- Gartenpflege
So klappt es mit Ihrer Blumenwiese
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Blumenwiesen sind seit einigen Jahren im Trend. Grundsätzlich bin ich vielen Trends skeptisch gegenüber, doch diesen finde ich gut. Denn er hat alles, was ein guter Trend meiner Ansicht nach braucht: etwa die sich ständig verändernde Schönheit und Ästhetik. Und eine Blumenwiese ist sehr wandelbar. Teils bereits von einem Tag auf den anderen oder von Woche zu Woche, doch ganz sicher im Verlauf von Jahreszeiten und Jahren. Das fällt besonders in den ersten fünf Jahren auf.
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Blühende Wiesen erfreuen das Auge und ernähren Insekten.
Dabei kann sich eine Blumenwiese gegenüber verschiedenen Stressfaktoren enorm anpassen und durchsetzen. Sie reagiert aber auch empfindlich auf Tun oder Nicht-Tun. Im besten Fall reguliert und erhält sich eine Blumenwiese selbst. Doch ganz von alleine geht es leider nicht, ohne unsere Eingriffe würde sich eine Wiese nicht lange im Garten halten. Damit Ihre Blumenwiese Ihnen mehr Freude als Frust bereitet, braucht es Ihre Zeit und Aufmerksamkeit.
Die richtige Anlage als Basis
Drei Faktoren entscheiden über das Gelingen: der Standort, Ihre persönlichen Möglichkeiten und Ihre Erwartungen. Entscheidende Standortbedingungen sind u.a. die Lage (Wind, Sonne/Schatten, Klima) und die Beschaffenheit des Bodens (Nährstoffgehalt, pH-Wert, Feuchtigkeit). Diese Faktoren zeigen uns, welche Pflanzen dauerhaft vorkommen und sich etablieren können. Anders als oft behauptet, müssen Sie Ihren Boden nicht abmagern – es gibt fast für jeden Standort die passende Wiesenmischung.
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Hochwertige Blumenwiesenmischungen enthalten mehr als 30 verschiedene Arten.
Standort und Saatgut abstimmen: Wählen Sie erprobte Mischungen für die Voraussetzungen in Ihrem Garten. Haben Sie etwa einen eher nährstoffreichen Boden südlich von Hannover, eignet sich z.B. eine „Fettwiesen-Mischung“ aus dem Ursprungsgebiet 6 (s. Kasten am Artikelende). Darin sind lokal angepasste Arten enthalten, die mit nährstoffreichen Böden zurechtkommen. Hochwertige Mischungen enthalten deutlich mehr als 30 heimische Wildpflanzenarten. Nicht alle darunter haben dieselben Ansprüche, so werden leichte Schwankungen innerhalb der Fläche ausgeglichen und eine flächige Wiesenvegetation wird ermöglicht.
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Jäten hilft: Wurzelunkräuter wie Quecke konkurrieren mit Blumenkeimlingen.
Fläche vorbereiten: Entscheidend ist keine oder so wenig Konkurrenz wie möglich! Entfernen Sie insbesondere Wurzelunkräuter wie Quecke oder Zaunwinde. Doch auch im Boden schlummerndes Saatgut, wie vom Stumpfblättrigen Ampfer oder Vogelknöterich, können unseren Wiesenpflanzen die Keimung vermiesen. Bei kleinen Flächen empfiehlt es sich deshalb, die obersten 5–10 cm des Bodens samt Aufwuchs zu entfernen und durch unkrautfreien Boden zu ersetzen. Gut eignet sich Unterboden aus dem eigenen Garten. Er stammt aus tieferen Schichten (ab 30 cm Tiefe), z.B. vom Teichbau, und enthält kein unerwünschtes Saatgut. Müssen Sie Erde zukaufen, bestehen Sie auf „unkrautfreier Erde“. Als „gesiebt“ bezeichneter Oberboden ist zwar meist kostengünstiger, enthält aber oft schlummerndes Pflanzenmaterial. Hier sparen Sie am falschen Ende.
