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Hoher Ertrag durch effizientes Bewässern

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Hoher Ertrag durch effizientes BewässernFoto: Stein Wer keinen Brause­kopf an seinem Garten­schlauch hat oder angewärmtes Regen­wasser aus­bringen will, der kann Jung­pflan­zen vorsichtig mit Gieß­kanne und Brausekopf gießen Regen als natürliche Wasserquelle steht uns – entsprechend den Launen der Natur – oft nur begrenzt zur Verfügung. Das machen Trockenperioden so richtig be­wusst. Denn ohne Wasser wächst nichts im Garten. Wenn es nicht regnet, muss bewässert werden – am besten mit Sinn und Verstand, zum Wohle der Pflanzen, der Wasserressourcen und des Geldbeutels.

Wie viel Wasser wird verbraucht?

1 m2 Blumenkohl (Kultur mit hohem Wasserbedarf) braucht von der Pflanzung bis zur Ernte im Erwerbsgartenbau 400 l Wasser, wie Forschungsergebnisse von Peter-J. Paschold und Jürgen Kleber an der Forschungsanstalt Geisenheim ergaben.

Winterfeuchte Böden halten im Mai 100 bis 200 l Wasser pro m² (sandige 100 l, tonreiche 120 l und sandige Lehme 200 l) bereit. Regnet es in den zwölf Wochen Kulturzeit zufällig – zeitlich passend verteilt – etwa 200 l, so erntet der Gärtner auf dem sandigen Lehmboden schö­ne Köpfe, während die Kollegen auf schweren Böden (tonreich) oder gar auf Sand ohne zusätz­liches Gießen entweder kümmerliche oder frühzeitig schießende Köpfe ernten – oder eben gar nichts.

Der eigentliche Wassermangel wird dabei noch verschärft durch eine Unterversorgung mit Nährstoffen, denn auch die ausgewogene Nährstoffversorgung gelingt nur mit Hilfe des Transportmittels Wasser. Durstige Pflanzen hungern daher gleichzeitig.

Bleiben die Temperaturen unter 20 °C, verdunstet 1 m² Fläche je nach Wuchshöhe des Gemüses 1–2 l Wasser täglich, bei über 30 °C sind es 4–7 l. Trockene Ostwinde steigern, feuchte Nebel senken die Verdunstung.

Säen statt pflanzen

Früh gesäte Tiefwurzler wie Möhren, Rote Bete und insbesondere Pastinaken überstehen trockene Sommerwochen recht gut, bei Möhren drohen nach anschließenden Niederschlägen allerdings auch aufgeplatzte Rüben. Salate, insbesondere die Herbstsalate Endivien oder Zuckerhut, ebenso wie Kohlarten, die man direkt ins Beet sät und anschließend ausdünnt, vertragen mehr Trockenheit als gepflanzte Ware, die kaum Pfahlwurzeln ausbildet. Nachteil der Sä-Methode: Die Kulturen be­legen das Beet rund drei bis vier Wochen länger.


Mulchen oder Hacken?

Mulchen oder Hacken?Foto: Breder Dieses Gemüsebeet wurde mit Rasenschnitt gemulcht, wodurch weniger Wasser verdunstet Verkrustete Böden verdunsten bis zu 2 l/m² täglich. Die Feuchtigkeit wandert durch lange Kapillare von unten durch die Kruste, und Wind verschärft die Verdunstung zusätzlich. Abhilfe schafft lockeres Aufhacken der Bodenkruste, sobald sich eine solche nach Gießgängen oder Niederschlägen gebildet hat, da dadurch die langen Kapillarverbindungen unterbrochen werden. Die obersten Bodenbröckchen liegen nach dem Aufreißen nur punktförmig auf dem Untergrund auf, nur dort kann Feuchtigkeit nach oben wandern. Zwischen den Bröckchen herrscht wenig Luftbewegung, daher auch wenig Verdunstung.

