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Bienen halten – ein faszinierendes Hobby

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Imker-SchutzkleidungFoto: blickwinkel/F. Hecker Jungimker sollten generell die komplette Schutzkleidung tragen, also eine feste ­Imkerbluse, den Hut mit Schleier und ­Stulpenhand-schuhe aus Leder.


Sterben in Deutschland wirklich die Honigbienen aus? Oder handelt es sich bei uns nicht eher um ein „Imkersterben“? Fakt ist, dass in Deutschland in den letzten Jahren und Jahrzehnten die Zahl der Imker bis vor ein paar Jahren stark zu­­rückgegangen ist und damit auch die Zahl der Honigbienenvölker. Jetzt ist zwar wieder eine Zunahme von Imkern zu verzeichnen, aber die haben weniger Völker als die Imker früher. Also haben wir noch nicht alles wieder „aufgeholt“. Daher wollen wir Sie hier über die Im­ke­rei informieren. Vielleicht bekommen Sie ja Lust?


Bienen brauchen unsere Hilfe

Wer einmal mit der Imkerei begonnen hat, für den wird das Hobby oft zur Passion. Dies liegt an der Faszination, die vom Bie­nenvolk ausgeht, diesem „Über“-Organismus aus mehr als 40.000 In­di­vi­du­en, den der Mensch wohl nie völlig begreifen wird.

Auch viele Gartenfreunde wissen Bienen zu schätzen: Die Bestäubung der Obst­bäu­me durch die Honigbienen steigert den Ertrag und verbessert die Qualität der Früch­te entscheidend. Vielleicht haben Sie auch schon einmal Bienen beobachtet, wie sie geschickt die komplizierten Blüten von Löwenmäulchen oder Lupine öffnen, um an Nektar zu gelangen, und dabei die Blü­ten bestäuben.


BieneFoto: www.imkereiobstwiese.de


Imkern im besiedelten Bereich

Um Bienen halten zu dürfen, reicht es, die Zustimmung des Grundstücksbesitzers einzuholen. Es gibt aber Richtlinien für das Aufstellen von Bienenvölkern (vgl. www.apis-ev.de). Je 200 m² Garten sollten es nur ein bis zwei Bienenvölker sein, grundsätzlich nicht mehr als sieben bis acht Wirt­schafts­völ­ker je Garten.

Der Abstand der Bienenkästen vom Nachbargrundstück sollte mehr als 3 m betragen, und die Flugfronten müssen so ausgerichtet sein, dass die Bienen zu ihren Sammelflügen über das eigene Grundstück abfliegen. Hecken können den Bienenflug in die Höhe lenken. Wassertränken ver­hin­dern, dass Bienen ihren Durst am Swimmingpool des Nachbarn stillen, und natürlich sollte man sanftmütige Bienenvölker halten.

Die Bienenhaltung im dicht besiedelten Bereich birgt auch einige Gefahren, daher ist der Imker hier auf die Toleranz und Akzeptanz der Nachbarn mehr angewiesen als auf dem Lande. Entflogene Bienenschwärme, die in Rollladenkästen einziehen, sind oft nur schwer zu entfernen. Der Ärger ist vorprogrammiert.


Bin ich für die Imkerei geeignet?

Bienen halten bedeutet, Verantwortung für Lebewesen zu übernehmen. Bienen sind keine Haus­tie­re im üblichen Sinn, da sie frei aus- und einfliegen. Je nach Jahreszeit und Nahrungsangebot können Bienen 3–5 km und mehr fliegen, um Blüten zu finden. Sie stehen mit allen Bienenvölkern in einem Raum von mehr als 50 km² in Kontakt. Der Imker trägt somit nicht nur für seine eigenen Völker Verantwortung, sondern auch für die Völker seiner Kollegen in der Umgebung. Verwahrloste Völker werden von den gesunden Völkern gefunden und ausgeraubt. Dabei nehmen die Räu­ber­bie­nen alle Krankheiten, Parasiten und Schadstoffe mit in ihr eigenes Volk.

Die Imkerei lehrt den Menschen Ruhe und Langsamkeit. Hier bietet sich ein wichtiger Ausgleich zu unserer Alltagswelt. Bienen lehren auch Ordnung, Struktur und zielgerichtetes Handeln. Jeder Eingriff ins Bienenvolk will geplant sein und muss zur richtigen Zeit erfolgen. Auch wenn Honig ein sehr unempfindliches Lebensmittel ist, so erfordert seine Ernte, Lagerung und Pflege ein hohes Maß an Hygiene. Imker müssen sich an gesetzliche Bestimmungen halten, die die Ernte und Vermarktung von Honig betreffen oder sich z.B. auf die Bekämpfung von Bienenseuchen beziehen.

