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Rhabarber anbauen
Rhabarber – Kein Gemüse von der Stange
Foto: Andris T/Adobe Stock
Leicht säuerlich, aber sehr erfrischend – Rhabarber (Rheum) hat einen unverwechselbaren Geschmack. Und wer an Rhabarber denkt, denkt wahrscheinlich automatisch an etwas Süßes, Obstartiges. Doch die großblättrige Staude zählt nicht zum Obst, sondern ist ein Stielgemüse und gehört zur Familie der Knöterichgewächse.
Ursprünglich stammt die imposante Pflanze aus dem Himalaya, wo die Wurzeln schon seit jeher als Heilmittel verwendet wurden. Im 16. Jahrhundert gelangte sie schließlich ins russische Zarenreich, von wo aus sie sich nach und nach in ganz Europa verbreitete. 1848 startete schließlich in Hamburg-Kirchwerder der erste gewerbsmäßige Anbau von Rhabarber in Deutschland.
Neben den zahlreichen Speisesorten, gibt es auch eine Vielzahl an Arten aus der Gattung Rheum, die einen hohen Zierwert besitzen.
Foto: L.Bouvier/Adobe Stock
Dauerkultur Rhabarber
Wenn Sie einen Rhabarber in Ihren Garten pflanzen, ist das schon fast eine Entscheidung fürs Leben. Denn Rhabarber ist eine ausgesprochene Dauerkultur – einmal gepflanzt, kann er jahrelang am selben Ort bleiben. Erst nach rund zehn Jahren ist es nötig, die Pflanze zu teilen und an einen neuen Standort zu setzen.
Der Standort sollte also gut überlegt sein. Grundsätzlich bevorzugt Rhabarber lockere, feuchte, humus- und nährstoffreiche Böden. Er liebt Sonne, kann aber auch im Halbschatten überleben. Je weniger Licht er bekommt, desto dünner bleiben jedoch die Blattstiele. Zudem benötigt er ausreichend Platz, um sich entfalten zu können. Je nach Sorte können Sie gut 1 m² Beetfläche einplanen.
Die weitere Pflege
Das größte Wachstum findet von April bis Juni statt. In dieser Zeit sollten Sie vor allem für ausreichend Wasser sorgen. Denn bei Wassermangel in den entscheidenden Monaten bildet der Rhabarber das ganze Jahr über nur wenig Zuwachs. Nährstoffe können Sie bereits im zeitigen Frühjahr in Form von Kompost oder Hornspänen verabreichen. Dasselbe sollten Sie auch noch einmal nach der letzten Ernte Ende Juni tun.
Foto: PantherMedia/Strobos
Sollten sich Blütenansätze zeigen, müssen Sie diese umgehend herausbrechen, da sie das vegetative Wachstum schwächen. Ab Oktober werden die Blätter schließlich gelb, ziehen ein, und die Pflanze geht in die Winterruhe. Jetzt braucht sie keine besondere Pflege mehr und auch keinen Winterschutz, da sie extrem frosthart ist.
Krankheiten und Schädlinge
Rhabarber ist sehr robust und widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlinge. Selbst Schnecken und Wühlmäuse meiden ihn.
Bei feucht-warmer Witterung können gelegentlich verschiedene Blatt-fleckenpilze auftreten. Sofern Sie die betroffenen Blätter rechtzeitig entfer-nen, steht einer Ernte nichts im Wege. Gleiches gilt für Falschen Mehltau, der selten bei feucht-kaltem Wetter auftreten kann.
So ernten Sie richtig
Foto: Gry Thunes/Adobe StockGrundsätzlich geht die Rhabarber-Saison etwa von Anfang April bis zum Johannistag am 24. Juni. Danach steigt der Oxalsäuregehalt deutlich an. Oxalsäure kann in größeren Mengen gesundheitsschädlich sein, da sie im Körper u.a. die Aufnahme von Calcium, Magnesium und Eisen behindert. Hauptgrund für das Einstellen der Ernte ist jedoch, dass Sie der Pflanze genug Zeit geben sollten, sich zu erholen. Mittlerweile gibt es erste Sorten, wie z.B. ‘Livingstone’, für die diese Regel nicht mehr gilt, da sie bis zum Herbst beerntet werden können.
Erntereife Rhabarberstangen erkennen Sie daran, dass sie eine glatte Oberfläche haben und nicht mehr gewellt sind. Schneiden Sie die Stangen niemals ab, sondern ziehen Sie sie mit einer leichten Drehbewegung an der Ansatzstelle heraus. So vermeiden Sie faulende Schnittstellen.
