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Nachkulturen: Frischkost zum Saisonende
Gemüse bis in den Winter hinein!
Foto: Die Grüne Kamera
Mitte Oktober müssen Ihre Gemüsebeete nicht leer geräumt sein. Mit vielen Gemüsearten können Sie die Ernteperiode bis in den Spätherbst oder sogar in den Winter hinein verlängern. Und das Beste daran: Diese Arten können auch bei frostigen Temperaturen draußen bleiben, und Sie brauchen keine Lagerräume.
Spinat für den Winteranbau
Altbekannt ist die Aussaat von Spinat (Spinacia oleracea). Diese Pflanze gehört zu den Langtagspflanzen, d.h. dass sie im Hochsommer, wenn die Tage lang sind, anfängt zu blühen. Der Gärtner nennt das „Schießen“. Dann kann der Spinat nicht mehr geerntet werden, denn er entwickelt hohe Nitratkonzentrationen und wird bitter. Es gibt zwar einige Sorten, die für den Sommeranbau geeignet sind, unkomplizierter ist der Anbau jedoch im Frühjahr von März bis Mai oder im Spätsommer von August bis September.
Foto: Bingenheimer Saatgut AG
Wenn Sie Spinat im September oder Anfang Oktober aussäen, können Sie ihn erst im nächsten Frühjahr ernten. Gut geeignet für den Winteranbau sind die Sorten ‘Winterriesen’, ‘Matador’, ‘König von Dänemark’ und ‘Dolphin’. Wenn Sie noch im Herbst ernten möchten, sollten Sie Ihren Spinat spätestens im August in mit Kompost gedüngte Erde aussäen. Bei der frühen Aussaat im August entwickeln sich die Pflanzen bereits vor dem Winter und können bei frostfreiem Wetter geerntet werden.
Spinat zählt zu den Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae) und sollte nicht mit Pflanzen aus derselben Familie, wie z.B. Rote Bete und Mangold, kultiviert werden. Es empfiehlt sich eine Reihensaat im Abstand von 25–30 cm, wobei die Samenkörner etwa 2 cm tief in den Boden gelegt werden. Damit die Samen guten „Bodenschluss“ bekommen und optimal keimen, sollten Sie die Erde nach dem Zuharken fest andrücken.
Nach dem Auflaufen werden die Pflänzchen auf einen Abstand von 15 cm „verzogen“, zu dicht stehende werden also entfernt. Die herausgezogenen Pflanzen können Sie gleich in Rohkostsalaten verwerten.
Knackiger Feldsalat
Feldsalat (Valerianella locusta) gehört genau wie der Spinat zu den Langtagspflanzen. Diese Pflanze verträgt sich mit allen uns bekannten Gemüsearten und kann deshalb problemlos kombiniert werden. Im Gegensatz zum Spinat verlangt Feldsalat nur sehr wenig Dünger und ist deshalb die ideale Nachkultur von Mittel- und Schwachzehrern.
Foto: Bingenheimer Saatgut AG
Bei früher Aussaat im August kann die Ernte im Herbst und Winter erfolgen. Ab November empfiehlt sich eine Abdeckung mit Laub oder Fichtenreisig, damit der Boden nicht durchfriert und Sie im Winter bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt ernten können. Wird bei Frost geerntet, sind die Blätter glasig und fallen bei Zimmertemperatur zusammen.
Natürlich können Sie Spinat und Feldsalat auch gut im ungeheizten Gewächshaus oder Frühbeet kultivieren. Das vereinfacht die Ernte im Winter. Bei sonnigem Wetter ist eine regelmäßige Lüftung sehr wichtig, sonst droht Mehltaubefall. Außerdem sollten Sie auf eine gute Versorgung mit Wasser achten.
Wenn Sie Feldsalat im September oder Anfang Oktober aussäen, keimt er noch im Herbst, und die jungen Pflanzen überwintern. Ernten können Sie dann im Frühling.
Die bekanntesten Feldsalatsorten sind ‘Dunkelgrüner Vollherziger’ und ‘Holländischer Breitblättriger’. Beide sind für den Winteranbau gut geeignet. Sehr empfehlenswert für die Kultur im Gewächshaus und im Frühbeet sind ‘Vit’ und ‘Verte de Cambrai’, da sie widerstandsfähig gegen Mehltau sind. Die Sorte ‘Valentin’ ist überdurchschnittlich winterhart.
Die „Palme des Nordens“
Das Wintergemüse schlechthin stellt der Grünkohl (Brassica oleracea var. sabellica) dar. In Norddeutschland ist er überaus beliebt und weit verbreitet. Bekannt ist, dass frostige Temperaturen vor der Ernte den Grünkohl süßer machen. Dafür reichen sogar schon Temperaturen unter 6 °C. Je länger die Kälteperiode andauert, desto mehr Zucker und Aromastoffe reichern sich im Grünkohl, und übrigens auch im Rosenkohl, an.
Foto: Heger
Um im Winter genügend Blattmasse ernten zu können, sollten Sie Grünkohl von Mai bis Juni vorziehen. Ab Juli werden die Pflanzen an den endgültigen Standort im Abstand von 50 x 50 cm gepflanzt. Später gepflanzter Grünkohl bringt nicht mehr einen so hohen Ertrag. Eine gute Wasserversorgung ist für ein üppiges Wachstum entscheidend.
Die bekanntesten Sorten sind ‘Halbhoher Grüner Krauser’ und ‘Lerchenzungen’. Diese weisen jedoch nur eine mittlere Frosthärte auf. Die Sorte ‘Redbor’ mit violettfarbenen Blättern wirkt auch im Blumenbeet dekorativ und ist sehr frosthart. Auch die Sorte ‘Winterbor’ besitzt eine überdurchschnittliche Frosthärte. ‘Roter Krauskohl’ ist eine Neuzüchtung aus drei alten Sorten mit leicht rötlichen Blättern.
Foto: Flora Press/Meyer-Rebentisch
Rosenkohl ist hungrig
Foto: Bruno Nebelung GmbH/Kiepenkerl Ähnlich wie Grünkohl ist auch Rosenkohl (Brassica oleracea var. gemmifera) ein typisches Wintergemüse. Es gibt allerdings frühe und späte Sorten. Letztere eignen sich für den Winteranbau. Sehr winterhart ist die altbekannte Sorte ‘Hilds Ideal’. Auch ‘Roodnerf’ mit seinen leicht rötlich gefärbten Stängeln zeichnet sich durch eine gute Winterhärte aus, genauso wie ‘Diabolo’.
Setzen Sie die vorgezogenen Pflanzen zwischen April und Mai an Ort und Stelle im gleichen Abstand wie Grünkohl. Versorgen Sie Ihren Rosenkohl stets gut mit Kompost, denn er ist ein Starkzehrer. Die Röschen in den Blattachseln können Sie an frostfreien Tagen den ganzen Winter über ernten.
Tipps für den Porree-Anbau
Wie bei Rosenkohl gibt es auch bei Porree (Allium porrum) frühe und späte Sorten. Bewährte Sorten sind ‘Blaugrüner Winter’, ‘Herbstriesen 2’ und ‘Herbstriesen 3’.
Foto: Bingenheimer Saatgut AG
Winterporree wird von Ende Juli bis Anfang August in Reihen von 30–40 cm Abstand ausgesät. Nach dem Auflaufen werden die Pflänzchen in der Reihe auf 15 cm verzogen. Um möglichst lange Porreestangen zu erhalten, können Sie die Pflanzen nach und nach anhäufeln. Haben Sie Porree vorgezogen, sollten Sie ihn in Furchen auspflanzen und diese dann nach und nach mit Kompost auffüllen. Besonders lange Stangen bilden sich, wenn danach noch zusätzlich angehäufelt wird.
Porree ist eines der wenigen Zwiebelgewächse, die einen nährstoffreichen Boden brauchen. Eine Düngung mit reifem Kompost ist deshalb sehr wichtig. Ernten können Sie den Porree den ganzen Winter über bei frostfreiem Wetter.
Pastinaken brauchen Zeit
Etwas seltener im Anbau ist die Pastinake (Pastinaca sativa). Diese Gemüseart gehört zu den Doldenblütlern (Apiaceae), ist also mit Möhre, Petersilie, Dill und Kümmel verwandt und sollte nicht neben diesen kultiviert werden. Im Geschmack ist sie milder als Sellerie und leicht nussig.
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Pastinaken haben eine sehr lange Entwicklungszeit und sind deshalb für eine Nachkultur auf abgeernteten Gemüsebeeten nicht geeignet. Sie beanspruchen eine ganze Saison lang relativ viel Platz. Trotzdem lohnt sich der Anbau. Ausgesät wird bereits ab März, wenn der Boden frostfrei ist. Die Reihen sollten einen Abstand von 40 cm haben. In der Reihe wird auf einen Abstand von 30–40 cm verzogen.
Foto: Die Grüne Kamera
Die Erntezeit beginnt dann im Oktober. Im Winter lassen sich die Rüben bei frostfreiem Wetter ernten. Es empfiehlt sich eine Abdeckung mit Fichtenreisig, damit der Boden nicht durchfrieren kann. Im folgenden Frühjahr gehen die Pflanzen in Blüte und können dann nicht mehr verwertet werden.
In der heutigen Zeit ist es schwierig, Gemüse für die Versorgung im Winter einzulagern, denn unsere Keller sind zu warm dafür. Auch das Einmieten ist nicht so einfach zu bewerkstelligen. Daher bieten die hier vorgestellten Gemüsearten für die Vitaminversorgung im Winter einen entscheidenden Vorteil: Sie können sie direkt vom Beet ernten und verwerten. Allerdings sollten Sie sich rechtzeitig im Jahr um die Kultur kümmern, damit die Versorgung im Winter lückenlos ist. So können Sie sogar im Winter gesundes Gemüse aus dem eigenen Garten auf den Tisch bringen.
Claudia Heger
Landesfachberaterin des Landesverbandes
Braunschweig der Gartenfreunde