, müssen wir viele Faktoren berücksichtigen: Die Bo­denart (schwer oder leicht), den pH-Wert, den Bewuchs, die geplante Kul­tur, die eingebrachte organische Masse (Grün­dünger, Kompost oder Stalldung), die Wet­ter­be­din­gun­gen und natürlich die Jahreszeit.


Organischer und mineralischer Dünger

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen organischen und mineralischen Düngern. Mineralischer Dünger (z.B. Blaukorn, Kalk oder Kalkammonsalpeter) enthält Nährstoffe in meist leicht löslicher, mineralischer Form. Enthalten mineralische Dünger Stickstoff, wird dieser meist synthetisch her­ge­stellt.

Organische Dünger (z.B. Hornspäne, getrockneter Rinderdung oder Knochenmehl) enthält dagegen Nährstoffe in Form organischer Materialien (Horn, Knochen, Kot, eiweißhaltige Samen, Abfälle aus der Lebensmittelindustrie). Sie müssen durch die Bodenlebewesen erst aufgeschlossen werden, bevor die Nährstoffe für die Pflanze verfügbar werden.

Neben dieser Aufteilung werden mineralische Dünger laut Dünge­mit­tel­verordnung in Ein- und Mehrnährstoffdünger unterteilt. Das bedeutet, dass ein Einnährstoffdünger auch nur einen Nähr­stoff enthält, z.B. Kalium. Mehrnährstoffdünger enthalten dagegen min­des­tens zwei verschiedene  Nährstoffe. Sind die drei Haupt­kom­po­nenten Stickstoff, Phosphor und Kalium (N-P-K) vorhanden, spricht man auch von Volldüngern. Übrigens – die meisten organischen Dünger enthalten haupt­säch­lich Stickstoff.


Wie wirken die verschiedenen Düngerarten?

Bringe ich etwa 100 g mineralisches Blau­korn (mit 12 % Stickstoff, 12 % Phosphor, 17 % Kalium, 2 % Magnesium und 2 % Schwe­fel) aus, so gelangt dadurch 12 g rei­ner Stickstoff an die Pflanzen. Die können den Stickstoff sofort aufnehmen – ohne dass Bodenlebewesen ihn umsetzen müs­sen.


DüngerartenFoto: Verlag W. Wächter/ Viets

Ist die Pflanze nicht in der Lage, die Nährstoffe aufzunehmen, werden die über­schüssigen Nähr­stof­fe ausgewaschen. Dadurch hat Blaukorn grundsätzlich seine Wirkung nach ca. zwei Wochen verloren.

Bringe ich die gleiche Menge organisches Hornmehl aus, liefere ich in etwa die gleiche Menge rei­nen Stickstoff an die Pflanze. Hornmehl muss aber erst durch das Bodenleben umgesetzt werden. Denn Stickstoff wird von der Wurzel als NO3, das sogenannte Nitrat, aufgenommen. Bei günstiger Witterung und gutem Boden­zustand benötigt das Bodenleben für die Umsetzung sechs bis acht Wochen. Das Hornmehl wird also nach und nach abgebaut und hat somit eine anhaltende Wirkung.

Die Vorteile: Eine Überdüngung mit Hornmehl ist kaum möglich, außerdem wird der Salzgehalt im Boden nicht weiter erhöht und das Bodenleben gefördert. Zudem bleiben die Nährstoffe auf diese Weise länger im Boden, da sie nicht so schnell ausgewaschen werden. Der Nährstoff ist also der gleiche, die Wirkung ist aber grundverschieden! Dieser Hauptunterschied in der Wirkungsweise von organischem und mineralischem Dünger lässt sich auf alle anderen Nährstoffe, wie etwa Phos­phat oder Kalium, übertragen.


Sind Spezialdünger sinnvoll?

Heutzutage gibt es ein großes Angebot an speziellen Düngersorten: Rasen-, Rosen-, Beerenobst-, Tomaten-, Rhododendron- oder Zwiebelblumendünger – ob nun mineralisch und/oder organisch. Benötigen wir aber diese Vielfalt?


Kompost als NährstofflieferantFoto: Reinhard-Tierfoto Kompost ist ein wertvoller Nährstofflieferant und sollte in keinem naturnahen Garten fehlen.

Verschiedene Kulturen haben unterschiedliche Bedürfnisse, beson­ders bei der Menge der be­nö­tig­ten Nährstoffe und deren Zusam­men­set­zung. Spezialdünger sind so weit vordosiert, dass sie uns eine einfache Handhabung ermöglichen. Es muss aber im Prinzip nicht für jede Pflanze der „ei­ge­ne“ Dünger angeschafft werden. Meist wird schon durch die Dosierung und die Häufigkeit der Gabe der Unterschied aufgehoben.


Gründüngung: natürliche Nährstoffversorgung

Eine weitere Art der Düngung ist die Gründüngung. Die Aussaat der krautigen Pflanzen kann bis Anfang Oktober erfolgen. Ein dichter Bestand schützt vor Erosion und verhindert nicht nur das Aus­waschen der Nährstoffe, sie werden sogar gebunden - entweder direkt in der Pflanze oder mithilfe von Bakterien an der Wurzel. Gründünger aus Hülsenfrüchtlern (Leguminosen) kann so bis zu 150 g Stickstoff auf 10 m² binden.


Kompost: das „Gold des Gärtners“

Kompostierte Grünabfälle aus dem Garten werden nicht umsonst als „Gold des Gärtners“ bezeichnet. Ein gut aufgesetzter und abgelagerter Kompost kann uns eine Menge Nährstoffe liefern. Die Mineralien sind hier an die Abbauprodukte (Huminsäuren) gebunden. Das führt dazu, dass sie ihre Wirkung über einen längeren Zeitraum entfalten und in der Regel weniger schnell ausgewaschen werden als mineralische Dünger.

Gut abgelagerter Kompost kann beim Pflanzen von Gehölzen oder Stauden mit eingebracht wer­den, auch bei der Vorbereitung eines Gemüsebeetes kann er ver­wendet werden. Ein weniger gut umgesetzter Kompost, wir sprechen von Rohkompost, kann vor dem Winter als Flächen­kom­pos­tie­rung, also Grunddüngung auf das Gemüseland ausgebracht werden. Die Makrofauna freut sich: endlich Futter! Auch die Mikrofauna zersetzt das rohe Material so weit, dass dann zur Wachs­tums­zeit Nährstoffe im Boden verfügbar sind.


Grundsätzliches zur sachgerechten Düngung

Ganz gezielt düngen, um die Pflanzen optimal mit Nährstoffen zu versorgen, können Sie nur, wenn Sie drei Größen kennen:

  1. den Nährstoffgehalt des Bodens,
  2. den Nährstoffbedarf der Pflanze,
  3. den Nährstoffgehalt des Düngers.

Auch der richtige Zeitpunkt, unter Berücksichtigung der Boden­ver­hältnisse und der Wet­ter­be­din­gun­gen, spielt eine wichtige Rolle. Sind starke Regenfälle oder lange Trockenperioden vo­raus­ge­sagt, düngen Sie besser nicht. Bei Regen würden die Nährstoffe sofort in tiefere Bodenschichten ausgewaschen, und bei Trockenheit sind die Nährstoffe für die Pflanze nicht verfügbar. Düngen Sie auch nur dann, wenn die Pflanze die Nährstoffe auch benötigt bzw. auf­neh­men kann.

Am Beispiel „Kalium“ wird das deutlich: Kalium ist der wichtigste Nährstoff für die Zellen und sorgt u.a. für die Winterhärte. Er reichert sich in den Wasserspeichern der Pflanzenzellen an und erhöht so den Salzgehalt des Zellsafts. Die höhere Salzkon­zen­tra­tion setzt den Gefrierpunkt der Zell­flüs­sig­keit herab und macht die Pflanzenzellen widerstandsfähiger gegen Frost.

Aus diesem Grund sollten Sie im Spätsommer und Herbst auch nur noch mit kalibetonten bzw. reinen Kalidüngern düngen. Andere Nährstoffkomponenten wie etwa Stickstoff würden im Herbst das Gegenteil bewirken und die Pflanze anfälliger gegenüber Frost machen.


Nährstoffmangel erkennen

Pflanzen können etwas Tolles: die wichtigsten Nährstoffe werden aus den alten Blättern, hin zu den jungen Blättern verlagert, denn dort werden sie mehr gebraucht. Es wird von „mobilen Nähr­stof­fen“ gesprochen. Dazu gehören Stickstoff, Phosphor und Kalium, die sogenannten Kern­nähr­stof­fe sowie das Spurenelement Magnesium. Tritt der Mangel an den alten Blättern zuerst auf, ist der Bedarf an eben diesen nicht gedeckt. Andersherum liegt ein Mangel der anderen Spu­ren­e­le­men­te vor. Eisen- oder Schwefelmangel lassen das junge Blattwerk gelb aussehen und sorgen für ein geringes Wachstum.

Hilfe zur optischen Erkennung der Ursachen von Nährstoffmangel

Grafik als PDF downloaden: Hilfe zur optischen Erkennung der Ursachen von Nährstoffmangel

 

Thomas Kleinworth
Landesfachberater im Landesverband
Schleswig-Holstein der Gartenfreunde