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Das Ehrenamt – eine der Säulen des Kleingartenwesens

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So gewinnen wir Kandidatinnen und Kandidaten für den Vorstand

Das Vereinsleben funktioniert bestens. Die Abrechnung der Pach­ten, des Wassers und aller weiterer Abgaben erfolgt pünktlich und reibungslos, die Einladungen für Mitgliederversammlungen werden rechtzeitig verschickt, das Vereinshaus wird tadellos geführt, die Gemeinschaftsarbeit funktioniert wie von Geisterhand organisiert, und wenn es Streit gibt, kümmern sich einige Gartenfreunde auch noch darum.

Der Verein funktioniert, weil Ehrenamt­liche sich um vieles kümmern. Sie sind bereit, ihre Freizeit im Interesse der Gemeinschaft zu op­fern. Viele der zu erledigenden Aufga­ben sind vielen Gar­ten­freunden gar nicht bekannt. Die meist kleinteilige Arbeit wird oft mit Enga­ge­ment verrichtet, ohne dass viel Aufhebens darum gemacht wird. Der Verein lebt von der Ehrenamtlichkeit, und ohne Ehrenamtliche kann der Kleingärtnerverein nicht existieren. So einfach ist das – sollte man meinen.


VorstandsschulungenFoto: Gloszat Bei Vorstandsschulungen hat die Erläuterung und Umsetzung der Vereinssatzung höchste Priorität, im Foto: Dirk Sielmann.


Schwierig wird es erst, wenn sich von den Mitgliedern niemand für die Funktionen und Aufgaben zur Verfügung stellt. Das kann einen Verein an den Rand seiner Existenzfähigkeit bringen.

So ist z.B. ohne einen kompletten Vorstand ein Verein rechtlich handlungsunfähig. Wenn dann das Gericht einen Notvorstand einsetzen muss, wird es für alle Mitglieder des Vereins teuer. Denn das kann dann auch mal ein beauftragter Rechtsanwalt sein, der seine Arbeit nach seiner vor­ge­ge­be­nen Gebührenordnung abrechnen muss.


Mitglieder müssen Verantwortung übernehmen

So weit sollte es ein Vereinsvorstand gar nicht erst kommen lassen. Zu den Aufgaben eines Vorstandes gehört es auch, ei­nen möglichst reibungslosen Übergang von einzelnen Ämtern im Vorstand oder gar des gesamten Vorstandes zu organisie­ren.

Ein funktionierender Verein braucht Mitglieder, die bereit sind, die Verantwor­tung zu übernehmen, und die bereit sind, ein Vor­stands­amt zu bekleiden. Die Bereitschaft zur Übernahme von Verant­wor­tung wächst, wenn man weiß, was damit verbunden ist. Dafür ist es unverzichtbar, dass die Vorstandsmitglieder aus ihrer Arbeit keine „schwarze Magie“ machen und nicht als „Geheimbund“ auftreten.

Es lohnt sich, frühzeitig geeignete Mitglieder für die Vorstandsarbeit auszugucken, anzusprechen und an die Vereinsarbeit heranzu­füh­ren. Erst können sie Funktionen wie die eines Wasserwartes be­klei­den, eines Schätzer oder auch schon die eines Fachberaters. So wachsen diese Mitglieder leicht in eine verantwortungsvollere Arbeit für den Verein hinein.

Die nächste Stufe kann dann eine Beisitzerfunktion im Vorstand sein. Als Beisitzerin bzw. Beisitzer lernt man das alltägliche Ge­schäft der Vorstandsarbeit. Und aus dem Kreis der Vorstands­mit­glieder rekrutieren sich viele Vorsitzende.


Schulungen und tatkräftige Unterstützung bieten

Sinnvoll ist es, neue Vorstandsmitglieder zu den Schulungen der Kleingärtnerverbände auf Landes- und Bezirksebene zu schicken. So gewinnen die Führungsaspiranten eine solide fachliche Basis für ihre zukünftige Arbeit im Vorstand. Der Austausch mit erfahrenen Funktionären anderer Vereine hilft, das Selbstbewusstsein zu stärken und sich auf die vielfältigen Problemstellungen in der Vereinsarbeit vorzubereiten.

Eine erfolgreiche Vorstandsarbeit ist von einer Summe unter­schied­licher Faktoren abhängig. Die Befähigung zu einem Vorstandsamt hängt nicht nur von der Güte der Schulbildung oder gar von der beruflichen Stellung ab – Teamorientierung und die Gabe, mit Menschen umgehen zu können, sind genauso wichtig. Kritik­fähig­keit, und zwar vor allem im Sinne von Kritik annehmen zu können und sie produktiv zu nutzen, ist eine Fähigkeit, die für die Vor­stands­arbeit im Verein besonders hilfreich ist. Wichtig ist, dass die Vorstandsarbeit strukturiert und kontinuierlich abläuft. Dazu ge­hört, dass Zuständigkeiten klar abgegrenzt und auch beachtet werden. Dazu kann sich ein Vorstand eine Geschäftsordnung geben.

Das heißt beispielsweise, dass nur die Kassiererin bzw. der Kassierer sich um die Beiträge kümmert und den Jahresbericht erstellt und kein anderes Vorstandsmitglied. Die Schriftführer erstellen die Protokolle und bearbeiten den Schriftverkehr. Der oder die Vorsit­zen­de übernimmt, je nach Sat­zungs­vor­ga­be, die Leitung der Vorstandssitzungen und der Mitgliederversammlungen und vertritt den Verein nach außen. Einem Neuling fällt der Eintritt in geordnete Vorstandsstrukturen we­sent­lich leichter.


intensive SchulungFoto: Gloszat Unentbehrlich und immer Voraussetzung: die intensive Schulung von amtierenden und zukünftigen Vor­stands­mit­glie­dern


Für Rechtssicherheit sorgen

Oft wird gemunkelt: „Vorstandsmitglieder stehen aufgrund ihres Wirkens mit einem Bein im Gefängnis ...“ Viele Mitglieder haben eine hohe Hemmschwelle, weil sie die Rechte und Pflichten nicht ken­nen, die ein Vorstandsmitglied und insbesondere das nach § 26 BGB ver­tre­tungs­be­rech­tig­te Vorstandsmitglied hat. In der Regel ist das die oder der Vorsitzende des Vereins.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass die Haftung für ehren­amtlich Tätige vom Bun­des­ge­setz­ge­ber weiter entschärft worden ist und wird. § 31 a BGB regelt u.a., dass für den Verein unent­gelt­lich Tä­tige oder ehrenamtliche Vorstandsmitglie­der, die im Jahr nicht mehr als 500,– Euro vergütet bekommen, für die bei der Wahrnehmung ihrer Pflichten verursachten Schä­den nur bei Vorlie­gen von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit haften. Eine Verbes­serung dieser Regelung und Ausdehnung auf alle Vereinsmitglieder, die unentgeltlich oder mit einer jährlichen Vergütung von bis zu 720,– Euro tätig wer­den, hat der Gesetzgeber bereits angekün­digt (Bundestagsdrucksache 17/11632).

Zum Schluss ein Hinweis, der meist für alle Seiten hilfreich ist: Wird ein langjähriges Vor­stands­mit­glied durch ein neues Mitglied abge­löst, sollte eine ausführliche Übergabe erfolgen. Das erfahrene Mitglied sollte dem neuen besonders in der Startphase mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und dabei gilt, wie in vielen Lebenslagen: So viel wie nötig und so wenig wie möglich!

Dirk Sielmann
Geschäftsführer des Landesbundes
der Gartenfreunde in Hamburg