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Stielmus: der einheimische Chinakohl

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RübstielFoto: Buchter-Weisbrodt Rübstiel ist vielseitig verwendbar Eigentlich zählt Stielmus, auch als Rübstiel bekannt, zu den Speiserüben und damit zum Wurzelgemüse. Bei dieser regional verbreiteten, zunehmend auf Interesse stoßenden Gemüseart kommt es aber auf die Blätter an. Sie enthalten ähnliche Ge­sund­heits­för­de­rer wie der aus Nordchina stammende Chinakohl und lassen sich auch genauso zubereiten.


Anspruchsloser Kreuzblütler

Rettich, Senf, Kresse und Kohl sind mit Rübstiel eng verwandt. Die Pflanzenfamilie der Kreuzblütler hat eine besondere Gruppe der für unsere Ge­sund­heit wichtigen sekundären Pflanzenstoffe zu bieten: Glucosinolate, auch als Senfölglykoside bezeichnet. Diese Stoffgruppe verursacht den typischen Kohlgeruch und verleiht je nach Menge und Zusammensetzung die Schärfe.

Glucosinolate sind Schwefelverbindungen mit angekoppeltem Zuckermolekül, schon seit Jahrtausenden als Heilmittel eingesetzt. Plinius war überzeugt, dass sich mit Kohl und Rettich 87 Krankheiten heilen lassen.

 

100 g frisches Stielmus enthalten
Energie (kcal/kJ) 13/55
Wasser (g) 95
Kohlenhydrate (g) 1,2
Eiweiß (g) 1,0
Fett (g) 0,3
Ballaststoffe (g) 1,7
Vitamin C (mg) 25
Vitamin B1 (mg) 0,03
Vitamin B2 (mg) 0,03
Vitamin B5 (mg) 0,4
Vitamin B6 (mg) 0,1
Vitamin E (mg) 0,2
Kalium (mg) 150
Phosphor (mg) 30
Kalzium (mg) 40
Magnesium (mg) 10
Natrium (mg) 15
Eisen (mg) 0,5
Zink (mg) 0,3

 

Krebshemmer und Mikrobenjäger

Die Krebs hemmende Eigenschaft der Glucosinolate ist unbestritten. Sie senken das Risiko, an Magenkrebs, Tumoren und Brustkrebs zu erkranken. Wichtig ist allerdings, dass die Schwe­fel­ver­bin­dun­gen ständig im Blut kreisen, um zur Stelle zu sein, wenn Kanzerogene (Krebsauslöser) angreifen: Rübstiel, Rettich, Senf, Kohl oder Kresse sollten also täglich auf dem Speisezettel stehen.

Spalten sich die enthaltenen Glucosinolate auf, entstehen Senföle. Sie können die Tränen in die Augen treiben, machen aber auch Bakterien, Viren und Pilzen den Garaus. Senföle werden deshalb als pflanzliches Breitbandantibiotikum bezeichnet. Vor allem bei Harnwegsinfektionen zeigen sie Wirkung, helfen aber auch bei bakteriell bedingten Magengeschwüren, Erkältungen und Grippe.


Richtig behandeln

Nach Aussaat zeitig im März beginnt die Ernte bereits Ende April, wenn die Pflanzen 15 bis 25 cm hoch sind. Schneidet man die Blätter bereits früher, wenn sie erst 10 bis 15 cm lang sind, ist eine zweite Ernte möglich. Für den Handel werden meist die ganzen Pflanzen aus dem Boden gezogen. Die Sorte ,Namenia' bildet nur feine Wurzeln, ist also eine Rübe ohne Knolle.

Stielmus lässt sich, fein geschnitten, wie Endivie als roher Salat essen. Vielfach kommt das Blattgemüse wie Spinat oder Blattmangold zubereitet auf den Tisch. Es eignet sich aber auch als Bestandteil von gemischten Gemüsegerichten, Aufläufen und Eintöpfen.

Tipp: Stielmus lässt sich auch gewinnen, indem man Mairüben, Herbstrüben, Chinakohl oder Pak Choi so dicht aussät, dass sich keine Knollen bzw. Köpfe bilden können, und dann die jungen Blätter zeitig schneidet.


Vielfältige Speiserüben

Speiserübe ist der Oberbegriff für verschiedene Formen der Art Brassica rapa ssp. rapa:

Mairübe: Bei zeitiger Aussaat im März beginnt im Freiland im Mai die Ernte der zarten, flachrunden oder kugeligen Knollen.

Herbstrübe, auch als Stoppel- oder Wasserrübe bezeichnet. Sie wurde früher im Herbst in die ungepflügten Stoppelfelder gesät und hat einen sehr hohen Wassergehalt.

Teltower Rübchen, erstmals kultiviert auf den Sandböden südlich von Berlin, bildet nur sehr kleine Rüben aus.

Stielmus: Die von Rübsen (daher Rübstiel) abstammende Varietät hat stark gefiederte Blätter, die einzeln über einen längeren Zeitraum geschnitten werden können, meist aber als gesamte Rosette (Einmalernte) in den Handel kommen, teils auch unter der Bezeichnung ,Namenia'.

Dr. Helga Buchter-Weisbrodt

 

Rezept: Stielmus als Salat

Stielmus ,Namenia'Foto: Stein ,Namenia' wurde benannt nach der holländischen Firma "van Namen" Zutaten für 4 Portionen:
600 g Stielmus, 2 bis 3 Esslöffel Zitronensaft, 3 bis 4 Esslöffel Olivenöl, Salz, Pfeffer, Radieschen und Kräuter zum Garnieren.

Zubereitung:
Stielmus in zirka 2 cm lange Streifen schneiden, waschen und tropfnass in der Pfanne bei kleiner Hitze bis zum Zusammenfallen schmoren. Gut abtropfen lassen. Aus dem Zitronensaft, Öl, Salz und Pfeffer eine Marinade rühren, mit dem Stiel­mus mischen und abkühlen lassen.

Auf vier Teller verteilen, mit den Radieschen und Kräutern garnieren.

Brigitte Stein