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Schadbilder an Him- und Brombeeren
Foto: photology1971/Adobe Stock
Was wäre ein Beerensommer ohne süße Himbeeren oder aromatische Brombeeren? Doch auch sie sind anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Insbesondere feuchte Witterung, dichte Pflanzung oder ungeeignete Sorten fördern Pilzkrankheiten, Virusinfektionen und Schädlingsbefall. Wenn Sie typische Schadbilder frühzeitig erkennen und gezielt gegensteuern, schützen Sie Ihre Pflanzen und die Ernte.
Himbeerrutenkrankheit
Schadbild: Im Frühsommer entstehen an jungen Ruten ovale, blauviolette Flecken, die sich rasch vergrößern und länglich ausdehnen. Die Rinde platzt auf und beginnt sich abzulösen. Im weiteren Verlauf bilden sich kleine schwarze Punkte – Fruchtkörper des Pilzes – meist in den Rindenspalten. Die Wasserversorgung wird unterbrochen, wodurch die Ruten im Folgejahr verkümmern oder absterben. Die Erkrankung kann ganze Pflanzen schwächen.
Gegenmaßnahmen: Befallene Ruten vollständig bodennah entfernen. Bei ersten Symptomen Seitentriebe zurückschneiden. Ruten nicht kompostieren. Resistente Sorten bevorzugen.
Brombeerrost
Schadbild: Zunächst erscheinen auf der Blattoberseite unregelmäßige, rotviolette Flecken. Später bilden sich auf der Blattunterseite orangegelbe bis rötliche Pusteln, die Pilzsporen enthalten. Diese verfärben sich im weiteren Krankheitsverlauf dunkelbraun bis schwarz. Der Befall kann zum vorzeitigen Blattfall führen, was die Assimilationsleistung der Pflanze deutlich verringert. Schwache Triebe und geringerer Fruchtertrag sind die Folge.
Gegenmaßnahmen: In der Regel ist keine Behandlung notwendig. Bei starkem Befall erkrankte Blätter entfernen. Resistente Sorten verwenden.
Wurzelkropf
Schadbild: An der Wurzelbasis sowie am Wurzelhals zeigen sich harte, unregelmäßige Verdickungen, die sogenannten Kropfwucherungen. Sie beeinträchtigen die Wasser- und Nährstoffaufnahme erheblich. Die Pflanzen wirken geschwächt, wachsen nur spärlich und zeigen Chlorosen an den Blättern. Bei starkem Befall sterben sie ab. Die Bakterien können über Verletzungen in den Boden eindringen.
Gegenmaßnahmen: Nur gesundes Pflanzmaterial verwenden. Befallene Pflanzen vollständig entfernen und nicht kompostieren. Standort mehrere Jahre nicht erneut bepflanzen.
Himbeermosaikvirus
Schadbild: Das Blattwerk weist ein mosaikartiges Muster aus hellgrünen, gelblichen und normalgrünen Bereichen auf. Die Blattadern können aufgehellt oder gebändert erscheinen. In warmen Sommern tritt das Mosaik deutlicher zutage. Infizierte Pflanzen zeigen vermindertes Wachstum, geringe Fruchtbildung und schlechte Winterhärte. Übertragen wird das Virus meist durch Blattläuse.
Gegenmaßnahmen: Virusüberträger (z.B. Kleine Himbeerblattlaus) bekämpfen. Resistente Sorten pflanzen. Infizierte Pflanzen entfernen.
Kleine Himbeerblattlaus
Schadbild: Die nur wenige Millimeter großen Blattläuse besiedeln die Blattunterseiten und Triebspitzen. Sie saugen Pflanzensaft, was zu gekräuselten Blättern und Wachstumsstörungen führt. Zusätzlich scheiden sie Honigtau aus, der Rußtaupilze begünstigt. Die Läuse übertragen zudem Viren wie das Himbeermosaikvirus, was den Schaden vervielfacht.
