• Gut zu wissen

Robuste Gemüsesorten

Augen auf beim Saatgutkauf

Eine gute Gemüseernte im Kleingarten ist kein Selbstläufer. Vor allem Schädlinge sowie Pilz-, Bakterien- oder Viruskrankheiten stellen den Anbauerfolg infrage – jedes Jahr aufs Neue. Zudem wirkt sich der Klimawandel immer stärker aus: Hitze und Trockenheit im Wechsel mit Starkregen oder neuartige Schädlinge fordern Pflanzen und Gartenfreunde heraus.

Mit der Auswahl von widerstandsfähigen, robusten Sorten vermeiden Sie Anbaurisiken. Es gilt: „Augen auf bei der Sortenwahl“. Egal, ob Sie samenfeste Sorten oder F1-Hybriden bevorzugen, wählen Sie immer Sorten, die Ihnen eine hohe Anbausicherheit versprechen.

Beachten Sie auch die richtige Bodenpflege, Fruchtfolge, Kulturtechnik und Düngung. Wichtige Hilfen, wie Gewächshaus oder Frühbeet, Schutznetze, Vliese, Mulchfolien oder der Nützlingseinsatz, erhöhen – richtig angewendet – Ihre Erfolgschancen. Und das alles ohne Chemie.

Wie finde ich robuste Sorten?

Viele Saatgutvertriebsfirmen, Onlinehändler, Gartencenter oder örtliche Gärtner bieten inzwischen tolerante oder resistente Gemüsesorten auch für Hobbygärtner an. Tolerante Sorten zei­gen eine mittlere Resistenz. Das heißt, die Schadsymptome sind bei ihnen geringer ausgeprägt als bei anfälligen oder weniger widerstandsfähigen Pflanzen.

Noch besser sind resistente Sorten: Sie begrenzen Schadsymptome sehr stark, in vielen Fällen können Sie damit sogar eine Befallsfreiheit erreichen.

Anfällige Sorten sind nicht in der Lage, das Wachstum und die Entwicklung eines Schädlings oder Krankheitserregers zu begrenzen. Widerstandsfähige Sorten können das besser. Ihr Erfolg beruht oft auf physikalischen Eigenschaften wie der Oberflächenbeschaffenheit des Blattes. Pflanzen mit stabilen, dicken Blättern z.B. sind gegen die Beiß- und Saugwerkzeuge der Schadinsekten widerstandsfähiger als solche mit weichem Gewebe und werden daher eher verschmäht. Auch eine maßvolle Stickstoffversorgung des Bodens lässt das Blattgewebe „biss­fester“ werden. Vermeiden Sie also unnötig üppige Düngergaben.

Farben locken Schädlinge unterschiedlich an. Blattläuse erkennen etwa roten Salat optisch schlechter als gelbgrünen, deshalb wird der rote meist deutlich schwächer befallen.
Die Platzfestigkeit von Tomatenfrüchten ist sehr abhängig von der Stabilität der Fruchthaut. Weiche Früchte mit zarter Schale sind besonders platzgefährdet, hartschalige Sorten dagegen neigen kaum zum Platzen.

Sortentipps für gute Ernten

Bei vielen Gemüsearten können Sie mit der Wahl des Saatguts die Grundlagen für einen guten Ernteerfolg legen. Es gibt bei ihnen eine Vielzahl an Sorten, die robust oder gegen bestimmte Schaderreger resistent oder tolerant sind.

 

Tomaten

Tomate ‘Philovita’ F1Foto: Flora Press/Visions Tomate ‘Philovita’ F1 Die Tomate weist unter allen Gemüsepflanzen die meisten Resistenzvorteile auf. Welkepilzbefall mit Fusarium, Verticillium oder Korkwurzeln (Pyrenochaeta lycopersici) können Sie unterbinden durch die Wahl resistenter Sorten oder Veredeln auf eine resistente Tomatenunterlage (z.B. ‘Vigomax’ F1). Dies gilt ebenso für den Befall mit Wurzelgallenälchen (Nematoden). Vor allem im Gewächshaus mit eingeschränktem Fruchtwechsel bringen Veredelungen deutlich mehr Ertrag. Die Unterlagenwurzeln sind kältetoleranter, nutzen Wasser und Nährstoffe besser und begünstigen daher höhere Ernten.

