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Zimmer-Orchideen: Neue Vielfalt braucht richtige Pflege

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Blüten der VandeenFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Äußerst dekorativ sind die Blüten der Vandeen. Die Pflanzen benötigen viel Licht. Seit Jahrhunderten schon fühlen sich die Menschen von Orchideen bezaubert – ihrer exotischen Blüten, ihres Duftes oder ihrer geheimnisvollen Herkunft wegen. Ge­ne­ra­tio­nen von Glücksrittern und Abenteurern setzten ihre Gesundheit und sogar ihr Leben aufs Spiel, um immer neue Arten als erste zu entdecken, in der Hoffnung, damit ein Ver­mö­gen zu machen.

Schwindelerregende Preise wurden von wohlhabenden Europäern für solche Pflanzen bezahlt. Die teuerste jemals versteigerte Orchidee ist eine Pflanze von Odontoglossum crispum, die während des absoluten Hö­he­punk­tes des Orchideenfiebers im 19. Jahr­hun­dert für umgerechnet 7000 Euro ihren Be­sit­zer wechselte. Diese Zeiten sind lang vorbei.

Heute sind Orchideen dank moderner Mas­sen­ver­meh­rung für jedermann erschwinglich. Gezielte Züchtung hat überdies Sorten hervorgebracht, die auch auf der Fensterbank gedeihen. Und es muss nicht immer Phalae­nopsis sein. Die Vielfalt kennt keine Grenzen, Formen und Farben gibt es für jeden Geschmack.


Verführung pur – die Vanille

Echte VanilleFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Die Echte Vanille ist wohl die Orchidee, die sich am längsten in Kultur befindet– wen wundert‘s bei so viel herrlichem Aroma, das in ihren Schoten steckt Sogar die Echte Vanille (Vanilla planifolia) mit ihren begehrten Aromaschoten gehört dazu. Sie ist die Orchidee, die sich wohl am längsten in Kultur be­fin­det. Schon die Gottkönige der Azteken benutzten sie zum Würzen ihres bitteren Getränkes Xocolatl, das aus gemahlenen Kakaobohnen, Mais, Chilischoten und Wasser bestand. Kultiviert wurde die Vanille aber nicht im trockenen Hochland Zentralmexikos, sondern von den Totonac-Indianern im Südosten des Landes.

Einer Sage nach verliebte sich einst ein junger Prinz unsterblich in eine wunderschöne Prinzessin, die ein Keuschheitsgelübde geleistet und ihr Leben der Fruchtbarkeitsgöttin geweiht hatte. In einem un­be­wach­ten Moment entführte der Prinz seine Angebetete in die Berge und nahm sie zur Frau. Ein furchtbares Verbrechen! Von den Priestern aufgespürt wurde das Paar deshalb sofort getötet. Genau an dieser Stelle aber spross bald darauf ein kleiner Baum aus der Erde und neben ihm wuchs eine bezaubernd schöne, gewundene Orchidee, beide geboren aus dem Blut der Liebenden.

Die glänzenden, smaragdfarbenen Blätter der Schlingpflanze lagen zart über dem Stamm des Baumes, gerade wie eine Braut an der Brust ihres Bräutigams. So wurde die Vanille zur heiligen Pflanze und dem Liebeskult geweiht. Bis heute haben Vanille und Schokolade nichts von ihrer Verführung eingebüßt.

 

Orchideengesellschaften sind Fan-Clubs

Wen bei so viel Blütenpracht das Orchideenfieber packt, der kann sich in einer der zahlreichen regionalen Gruppen der Deutschen Orchideen-Gesellschaft (D.O.G.) mit Gleichgesinnten zum Erfahrungsaustausch treffen. Gäste sind jederzeit herzlich willkommen. Oder er fordert in der D.O.G.-Geschäftsstelle erst einmal ein Probeheft der Vereinszeitschrift „Die Orchidee“ an, um sich weiter in das Thema Orchideen zu vertiefen.
D.O.G.-Geschäftsstelle:

