• Holzschutz

Es geht auch ohne Chemie

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Chemie
  • Holz
  • Umweltbewusstsein
  • Schädlingsbekämpfungsmittel
  • Kunstharzlack
  • Sonderabfall
  • Abbauprozess
  • Stoffwechsel

Neuanstrich LaubeFoto: Breder Verwenden Sie beim Neu-Anstrich der Laube doch das nächste Mal Produkte aus pflanzlichen Natur­stoffen. Es gibt sie in zahlreichen Farbvarianten nach dem Motto: „Öko“ muss nicht hässlich sein. Welcher Bau- und Werkstoff könnte im Garten besser geeignet sein als Holz? Wie die Produkte des Gartens selbst, wie un­ser Gemüse, unser Obst, unsere Kräuter und unsere Zierpflanzen, ist Holz ein Ergebnis pflanzlichen Wachstums.

In der Praxis zeigt sich, dass Holz in den meisten Gärten tatsächlich bevorzugtes Material ist – und das in zunehmendem Maße. Denn das wachsende Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein hat auch dazu geführt, dass die Produkte der synthetischen Chemie von vie­len nicht mehr so gern benutzt wer­den wie noch vor wenigen Jahrzehnten. Man achtet einfach mehr auf gesunde Bedingungen, vor al­lem für Kinder, aber auch für Haus- und Nutztiere (z.B. Bienen!) im Garten.

Chemie im Garten – das sind eben nicht nur die Schädlingsbekämpfungsmittel und chemischen Dünger, sondern auch jede Form von Kunststoff, die Schicht eines Kunstharzlacks oder der Wirkstoff einer Holzschutz-Imprägnierung. Bei all dem heißt es heute: so wenig synthetische Chemie wie irgend möglich! Nicht ohne Grund ist chemisch imprägniertes oder beschichtetes Holz nach gesetzlicher Einstufung „Sonderabfall“, es darf keinesfalls verbrannt oder kompostiert werden.

Der Abbau von Holz – ein natürlicher Vorgang

Da Holz ein pflanzliches Naturprodukt ist, unterliegt es – wie alle Pflanzenstoffe – dem Vergehen durch natürliche Abbauprozesse. Diese Vorgänge werden von Pilzen, Insekten, Bakterien sowie den Ein­flüssen von Sonne, Wind und Wetter in Gang gesetzt und unterhalten. Die Organismen „verdauen“ die Holzsubstanz und produzieren damit letztlich die Ur-Bausteine, aus denen Holz vor allem gemacht ist: Kohlendioxid und Wasser.

Dabei sollten wir uns zunächst klarmachen, dass diese Abbauprozesse, denen auch das Holz unterliegt, etwas Wunderbares und Nützliches sind! Ohne diese Prozesse wären wir an den Produkten des pflanzlichen Stoffwechsels längst erstickt.

Trotzdem haben wir als Gärtner das gute Recht und die Pflicht, das von uns im Garten verwendete Holz vor einem zu raschen Abbau zu bewahren. Wir wollen schließlich nicht jedes Jahr einen neuen Zaun, eine neue Fassadenverkleidung, eine neue Bank oder einen neuen Gerätestiel anschaffen.

 

Autor Zum Autor

Diplom-Chemiker Dr. Hermann Fischer widmet sich seit rund 40 Jahren der Entwicklung und Herstellung chemisch-technischer Alltagsprodukte (v.a. Farben) aus nachwachsenden, nichtfossilen Grundstoffen.
Zahlreiche Umweltpreise dokumentieren sein ökologisches Engagement: u.a. Öko-Manager des Jahres 1992, B.A.U.M.-Umweltpreis 1994, Umweltpreis der Niedersächsischen Landesregierung 1996.
Er ist Gründer der AURO Pflanzenchemie AG.


Mit Chemie oder ökologisch?

Nun gibt es grundsätzlich zwei Wege, wie wir der Zerstörung des Holzes Einhalt gebieten können:

Weg 1: Wir töten alle Organismen ab, die das Holz „verdauen“ wollen. Dafür liefert die moderne Chemie eine große Zahl an Insektiziden, Fungiziden und anderen abtötenden Wirkstoffen.

