• Gut zu wissen

Augen auf beim Pflanzenkauf

Warum manche Pflanzenarten problematisch sind

KirschlorbeerFoto: Oliver Sasse/Adobe Stock Kirschlorbeer

Blüten in allen Farben, Grün, soweit das Auge reicht. Geprägt durch eine hohe Artenvielfalt sind Kleingartenanlagen Rückzugsräume für Flora und Fauna. Aber nicht jede Pflanze sollte in unseren Kleingärten zu finden sein: Manche können Schäden in der Natur anrichten, manche sind ökologisch wertlos, andere wiederum wachsen zu stark, werden zu hoch oder bilden Ausläufer.
Welche das sind, ist nicht immer trennscharf zu ermitteln. So gibt es bestimmte Arten, die in einigen Gartenordnungen verboten, in anderen erlaubt sind. Ebenso gibt es Arten, die ökologisch wertvoller – oder auch wertloser – sind, als man glaubt. Grund genug, einmal einen fachlich neutralen Blick auf die „Problempflanzen“ zu werfen.


Wuchernde Trendpflanzen

BambusFoto: Alexander Morozov/Adobe Stock Bambus Bambus lag viele Jahre im Trend. Die meisten Arten sind für den Kleingarten jedoch nicht geeignet, da sie unzählige Wurzelausläufer bilden. Dazu gehören etwa alle Flachrohr-Bambusarten (Phyllostachys) und alle Arten von Sasa, Pseudosasa und Pleioblastus. Lediglich horstbildende Arten wie der Schirmbambus (Fargesia) sind bedingt für den Kleingarten geeignet. Hier gibt es etwa Sorten wie Fargesia murielae ‘Simba’ oder Fargesia scabrida ‘Asian Wonder’, die unter 3 m Wuchshöhe bleiben.

Gräser bereichern jeden Garten, doch das Riesen-Chinaschilf (Miscanthus floridulus) ist schwer bis gar nicht zu bändigen. Einmal eingewurzelt verbreitet es sich ungehindert über Wurzelausläufer. Hingegen wachsen die vielen Sorten des Chinaschilfs (Miscanthus sinensis) horstig und bilden keine Ausläufer. Es gibt auch eine Reihe kompakter Sorten wie ‘Adagio’, ‘Morning Light’ und ‘Red Chief’, die nur bis zu 1,5 m hoch werden.

SanddornFoto: studybos/Adobe Stock Sanddorn Der oft als vitaminreiches Trendobst gepflanzte Sanddorn (Hippophae rhamnoides) kann im Garten ebenfalls lästig werden. Durch seine zahlreichen Wurzelausläufer ist er schwer zu bändigen und wächst oft bis in die Nachbarparzelle hinein.


Immergrüne auch nicht ohne

Auch immergrüne Arten wie Lebensbaum (Thuja), Wacholder (Juniperus) und Scheinzypresse (Chamaecyparis) sollten Sie vor dem Kauf kritisch bewerten. Ein Problem ist ihre Wüchsigkeit. Sehr viele Arten wachsen einem regelrecht über den Kopf. Sie laugen den Bo­den aus, ziehen viel Wasser, das für die eigentliche Nutzung des Kleingartens, den Anbau von Obst und Gemüse, benötigt wird, und bieten Tieren nur einen geringen Nutzen.

ScheinzypresseFoto: Flower Studio/Adobe Stock Scheinzypresse Zudem sind verschiedene Wacholderarten, vor allem Juniperus chinensis und J. sabina, Winterwirt der Pilzkrankheit Birnengitterrost. Auch die Sorten dieser Arten sind anfällig. Um unsere Birnbäume nicht zu gefährden, sollten wir auf diese Arten verzichten. Der einheimische Wacholder (Juniperus communis) ist hingegen keine Wirtspflanze des Schadpilzes.

Der Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) wird von vielen Fachleuten kritisch beurteilt. So ist er in allen Teilen (besonders Blätter und Samen) für Mensch und Tier giftig. Weidetiere werden zu Opfern, wenn sie das Laub fressen. Vögel fressen die Beeren und scheiden die Samen unverdaut wieder aus – und tragen so zur ungewollten Verbreitung dieser Art in der Natur bei.