Im Zinnstück 2
65527 Niedernhausen/Taunus
Tel. 0 61 27/7 05 77 04
E-Mail: DOG@orchidee.de
www.orchidee.de


Vielfalt zu erschwinglichen Preisen


Vuylstekeara Cambria ‘Plush’Foto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Vuylstekeara Cambria ‘Plush’ wartet mit reizvollen Kontrasten in der Blüte auf

Wer heute eine Orchideenausstellung besucht, wird beeindruckt sein von der Vielfalt an Arten, Sorten, Farben und Formen. Wenn auch nicht mehr zu astronomischen Preisen zu bekommen, so gehören viele Orchideen dennoch zu den exklusiveren und hochpreisigeren Zimmerpflanzen. Eine gezielte Pflege sollte daher erfolgen, damit die Freude an den besonderen Pflanzen lange währt.

Für jahrelange Blüherfolge ist auch die richtige Pflanzenauswahl entscheidend. Deshalb kauft man Orchideen möglichst in einer Fachgärtnerei. Hier erhält man gesunde, kräftige Pflanzen und sach­kun­di­gen Rat. Daneben gibt es einige Grundregeln, die für alle Orchideen gelten:


Wasser von unten und oben

Orchideen mögen kein kalkhaltiges Wasser. Daher sollte möglichst Regenwasser oder ab­ge­stan­de­nes Leitungswasser verwendet werden, auf keinen Fall destilliertes Wasser.

Im Sommer wollen Orchideen reichlich gegossen werden, im Winter sparsam. Zwischendurch aber müssen die Wurzeln immer gut abtrocknen (der Topf fühlt sich dann leicht an). Es darf kein Wasser im Übertopf oder Untersetzer stehen bleiben.

Auch Wasser in den Blattachseln oder im Herz führt schnell zu Fäulnis. Mit einem Stück Zelltuch lässt es sich leicht aufsaugen. Bei Hitze im Sommer oder trockener Heizungsluft im Winter lieben Orchideen es, wenn man sie leicht mit Wasser übersprüht, doch bitte nicht abends und nicht bei Sonneneinstrahlung!


Futter, Licht und Wärme

Für die Ernährung sollte ausschließlich Orchideendünger zum Einsatz kommen, wobei zwischen den Düngergaben immer wieder mit un­gedüngtem Wasser durchgespült werden soll.

Orchideen stehen gerne hell, mögen aber keine direkte Sonne im Sommer. Optimal sind Ost- und Westfenster. An Südfenstern muss von Frühsommer bis Herbst schattiert werden. Sie mögen viel Frischluft, jedoch keine Zugluft. Im Sommer ist ein Freilandaufenthalt in halbschattiger Lage auf Balkon, Terrasse oder im Garten für viele Arten vorteilhaft.

Tagsüber mögen es Orchideen gerne warm bei Temperaturen zwischen 18 °C und 25 °C, nachts bis auf 15 °C absinkend. Etwas höhere Temperaturen im Sommer werden durchaus vertragen.


Pflege und Schädlingsbekämpfung

Beim Umtopfen sollten nicht zu große Töpfe und niemals normale Blumenerde verwendet werden, sondern fertiges Orchideensubstrat vom Fachhändler. Die Pflanze sollte fest im Topf sitzen. Bei trockener Wärme neigen weich­laubige Orchideen manchmal zu Thripsbefall, der die Blätter silbrig aussehen lässt. Auch Schildläuse kommen öfter vor.

Häufig hilft es schon, die ganze Pflanze, besonders die Unterseiten der Blätter, mit lauwarmem Wasser abzuspülen und dabei die Plagegeister mit den Fingern abzureiben. Für hartnäckige Fälle hält der Fachhändler geeignete Präparate bereit, die auch auf der Fensterbank angewendet werden können. Weitere Pflanzenschutz-Tipps finden Sie unter Pflanzenschutz.


Schönheiten für die Fensterbank

Die meisten der nachfolgend aufgeführten Orchideen blühen einmal im Jahr. Da es sich um Hybriden, d.h. Kreuzungen mehrerer Arten, handelt, richtet sich die Blütezeit nach den beteiligten Kreuzungspartnern. Durch geschick­te Auswahl kann man das ganze Jahr über blühende Pflanzen im Zimmer haben.