Nutzen Sie bei Bedarf auch die Resistenzen gegen die Samtfleckenkrankheit (Cladosporium, fünf Rassen) sowie gegen den Echten Mehltau. Das größte Problem stellt nach wie vor die Kraut- und Braunfäule dar. Vermeiden Sie übermäßige Blattfeuchte. Wo dies nicht gelingt, nutzen Sie neue, hochtolerante Sorten, z.B. ‘Phantasia’ F1, ‘Philovita’ F1 oder ‘Paoline’ F1, die allerdings keine 100%ige Sicherheit bieten. Im Freien ist der Aufbau eines Regenschutzes hilfreich.

 

Gurken

Gurke ‘Hopeline’ F1Foto: Flora Press/GWI/Oscar D’arcy Gurke ‘Hopeline’ F1 Bevorzugen Sie unbedingt neuere Sorten. Sie werden auch bei starker Hitze und Trockenheit nicht bitter und sind resistent gegen die Gurkenkrätze. Alte Sorten wie ‘Vorgebirgstrauben’ sind dagegen höchst anfällig. Der Echte Mehltau schwächt das Wachstum von Gurkenpflan­zen durch den typisch weißlichen Pilzbelag auf der Blatt­oberseite. Es kommt zu Ertragseinbußen durch einen fortschreitenden Blattverlust.

Neuere Züchtungen wie ‘Euphya’ F1 oder ‘Dominica’ F1 sind dagegen sehr tolerant. Wenn Sie häufig Blattläuse im Gewächshaus plagen, probieren Sie virustolerante Sorten wie ‘Brisbane’ F1 oder ‘Camilla’ F1. Auch gegen Falschen Mehltau tolerante Sorten sind erhältlich (‘Swing’ F1 u.a.). Bodenbürtigen Welkepilzen im Kleingewächshaus, wie Fusarium oxysporum oder Schwarze Wurzelfäule (Phomopsis), können Sie vorbeugen, indem Sie Gurkenjungpflanzen auf resistente Unterlagen veredeln, etwa auf den Feigenblattkürbis.

Anbautipp: Einen Versuch wert sind die kleinfrüchtigen Cocktail- oder Fingergurken wie ‘Minero’ F1 (ehemals Mini Stars’) oder ‘Hopeline’ F1. Sie sind kernlos, knackig süß, ­mehltautolerant und bringen eine reiche Ernte auch ohne Schnittmaßnahmen. An einem warmen Platz wachsen diese Sorten sogar im Freiland.

 

Salat

Eissalat ‘Danilo’ F1Foto: Kiepenkerl/www.kiepenkerl.de Eissalat ‘Danilo’ F1 Viele neue Salatsorten besitzen eine hohe Resistenz gegen Falschen Mehltau. Dies sichert auch bei feuchter Witterung eine weitgehend schadfreie Erntequalität. Der Pilz verändert sich stetig und hat inzwischen 40 verschiedene Rassen gebildet. Von Schadbedeutung sind aber nur mehr die neueren Rassen 29 bis 40. Achten Sie daher beim Kauf auf Neuzüchtungen wie ‘Danilo’ F1, ‘Lidetta’ oder ‘Jolito’ mit aktuellen Resistenzen.

Lausresistente Salate sind widerstandsfähig gegen die grüne Salatblattlaus (Nasonovia ribisnigri). Inzwischen hat sich auch hier ein neuer Typus entwickelt, der regional die Resistenz durchbrochen hat. Auch andere Blattlausarten können resistente Sorten in geringem Maße befallen. Lausresistente Sorten einzusetzen lohnt sich dennoch. Sie sind für alle wichtigen Salatarten erhältlich.

Wurzelläuse fliegen vom Überwinterungswirt (Schwarzpappel) ab Juni auf Salatbestände. Sie schädigen vor allem bei trockener, warmer Sommerwitterung durch Saugen an den Wurzeln. Resistente Sorten sind hiergegen unempfindlich. Das verbessert die Erntequalität deutlich. Auch ein frühzeitiges Abdecken mit Kulturschutznetzen hilft.