Honigbienen sind Sonnenkinder und dann aktiv, wenn man sich selbst gern in die Sonne legen würde. In der kalten Jahreszeit, von Oktober bis Februar, herrscht Ruhe am Bienenstand.


Wie viele Kosten fallen dauerhaft an?

Die Grundausstattung für eine Kleinimkerei mit zwei Bienenvölkern kostet rund 1500 Euro. Darin enthalten sind Werkzeu­ge und Material fürs Imkern inkl. Bienenvölker (rund 720 Euro) sowie für die Ho­nig­ernte (560 Euro) und für die Vermarktung des Honigs (220 Euro). Nach der Grund­in­ves­ti­tion halten sich Ertrag und Kosten bei der Kleinimkerei ungefähr die Waage.

Ein Bienenvolk erwirtschaftet in einer Standimkerei etwa 30–35 kg Honig pro Jahr. Wandert man mit seinen Völkern gezielt in Obstplantagen, Rapsfelder oder in den Wald, werden deutlich höhere Ernten erzielt. Es gibt auch Jahre, in denen die Ernte völlig ausfällt, oder solche, in denen Honig im Überfluss geerntet werden kann.

Auf der Grundlage von 30 kg Honig je Volk und einem Verkaufswert von 9 Euro/kg Honig ergeben sich 270 Euro Verkaufswert. Dies entspricht in etwa den jährlichen Kosten für ein Bienenvolk, wenn man seine Arbeitszeit und Fahrtkosten nicht mit einrechnet.


Grundausstattung eines ImkersFoto: Mühlen Die c: Stulpenhandschuhe aus Leder, Hut mit Schleier, Stockmeißel, Abkehrbesen, Smoker oder Imkerpfeife.


Wichtig: ganzjähriges Nahrungsangebot

Bei der Standortwahl für die Bienenvölker ist es wichtig, dass in der Umgebung Trachtquellen für die ganzjährige Versorgung der Völker vorhanden sind. Im besiedelten Bereich sind dies vor allem naturnahe Gärten, Parkanlagen und Friedhöfe. Ferner bilden Brachen, Streuobstwiesen, Feldraine, Wegränder sowie Ufer- oder Waldsäume oft blühende Netzwerke zwischen den Lebensräumen und bieten Bienen einen gedeckten Tisch.


Kornelkirsche als PollenvorratFoto: blickwinkel/K. Wagner Im Frühjahr sind die Pollenvorräte im Bienenstock aufgebraucht, und die Bienen benötigen dringend pollenreiche Pflanzen in direkter Nähe zum Standort. Hierfür ist z.B. die Kornelkirsche gut geeignet.


Eignet sich mein Garten für die Bienenhaltung?

Verbunden mit der Überlegung, ob Imkerei der richtige Ausgleich für die Mühen des Alltags darstellt, ist die Frage: Wohin mit den Bienen? Natürlich will man die Bienenbeute am liebsten im eigenen ­Garten aufstellen. Nicht immer ist dies möglich, denn Bienen benötigen einen ruhigen Platz. Die Fluglöcher sollten nach Süd/Ost gerichtet sein, auf keinen Fall darf der Wind vor den Flugbrettern entlangfegen. Der Standort sollte sonnig und trocken, niemals feucht oder kalt sein.

Achten Sie beim Kauf der Bienen darauf, dass sie gesund und vital sind. Am besten nehmen Sie einen erfahrenen Imkerkollegen mit und lassen von ihm die Völker bewerten. Auf jeden Fall sollten Sie sich ein Gesundheitszeugnis für die Tiere vorlegen lassen.

 

Bienen im Garten fördern

  • Von Frühjahr bis Herbst sollten Blumen blühen. Wildformen sind Zuchtformen vor­zu­zie­hen. Bevorzugen Sie zudem Pflanzen mit ungefüllten Blüten sowie ausdauernde, mehrjährige Pflanzen.
  • Verzichten Sie auf Pflanzenschutzmittel.
  • Bienenwiesen statt Golfrasen: Hier blühen u. a. Krokusse, Gänseblümchen, Ehrenpreis, Storchschnabel, Veilchen, Löwenzahn, Hahnenfuß, Klee oder Habichtskraut, um nur einige Arten zu nennen, die auch einen regelmäßigen Schnitt vertragen.
  • Bei immergrünen Arten und Bodendeckern Nadelgehölze vermeiden.
  • Neben der Honigbiene gibt es ca. 500 weitere Bienenarten (Wildbienen), die für die Bestäubung von großer Bedeutung sind. Einsiedlerbienen und Hummeln im Kleingarten zu fördern, ist eine wichtige Naturschutzmaßnahme. Neben der naturnahen Gar­ten­ge­stal­tung mit heimischen Blütenpflanzen können Sie auch Nisthilfen anbieten.