Weg 2: Wir schaffen dem Holz Be­dingungen, unter denen das Zer­störungswerk der Insekten, Pilze und anderen Organismen nicht oder nur sehr langsam stattfinden kann.

Holzschutz mit gutem GewissenFoto: Auro Holzschutz mit gutem Gewissen: Auch mit Lasuren und Lacken aus pflanz­lichen Naturstoffen kann der Gartenzaun wirksam vor Durchfeuchtung geschützt werden Weg 1 ist bequem und meist wirksam. Aber wollen wir wirklich in unserem Garten und damit in un­serer unmittelbaren Nähe, in der Nähe unserer Lebensmittel und un­serer Kinder chemische Stoffe ha­ben, deren Hauptzweck darin liegt, lebende Organismen abzutöten?

Weg 2 ist meist ebenso wirksam, hält unsere Gärten von überflüssiger Chemie frei, erfordert aber mehr Überlegung, Planung und Sorgfalt. Nur wer bereit ist, dieses Mehr an Sorgfalt zu investieren, wird mit diesem „sanfteren“ Weg Erfolg haben.

Jede Kleingärtnerin und jeder Hobbygärtner muss selbst entscheiden, welchen der beiden We­ge er beschreiten will – es ist sei­ne ureigene Einstellung zu seinem Garten und zu seinem Leben an sich, die ihm diese Entscheidung nahe legt.

Holzartenwahl: heimisch, tropisch, weich, hart

Neben dem konstruktiven Holzschutz, von dem gleich noch die Rede sein wird, kann schon die gezielte Auswahl der verwendeten Holzart gegen eine frühzeitige Holz­zerstörung vorbeugen. Die Holzarten Buche, Birke, Erle, Pappel, Esche, Rosskastanie, Platane sind z.B. vergleichsweise anfällig für holzzerstörende Organismen.

Hingegen sind Robinie, Eiche (Stiel- und Traubeneiche), Edelkastanie, auch Lärche und Dougla­sie bei richtiger Verwendung recht dauerhaft, etwas weniger schon Kiefernholz. Stets ist das (festere) Kernholz aus der Mitte des Stammes dauerhafter als das (weiche­re) Holz aus den Randschichten. Werden diese europäischen Holzarten zusätzlich mit konstruktiven Maßnahmen geschützt, können sie in unserem Klima viele Jahre überdauern.

Zwar sind viele Hölzer aus tropi­schen Regionen besonders dauerhaft, aber aus ökologischen Grün­den sollte ihr Einsatz allenfalls dann erwogen werden, wenn es sich um nach FSC zertifiziertes Plantagenholz handelt.

 

Was ist FSC-zertifiziertes Holz?

FSC (Forest Stewardship Coun­cil) ist ein internationales Zerti­fizierungssystem für Waldwirtschaft, das garantiert, dass Holz- und Papierprodukte aus verantwortungs­voll bewirtschafteten Wäldern stammen. Dabei müssen bei der Waldbewirtschaftung sowohl Umwelt- als auch Sozialstandards eingehalten werden.

Quelle: WWF


Konstruktiver Holzschutz durch richtiges Bauen

MetallfüßeFoto: BrederEntscheidende Voraussetzung für einen Schutz des Holzes ohne Einsatz der „chemischen Keu­le“ ist, den zerstörenden Einflüs­sen die Grundlage zu entziehen. Was die holzzerstörenden Orga­nismen betrifft, so benötigen die­se das Vorhandensein von genügend Feuchtigkeit im Holz sowie „Angriffs- punkte“ an der Oberfläche des Holzes. Holz, das vor Durchfeuchtung geschützt ist oder nach Durchfeuchtung wieder rasch abtrocknen kann, bietet holzzerstörenden Pilzen und Insekten keinen wachstumsfördernden Lebensraum, da sie eine Holzfeuchte von über 20 % über einen längeren Zeit­raum benötigen, um sich zu entwi­ckeln.

