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Rosen selbst vermehren

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RosengartenFoto: Flora Press/FocusOnGarden/Luckner

Gibt es in Ihrem Nachbargarten eine besonders schöne Rose, die Sie gerne auch in Ihrem Garten hätten? Oder möchten Sie Ihre eigene Lieblingsrose vermehren, um sie zu verschenken? Wenn Sie die in den Hagebutten sitzenden Samen aussäen, bekommen Sie ein bunte Mischung verschiedener Rosenpflanzen – nur nicht die gewünschte Ursprungssorte, da die Erbanlagen völlig neu kombiniert werden.

Da hilft nur die vegetative Vermehrung, also die ungeschlechtliche Vermehrung über Pflanzenteile. Einige Kleinstrauchrosen können Sie über Stecklinge vermehren, da sie leicht Wurzeln bilden. Bei den meisten anderen Rosen funktioniert diese Methode aber nicht. So wird ein Großteil aller Rosen­sorten durch Okulation (Augen-Veredelung) vermehrt.

Hierbei wird ein sog. Auge, also eine noch nicht ausgetriebene Knospe, unter die Rinde einer Unterlage (meist eine Wildrose) geschoben. So wachsen zwei Individuen zu einer einzigen Pflanze zusammen. Dabei sorgt die Edelsorte für die gewünschten Sorteneigenschaften wie Farbe, Form, Duft und Blattgesundheit. Die robuste Unterlage sorgt für eine gute Verankerung und kräftiges Wachstum. Ein weiterer Pluspunkt der Okulation besteht darin, dass für jede Rosenpflanze nur ein einziges Auge der Edelsorte erforderlich ist, Sie also aus einer Pflanze viele Exemplare machen können.

Ein Spezialfall ist die Veredelung von Rosen auf einen Stamm. Hier nutzen Sie einen zweijährigen Wildstamm als Unterlage und verwenden drei Augen pro „Rosenbäumchen“, um eine runde, gleichmäßige Krone zu bekommen.

Unterlage und Edelreis

Der beste Zeitpunkt zur Okulation ist der Sommer – etwa von Ende Juli bis Ende August. Dann lässt sich die Rinde an der Unterlage gut lösen, und die Knospen der Edelreiser sind ausgereift. Als Unterlagen dienen Wildrosen und deren Auslesen wie die Vielblütige Rose (Rosa multiflora), die Hundsrose (Rosa canina ‘Inermis’ und ‘Pfänder’) oder die Heckenrose (Rosa corymbifera ‘Laxa’).

Sie können sich die Unterlagen für Büsche und Stammrosen von spezialisierten Baumschulen zusenden lassen. Da die Rosen wurzelnackt geliefert werden, werden sie allerdings nur im Zeitraum von Ende Oktober bis etwa Anfang April verkauft.

Sie müssen sie also bereits im Herbst oder Frühjahr vor der Okulation bestellen und im Garten auspflanzen. Die einjährigen Unterlagen haben am Wurzelhals einen Durchmesser von 4–6 bzw. 6–8 mm und sollten nach dem Pflanzen angehäufelt werden. Die lockere Erde schützt den Wurzelhals und verhindert ein Austrocknen der Stelle, an der Sie im Sommer die Veredelung vornehmen wollen. Bei Rosenstämmchen werden zweijährige Rosenunterlagen gesetzt, die schon einen recht kräftigen Stamm ausgebildet haben – hier entfällt das Anhäufeln.

Als Edelreis schneiden Sie unmittelbar vor dem Veredeln einen gut ausgereiften diesjährigen Trieb Ihrer Lieblingsrose ab. Das Edelreis muss, wie auch die Unterlage, gesund, also frei von Pilzkrankheiten und Insektenbefall sein. Am besten verwenden Sie Augen aus dem mittleren Bereich des Triebes. Vor der Entnahme sollten Sie das Reis vorsichtig entblättern.

Die Veredelung vorbereiten

Wenn Sie Stammrosen veredeln möchten, sollten Sie die Unterlagen zehn bis 14 Tage vor dem Okulieren folgendermaßen vorbereiten: Schneiden Sie im Bereich der gewünschten Veredelungshöhe (z.B. 80–100 cm über dem Erdboden) alle Seitentriebe auf einer Länge von 20–30 cm sorgfältig ab. Die Seitentriebe unterhalb der Veredelungsstelle lassen sie stehen – sie sorgen vorerst für das Dickenwachstum des Stammes. Die Triebe im Bereich der Krone, also oberhalb der Veredelungsstelle, bleiben ebenfalls bis zum nächsten Frühjahr stehen, damit die Krone und somit auch die Edelaugen mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden.

Bei den Unterlagen für Rosenbüsche entfernen Sie die angehäufelte Erde und säubern die Veredelungsstellen, die sich am Wurzelhals direkt über dem Erdboden befinden, mit einem Tuch. Es darf keine Erde in die Wunde fallen. Nun ist alles bereit für die Okulation. Wie Sie die Augen entnehmen und in die Unterlage einfügen, sehen Sie in den beiden Fotostrecken.

Die weitere Pflege

Drei bis vier Wochen nach der Okulation können Sie erkennen, ob Ihnen die „Au­gen­operation“ gelungen ist. Ist das Auge weiterhin grün und saftig, hat es funktio­niert. In diesem Sommer/Herbst wächst das eingesetzte Auge allerdings nur an und treibt erst im nächsten Jahr aus.

Die Okulationsschnellverschlüsse oder Veredelungsgummis, die Sie um die Veredelungsstelle gelegt haben, werden durch die Sonneneinstrahlung mürbe und platzen von selbst ab, Bast müssen Sie aufschneiden. Zum Schutz der jungen Veredelungen häufeln Sie zum Herbst die Buschrosen wieder an. Stämme machen Sie mit Schutzhüllen oder in die Krone gebundenen Reisigzweigen winterfest.

Sortenschutz

Im folgenden Frühjahr treiben die Unterlagen und die Edelreiser aus. Bei den Rosenbüschen setzen Sie die Kronen der Unterlagen oberhalb der Veredelungsstelle ab, schneiden also etwa 1 cm über dem eingesetzten Auge den ganzen Busch ab. Jetzt wächst die Edelsorte und macht meistens zuerst nur einen einzigen langen Austrieb. Diesen kürzen Sie auf 1–2 cm ein, sobald er eine Länge von ca. 10 cm erreicht hat. Zur besseren Verzweigung sollten Sie die Rose mehrmals „pinzieren“, also die Triebspitzen abschneiden.

Die Stämme werden ähnlich behandelt wie die Büsche: Auch hier schneiden Sie oberhalb der Veredelung die komplette Krone ab und pinzieren die Austriebe der Edelsorte mehrmals.
Achten Sie darauf, auch in Zukunft alle Wildtriebe möglichst umgehend zu entfernen. Solange sie noch weich sind, können Sie sie auch abreißen oder ausbrechen – so entfernen Sie gleichzeitig die schlafenden Augen an der Triebbasis.

Thomas Kleinworth 
Geschäftsführer und Fachberater
des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Gartenfreunde

Bezugsquellen für Unterlagen:


Baumschule Ritthaler
Tel. 06372/58 80
www.baumschuleritthaler.de

Eggert Baumschulen
Tel. 04827/93 26 27
www.eggert-baumschulen.de

Veredelungsunterlagen Lutz
Tel. 08459/99 50 68
www.veredelungsunterlagen.de