• Kleingartenwesen

Grabegabel statt Giftspritze

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Boden
  • Grundwasser
  • Klimawandel
  • Bodenschutz
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Gartenboden auflockernFoto: Flora Press/Dugré, Danièle Lockern Sie Ihren Gartenboden am besten mit einer Grabegabel auf.

Der Boden ist die Grundlage unseres Lebens und weit mehr als nur dreckige Erde unter unseren Füßen. Er ist ein komplexes und lebendiges System, dessen Schutz für unsere Zukunft unerlässlich ist. Ohne fruchtbare Böden würde es keine Ernte und somit auch keine Nahrung für uns geben.

Für den Wasserkreislauf spielt der Bo­den ebenfalls eine entscheidende Rolle. Er filtert das Regenwasser und speichert das Wasser wie ein überdimensionaler Schwamm. So trägt er zur Grundwasserneubildung bei, schützt uns vor Überschwemmungen und sichert die Wasserversorgung in Trockenperioden.

Der Boden ist ebenso wichtig, um dem Klimawandel entgegenzuwirken, da er viel Kohlenstoff speichert. Wenn er allerdings „beschädigt“ wird, setzt er Kohlenstoff frei und trägt somit zur Erd­erwärmung bei.

Unser Boden ist auch ein einzigartiger Lebensraum. Er beherbergt Milliarden von Mikroorganismen, Insekten und an­deren Lebewesen, die für die Bo­den­frucht­barkeit unerlässlich sind. Der Verlust von Boden geht daher oft Hand in Hand mit dem Verlust an Biodiver­sität.

Bodenschutz ist daher Klimaschutz, Wasserschutz, Artenschutz und die Sicherung unserer Lebensgrundlagen. Wenn wir Menschen unseren Boden nicht schüt­zen, gefährden wir nicht nur unsere Umwelt, sondern auch unsere eigene Existenz.

Bodenschutz in unseren Gärten

Im Kleingarten ist Bodenschutz von entscheidender Bedeutung. Auch hier gibt es Gefahren der Bodenverschlechterung (Bodendegradation), dazu gehören etwa:

  • Verdichtung, z.B. durch häufiges Betreten der Beete, den Einsatz von kleine­ren Maschinen, Lagern von schweren Gegenständen. Dieses kann das Wurzelwachstum und die Wasserzirkulation erschweren.
  • Humusverlust: Einseitiger Anbau, das Entfernen sämtlicher Erntereste und der Einsatz von Mineraldünger können den Humusanteil reduzieren.
  • Nährstoffauslaugung: Auswaschung durch starken Regen und zu viel einseitiges Düngen bringt den Boden aus dem Gleichgewicht, sodass die Fruchtbarkeit des Bodens leidet.
  • Schadstoffeinträge, z.B. durch Umwelt­einflüsse über die Luft, das Wasser, Müll oder auch durch unsachgemäße Anwendung von Pflanzenschutzmitteln.
  • Erosion: Durch starken Regen oder Wind kann offener Boden abgetragen werden, besonders in Hanglagen oder bei frisch bearbeiteten Flächen.

Schutz des BodensFoto: Arianne/Adobe Stock Nicht nur für eine gute Radieschen-Ernte: Der Schutz des Bodens im Kleingarten ist wichtig.

Was wir tun können

Glücklicherweise gibt es viele einfache und effektive Wege, den Gartenboden zu schützen und zu verbessern: Mit regelmäßigen Kompostgaben versorgen Sie den Boden mit wertvollen Nährstoffen und verbessern die Bodenstruktur. Mulchen schützt den Boden vor Erosio­n und Austrocknung, unterdrückt Wild­kräuter und fördert das Bodenleben.

Nach der Ernte oder auf Brachflächen können Sie eine Gründüngung einsäen. Diese reichert den Boden mit organischem Material an, der Boden ist ge­schützt, wird aufgelockert, und es werden Nährstoffe aus tieferen Schichten gezogen. Gießen Sie auch nicht zu viel, damit Nährstoffe nicht ausgewaschen werden.

Achten Sie zudem auf eine bodenscho­nende Bearbeitung, vermeiden Sie etwa unnötiges Umgraben und lockern Sie den Boden mit einer Grabegabel oder einem Kultivator auf. Dadurch werden das Bodenleben und die Bodenstruktur geschont. Wichtig ist auch eine vielfältige Fruchtfolge, wechseln Sie jedes Jahr die Kulturen auf den Beeten, das beugt einer einseitigen Nährstoffentnahme vor. Fördern Sie die Artenvielfalt, indem Sie verschiedene Kulturen anbauen. Vor al­lem Mischkulturen wirken positiv auf die Bodengesundheit. Und: Verzichten Sie auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel!

Der Kleingarten bietet eine wunderbare Möglichkeit, aktiv zum Bodenschutz beizutragen und gleich­zeitig die Freude an einem blühenden und ertragreichen Garten zu erleben. Jede kleine Maßnahme zählt! Haben Sie schon eine dieser Maßnahmen in Ihrem Kleingarten ausprobiert oder planen Sie es für die kommende Saison?

Ralf Tessensohn
Vorsitzender und Fachberater
des Landesverbandes Braunschweig der Gartenfreunde