Auch eine Mulchschicht hilft, die Feuchtigkeitsvorräte der Böden vor ungewollter Verduns­tung zu schützen. Am besten wartet man mit dem Auftrag organischer Mulchmaterialien, bis sich der Boden im Frühjahr etwas erwärmt hat, sonst verzögert sich der gewünschte Temperaturanstieg im Boden. Mulchvliese und -papiere haben diesen Nachteil nicht, sie können frühzeitig aufgelegt werden.

Mit Spatenprobe den Bedarf ermitteln

Für ein übliches Anbauprogramm lassen sich zusätzliche Wassergaben meistens nicht vermeiden. Ob ein Griff zum Wasserhahn nötig ist, lässt sich durch einen Vergleich des natürlichen Wasserangebotes (Winterfeuchte, Niederschläge der vergangenen Wochen) mit dem Bedarf (s.o., ca. 2–3 l/m² täglich) abschätzen. Wer nicht sicher ist, greift zum Spaten, der Boden in Wurzeltiefe soll sich noch feucht anfühlen.

Ist der Boden dort zu trocken, müssen wir genau dorthin Wasser bringen. Dazu gilt die Faustregel: 1 mm Niederschlag entspricht 1 l Wasser pro m². Dieses dringt – je nach Boden­art – etwa 1 cm weit ein. Wer die Wurzeln in 15 cm Tiefe versorgen will, muss also 15 l aus­bringen, das sind 1,5 Gießkannen je m².

Intervallgießen fördert Wasseraufnahme

Der Einwand „Aber das schwemmt doch alles ab“ ist berechtigt. Denn Böden können meist nur höchstens 10 l pro Stunde und m² aufnehmen. Deshalb muss der Gärtner seine Wassergabe zeitlich entsprechend strecken.
 
Die beste Tageszeit zum Gießen ist der Morgen. Daher macht man am besten noch vor dem Frühstück die erste Gießrunde mit Kanne oder Brause, die zweite dann nach dem Frühstück und evtl. noch eine dritte später. Mit dem Spren­ger verfährt man ebenso intervallmäßig, wenn die Austrittsmenge zu hoch ist. Nachteil des Sprengers ist allerdings, dass er die Blätter intensiv benetzt und Fäulniserreger begünstigt. Besser ist es, mit der Brause zwischen die Pflanzen zu gehen.


Regenmesser und andere Kontrollhilfen

KontrollhilfenFoto: Themenbild Mit einem Regenmesser lassen sich nicht nur Regenmengen ablesen, man kann ihn auch nutzen, um die Wassermengen, die aus dem Sprenger kommen, zu berechnen Die Wassermenge aus dem Sprenger lässt sich mit einem Regenmesser, etwas ungenauer auch einfach mit Hilfe einer Blechbüchse, leicht er­mitteln: Steht das Wasser 2 cm hoch im Gefäß, wurden 20 l/m² ausgebracht.
 
Auch mit der Gießbrause kann man recht genau arbeiten: Die Zeit messen, in der man mit der Brause eine 10-l-Kanne füllt. Mein leistungsfähiger Gießstab braucht z.B. 30 Sekunden für 10 l, also muss ich ein 10 m² großes Beet insgesamt 7,5 Minuten lang wässern – wenn nötig mit Pausen dazwischen – , wenn ich 15 l/m² ausbringen will.

Manch ein Gartenfreund wird die geforderten Zahlen mit Schrecken zur Kenntnis nehmen und Wasserverschwendung wittern. Zu bedenken ist aber, dass diese Gießprozedur – gerne am Sonntagmorgen – dann außer im Hochsom­mer für eine ganze Woche reicht.

Selten, dafür üppig wässern

Benetzt der Nachbar z.B. täglich seine Beete mit 2 l/m², muss er davon ausgehen, dass nach jedem Gießgang mindestens 1 l ungenutzt direkt von der Bodenoberfläche wegverdunstet. Seine Pflanzen sind also weit schlechter versorgt als die einmal richtig gegossenen – bei gleichem Wasserverbrauch. Das ist wahre Verschwendung.