Bereits beim Anbringen der Holz­teile kann gegen spätere Durchfeuchtung wirksam vorgebeugt werden:

  • Ausreichende Dachüberstände bei Gartenhäusern und Schuppen schützen vor Schlagregen
  • Hinterlüftung von Fassaden und Abdichtung von unten verhindern Feuchteaufstieg
  • Abdeckung von Hirnholz, z.B. bei Zaunpfählen, durch einfache Querhölzer oder Blechkappen
  • Anschrägen von waagerechten Holzflächen und Tropfkanten vermeiden stehendes Wasser
  • Bodenabstand herstellen durch Aufständern, z.B. auf Metallfüßen, um direkten Erdkontakt zu vermeiden
  • Wasserdurchlässige Gründung von Pfählen, z.B. im Kiesbett, verhindert Staunässe
  • Vermeidung von engen Fugen (Kapillarwirkung „saugt“ Wasser regelrecht an)
  • Verzicht auf zu große Holzstärken (zu langsame Entfeuchtung: Das Wasser im Holz braucht zu lange, um an die Oberfläche zu wandern)

Ein altes, bewährtes Mittel zum Schutz von Holzpfählen im Erdkon­takt ist deren leichtes Ankohlen im unteren Bereich: Hier bilden sich lokal auf natürliche Weise schützende Holzteere.


Beschichten mit Lasuren und Lacken aus Naturstoffen

Beschichten mit Lasuren und Lacken aus NaturstoffenFoto: Breder … Blechkappen schützen das Holz gegen Feuchtigkeit von oben und erleichtern den Wasserabfluss Holz im Außenbereich kann durch geeignete Beschichtungsstoffe gut gegen Durchfeuchtung geschützt werden. Dafür steht eine unübersehbare Vielfalt an Lacken, Lasu­ren und Imprägnierungen zur Ver­fügung. Diese sorgen dafür, dass flüssiges Wasser (vor allem Regen) nicht in das Holz eindringt, sondern an der Oberfläche abperlt – damit bleibt die Holzfeuchte gering.

Derzeit werden solche Beschich­tungsstoffe noch überwiegend auf Kunstharzbasis hergestellt. Diese sind zwar grundsätzlich aus technischer Sicht geeignet, passen aber durch ihre stoffliche Herkunft aus dem fossilen, nicht erneuerbaren Rohstoff Erdöl (dies gilt insbesondere für die „wasserba­sier­ten“ Produkte auf Acryl-Basis) nicht optimal zum Grundkonzept des Gärtnerischen. Wenn immer möglich, sollte daher zu Lacken, Lasuren und Imprägnierungen mit Bindemitteln aus pflanzlichen Naturstoffen gegriffen werden.

Die Rohstoffe dieser Naturfarben – wenn es sich um konsequent formulierte Produkte handelt – stammen aus den gleichen Quellen wie unsere anderen Gartenproduk­te. Überwiegend handelt es sich um Pflanzenöle (wie Leinöl), Pflan­zenharze (wie Kiefernharz), Pflanzenwachse (wie Carnaubawachs) und Pflanzenduftöle (wie Citrusschalenöl). Moderne Naturfarben sind auch lösemittelfrei und wasserverdünnbar erhältlich.

 

Anbieter ökologischer Holzschutzmittel

SchmierseifeFoto: Auro Vor dem Anstrich sollte das Holz mit pflanzlicher Seifenlauge („Schmierseife“) gereinigt werden, mit klarem Wasser gut abspülen und gut trocknen lassen Schutzziel: wasserabweisend und dampfdurchlässig

Um im Außenbereich anhaltend wirksam zu sein, müssen Lacke und Lasuren pigmentiert sein. Die feinen Farbkörner der Pigmente absorbieren diejenigen Bestandteile des Sonnenlichts, die zu ei­nem Abbau von Holzinhaltsstoffen („Vergrauen“), aber auch zu einem Abbau der Farbenbindemittel selbst führen würden (Beschich­tungs­verlust).