Brassia-HybridenFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Brassia-Hybriden haben wunderschön bizarre, haltbare Blüten, hauptsächlich in Grün und gelblich Weiß mit brauner Bänderung. Während der Wachs­tums­pe­ri­o­de sind sie halbschattig, luftig und feucht, während der Ru­he­pe­ri­ode dagegen hell und mäßig trocken zu halten. Ein Freilandaufenthalt im Sommer be­kommt ihnen gut.

 

CattleyenFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Cattleyen und alle Kreuzungen mit ihnen haben große, häufig duftende Blüten in Weiß, Gelb, Rosa und Pink. Sie mögen viel Licht und Wärme während der Wachs­tums­pha­se und eine kühlere, trockenere Ruhezeit. Sie blühen meist einmal im Jahr für drei bis fünf Wochen, Frei­land­au­fent­halt im Sommer.

 

CymbidienFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Cymbidien können sich zu üppigen Pflanzen entwickeln. Ihre wachsartigen Blüten strahlen von weiß über gelb, orange, grün bis hin zu rosa, rot, bräunlich oder fast schwarz. Die meis­ten Sorten kann man im Sommer mit anderen Kübelpflanzen auf der sonnigen Terrasse pflegen, wo sie viel Wasser und Dünger benötigen. Erst kurz vor dem ersten Frost müssen sie an einen kühlen, hellen Ort umziehen. Dann wird kaum noch gegossen und nicht mehr gedüngt. Die Blüten erscheinen im Winter und sind viele Wochen haltbar.

 

DendrobienFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Dendrobien begeistern durch sehr unterschiedliche Formen und Farben. Ebenso unter­schiedlich sind ihre Temperaturansprüche we­gen ihrer Herkunft aus asi­a­ti­schen Gebirgs- oder Tieflandlagen. Hybriden von Den­dro­bi­um phalaenopsis mögen es durchgehend warm, wäh­rend Dendrobium-nobile-Hybriden zur Blüteninduktion einen Temperatursturz auf nahe 0 °C benötigen.

 

Ludisia discolorFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Ludisia discolor wird hauptsächlich wegen ihrer schön gezeichneten Blätter kultiviert, ob­wohl auch ihr bis zu 30 cm hoher Blütenstand mit seinen duftenden, kleinen, weißen Blüten sehr hübsch ist. Die Pflanze mag es das ganze Jahr über warm, feucht und eher schattig.

 

Odontoglossen und MiltonienFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Odontoglossen und Miltonien haben farben­prächtige, haltbare Blüten und lieben einen Freilandaufenthalt im Sommer. Trockene Wärme bekommt ihnen nicht. Sie neigen dann zu Ziehharmonikablättern, die sich nicht richtig entfalten. Ein Fenster ohne direkte Son­nen­ein­strah­lung ist geeignet und häufiges Übersprühen ratsam. Die Töpfe sollten nie ganz austrocknen. Im Winter etwas trockener und kühler halten.

 

OncidienFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Oncidien bestechen durch ihre langen überhängenden und häufig viel verzweigten Blütenstände, die bis zu zwei Monate halten. Sie blühen meist einmal im Jahr, haupt­säch­lich in Gelb und Braun, und werden etwas wärmer, sonst aber ähnlich wie Odontoglossum/Miltonia gepflegt.

 

PaphiopedilenFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Paphiopedilen, die Frauenschuhe, entwickeln an jedem Blütenstand nur eine Blüte, es sei denn, es handelt sich um sogenannte Revolverblüher, die an einem Stiel nacheinander mehrere Blüten ausbilden. Pflanzen mit rein grünen Blättern mögen es im Allgemeinen eher schattig und kühl, also kein Südfenster, die Arten mit gefleckten Blättern eher wärmer und heller, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung. An ihren Blüten kann man sich, meist einmal im Jahr, bis zu drei Monate lang erfreuen.