Die meisten Gemüsearten reagieren im Kulturverlauf tolerant auf ein zeitweilig knappes Wasserangebot. Natürlich muss man gleich nach dem Pflanzen am besten mit dem Wasser­strahl den Ballen so angießen, dass er rundum dicht von Erde umschlossen wird. In der Anwachsphase kann sparsames Wässern dann aber zu einem besser entwickelten Wurzelsystem führen.

RasensprengerFoto: Breder Ein großer Wasserverbrauch durch einen hohen Verdunstungsanteil und die Gefahr, dass sich auf den Blättern der Pflanzen (hier sind es Kartoffeln) Pilzkrankheiten ausbreiten – das sind die Nachteile dieser gängigen Bewässerungsmethode mit dem Standard-Rasensprenger Wassermangel: Notblüten und geschossener Salat

Ganz empfindlich auf Wassermangel reagieren die meisten Arten immer dann, wenn sie begin­nen, das von uns zur Ernte begehrte Teil zu entwickeln. Die Züchtung brachte bekanntlich viele Wildarten dazu, im Sinne der eigenen Ver­mehrung eigentlich völlig „überflüssige“ Teile hervorzubringen. So bildet Salat „Köpfe“, Kohl­rabi „Knollen“ oder Möhren „dicke Wurzeln“.

Steht am Beginn der jeweiligen Entwicklung, also am Anfang der Kopf- oder Knollenbildung oder am Beginn des Wurzel-Dickenwachstums, zu wenig Wasser zur Verfügung, versuchen die Pflanzen, so rasch wie möglich eine Notblüte zu bilden – das Gemüse „schießt“, wird faserig und oft streng im Geschmack.

Wassermangel: Fruchtabwurf und Versorgungsschäden

Stehen Fruchtgemüse in der Blütezeit oder kurz danach unter Stress (Trockenheit, aber auch Kälte), so werden sie wohl einzelne Früchte ausbilden wollen, den Großteil der Fruchtansätze sicherheitshalber aber abwerfen. Was­ser­mangel während der Fruchtentwicklung be­günstigt bei sensiblen Tomatensorten besonders in Verbindung mit Stickstoff-Überversorgung außerdem die Blütenendfäule. Plötzliche hohe Wasserzufuhr nach Trockenzeiten verursacht oft geplatzte Früchte (Tomaten) oder Wurzeln (Gelbe Rüben, Radies).

In älteren Gartenbüchern wird immer empfohlen, abgestandenes Wasser zu verwenden. Das ist in der Tat etwas weicher (weil CO2 ent­weicht, das senkt leicht die Karbonathärte). Es geht aber auch um den Temperaturschock, auf den vor allem wärmeliebende Gemüse wie Paprika oder Gurken empfindlich reagieren. Ab­hilfe schafft aber bereits der Verzicht auf abendliches Gießen der sonnenerhitzten Pflan­zen. Morgens fällt der Schock meist nur gering aus.


Saatgut richtig gießen  

Saatgut richtig gießenFoto: LV Bremen/Becker Saatrille gut gießen und dann erst das Saatgut ausbringen. Nach dem Verfüllen nicht mehr gießen, nur locker andrücken. Frisch gesätes Saatgut nimmt vorhandene Feuchtigkeit auf, es quillt und beginnt zu treiben. Viele Arten vertragen zu Beginn des Keimvorganges ein einmaliges Rücktrocknen, niemals aber mehrfaches Vertrocknen.

Die meisten Saaten gelingen gut, wenn der Fuß der Saatrille feuchten Boden zeigt. Das Saatkorn wird gut angedrückt, sodass es eine innige Verbindung mit der feuchten Erde erhält und gut quellen und keimen kann. Die Saatrille wird nur locker verfüllt, zusätzliches Angießen sollte man vermeiden, weil es nur zur oberflächlichen Verschlämmung führt. Günstig ist eine Vliesabdeckung, sie verringert die Wasserverdunstung aus dem Boden.

Ist der Untergrund bereits zu trocken, empfiehlt sich eine sehr hohe Wassergabe von 15–20 l ein bis zwei Tage vor der Aussaat – na­türlich in mehreren Gießgängen. Dann reicht die Feuchte von unten für den Keimvorgang. In trockenen Boden kann zu Beginn einer Regenperiode gesät werden – wenn die dann auch kommt wie angekündigt.

Mühsam ist jedenfalls das Feuchthalten ei­nes trockenen Beetes nach der Saat, weil man oft gießen muss, bei jeder Wassergabe eine Bodenverschlämmung und -verkrustung riskiert und dann mühsam die Zwischenräume zwischen den Saatreihen auflockern muss. Dagegen kann man bei langsam keimenden Arten (z.B. Möhren) einzelne schnellwüchsige Radies- oder Kressesamen einmischen.


Gießen im Gewächshaus

Wo nie Regen fällt, sind die Pflanzen ausschließ­lich auf den Gärtner angewiesen. Die Gießregeln sind grundsätzlich die gleichen wie draußen. Morgendliches Gießen ist unbedingt zu bevorzugen. Abendliches Gießen kann sogar dann zur Kraut- und Braunfäule an Tomaten füh­ren, wenn das Blatt dabei nicht benetzt wird. Zur Entwicklung der gefürchteten Tomatenfäule reichen nämlich oft Schwitz- und Tropfwasser von den Dachflächen oder auch nur die an den Blatträndern bei hoher Luftfeuchtigkeit „ausgeschwitzten“ Wassertröpfchen (Guttation).

Im Vergleich mit den benötigten Wassermengen gießen die meisten Gärtner im Gewächshaus oder auch im Frühbeet vermutlich zu wenig. Dies fiel mir im ersten Jahr nach der Installation einer automatischen Bewässerung im Kleingewächshaus auf: Der Tomatenertrag stieg auf das Doppelte, nachdem die Technik den Wasserbedarf regelte.

Bewässerungstechnik – zuverlässig und sparsam


Sowohl fürs Gewächshaus als auch für das Freiland gibt es Möglichkeiten der automatischen Bewässerung. Am sparsamsten arbeiten Tröpfchensysteme. Die Tropfschläuche werden zwischen den Reihen ausgelegt. Sie stören natürlich alle Bodenbearbeitungsmaßnahmen, daher setzt man sie nur in lange stehenden Kulturen ein, vor allem in Fruchtgemüse mit anhaltend hohem Wasserverbrauch.

Es gibt Systeme, die automatisch von der Bo­denfeuchtigkeit gesteuert werden können. Im Garten oder Gewächshaus reichen für begrenz­te Flächen einfachere Systeme mit Feuchtemes­sern. Die Feuchtesonden öffnen oder schließen direkt den Wasserzufluss. Eine an einer „durch­schnittlich“ feuchten Stelle eingesetzte Feuchte­sonde kann die Wasserzufuhr des Tropfschlauch­­systems regeln. Diese Systeme können aber nur über einen Druckminderer an den Wasserhahn angeschlossen werden, weil sie mit ganz geringen Drücken arbeiten. Daher lassen sie sich auch ganz einfach von einem ca. 2 m höher gelagerten Wasserspeicher beschicken.

Häufiger findet man im Handel Systeme mit Zeitsteuerung, die sich besonders im Gewächs­haus gut eignen (z.B. von Gardena). Ein Zeitgeber öffnet in vorgegebenen Intervallen die Wasserzufuhr. Beispiel: Man installiert ein Tropfschlauchsystem mit sechs Tropfern je m², von denen jeder pro Stunde 4 l abgibt. Will ich pro Woche 20 l ausbringen, muss die Anla­ge innerhalb von sieben Tagen also 50 Minuten laufen, also täglich rund sieben Minuten oder alle zwei Tage je 14 Minuten.

Wenn zum Herbst hin der Wasserbedarf sinkt, korrigiert man die Programmierung, in­dem man die Gießintervalle anpasst. Manche Systeme lassen sich mit Feuchtefühlern verbinden, die nach Niederschlägen die Gießinterval­le unterbinden. Weil die Gartenbewässerung auf immer lebhafteres Interesse stößt, findet dort zurzeit eine rasante Entwicklung neuer Steuerungs- und Verteilungstechniken statt.

Marianne Scheu-Helgert,
Bayerische Gartenakademie