- Kleingartenwesen
Neupächter herzlich willkommen
Foto: Gargonia/Adobe Stock
Die Kleingartenvereine in Deutschland erleben einen ständigen Wechsel ihrer Mitglieder: Ältere Kleingärtnerinnen und Kleingärtner geben ihre Parzellen aus verschiedenen Gründen auf. Erfreulicherweise entdecken aber besonders in den Großstädten wie Berlin und in deren Umland vor allem junge Familien ihr Interesse an einem Kleingarten und lassen sich in die zum Teil langen Wartelisten eintragen. In Berlin sind das jährlich Tausende. Aber auch aus Flächenländern wird berichtet, dass es eine deutliche Verjüngung der Bewerber gibt – zumindest wenn die Kleingartenanlagen attraktiv sind.
Das ist gut für die Kleingartenvereine in den Kreis-, Bezirks- und Regionalverbänden und natürlich auch für die Neupächter. Aber auch die verbliebenen Kleingärtnerinnen und Kleingärtner gewinnen durch den fortwährenden Wechsel der Pächter die Gewissheit: Es geht mit Sicherheit weiter! Ein Gefühl, das in unserer heutigen Zeit wichtiger scheint als jemals zuvor. Kontinuität und Stabilität sind zu wichtigen Bedürfnissen von Menschen geworden.
Auslauf oder Gemeinschaft?
Aber geht es auch gut weiter? Bei der Beantwortung dieser Frage scheiden sich in der Praxis oft die Geister. Kommen die „Neuen“ nur für kurze Zeit oder haben sie Ausdauer? Wollen sie nur einen Ort für einen beschützten Auslauf für ihre Kinder, eine Hängematte, den Pool und das Trampolin als Ersatz für ein nicht erschwingliches Eigenheim – oder wollen sie wirklich in die Gemeinschaft der Kleingärtner eintauchen? Fragen, die sich jeder Verein und jeder Zwischenpächter stellt.
Diese Fragen müssen nach unserer Erkenntnis schon bei der Bewerbung um einen Kleingarten offen angesprochen werden. Möglich ist dies schon über einen mit der Bewerbung verbundenen Fragebogen oder mit der Bitte um ein kurzes Konzept, wie ein zukünftiger Kleingarten gestaltet werden soll.
Unserer Erfahrung nach ist es wichtig, dass die Neupächter respektvoll, wertschätzend, aber auch mit dem gebotenen Nachdruck im Verein begrüßt werden. Gespräche und Besuche auf der Parzelle sollten durch einen Vereinsvorstand vor allem in den ersten Monaten des Pachtverhältnisses regelmäßig stattfinden.
In dieser Zeit lernen die „Neuen“ den Verein und die Anlage kennen. Hilfe und Unterstützung von anderen Mitgliedern führen dann nicht selten dazu, dass sich die neuen Vereinsmitglieder gern mit ihren Stärken in die Gemeinschaft und eventuell auch in die Vorstandsarbeit einbringen möchten. Das ist oftmals nach längerer Zeit nicht mehr so ausgeprägt. Deshalb kommt der Willkommenskultur im Kleingartenverein eine ausgesprochen große Bedeutung zu!
„Frischlings-Treffen“
Aus diesem Grund haben wir in unseren beiden Berliner Bezirksverbänden Hellersdorf und Marzahn nun schon seit vielen Jahren die Tradition, dass die Bezirksverbände die neuen Pächterinnen und Pächter eines Jahres zu einem Auftakttreffen einladen, manchmal scherzhaft als „Frischlings-Treffen“ bezeichnet.
Foto: Verlag W. Wächter
Dort begrüßen die Bezirksverbände die neuen Mitglieder, geben erste Informationen über Strukturen im Verband und über das Bundeskleingartengesetz mit dem darin festgeschriebenen Schutz der Kleingärten.
In den Veranstaltungen wird Wert daraufgelegt, dass es zu einem Dialog kommt, in dem die Vereine über wichtige Dinge informieren, aber auch die neuen Pächter ihre Fragen aus den ersten Schritten in Sachen Gartengestaltung loswerden können. Dabei wird auch darauf aufmerksam gemacht, was eine vertragsgerechte Nutzung der Pachtfläche bedeutet.
Wenn ein solcher Abend dann auch noch durch die Anwesenheit der jeweiligen Vereinsvorstände umrahmt ist, es einen kleinen Imbiss und ein erfrischendes Getränk gibt, dann fühlen sich die „Neuen“ willkommen und in die Gemeinschaft aufgenommen.
Wir wünschen allen gute Ideen für eine solche Willkommenskultur in Ihrem Verein und in Ihrem Verband – und bleiben Sie immer im Gespräch.
Dr. Norbert Franke
Vizepräsident des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde
Gert Schoppa
Präsident des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde