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Gemeinsam statt einsam

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Kontakt gegen EinsamkeitFoto: Fritz Senioren-Gemeinschaftsgärten sind eine Möglichkeit, weiter mit gleichgesinnten Gartenfreunden in Kontakt zu bleiben.

Jahre und Jahrzehnte haben sie Kartoffeln und Tomaten angebaut, die Obstbäume geschnitten oder Stauden gepflanzt. Aber irgendwann sind viele ältere Kleingärtnerinnen und Kleingärtner nicht mehr in der Lage, ihre Parzellen alleine zu bewirtschaften. Die Arbeiten fallen immer schwerer, das Bücken, Heben, Tragen und Knien bereitet immer mehr Mühe, und irgendwann geht ohne fremde Hilfe nicht mehr viel.

Viele Senioren müssen dann früher oder später ihren Kleingarten an den Verein zurückgeben. Kein leichter Schritt, schließlich gibt man nicht nur sein liebstes Hobby auf, sondern verliert auch sein selbst geschaffenes, kleines Paradies und den Kontakt zu den anderen Gartenfreunden. Sowohl der über Jahrzehnte genutzte Garten wie auch die über lange Zeit gewachsene Gartengemeinschaft sind aber gerade für ältere Gartenfreunde wichtig. Die Gemeinschaft in der Kleingartenanlage ist meist intensiver als im Wohnumfeld – ein Gartenzaun trennt eben viel weniger als eine Wohnungstür. Die sozialen Kontakte ganz zu verlieren, macht vielen Angst. Darum ist es wichtig, unseren älteren Mitgliedern eine Alterna­tive zu bieten.

Hochbeete und Bodendecker

Gemeinschaftsgärten für ältere Menschen sind eine großartige Möglichkeit, Senioren darin zu unterstützen, weiter die Natur zu genießen, körperlich aktiv zu bleiben und mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben. Denn ein gemeinsam genutzter Garten ist ein idealer Ort zur sozialen Interaktion mit Gleichgesinnten. 

Jeder fässt im Gemeinschaftsgarten mit anFoto: Fritz

Und vor allem: Ein gemeinschaftlicher Seniorengarten ist eine Möglichkeit, weiter gärtnern zu können – auch wenn die Kraft nicht mehr ausreicht, um die eigene Parzelle zu be­wirtschaften. Daher sollte so ein Kleingarten speziell fürs Gärtnern im Alter ausge­legt sein, lesen Sie dazu auch den Artikel Altersgerechte Gartengestaltung.

Wie so ein Garten aussehen kann, sieht man im „Dauerkleingartenverein Steinberg“ in Berlin. Hier wird zurzeit ein „gemeinschaftlicher Seniorengarten“ angelegt. Da­für werden mehrere Hochbeete aufgestellt und befüllt und gefährliche Stolperfallen wie Stufen oder Absätze be­seitigt. Unerwünschte Wildkräuter sollen durch Mulchen und bienenfreundliche Bodendecker in Schach gehalten werden. Statt Hoch- oder Halbstämmen werden Niederstämme und Spindeln auf schwachwachsenden Unterlagen gepflanzt. Beerenobst und Gemüse soll möglichst einfach geerntet werden, so werden Gurken und Bohnen an Gerüste gesetzt oder Erdbeeren in einer Pyramide gepflanzt, zudem wird in dem 260 m² großen Garten eine Kräuterspira­le angelegt. Für die Senioren werden außerdem extra leichte Gartengeräte angeschafft.

Einfache Ernte an GerüstenFoto: Fritz Für eine einfache Ernte: ­Gemüse und Obst wird an Gerüste gesetzt.

Erfahrung konservieren

In einem Senioren-Gemeinschaftsgarten können ältere Menschen dann ihre Erfahrungen und Kenntnisse über Pflanzen, die Gartenarbeit und über den nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln mit anderen teilen. Er bietet älteren Menschen die Möglichkeit, den jüngeren Vereinsmitgliedern verschiedene Methoden zu vermitteln, wie man Obst und Gemüse konserviert. So könnten sogar Lehrküchen entstehen, in denen das Wissen und die Erfahrung über das Einwecken und Konservieren weitergegeben werden. Im Seniorengarten des Vereins „Steinberg“ soll so eine Küche in der bestehenden Laube entstehen.

Einbindung unterstützen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Gemeinschaftsgärten für ältere Menschen zu unterstützen. Dies kann die Organisation von Workshops oder Schulungen, den Austausch von Wissen und Erfahrungen oder nur die Teilnahme an solchen Gärten umfassen. Gemeinschafts­gärten für ältere Menschen sind eine wunder­bare Möglichkeit, ältere Menschen in die Gemeinschaft weiterhin einzubinden. Ich denke, dass sind wir unseren älteren Vereinsmitgliedern schuldig!

Thorsten Fritz
Vizepräsident des Landes­ver­bandes Berlin der Gartenfreunde