 

PhalaenopsisFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Phalaenopsis ist eine der bekanntesten und dankbarsten Orchideen für die Fensterbank. Sie kann zu jeder Jah­res­zeit drei bis sechs Monate blühen und liebt einen warmen, feuchten, vor direkter Sonne geschützten Platz. Wenn man den Blütenstiel nach der Blüte oberhalb der letzten Verdickung abschneidet, können sich dort erneut Blüten bilden.

 

VandeenFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Vandeen benötigen sehr viel Licht. Ihre Blü­ten strahlen nicht nur in Weiß, Rosa, Gelb und Pink, sondern auch in dem bei Orchideen so seltenen Blau. Sie werden häufig ohne Substrat in Glasgefäßen angeboten, da ihre Wurzeln nicht gern in Töpfen wachsen. Das Gefäß wird alle paar Tage für mehrere Stunden mit Wasser gefüllt und danach wieder ausgegossen.

 

Vanilla planifoliaFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Vanilla planifolia, die Echte Vanille, ist wegen des aro­ma­ti­schen Inhaltsstoffes ihrer Kapselfrucht, des Vanillins, die einzige kommerziell genutzte Orchidee. Mit ihren bis zu 15 m langen Sprossen ähnelt sie einer Schlingpflanze. Auf der Fensterbank liebt sie es warm und hell. Ihre grün-gelb­li­chen Blüten öffnen sich nacheinander und werden bis zu 10 cm groß. Sie halten allerdings nur sehr kurze Zeit.

 

VuylstekearaFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Vuylstekeara ist eine Mehrfach-Hybride aus den Gattungen Cochlioda, Miltonia und Odontoglossum und wird ähnlich wie diese kultiviert. Auch ihre Blüten sind sehr farb­in­ten­siv mit zum Teil reizvollen Kontrasten und halten sechs bis acht Wochen.

 

ZygopetalumFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Zygopetalum hat exotisch anmutende, duften­de und lang haltbare Blütenrispen, hauptsächlich in Braun und Blau. Sie will etwas küh­ler, schattig und nicht zu trocken kultiviert werden und liebt einen Freilandaufenthalt im Sommer.

 

Mr. Cattley war Namensgeber

Cattleya NotturnoFoto: Deutsche Orchideen-Gesellschaft Cattleyen wurden Anfang des 19. Jahrhunderts von dem Engländer Wilhelm Cattley entdeckt. Ihm zu Ehren trägt die Gattung seinen Namen, hier ist Cattleya Notturno abgebildet. Anfang des 19. Jahrhunderts erhielt der Engländer William Cattley eine Lieferung tropischer Pflanzen. Das Verpackungsmaterial bestand aus seltsam steifen Blättern und Stielen, die sein Interesse weckten. Nachdem er diese eine Zeitlang kultiviert hatte, entfaltete im November 1818 die erste Pflanze ihre wunderschönen großen, rosa Blüten mit intensiv gefärbter, trompetenförmiger Lippe. Diese Sensation löste damals einen regelrechten Orchideenboom aus. Die Pflanze selbst erhielt den Namen Cattleya zu Ehren Mr. Cattleys und labiata wegen ihrer trompetenförmigen Lippe.

Ende des 19. Jahrhunderts war der Schwede Ericks­son im Auftrag der Firma Sander in Sumatra un­ter­wegs, um Exemplare der Frauenschuh-Orchidee Paphiopedilum curtisii zu finden. Fünf Jahre lang hatte er vergeblich danach gesucht (natürlich hatte er während dieser Zeit fleißig andere Schätze eingesammelt). Doch als er eines Morgens in einer Schutzhütte auf einem Berg erwachte, fiel sein Blick auf eine Wand mit lauter Kritzeleien früherer Besucher. Inmitten dieser Hinterlassen­schaften, er traute seinen Augen kaum, war auch eine Zeichnung von Paphiopedilum curtisii. Aber obwohl er seinen Aufenthalt verlängerte, fand er die Orchidee zunächst nicht. Erst am Tage vor seiner Abreise brachte ihm einer seiner Leute die begehrte Pflanze.

Monika Eckert,
Deutsche Orchideen-Gesellschaft