Falls Sie erwägen, einen Kirschlorbeer zu pflanzen, sollten Sie genau auf die Sorte achten. Preisgünstig angebotene Sorten wie ‘Rotundifolia’ sind meist sehr wuchsstark. Kompakte Sorten wie ‘Otto Luyken’ oder ‘Zabeliana’ bleiben hingegen unter 2 m und lassen sich zudem gut durch Schnitt formieren.


Invasive Neophyten

Besonders problematisch sind gebietsfremde Arten, die sich in der Natur stark verbreiten und dabei andere Arten verdrängen. Einige dieser „invasiven Neophyten“ werden aktiv in den Garten ge­holt oder werden dort geduldet, da sie robust und optisch attraktiv sind. So wird etwa die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) oft toleriert. Sie blüht reich und lange und lockt viele Insekten an, ist aber enorm invasiv.

Vielblättrige LupineFoto: K.- P. Adler/Adobe Stock Vielblättrige Lupine Die Vielblättrige Lupine (Lupinus polyphyllus) wird häufig als Zwischenkultur gesät, um den Boden mit Stickstoff anzureichern. Entscheidend ist, dass sie vor der Fruchtreife in den Boden eingearbeitet wird. Die Samen können bis zu 50 Jahre überdauern. Einmal in die Landschaft entlassen, verbreitet sich die Lupine stark über Samen und durch Wurzelausläufer und verdrängt heimische Arten.

Auch die Kartoffel-Rose (Rosa rugosa) und der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum, auch Herkulesstaude) gehören zu den invasiven Neophyten mit schöner Optik und hohem Ausbreitungsdrang.

Invasive Knöterich-Arten wie der Bastard-Stau­den­knö­te­rich (Fallopia x bohemica), der Ja­pan-­Stau­den­knö­te­rich (Fallopia japonica) und der Sachalin-Knöterich (Fallopia sachalinensis) gehören zu den häufigsten Problempflanzen. Sie sollten möglichst frühzeitig entfernt werden. Haben sie sich erst etabliert, hilft nur permanentes Abmähen des Grüns, damit der Pflanze die Kraft entzogen wird. Eine Arbeit, die über mehrere Jahre konsequent durchgeführt werden muss!


Mit Vorsicht zu genießen

Einige Pflanzenarten stehen im Verdacht, andere heimische Arten zu verdrängen. Sie werden als potenziell invasive Neophyten eingestuft. Auch hierzu gehören beliebte Gartenpflanzen.

SommerfliederFoto: Harald Biebel/Adobe Stock Sommerflieder Der ausdrucksstark blühende Sommerflieder (Buddleja davidii) ist vom Wuchs her nicht der Kräftigste, seine Fähigkeit, sich zu versamen, kann aber zu einem Problem werden. Im Garten sind die jungen Pflänzchen schnell mit der Hacke entfernt, doch auf unkultivierten Flächen wie Brachen oder Bahndämmen zeigt der Sommerflieder sein invasives Potenzial. Eine Ver­brei­tung in Nachbarflächen sollte daher vermieden werden.

Die hübsche gelb blü­hen­de Topinambur (Helianthus tuberosus) mit den beliebten und sehr gesunden Knollen hat leider den Nachteil, dass sie sich sehr stark ausbreitet, wenn man ihr nicht mit einer Rhizomsperre Grenzen aufzeigt.

Der Bocksdorn (Lycium barbarum) wird oft als Wildobst (Goji-Beeren) gepflanzt, breitet sich aber über Ausläufer stark aus.

Eine sehr wirkungsvolle Strategie zur Arterhaltung und Verbreitung hat auch das Drüsige Spring­kraut (Impatiens glandulifera) entwickelt. So hübsch es auch blüht, so zahlreich sich Hummeln und Bienen am Nektar laben: Pro Quadratmeter werden etwa 10.000 Samen produziert, die sich durch einen speziellen Schleudermechanismus des Samenstandes effizient verbreiten. So entstehen besonders an Gewässerrändern dichte Bestände zulasten dieses besonders schützenwerten Lebensraumes.