Ein großer Vorteil von guten Naturfarben gegenüber vielen Anstrichen der synthetischen Chemie ist ihre Durchlässigkeit für Wasserdampf. Dies ist deshalb so wich­tig, weil das flüssige Wasser immer Wege ins Holzinnere (z.B. durch feine Risse oder durch ungeschütz­te Unterseiten) findet. Wenn die­ses eingedrungene Wasser nun durch eine dampfundurchlässige Lack- oder Lasurschicht nicht wieder einen Weg nach draußen findet, ist eine dauernde Durch­feuch­tung des Holzes unvermeidlich: Das Holz verfault von innen, obwohl der Anstrich außen scheinbar noch ganz intakt aussieht.

Besonders die viel gelobten, z.T. sogar mit dem „Blauen Engel“ aus­gezeichneten Acryllacke und Acryl­lasuren haben oft diese fatale Wir­kung. An vielen „sanierten“ Häusern aus Holzfachwerk kann man diesen Effekt beobachten. Sie waren, oft über Jahrhunderte, in Würde gealtert – nach dem Acrylatanstrich sahen sie zunächst perfekt aus, verfaulten dann aber innerhalb weniger Jahre.

Um einen optimalen Schutz des Holzes vorzubereiten, sollte das Holz vor dem Anstrich möglichst ge­glättet werden (Verminderung der Angriffsfläche) und natürlich zu­nächst von Schmutz, Moos, Algen etc. gereinigt werden. Schwamm und Wurzelbürste sind geeignete Werkzeuge; ein wenig pflanzliche Seifenlauge („Schmierseife“) passt gut zum System des naturnahen Gartens. Gutes Nachwaschen mit klarem Wasser und Durchtrock­nung vor dem eigentlichen Anstrich verstehen sich von selbst.


Naturprodukt überzeugt sogar die Warentester

Es ist verständlich, dass immer noch eine gewisse Skepsis gegenüber Farben aus Naturstoffen hinsichtlich ihrer Haltbarkeit besteht. Dass diese Skepsis längst nicht mehr angebracht ist, hat eine sehr eingehende Untersuchung der „Stiftung Warentest“ vor einiger Zeit ergeben.

Naturprodukt überzeugt sogar die WarentesterFoto: Auro Aus alt mach neu: Das schaffen auch Beschichtungsmittel aus Naturstoffen Bei diesem Test, der wohlgemerkt nicht primär die ökologi­schen Eigenschaften, sondern die Gebrauchstauglichkeit und Haltbarkeit in der Praxis untersuchte, ist eine wasserverdünnbare Holz­lasur aus reinen Naturprodukten sogar als Testsieger hervorgegangen – und das gegen eine sehr namhafte Konkurrenz von chemisch-synthetischen Holzlasuren großer und bekannter Hersteller.

Moderne Naturfarben sind daher für den Garten nicht nur aus ökologischer Sicht die erste Wahl, sondern überzeugen auch durch ihre problemlose Verarbeitung und ihre gute Haltbarkeit. Der etwas höhere Preis wird oft bereits durch die hohe Ergiebigkeit wettgemacht.

Ein weiterer Vorteil konsequen­ter Naturfarben für den Klein- und Hobbygärtner ist die Informa­tionspolitik der führenden Naturfarbenhersteller. Statt nur diffus von „Bindemitteln, Lösemitteln und Pigmenten“ zu sprechen, geben sie meist alle Inhaltsstoffe ihrer Produkte im Klartext an. Der interessierte Verbraucher hat also immer die Möglichkeit, sich zu vergewissern, dass er ein echtes Naturprodukt und keine „Pseudo-Bio“-Farbe erwirbt und verarbeitet.

Und ein letztes Wort zum Stichwort „Sorgfalt und Verantwortung“: Auch ökologische Farben sind Farben und damit chemisch-techni­sche Produkte, wenn auch auf der Basis von Naturstoffen.
Sie gehören damit nicht in die Hände von Kindern, sie sollen nicht verarbeitet werden, wenn man gerade sein Butterbrot isst, und ihre Überreste gehören na­türlich nicht ins Ab­wasser oder in den Boden!

Dr. Hermann Fischer