Um die Pflanzen nicht zu schwächen, sollten Sie darauf achten, während der Saison nicht mehr als ein Drittel bis maximal die Hälfte der Stangen zu ernten. Bei neu gepflanztem Rhabarber sollten Sie nicht vor dem zweiten Jahr, wenn möglich sogar erst im dritten Standjahr erstmals ernten.
Foto: Dar1930/Adobe Stock Tipp: Wenn Sie ab etwa Anfang März über die Pflanzen einen Folientunnel oder spezielle Treibglocken stellen, können Sie so die Pflanzen vortreiben und die Ernte um bis zu vier Wochen verfrühen.
Lagern und konservieren
Wenn Sie zu viel auf einmal geerntet haben, können Sie die entlaubten Rhabarberstangen im Kühlschrank ca. eine Woche problemlos aufbewahren. Wollen Sie das Aroma für den Winter bewahren, haben Sie verschiedene Möglichkeiten. Gut geeignet ist z.B. die Herstellung von Kompott, Marmelade oder Saft. Aber auch das Einfrieren frischer Stangenstücke ist möglich. Hierfür müssen Sie die Stangen schälen und in Stücke schneiden, anschließend ohne Blanchieren einfrieren. So sind die Stücke rund ein Jahr haltbar und können nach dem Auftauen wie frischer Rhabarber verwendet werden.
gvi
Rhabarber-Treibglocken
Das Bleichen von Rhabarber hat besonders in England eine lange Tradition. Durch das Überstülpen eines lichtundurchlässigen Treibtopfes, kurz vor dem Austrieb, kann die Ernte um zwei bis drei Wochen verfrüht werden. Die gespeicherte Wärme des Tages verstärkt den ohnehin schnellen Austrieb. Das fehlende Licht vermindert zudem die Einlagerung der Oxalsäure, der Rhabarber schmeckt weniger säuerlich.
Foto: Flora Press/Royal Horticultural Society
Empfehlenswerte Speisesorten
Grundsätzlich lässt sich Rhabarber in grünstielige Sorten mit grünem Fruchtfleisch, rotstielige mit grünem Fruchtfleisch und rotstielige mit rotem Fruchtfleisch unterteilen. Erstere gelten als ertragreicher, aber saurer, die rotfleischigen Sorten hingegen als milder und aromatischer.
‘Campbell’
Bildet bis zu 30 cm lange Stangen. Die Rotfärbung der Stiele ist von mittlerer Intensität und bleibt auch nach dem Verarbeiten bestehen.
‘Canada Red’
Bildet bis zu 23 cm lange Stangen mit ausgeprägter Rotfärbung. Besitzt einen hervorragenden Geschmack und behält auch nach dem Kochen die Farbe.
‘Elmsblitz’
Altbewährte Sorte mit dunkelroter Färbung und bis zu 80 cm langen Stangen. Bildet nur wenig Oxalsäure.
‘Elmsjuwel’
Die rund 60 cm langen Stangen sind mittelrot und haben einen sehr geringen Säuregehalt.
‘Esta’
Rotstielige, frühe Sorte mit grünem Fruchtfleisch und leicht säuerlichem Geschmack. Bildet rund 50 cm lange, dicke Stangen.
‘Frambozen Rood’
Späte Sorte mit roten Stangen und grünem Fruchtfleisch. Wegen ihres Duftes und dem fruchtigen Aroma wird sie auch Himbeer- oder Erdbeer-Rhabarber genannt. Die Stangen werden bis zu 40 cm lang.
‘Goliath’
Größte bekannte Sorte mit bis zu 100 cm langen Stangen. Die rötlich gefärbten Stiele sind dick und besitzen ein grünes Fruchtfleisch.
‘Holsteiner Blut’
Mittelfrühe Sorte mit rot gefärbten Stangen. Besitzt einen hohen Zuckergehalt bei milder Säure. Bildet dünne, etwa 50 cm lange Stangen. Verliert beim Kochen etwas an Farbe.
‘Jara’
Alte, aus Tschechien stammende, fast oxalsäurefreie Sorte. Sie bildet dünne, 45 cm lange, grün-rötliche Stangen.
‘Red Champagne’
Frühe, milde Sorte mit hohen Erträgen. Bildet rosarote bis cremefarbene, rund 70 cm lange Stangen.
