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Buchsbaumersatz

Immergrüne Alleskönner gesucht

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  • Buchsbaum
  • Japanische Hülse
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  • Berberitzen
  • Eiben
  • Lebensbäume

Japanische HülseFoto: Heinrich Beltz Sieht aus wie Buchsbaum, ist allerdings nicht ganz so pflegeleicht: Japanische Hülse ‘Dark Green’.


Buchsbaum war früher einmal ein „immergrüner Alleskönner“: extrem schnittverträglich, an­spruchs­los und widerstandsfähig gegen Schädlinge und Krankheiten. Damit ist es seit einigen Jahren leider vorbei: Der Buchsbaum-Blattfall Cylindrocladium buxicola (mit neuem Namen Calo­nectria pseudonaviculata bzw. C. henricotiae) sowie die Raupen des Buchsbaumzünslers (Cydalima spectalis) setzen ihm so zu, dass viele Pflanzen innerhalb weniger Wochen all ihr Laub abwerfen oder kahl gefressen werden können. An mehreren Orten werden inzwischen potenzielle Stell­ver­tre­ter getestet, vor allem an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Bad Zwischenahn.


Japanische Hülse

Die Pflanze, die dem Buchsbaum am ähnlichsten sieht, ist die Japanische Hülse (Ilex crenata). Sie hat neben ihrem vorteilhaften Äußeren allerdings auch einige gravierende Schwächen: Sie ist nicht so schnittverträglich wie Buchsbaum, und auch die schwachwüchsigen Sorten wie ‘Glorie Gem’, ‘Glorie Dwarf’ oder ‘Twiggy’ wachsen noch deutlich stärker als viele Buchsbaumsorten, müssen also häufiger geschnitten werden.


Buchsbaumersatz - Japanische HülseFoto: Heinrich Beltz Die Japanische Hülse, hier die Sorte ‘Stokes’, lässt sich auch für Einfassungen verwenden.


Der gravierendste Nachteil der Japanischen Hülse sind allerdings ihre hohen Standortansprüche: Sie verträgt weder staunasse noch schwere oder kalkhaltige Böden. In vielen Regionen kann sie daher nur im Kübel gedeihen. Außerdem ist sie verhältnismäßig frostempfindlich.


Stechpalmen und Berberitzen

Etwas robuster sind Sorten der heimischen Stechpalme (Ilex aquifolium) oder der Kreuzung (Ilex x meserveae). Kompakt wachsende Sorten sind zum Beispiel ‘Heckenzwerg’, ‘Little Rascal’ und ‘Little Pirate’. Mit ihren verhältnismäßig großen, stacheligen Blättern sehen sie allerdings völlig anders aus als Buchsbaum.


Little RascalFoto: Heinrich Beltz Stechpalmen (hier ‘Little Rascal’) sind ebenfalls immergrün, ihr Laub ist aber groß und stachelig.


Häufig werden immergrüne Berberitzen-Sorten wie Berberis buxifolia ‘Nana’ genannt. Abgesehen von ihren spitzen Dornen, die beim regelmäßigen Schnitt und dem Aufsammeln des Schnittguts sehr stören, ist ihre größte Schwäche die begrenzte Frosthärte.


Eiben und Lebensbäume

Die einzige immergrüne Pflanze, die bei uns gedeiht und in ihrer Schnittverträglichkeit dem Buchs­baum gleicht, ist die Eibe (Taxus). Besonders schnittverträglich ist die Sorte ‘Renkes Kleiner Grüner’. Mit ihren dunklen Nadeln sieht sie allerdings völlig anders aus als Buchsbaum. Außerdem ist sie empfindlich gegen Wurzelfäule und gegen Fraß der Engerlinge des Gefurchten Dick­maul­rüsslers.

Im Großen Garten Herrenhausen wurden sehr gute Erfahrungen mit zwergig wachsendem Lebens­baum (Thuja) gesammelt. Sorten wie ‘Mecki’, ‘Miky’, ‘Danica’ oder ‘Tiny Tim’ haben sich auch in Bad Zwischenahn recht gut für Einfassungen bewährt, brauchen aber viel Licht und können unter ver­schiedenen Schaderregern leiden.


Weitere Alternativen

Es gibt noch viele andere Pflanzen, die wie Rho­do­den­dron ‘Bloombux’, Heidelbeere ‘Berry Bux’ (Vaccinium) oder Gamander (Teucrium x lucidrys) als Buchsbaum-Alternativen angeboten werden, aber ebenfalls alle ihre spezifischen Schwächen haben. Einen voll­wer­tigen Buchsbaumersatz gibt es also nicht und wird es wohl auch nie geben.


Oder doch Buchsbaum?

Die altbekannten Buchsbaum-Sorten wie ‘Suffruticosa’ oder ‘Blauer Heinz’ haben wegen ihrer Emp­find­lich­keit sicher ausgedient, aber die Versuche in Bad Zwischenahn und an anderen Stand­orten beweisen, dass manche Sorten wie ‘Faulkner’ oder ‘Herrenhausen’ deutlich wider­stands­fähiger gegen Buchs­baum-Blattfall und Zünslerraupen sind. Gerade an schwierigen Stand­orten auf kalk­hal­ti­gen Böden sollte daher geprüft werden, ob Buchs­baum nicht doch die beste Wahl ist.

Die Situation ist also schwieriger geworden: Buchsbaum ist sicher kein Alleskönner mehr, sondern von Fall zu Fall muss mit viel Pflan­zen­kennt­nis entschieden werden, welche Pflanze für den je­weiligen Zweck am besten geeignet ist.

Heinrich Beltz und Björn Ehsen
Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Niedersächsische Gartenakademie