In einer modernen Imkerei werden so­genannte „Magazinbeuten“ bevorzugt. Sie bestehen aus mehreren Kisten (Zargen), in die die Rahmen mit den Bienenwaben gehängt werden. Die Ma­ga­zin­beu­ten können der Größe des Volkes an­gepasst werden. Kleine Völker erhalten nur eine Zarge, während Wirtschaftsvölker bis zu vier Zargen (zwei Brut- und zwei Honigräume) besetzen können. Eventuell kann es geraten sein, die Bienenbeuten in einem wetterfesten Freistand unterzu­bringen, um Frevel und Diebstahl vorzubeugen. Es bedarf meist nicht der Errichtung von festen Bie­nen­häu­sern, für die auch eine Baugenehmigung erforderlich wäre.


Bienenfreundlicher GartenFoto: Breder In einem bienenfreundlichen Garten blühen vom Frühjahr bis zum Herbst Blumen mit einfach blühenden Blüten.


Gefahren im Bienenstock


Krankheiten und Schädlinge

BienenstockFoto: Themenbild Durch ständiges Kommen und Gehen auf engstem Raum verbreiten sich Krankheiten und Schädlinge schnell im Bienenstock Es gibt nur wenige Krankheiten, die Bienen Probleme bereiten, z.B. die Amerika­nische Faulbrut. Sie ist die einzige Seuche, die nach Tier­seu­chen­recht getilgt werden muss. Verursacher ist ein Bakterium, das sich in der Bie­nen­brut vermehrt und zum Absterben der Larven führt.

Für große Ausfälle bei den Bienen sorgt auch die stecknadelkopfgroße Varroa-Milbe. Sie schädigt ebenfalls die Bienenbrut und schwächt die schlüp­fen­den Bienen so sehr, dass das Bienenvolk ohne Behandlung stirbt. Für die Bekämpfung, die sehr wichtig ist, um eine Ausbreitung zu verhindern, stehen Imkern biologische Methoden zur Verfügung, die die Naturbelassenheit des Honigs sichern.

Eine andere Krankheit, hervorgerufen von einem Einzeller, die Nosemose, befällt nur die er­wach­se­ne Biene und zerstört ihr Darmgewebe.


Bienen natürlich halten

In den letzten Jahren wird der Ruf nach einer „natürlichen“ Bienenhaltung immer lauter. Menschen wollen in ihrem Garten Bienen einfach nur „aufstellen“. Sie wollen einen Beitrag zur Erhaltung der Honigbiene für unsere Natur leisten, und das ist ein gutes Ziel.

Soll dieser Ansatz nicht zu einer großen Enttäuschung führen, darf der Imker die Bienen nicht vollständig sich selbst überlassen. Wer z.B. in der Bienenkiste Bienen halten will, muss sich wie jeder andere Imker fortbilden und die Völker sachgerecht durch das Jahr führen.

 

Schulung ist wichtig

Die zentrale Informationsstelle für Imker in Deutschland ist der Deutsche Imkerbund,
Tel. 02 28/9 32 92-0, www.deutscherimkerbund.de

Dort finden Sie die Adressen der Landesverbände der Imker, Adressen der Bieneninstitute, Literaturtipps, z.B. Titel von Imker-Fachzeitschriften, sowie viele weitere Informationen rund um die Imkerei.

Weitere nützliche Links:
www.apis-ev.de
www.die-honigmacher.de
www.imkerakademie.de
www.lwg.bayern.de

Weiterführende Medien
  • Bienefeld, Kaspar: „Imkern Schritt für Schritt“. 96 Seiten. Preis: 14,95 Euro. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart. ISBN 978-3-440-09751-9.
  • Pohl, Friedrich: „1 mal 1 des Imkerns“. 136 Sei­ten. Preis: 19,95 Euro. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart. ISBN 978-3-440-11710-1.
  • Klein, Erhard Maria: „Die Bienenkiste: Selbst Honigbienen halten – einfach und natürlich“. 160 Seiten. Preis: 14,00 Euro. pala-verlag, Darmstadt. ISBN 978-3-89566-309-3.
  • Mühlen, Dr. Werner: „Wildbienen: Biologie – Bedrohung – Schutz“. Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (Hrsg.). Preis: 3,00 Euro zzgl. Versandkosten. Sie können die Broschüre unter www.apis-ev.de bestellen.
  • DVD „More than Honey“. Regie: Markus Imhoof. FSK ab 6 Jahre, farbig, Spieldauer 90 Minuten. Senator Home Entertainment.

Dr. Werner Mühlen
Leiter des Aufgabengebietes Bienenkunde
der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen