• Pflanzenporträts

Clematis ohne Allüren

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Clematis
  • Berg-Waldreben
  • Standorte
  • Waldreben
  • Kletterhilfen
  • Schnittmaß­nahmen
  • Italienische Waldreben
  • Frühlings-Waldreben
  • Großblumige Waldrebe
  • Orientalische Waldrebe
  • Koreanische Waldrebe
  • Mongolei-Waldrebe

Robuste und naturnahe Sorten für den Garten


Clematis - Berg-Waldrebe ‘Tetrarose’Foto: Flora Press/GWI Hier verwandelt die Berg-Waldrebe ‘Tetrarose’ einen langweiligen Maschendrahtzaun in ein Blütenmeer.


Ähnlich wie bei Rosen wird der Gar­ten­freund von der Fülle der an­ge­bo­tenen Waldreben-Sorten (botanisch: Cle­matis) fast erschlagen. Es gibt weit über 4000 Züchtungen in allen erdenklichen Blütenfarben und -formen. Im Han­del wer­den überwiegend die spektakulären groß­blumigen Hybriden angeboten, von denen manche aber recht anspruchsvoll und an­fällig für die Cle­ma­tiswelke sind. Diese wird durch zwei verschiedene Pilzarten (Coniothyrium clematidis-rectae bzw. Pho­ma clematidina) verursacht, die sich in den Leitungsbahnen ausbreiten und zum Absterben von einzelnen Trieben bis zur kompletten Pflanze führen können.

In diesem Beitrag legen wir den Fokus auf die kleinblumigen und besonders vita­len Clematis-Arten und -Sorten, die sehr widerstandsfähig gegen die Welkepilze sind. Mit ih­rem üppigen Wuchs, den hübschen Blüten und den seidigen Samen­stän­­den sind sie ideal für naturnahe Gär­ten, wo sie mit ihren langen Ranken Bäu­me, Lauben, Zäune und Spaliere verzaubern.


Faustregeln für alle Clematis

Die Standortansprüche der Waldreben sind überschaubar: Halbschatten ist für fast alle Arten und Sorten die richtige Wahl. Die meisten fühlen sich auch in sonnigen Lagen wohl, wobei einige keine pralle Mittagssonne mögen. Alle Waldreben bevorzugen einen durchlässigen, gleichmäßig feuch­ten Gartenboden. Magere, sandige Böden sollten Sie vor der Pflanzung mit Kompost oder Humus verbessern. Beim Dünger haben Clematis keine speziellen Ansprüche: Verwenden Sie einfach im Frühjahr und Sommer einen organischen Volldünger oder einen Langzeitdünger in normaler Zierpflanzen-Dosierung.

Waldreben gehören zu den „Blattstiel-Rankern“, die einen Teil ihrer Blattstiele zu Kletterorganen umwandeln. Mit ihren dünnen Trieben brauchen sie ein Gerüst, an dem sie emporklettern können. Wenn die Ranken eine Kletterhilfe berühren, umwickeln sie diese und halten sich daran fest. Daher dürfen die Rankhilfen für Waldreben nicht zu dick sein. Da die Pflanzen kein so hohes Gewicht wie beispielweise Kletterrosen haben, genügt es oft, Drähte oder Seile als Kletterhilfe zu spannen, was an Laubenwänden oder Mauern einfach zu bewerkstelligen ist.

Das Blühverhalten der einzelnen Gruppen entscheidet auch über die Schnittmaß­nahmen. Sorten, die an den alten (vorjäh­rigen) Trieben blühen, werden möglichst wenig geschnitten. Mit einem starken Rückschnitt im Frühjahr würden Sie ja das Blütenholz entfernen. Waldreben, die an den jungen (diesjährigen) Trieben blü­hen, sollten Sie hingegen im Februar oder spätestens im März rigoros zurückschneiden und somit die Bildung kräftiger Triebe mit vielen Blütenknospen fördern.


Üppige Italienische Waldreben

Clematis - Italienische WaldrebeFoto: Steffen Hauser/Botanikfoto Genau die Richtige für Gartenfreunde, die das Besondere ­lieben: die Italienische Waldrebe ‘Alba Luxurians’ mit grün-­ weißem Far­ben­spiel Mit ihrem Blütenreichtum, der langen Blütezeit von Juni bis Sep­tem­ber und dem kräftigen, gesunden Wuchs (Höhe 2–3,5 m) sind Italienische Waldreben (Clematis viticella) unbedingt empfehlenswert. Da die Blüten am jungen Holz erscheinen, sollten Sie die komplette Pflanze jährlich im Februar auf 20–50 cm über dem Erdboden zurückschneiden. Soll die Cle­ma­tis höher wachsen, beispielweise an einer großen Mauer, kann der Rückschnitt auch weniger stark erfolgen. Falls die Waldrebe nach einigen Jahren nur noch spärlich austreibt und blüht, können Sie sie einfach wieder rigoros herunterschneiden.

Clematis-viticella-Sorten lieben sonnige Standorte und können auch gerne an der Südseite gepflanzt werden. Das macht sie zu guten Ro­sen­part­nern. Doch auch im Halbschatten kommen die vitalen Viticellas gut zurecht. Wunderschön wirkt es, sie in natürlicher Weise in kleine Bäume oder Sträucher hineinwachsen zu lassen. So verhelfen sie früh­blühen­den Gehölzen quasi zu einer zweiten Blüte im Sommer und Spätsommer.


Clematis - Italienische WaldrebenFoto: Flora Press/Christine Ann Föll Eine Italienische Waldrebe am Gartenzaun (hier die ­Sorte ‘Rubra’) sorgt für ein freundliches Willkommen.