‘Red Valentine’
Späte, rotstielige und komplett rotfleischige Sorte mit bis zu 30 cm langen Stangen. In sehr warmen Frühjahren kann das Fleisch jedoch hell bleiben.
‘Rosara’
Besonders frühe und ertragreiche Sorte. Bildet bis zu 40 cm lange, rote Stangen mit grünem Fruchtfleisch.
‘Rotstiel’
Frühe, ergiebige deutsche Regionalsorte. Bildet 50–70 cm lange, rotgrüne Stangen mit leicht rötlichem Fruchtfleisch.
‘Stockbridge Arrow’
Frühe, rotstielige Sorte, deren Fruchtfleisch nur an der Basis leicht rötlich, sonst fast weißlich gefärbt ist. 40–50 cm lange Stangen.
‘Timperley Early’
Sehr frühe, rotstielige, grünfleischige Sorte. Die rund 30 cm langen Stangen sind dünn und gelegentlich brüchig. Bei reifen Stangen geht die rote Färbung zunehmend in ein helles Grün mit roten Sprenkeln über. Eine der zeitigsten Sorten überhaupt, bei entsprechender Witterung kann bereits ab Mitte April geerntet werden.
‘Vierländer Blut’
Fast verschwundene, frühe, tiefrotstielige und rotfleischige Sorte. Bildet rund 80 cm lange Stangen.
‘Victoria’
Eine der ältesten durchgängig angebauten Sorten. Bildet dicke, ca. 100 cm lange, grün-rote Stangen.
„Immertragende“ Sorten
‘Livingstone’
Neue, als „immertragend“ oder „Herbstrhabarber“ bezeichnete Sorte, da sie durchgehend bis zum Herbst beerntet werden kann. Die Stangen werden 60–80 cm lang, sind grünlich rot gefärbt und besitzen ein grünes Fruchtfleisch.
‘Glaskins Perpetual’
„Perpetual“ bedeutet soviel wie ausdauernd. Kann durch den geringen Oxalsäuregehalt die ganze Saison über gegessen werden. Die bis zu 60 cm langen Stangen sind zur Hälfte rot und zur Hälfte grün, innen grünfleischig.
Emodi-Rhabarber oder Himalaya-Rhabarber (Rheum australe)
Wildart aus der Mongolei. Die rund 60 cm langen Stangen sind leicht rötlich getönt und haben grünes Fleisch. Besitzt ein leichtes Apfelaroma und besonders feine Textur. Geringe Säure, noch weniger als bei allen anderen Sorten.
‘Lilibarber’
Mit nur 20 cm Wuchshöhe sehr klein bleibende Sorte und daher ideal für die Kultur im Topf. Die rötlichen Stangen sind nur 3–4 mm dick und eher überhängend.
Zierende Arten
Königs-Rhabarber (Rheum alexandrae)
Auffällige Art aus den Höhenlagen von China. Die prächtigen, hellgelben Hochblätter schützen die eigentlichen Blüten vor Sturm und Regen. Bevorzugt kühle und nasse Standorte. Keinesfalls auf der Südseite auspflanzen, da kümmert der Königs-Rhabarber. Die Wuchshöhe liegt bei 80–100 cm.
Foto: Jelitto Foto: Jelitto
Tibetischer Rhabarber (Rheum nobile)
Stammt aus den Höhenlagen des Himalayas. Bildet ebenfalls auffällige Hochblätter, jedoch deutlich größer. Die Wuchshöhe liegt zwischen 130 und 150 cm. Bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte mit nährstoffarmem Boden. Stiele sind essbar!
Kron-Rhabarber (Rheum palmatum var. tanguticum)
Stammt aus den Hochebenen Chinas, wo die Wurzeln Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin sind. Die stark gezähnten Blätter sind zum Frühjahrsaustrieb zunächst rötlich, vergrünen jedoch im Hochsommer. Zwischen Mai und Juli erscheinen die imposanten roten Blütenstände mit einer Höhe von über 200 cm. Bevorzugt einen halbschattigen Standort mit leicht saurem und feuchtem Boden. Idealerweise am Rand von Gewässern pflanzen.
‘Atrosanguineum’ (Rheum palmatum)
Im Gegensatz zur vorher genannten Art bleiben die Blätter dieser Auslese im Hochsommer deutlich dunkler und sind je nach Standort rötlich überhaucht. Die Blattunterseiten bleiben gänzlich rot. Ansonsten wie oben.
Foto: Flora Press/GWI