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Frühe Gemüsesorten aus dem unbeheizten Gewächshaus

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unbeheizten GewächshausFoto: Niller Etwa ab Mitte bis Ende April können Sie die ersten Kohlrabi und Salate im Gewächshaus ernten Für Gemüsegärtner geht die winterliche Ruhepause rasch vorbei. Die Sonneneinstrahlung ist im Februar bereits so stark, dass ohne Bedenken im Glas-, Kunststoff- oder Folienhaus gegen Ende Februar bis Anfang März das erste Beet bestellt werden kann. Man sollte sich trotz Schnees und gelegentlicher, starker Nachtfröste nicht davon abhalten lassen, Kopf-, Eis- und Pflück­salate, Kohlrabi, Rettiche und Radieschen anzubauen.

Die frühen Gemüsearten sind nicht so kälteempfindlich, wie allgemein angenommen wird. Frostschäden sind häufig Trockenschäden; sie lassen sich durch reichliches Angießen bei der Bestellung vermeiden.

Zur Verfrühung der Ernte und ­zugleich als Frostschutz bis zu einer Außentemperatur von –7 °C wird gleich nach dem Anbau ein Vlies aufgelegt. Es kann bei sorgfältiger Wasserversorgung bei allen Frühkulturen unbedenklich drei Wochen und länger auf den Pflanzen belassen werden.

Ist mit noch tieferen Temperaturen zu rechnen, wird zusätzlich ein zweites Vlies über die Kulturen gebreitet. Tagsüber müssen Sie diese zusätzliche Abdeckung bei Temperaturen über 0 °C allerdings ­entfernen, denn Licht ist im Frühjahr für die Pflanzen sehr viel wichtiger als Wärme. Eine fortlaufende Ernte bis weit in den Mai hinein ­erzielt man durch eine Teilung der Kulturfläche und eine noch­malige Pflanzung etwa knapp drei Wochen später mit denselben Ge­müsearten.

Gewächshausgemüse pflegen wie ein Profi

Der Kulturerfolg bei Gemüse im ­Gewächshaus ist nicht allein von der Sortenwahl, der entsprechenden Standweite der Pflanzen und der Nährstoffversorgung abhängig. Genauso wichtig sind die Wachstumsfaktoren Licht und Wasser. Erst gegen Ende Februar finden die Pflanzen ausreichend Licht für ein gutes Gedeihen. Wichtig ist es darum, verschmutzte Scheiben vor der Bestellung des Gewächshauses innen und außen zu reinigen.

Der Wasserbedarf der Frühkulturen richtet sich nach der jeweiligen Sonneneinstrahlung. Eine trockene Bodenoberfläche sagt ­jedoch über die Feuchtigkeitsverhältnisse im Wurzelbereich nichts aus. Damit es weder zu einer Vernässung noch zum Austrocknen des Erdreichs kommt, sollten Sie im Zweifelsfalle in einer Tiefe von 10 bis 30 cm den Wasservorrat im Boden prüfen.

Im Frühjahr genügen nur we­nige Wassergaben bis zur Ernte; ­
diese sollten aber immer in einer Menge von 15 bis 20 Liter pro Quadratmeter ausgebracht werden. Jedes häufige, nur oberflächliche Gießen erhöht die Luftfeuchtigkeit und fördert die Ausbreitung von Pilzkrankheiten, während die Wurzeln unter Wassermangel leiden.

Beim Lüften der Frühkulturen nicht zu ängstlich sein! Auch bei starker Bewölkung und an trüben Tagen die Fenster und eventuell die Tür des Gewächshauses öffnen. „Es ist immer besser, eine halbe Stunde zu früh als zehn Minuten
zu spät zu lüften." An ein Schattieren der Fenster braucht nicht gedacht zu werden. Alle Frühkulturen benötigen das volle Sonnenlicht, um zu wachsen.

unbeheizten GewächshausFoto: Jaksch Rettiche und bunte Salate kurz vor der Ernte Mitte bis Ende April. Eine Zwischen­pflanzung mit Lauchzwiebelchen ist gut möglich. Salate in allerbester Güte

Die Salatkultur im Gewächshaus steht im Frühjahr nach wie vor an erster Stelle. Doch nicht nur Kopfsalat lässt sich ab Ende Februar pflanzen; auch Pflück- und Kraussalatsorten wachsen jetzt ohne ­Probleme. Wählen Sie bei allen ­Arten einen Mindestabstand von 25 x 25 cm.

Zur Nährstoffversorgung reichen 125 g/m² eines organischen Volldüngers mit einem Nährstoffgehalt von 7 % Stickstoff (N), 4 % Phosphat (P2O5) und 8 % Kaliumoxid (K2O), wie z.B. Engelharts Sti-p-ka und Hornoska Spezial oder 65 g/m² eines mineralischen Volldüngers mit den Nährstoffgehalten 15 % Stickstoff, 5 % Phosphat, 20 % Kaliumoxid, wie z.B. Nitrophoska® perfekt. Wenn Sie im Herbst oder vor der Bestellung Stallmist bzw. Kompost ausgebracht haben, sollten Sie die Düngermenge halbieren. Die hier angegebenen Düngermengen sind für das optimale Wachstum Ihrer Kulturen absolut ausreichend, düngen Sie also nicht mehr als hier angegeben!