 
Aufstrebende Berg-Waldreben

Die Sorten von Clematis montana wachsen stark und können nach einigen Jahren durchaus eine Trieblänge um 10 m erreichen. Im Mai und Juni bilden sie spektakuläre rosa oder weiße Blü­ten­wol­ken aus Hun­der­ten, bei alten Pflanzen auch Tausenden von Blüten, die bei vielen Sorten wun­der­voll duften.

Mit ihrer Wuchskraft sind sie ideal, um in Bäume hineinzuklettern. Da ihr Wuchs nicht breitbuschig ist, fügen Sie den Bäumen dabei keinen Schaden zu. Um Ihrer Baum-Clematis den richtigen Weg zu weisen, binden Sie am besten einen langen Kokosstrick in die Krone, an dessen unterem Ende Sie die Triebe der Waldrebe befestigen. Doch auch in die Waagerechte geleitet, z.B. an Mauern, Zäunen oder Pergolen, können die vitalen Montanas ihre ganze Schönheit entfalten.

Entscheidend ist, dass alle Berg-Waldreben am alten Holz blühen, sodass ein starker Rückschnitt im Frühjahr zum Verlust des Blütenholzes führen würde. Lassen Sie diese Sortengruppe also einfach wachsen und planen Sie von Anfang an genug Freiraum für sie ein. Sollte dennoch einmal ein Rückschnitt notwendig sein, führen Sie diesen am besten im Juni, unmittelbar nach der Blüte, durch.


Zierliche Frühlings-Waldreben

Alpen-Waldrebe ‘Francis Rivis’Foto (Blüte): Clematis WestphalZu den Frühlings-Waldreben gehören ver­schiedene Arten wie die Alpen-Waldrebe (Clematis alpina) und die Großblumige Waldrebe (Clematis macropetala) mit ihren Sorten. Sie öffnen ihre hübschen, ni­ckenden Blüten bereits im April und Mai. Der große Vorteil dieser Sortengruppe ist, dass sie auch in sehr tro­cke­nen und schattigen Lagen gedeiht, beispielsweise unter Bäumen oder unter einem Dachüberstand.

 

Großblumige Waldrebe ‘Markhams Pink’Foto: Steffen Hauser/BotanikfotoMit einer Wuchshöhe von 2–3 m werden Frühlings-Waldreben nicht riesig und finden überall ein Plätz­chen. Da sie die Blüten am alten Holz bilden, sollten Sie sie einfach wachsen lassen. Falls die Pflanze nach einigen Jahren verkahlt und nur noch wenige Blüten bildet, schneiden Sie sie am besten im Mai, direkt nach der Blüte kräftig zurück.

 

Leuchtend gelbe Waldreben

Zu der Gruppe der gelb blühenden Waldreben gehören die Orientalische Waldrebe (Clematis orientalis), die Koreanische Waldrebe (Clematis serratifolia) und die Mongolei-Waldrebe (Clematis tangutica). Sie alle zeich­nen sich durch ihre auffälligen, gelben Blüten aus, die von Juni bis Sep­tem­ber erscheinen und eine gute Fernwirkung haben. Sehr dekorativ sind auch ihre Samenstände, die bis in den Winter hinein an der Pflanze haften.

Gelb blühende Waldreben gedeihen in sonnigen und halbschattigen Lagen und sind tro­cken­heits­ver­träg­lich. Sie erreichen eine Wuchshöhe von 2–4 m. Da die Blüten an den jungen Trieben ge­bil­det werden, sollten Sie jedes Jahr im Februar alle Triebe auf 20–50 cm einkürzen.


WaldrebenFotos: Hans-Roland Müller/Botanikfoto, Margrit Hirsch/Fotolia Mongolei-Waldreben und Koreanische Waldreben (l.u.) punkten mit ihrer ­langen Blütezeit und den seidigen Samenständen.


Wenn Sie nun dem Charme der naturna­hen Waldreben erlegen sind, umso besser: August und September sind die besten Pflanzmonate! Denn jetzt können Sie die Vitalität der Pflanzen an ihrem gesunden Laub erkennen, und der noch warme Boden begünstigt die Wurzelbildung.

grr

 

Clematis-Empfehlungen für den Garten

 
Blütenfarbe
Besonderheit
Clematis-viticella-Sorten
‘Alba Luxurians’ weiß mit grünen Spitzen edle Farbkombination
‘Betty Corning’ lavendelblau bis hellrosa Jasminduft
‘Blue Angel’ pastellblau gewellter Blütenrand
‘Emilia Plater’ lavendelblau reichblütig, sehr vital
‘Etoile Violette’ tiefviolett extrem reichblütig
‘Mme Julia Correvon’ weinrot bis purpurrot gute Fernwirkung
‘Prince Charles’ hellblau sehr reichblütig
‘Rubra’ leuchtend rot bis dunkelrot gute Fernwirkung
     
Clematis-montana-Sorten
‘Mayleen’ reinrosa starker Vanilleduft
‘Rubens’ zartrosa Vanilleduft
‘Tetrarose’ kräftig rosa Vanilleduft, rötliches Laub
‘Wilsonii’ reinweiß Schokoladenduft
     
Frühlings-Clematis
Clematis alpina ‘Frances Rivis’ kräftig blau, weiße Mitte zweifarbige Blüte
Clematis macropetala ‘Maidwell Hall’ mittelblau bis lavendelblau halbgefüllte Blüte
Clematis macropetala ‘Markham`s Pink’ leuchtend rosa halbgefüllte Blüte
     
Gelb blühende Clematis
Clematis orientalis ‘Orange Peel’ gelb, rotbraune Staubgefäße dickwandige Blütenblätter
Clematis serratifolia ‘Golden Tiara®’ gelb, rotbraune Staubgefäße seidige Samenstände
Clematis tangutica ‘Lambton Park’ leuchtend gelb Duft, Samenstände