Ein Befall mit dem Salatmosaikvirus tritt ebenfalls im Sommer auf. Besonders Blattlausbefall fördert die Verbreitung des Virus. Vor allem ältere Salatherkünfte oder eigene Vermehrungen leiden unter Virusbefall und bleiben im Wachstum deutlich zurück. Achten Sie, vor allem im Sommeranbau, stets auch auf die Schossfestigkeit und auf eine hohe Sicherheit gegen Innenbrand.

 

Feldsalat

Beim Anbau von Feldsalat sollten Sie eine Pflanzung der Direktsaat im Boden vorziehen. Setzen Sie den Anzuchttopf dabei nur zur Hälfte ein. Damit beugen Sie vom Boden ausgehenden Pilzinfektionen erfolgreich vor. Der Feldsalat setzt sich damit gegenüber schnellwachsenden Unkräutern erheblich besser durch. Viele der im Hobbybereich angebotenen Sorten sind tolerant gegen Falschen Mehltau (u.a. ‘Elan’, ‘Vit’, ‘Favor’).

Feldsalat ‘Elan’Foto: Bingenheimer Saatgut AG/Christian Pochalzala Feldsalat ‘Elan’

 

Knollensellerie und Lauch

Knollensellerie ist bei feuchter Witterung sehr pilzgefährdet. Die Sellerieblattfleckenkrankheit (Septoria apiicola) führt zu rostbraunen, anfangs runden Blattflecken, die zunehmend das ganze Blattwerk zum Absterben bringen. Obwohl es keine resistenten Züchtungen gibt, hat sich in Versuchen vor allem die Sorte ‘Bergers weiße Kugel’ als sehr widerstandsfähig gezeigt. Bei einer frühen Pflanzung ab Anfang April besteht ein hohes Schossrisiko. Als sehr schossfeste Sorte kommt für diese Nutzung die Sorte ‘Prinz’ infrage.

Wichtige Sortenkriterien beim Lauch sind die Schaftlänge, die Blattfarbe sowie die Winterhärte. Sommersorten sind schnellwachsend, hellgrün, mit langem Schaft. Zum sicheren Überwintern sind sie aber ungeeignet. Wintersorten, egal, ob samenfest oder F1-Hybriden, besitzen kurze Schäfte und sind kräftig blaugrün gefärbt, z.B. ‘Alaska’, ‘Freezo’ oder ‘Belton’ F1.

KnollensellerieFoto: Printemps/Adobe Stock

 

Spinat

Robuste Spinatsorten sind dickblättrig, dunkelgrün und wachsen aufrecht. Letztere Eigenschaft verringert den Bodenkontakt und damit die davon ausgehende pilzliche Fäulnisgefahr. Für die Langtagspflanze (wie Salat) besteht eine hohe Schossgefahr vor allem im Sommeranbau. Entweder Sie verwenden nicht schossgefährdete, unkomplizierte Ganzjahressorten (u.a. ‘Helios’ F1, ‘Tarpy’ F1) oder Sie wählen gezielt Sommersorten für diese Anbauzeit (z.B. ‘Puma’ F1). Auch hier stellt der Falsche Mehltau ein hohes Risiko dar. Bevorzugen Sie also Sorten mit möglichst hohem Resistenzpotenzial. Virustolerante Sorten bleiben auch zu Zeiten starker Blattlausgefahr gesund und wüchsig.

SpinatFoto: alicja neumiler/Adobe Stock

 

Kohl

Durch mangelnde Fruchtfolge bei Pflanzen aus der Kohlfamilie entsteht häufig Kohlhernie. Der Schleimpilz dringt dabei in die Wurzeln ein und führt zu Wucherungen. Das beeinträchtigt die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen. Zuerst welken die Pflanzen und gehen dann zugrunde. Gefährdet sind alle Kohlgewächse, vor allem auf staunassen oder warmen Böden mit saurem pH-Wert. Vier Rassen sind inzwischen bekannt, gegen drei davon sind tolerante Sorten meist immun. Es gibt sie inzwischen bei China-, Blumen-, Weiß- und Rotkohl sowie Rosenkohl.

Blumenkohl ‘Clapton’ F1Foto: Flora Press/GWI/Steffen Hauser Blumenkohl ‘Clapton’ F1

 

Thomas Jaksch
Dipl.-Ing. Gartenbau (FH),
ehemaliger ­Betriebsleiter Gemüsebau,
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

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