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Beikrautfreie Erde für den Bodenaustausch finden Sie ab 30 cm Tiefe im Garten.
Aussaattermine: Prinzipiell können Sie ganzjährig säen, optimal sind jedoch das zeitige Frühjahr (März/April) und der Spätsommer (August/September). Denn das Saatgut benötigt ausreichend Feuchtigkeit und Wärme zum Keimen.
Entwicklungsphasen verstehen
Wer von einer Blumenwiese spricht, hat oft ein klares Bild im Kopf: bunt blühend, artenreich und wogend im Wind. Doch Blumenwiesen sind keine Tapeten – sie wachsen nicht überall gleich und sie entwickeln sich dynamisch über mehrere Jahre. Wer diese Entwicklung versteht, kann sie zwar beeinflussen – doch vermeiden Sie starre Vorstellungen. Intensiv gepflegte Staudenbeete können einen Ausschnitt fremder Landschaften kopieren, eine extensiv gepflegte Wiese kann das nicht – zumindest nicht dauerhaft. Auf nährstoffreichen und feuchten Böden in Norddeutschland werden Sie keine kalkliebende, magere Almwiese erschaffen. Das zu akzeptieren erspart viel Frust.
Die häufigsten Fehler
- Schlechte oder keine Flächenvorbereitung führt zu konkurrenzstarken, unerwünschten Beikräutern
- Ungeeignetes Saatgut ohne standortgerechte, nachhaltige Artenmischung
- Falsch eingesät (lesen Sie dazu den Artikel Blumenmischungen aussaen)
- Im Winter ausgesät – Saatgut läuft nicht auf, Tiere oder Witterung tragen es fort oder fressen es auf
- Keimlinge vertrocknen – etablierte Pflanzen vertragen Trockenheit, Keimlinge nicht
- Zu früh oder zu tief gemäht – empfindliche Arten schaffen keinen erneuten Austrieb, kurzlebige Arten können sich nicht versamen
- Zu spät gemäht – konkurrenzschwache Arten gehen verloren, Gräser werden dominant
- Mähgut zu lange liegen lassen – es „erstickt“ empfindliche Arten und düngt ungewollt
- Mähgut direkt nach der Mahd räumen – geben Sie dem Saatgut der abgemähten Pflanzen 1–3 Tage zum Ausfallen.
- Düngen – bevorzugt konkurrenzstarke Arten und fördert Artenarmut
- Gießen – nach dem ersten Schnitt sollten Sie nicht mehr künstlich bewässern.
Ausnahme: extreme Trockenheit in den ersten drei Jahren - Wiese nach starker Störung sich selbst überlassen (z.B. wenn Regen und Wind die Pflanzen zu Boden drücken oder die Sonne alles vertrocknet): Mähen Sie und lassen Sie die Wiese sich neu entwickeln.
1. Jahr: Einjährige dominieren
Im ersten Sommer leuchten Arten wie Klatschmohn, Kornblume und Kornrade um die Wette. Diese einjährigen Arten fungieren als Wegbereiter und Platzhalter, in ihrem Schutz keimen die Mehrjährigen.
Schröpfschnitt: Nach sechs bis zehn Wochen mähen Sie, sollte die Vegetation flächig höher als 20 cm stehen. Ist Ihre Fläche lückig und der Aufwuchs deutlich geringer, können Sie die Mahd im ersten Jahr auch aussetzen. Wenn Sie Mähen, schneiden Sie auf einer Höhe von 6–12 cm über dem Boden. Diese Schnitthöhe behalten Sie auch bei zukünftigen Pflegeschnitten bei. Durch den Schröpfschnitt bekommen kleinere Keimlinge mehr Licht. Die Blüte der Sommerblumen wird zwar verzögert, aber in den meisten Fällen reicht die Zeit zum Blühen.
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Nur geschnittene Blumenwiesen entwickeln sich wie erwartet.