Zur Vermeidung von Mehltau und Salatfäulen nur an sonnigen Tagen gießen! Die Salatköpfe sollten bis zum Abend wieder trocken sein! Bei kühler, luftiger Kulturführung werden besonders gesunde Pflanzen mit hohem Kopfgewicht erzielt.

Bei Kopfsalat sind z.B. die Sorten ‚Vicky’ und ‚Chagall’ empfeh­lenswert. Unter den Kraussalatsorten sind ‚Azura’, ‚Charita’ und ‚Novita’ besonders anbauwürdig. Das Sortenangebot bei Pflücksalat ist sehr mannigfaltig. Pflücksalate sind besonders schmackhaft, zart und knackig. Sehr beliebt sind Lollo Rossa, z.B. die Sorte ‚Concorde’, und Lollo Bionda, z.B. die Sorte ‚Bergamo’, sowie die Eichblattsalate. Salatsetzlinge für den frühen Anbau sind ab Ende ­Februar in gut sortierten Gemüsegärtnereien, auf dem Wochenmarkt und im Gartencenter in gu­ter Qualität erhältlich.

Zarter Kohlrabi aus dem Gewächshaus

Kohlrabi bringt infolge seiner kurzen Wachstumszeit das lang erwar­tete erste Gemüsegericht. Mit Ungeduld warten besonders die Kinder auf die rohen knackigen Knollen. Ihr Anbau ist bereits gegen ­Ende Februar bis Anfang März auch im unbeheizten Gewächshaus möglich.

Die neueren Sorten, wie z.B. ‚Azur Star’ (blau), ‚Blaro’ (blau), ‚Express Forcer’, ‚Kohyro’, ‚Olivia’ und ‚Quickstar’ (alle hellgrün), sind besonders schossfest und wenig kälteempfindlich. Sie ­erhalten einen Abstand von 25 x 25 cm, in Gewächshäusern mit vergilbten Kunststoffplatten und in ­älteren Folienbauten sollte der ­Abstand nicht unter 25 x 30 cm betragen.

Wenn Sie sofort nach der Pflanzung mit Vlies abdecken, wirkt sich das besonders günstig auf ein zügiges Wachstum aus. Die Düngung sollte wie schon beim Anbau von Kopfsalat beschrieben erfolgen. Wurde im Herbst oder im Frühjahr Stallmist oder Kompost eingebracht, sind die Nährstoffgaben um ein Drittel zu verringern. Mit Beginn der Knollenentwicklung nicht mit Wasser sparen!

unbeheizten Gewächshaus Gemüseanbau bei Eis und Schnee: Ein Gewächshaus macht es möglich Für Radieschen ist immer Platz

Das begehrte Radieschen zählt zu den Gemüsearten mit der kürzes­ten Entwicklungszeit. Im Frühjahr sind im Gewächshaus von der Aussaat bis zur Ernte oft nur sechs bis sieben Wochen erforderlich. Sie müssen zügig heranwachsen, was einen lockeren, durchlässigen und einigermaßen humosen Boden voraussetzt.

Da der Nährstoffbedarf von Ra­dies­chen nicht sehr hoch ist, genügen hier 70 g/m² von z.B. Engelharts Sti-p-ka oder Hornoska Spezial beziehungsweise 35 g/m² von z.B. Nitrophoska® perfekt, die vor dem Anbau ausgestreut werden. Der Boden sollte feucht sein, aber keinesfalls unter Staunässe leiden.

Radieschen sind Einzelgänger! Haben die Pflanzen zu wenig Platz, strecken sie sich aus Lichtmangel nach oben und beginnen häufig zu schossen, ohne Knollen zu bilden. Von Reihe zu Reihe sind bei frühen Sorten 8 cm Abstand erforderlich; in der Reihe muss nach dem Auflaufen der Samen auf mindestens 6 cm vereinzelt werden.

Für passionierte Gärtner ein Hinweis: Radieschen lassen sich im Keimblattstadium gut verpflanzen, das heißt pikieren. Dies erfolgt, wenn die Keimblätter gut ausgebildet sind, wobei das Teilstück zwischen Wurzel und Keimblatt (= Hypokotyl) nicht länger als 1 bis 2 cm sein darf.

Die Sämlinge lassen sich gut in einem Topf oder kleinen Kistchen in wenigen Tagen am warmen Fens­terbrett vorkultivieren. Sie werden bis zu den Keimblättern in den Boden gesetzt (= pikiert) und erhalten ebenfalls einen Abstand von mindestens 8 x 6 cm. Geeignete ro­te Sorten für den geschützten Anbau sind z.B. ‚Cyros’, ‚Neckarper­le’, ‚Saxa Treib’ und ‚Rudi’. Sie sind im gut sortierten Gartenfachhandel erhältlich.

Ernst Niller