Drüsiges SpringkrautFoto: Marc/Adobe Stock Drüsiges Springkraut


Das in allen Pflanzenteilen giftige Schmalblättrige Greiskraut (Senecio inaequidens) hat seine Verbreitung aus Südafrika auf fünf Kontinente der Welt geschafft. Über Häfen und Fernstraßen ist es inzwischen in ganz Europa zu finden, so auch in unseren Gärten.


Können lästig werden

Horn-SauerkleeFoto: Scisetti Alfio/Adobe Stock Horn-Sauerklee Es machen sich oft auch krautige Pflanzen wie der Horn-Sauerklee (Oxalis corniculata) im Rasen, in den Beeten oder in Pflasterfugen breit. Der Klee aus dem Mittelmeerraum ist Spezialist für Wärme und Trocken­heit. Seine Pfahlwurzel reicht tief ins Erdreich. Beim Jäten reißt sie nah am Boden ab, und ein Neuaustrieb ist garantiert. Die Samenkapseln springen bei Be­rüh­rung auf und schleudern die Samen meterweit. Zudem bildet die Pflanze kurze Ausläufer. Nur die tiefgründige Lockerung des Bodens und das Entfernen der ge­sam­ten Wurzel bringen dauerhaft Erfolg. Wichtig ist es auch, die Pflanze nicht zum Blühen kommen zu lassen.

Eine Obstart mit starkem Ausbreitungsdrang ist die Armenische Brombeere (Rubus armeniacus), die 1837 nach Deutschland eingeführt wurde. Mit ihren langen Ruten und Wurzelausläufern besiedelt sie schnell großflächige Bereiche. Besonders ist darauf zu achten, dass Schnittmaterial dieser Art nicht im Wald oder auf Ruderalflächen unerlaubt entsorgt wird. Die hohe Regenerationsfä­higkeit lässt Teile an- und dann weiterwachsen.
 

Aus dem Teich in die Natur

Invasive WasserpflanzenFoto: Roman Ivaschenko/Adobe Stock Invasive Wasserpflanzen können ebenfalls zum Problem werden. So verbreiten sich die im Teich- und Aquarienhandel verkauften Was­ser­pflan­zen Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis) und Schmalblättrige Wasserpest (Elodea nuttallii) rasant, wenn sie, etwa durch Wasservögel, den Sprung aus dem Gartenteich in anliegende Teiche oder Gräben geschafft haben.


Für die dauerhafte, sorgenfreie Bewirtschaftung eines Kleingartens ist es wichtig, Pflanzen zu kultivieren, die in den Garten und zu unseren An­for­de­run­gen passen. Oft lässt man sich von hübschen Blüten oder vermeintlich leichter Pflege fehlleiten. Wuchshöhe und -breite, Verbreitungspotenzial oder Wechselwirkungen mit Schaderregern können Gründe dafür sein, warum Pflanzen nicht Teil der grünen Kleingartengemeinschaft sein sollen oder dürfen.


Informationen zu invasiven Arten finden Sie auf: www.neobiota.bfn.de

 

Kein Platz für hohe Bäume

Gehölze, die einen sehr hohen Platzbedarf haben, sollen da wachsen, wo ihnen dieser Platz gegeben ist. Ein Kleingarten reicht oft nicht aus. Die Konkurrenz zur eigentlichen Nutzung des Gartens lässt wenig Raum für Esche, Robinie, Birke, Pappel, Weide, Erle, Ulme und Co. Auch viele Großsträucher wie Traubenkirsche oder Kirschpflaume benötigen zu viel Platz oder bilden wie etwa Essigbaum oder Faulbaum zudem noch Ausläufer.

Hohe BäumeFoto: minckis/Adobe Stock

Thomas Kleinworth
Bundesfachberater,
Geschäftsführer und Fachberater
des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Gartenfreunde