• Natur des Jahres 2013

Blume des Jahres 2013: das Leberblümchen

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Blume des Jahres 2013Foto: Hans-Jürgen Kelm Im Frühjahr reckt das Leberblümchen seine hübschen Blüten aus der Laubschicht empor. Die Blüten mit ihren sechs bis zehn blauen Hüllblättern können bis zu 35 mm groß werden. Die Loki Schmidt Stiftung hat das Leberblümchen (Hepatica nobilis) zur Blume des Jahres 2013 gewählt. Die in Deutsch­land besonders geschützte Pflanzenart darf weder gepflückt noch ausgegraben werden und beansprucht einen wertvollen Lebensraum.


In alten Wäldern zu Hause

Das Leberblümchen kommt in der artenreichen Krautschicht alter Bu­chen- und Eichenwälder zusammen mit Gelben Ane­mo­nen, Ler­chen­sporn-Arten und anderen sel­tenen Pflanzen vor. Es stellt hohe Ansprüche an den Boden, der locker, kalk- und lehmhaltig sowie reich an hoch­wer­ti­gem Humus sein sollte.

In Deutschland wächst es im Alpenvorland und in den Alpen bis in 1500 m Höhe, im Tiefland nur östlich der Weser. Es ist fast nur an Or­ten zu finden, wo schon lange, meist über 100 Jahre, Laub- oder wenigstens Mischwald steht. An seinen Standorten bildet das Leberblümchen oft größere Bestände.

In Nadelwäldern, deren Nadelstreu den Boden versauert, fühlt sich das Leberblümchen nicht wohl. Bodenverletzungen, z.B. durch schwere Forstgeräte, verträgt es ebenfalls nicht gut. Nicht wenige Vorkommen sind auch da­durch verschwunden, dass die hübschen Pflanzen ausgegraben wurden, um sie in Gärten anzupflan­zen.

Die seltenen alten Waldstandorte mit einem hohen Anteil an alten Bäumen sind nicht nur ein ideales Habitat für das Leberblümchen und andere Pflanzenarten, sondern mit ihrem stehenden sowie liegenden Totholz auch für viele Tiere.

In den mächtigen Stämmen sind oft zahlreiche natürliche Höh­len vorhanden, in denen Höh­len­brü­ter, Fledermäuse und viele an­dere Lebewesen Brutraum und Unterschlupf finden. Auch haben die Wälder aufgrund ihrer Fähigkeit, Kohlendioxid zu binden und Sauer­stoff zu produzieren, großen Einfluss auf unser Klima.


Ein mehrjähriger Frühblüher

Seinen deutschen Namen erhielt das Leberblümchen aufgrund seiner Blattform, die an die mensch­li­che Leber erinnert. Der lateinische Gattungsname Hepatica hat seinen Ursprung in „hepatos“ für Leber. Der Artname nobilis bedeutet soviel wie edel oder vortrefflich. Die Gattung Hepatica umfasst zwei Arten in Europa und gehört zur Familie der Hahnenfußgewäch­se (Ra­nun­cu­la­ceae).

Das Leberblümchen kann mehrere Jahrzehnte alt werden und wird zwischen 5 und 15 cm hoch. Es übersteht den Winter mit Über­dau­erungsknospen, die sich unmit­telbar an der Erdoberfläche be­finden.

Seine dreilappigen, langstieligen Blätter sind auf der Oberseite leicht ledrig und dunkelgrün gefärbt, die Unterseite dagegen ist purpur­violett getönt. Die auffälligen blaulila Blüten entwickeln sich meist vor den Blättern und stehen in Büscheln, jede Blüte einzeln auf einem Stängel.

Die Blüten sind zwittrig, haben 20 bis 35 mm Durchmesser und werden von sechs bis zehn blauli­la Blü­tenhüllblättern umrandet. Oft sind diese Blütenhüllblät­ter auch himmelblau, selten rosa oder weiß. Sie enthalten den Farbstoff Anthocyan, welcher Licht in Wärme umwandeln kann und so die Pflan­ze vor harten Frösten schützt.

Das Leberblümchen gehört zu den Frühblühern, es blüht von März bis April. Die Blütezeit der einzelnen Pflanzen beträgt aber nur etwa eine Woche.


Käfer und Ameisen sorgen für Vermehrung

Blume des Jahres 2013Foto: Angelica Jerzewski Die Leberblümchenblüte enthält keinen Nektar. Bestäuber sind pol­lenfressende und -sam­meln­de In­sekten, vor allem Käfer, die auf dem Griffel landen und dabei des­sen Narbe bestäuben.

Bei dem Samen des Le­ber­blüm­chens handelt es sich um ein be­haar­tes Nüsschen mit fett­rei­chem Anhängsel, dem Elaiosom. Das Ela­io­som wird gerne von Ameisen ver­zehrt, die die Samen in ihren Bau bringen, dort das Elaiosom ab­tren­nen und an­schlie­ßend den Samen wieder aus dem Bau befördern. Auf diese Weise helfen sie bei der Ver­brei­tung des Leberblümchens.


Schwierige Garten- und Arzneipflanze

Blume des Jahres 2013Foto: Angelica Jerzewski Die dreilappigen, einer Leber ähnlichen Blätter gaben dem Leber­blüm­chen den Namen. In der Biedermeierzeit wurde das Leberblümchen gerne in Klös­tern, Gärtnereien und großen Bauerngärten angepflanzt. Da seine Kultur im Garten nicht ganz einfach ist und na­tur­ähn­li­che Standortbe­dingungen erfordert, verschwand es leider nahezu aus dem gärtne­ri­schen Sortiment.

Heute wird es nur in wenigen Raritätengärtnereien angeboten. Dort erhält man auch groß­blü­ti­ge Arten und zahlreiche Farb­va­ri­an­ten. (Wei­tere Informationen: Jürgen Peters: „Hepatica, Le­ber­blüm­chen: Arten, Sorten, Kultur“. 144 Seiten. Preis: 15,– Euro. Erhältlich bei der Gesellschaft der Staudenfreunde e.V., Tel. 0 78 22/86 18 34, www.gds-staudenfreunde.de.)

Das Leberblümchen kann als schwach giftig bezeichnet werden, da es bei Kontakt mit Haut oder Schleimhäuten Rötungen, Juckreiz oder auch Blasenbildung auslösen kann. Im Mittelalter fand es vor allem Anwendung bei Erkrankungen der Leber und der Galle. Heute kommt es noch in ho­möopathischen Dosen bei Leber­erkrankungen, Katarrhen und Bron­chitis zum Einsatz.

Quelle: Stiftung Naturschutz
Hamburg und Stiftung Loki Schmidt