Für die Tierwelt ist es gut, wenn Sie nie alles auf einmal mähen und Bereiche auch ungemäht im Winter stehen lassen. Für viele lichthungrige Pflanzen ist die Mahd vor dem Winter jedoch ein Vorteil. Entscheiden Sie vor Ort: Ist alles hoch und dicht gewachsen, schneiden Sie besser; kommt hingegen ausreichend Licht auf den Boden, unterlassen Sie die Mahd.
2. Jahr: Zweijährige zeigen sich
Die Einjährigen nehmen nun rapide ab und überlassen den imposanten zweijährigen Arten die Bühne, wie etwa Königskerze, Wilde Möhre und Nickende Distel. Trotz ihrer Pracht müssen auch sie gemäht werden, wenn der Aufwuchs zu stark und dicht geworden ist.
Mahd-Termine: Wiesen, die ungemäht durch den Winter gegangen sind, müssen dem neuen Austrieb Platz machen, dass ist meistens ab März der Fall. Da noch wenig kräftiges Grün in der Fläche wächst, reicht häufig ein Abharken der Pflanzenreste aus dem ersten Jahr.
Wann genau Sie mähen, müssen Sie wieder vor Ort entscheiden, es hängt immer vom Aufwuchs ab. Auf mageren Flächen reicht meist eine Mahd im Juni, auf nährstoffreichen Flächen müssen Sie wahrscheinlich schon Anfang Mai mähen. Im Mai sind die Zweijährigen bereits durchgetrieben, diese werden bei Schnitten bis Ende Juni aber weiterhin prächtig blühen.
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Bitte Abräumen: Liegen bleibendes Mähgut düngt ungewollt und erstickt andere Arten.
Im Vergleich zum Vorjahr ist mittlerweile eine deutlich dichtere Pflanzendecke entstanden. Lassen Sie auch in diesem Jahr einige Bereiche stehen, dort wo diese die Fläche nicht merklich beschatten.
3. Jahr: Die Wiese etabliert sich
Hat alles funktioniert, ist die Vielfalt nun offensichtlich. Jetzt dominieren flächendeckend mehrjährige Arten, wie Margeriten, Malven und Nelken sowie Wildgräser. Einjährige Arten sind noch da, doch erscheinen sie, wie die Zweijährigen, nur noch vereinzelt oder in kleinen Gruppen. Etablieren Sie nun den zukünftigen Pflegerhythmus, damit sich die Wiesengesellschaft anpassen kann:
Frühjahrs-Mahd: Mähen Sie nach den ersten zwei bis drei warmen Wochen, wenn die Wiese ungemäht überwintert hat. Je nach vorhandener Vegetation kann ein Abharken ausreichen.
Sommer-Mahd: Als Faustregel gilt: Mähen Sie, wenn es am schönsten ist – meist Ende Mai bis Mitte Juli.
Herbst-Mahd: Entscheiden Sie je nach Aufwuchs, ob eine dritte Mahd nötig ist oder ob Sie die Wiese bis zum Frühjahr stehen lassen.
Feuchtigkeit, Nährstoffangebot und Wärme bestimmen den Aufwuchs und damit die Schnitthäufigkeit. Diese variiert zwischen einem und drei Schnitten pro Jahr. Wiesen verzeihen auch viele Pflegefehler, doch nur wenn diese nicht dauernd wiederholt werden.
Passendes Saatgut

Um das passende Saatgut auszuwählen, schauen Sie nach, in welchem sogenannten Ursprungsgebiet Ihr Garten liegt. Für regionales, gebietseigenes Wildpflanzensaatgut ist Deutschland in 22 Ursprungsgebiete aufgeteilt. Eine Karte dazu finden Sie etwa beim Bundesamt für Naturschutz unter: https://bit.ly/bfn-gebiete
Joschka Meyer
Fachberater des Landesbundes
der Gartenfreunde in Hamburg