Gegenmaßnahmen: Natürliche Gegenspieler wie Marienkäfer fördern. Pflanzenauszüge (z.B. von Brennnesseln) einsetzen.
Grauschimmel an Himbeere
Schadbild: Tritt vor allem bei feuchter Witterung und dichter Bepflanzung auf. Die Himbeerfrüchte beginnen, weich zu werden, und verfaulen bereits an der Pflanze. Charakteristisch ist ein dichter, grauer Sporenrasen, der sich auf den betroffenen Früchten bildet. Auch Blüten, Blätter und Triebe können infiziert werden. Besonders gefährdet sind späte Sorten und schlecht durchlüftete Bestände.
Gegenmaßnahmen: Pflanzen regelmäßig auslichten für eine gute Durchlüftung. Reife Früchte zeitnah ernten. Auf Mulch verzichten, der die Feuchtigkeit staut. Stark befallene Pflanzenteile entfernen.
Himbeerkäfer
Schadbild: Ab Mai fressen die adulten Käfer an Knospen, Blättern und Blüten. Die Fraßstellen sind unregelmäßig und ausgehöhlt. Die Larven entwickeln sich in den Früchten, wo sie an den Fruchtanlagen fressen. Befallene Früchte sind oft ungenießbar. Die Larve ist cremeweiß mit braunem Kopf, während der Käfer ca. 4 mm groß und braun behaart ist.
Gegenmaßnahmen: Reife Früchte zügig ernten. Pflanzen regelmäßig kontrollieren. Bodennahes Abharken nach der Ernte kann Puppen entfernen.
Himbeerrutengallmücke
Schadbild: Die Gallmückenweibchen legen ihre Eier in frisches Rindengewebe junger Ruten ab. Die geschlüpften Larven verursachen Wucherungen und Gallen, aus denen Rinde und Mark aufreißen. Die geschädigten Stellen trocknen aus, werden brüchig und sind anfällig für Sekundärinfektionen. Im Folgejahr treiben diese Ruten nur schwach oder gar nicht mehr aus.
Gegenmaßnahmen: Befallene Triebe entfernen. Fruchtfolge einhalten. Rutenauflage vermeiden. Boden im Herbst lockern, um Puppen zu stören.
Himbeergallmücke
Schadbild: Die Blütenknospen verformen sich auffällig, bleiben geschlossen und zeigen gelblich rötliche Verfärbungen. In den geschädigten Knospen leben weißliche, beinlose Larven. Der Befall kann die Blütezeit stark beeinträchtigen und zu erheblichen Ernteverlusten führen, da befallene Knospen abfallen oder keine Früchte ausbilden.
Gegenmaßnahmen: Befallene Knospen entfernen und vernichten. Fruchtfolge von drei bis vier Jahren einhalten. Blühstreifen zur Förderung von Nützlingen (z.B. Schlupfwespen) anlegen.
Brombeergallmilbe
Schadbild: Ein typisches Symptom ist das unvollständige Ausreifen der Brombeerfrüchte: Einzelne Beeren bleiben rot und hart, während andere im gleichen Fruchtstand dunkel und reif sind. Zusätzlich zeigen sich auf den Blättern helle, silbrige Sprenkel. Der Geschmack leidet stark, die Ernte wird unbrauchbar. Die Milbe ist mikroskopisch klein und überwintert an Knospen oder Fruchtrückständen.
Gegenmaßnahmen: Befallene Früchte abernten und vernichten. Spätreifende Sorten vermeiden. Herbstschnitt der Ranken. Bei wiederholtem Befall im Frühjahr mit Schwefelpräparaten behandeln.
Sven Wachtmann
Vorstandsmitglied für Gartenfachberatung
des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde
Zeichnungen von Margarete Griegel, entnommen aus dem Buch „Mein gesunder Obstgarten“ von Griegel, Adalbert. ISBN: 3-930384-14-0.