Filigrane Schönheiten

Schwebende Blüten und zarte Gräserrispen verleihen Beeten Leichtigkeit

Unzählige zartviolette Blüten bringt der locker wachsende Storchschna­bel ‘Blue Cloud’ hervor.

Tuschelnd neigen sich die Prachtkerzen von links nach rechts und stecken die an Schmetterlinge erinnernden Blütenköpfchen zusammen. „Hast du es schon gehört? Gegenüber ist ein Argetinisches Eisenkraut eingezogen und bandelt schon mit dem Lampenputzergras an  ...“ Schneegestöber ‘Splendide White’ heißt diese wei­ße Sorte der Chine­sischen Wiesen­raute. Von Juni bis Ende August hält der Rei­gen dufti­ger, rein­weißer Blütchendolden an. Wispernd halten sie Ausschau nach der un­bekannten Konkurrenz.

Wobei, unbekannt, das trifft es nicht ganz, und Sorgen ma­chen müssen sich die Prachtkerzen ganz sicher nicht.

Gartenfans kennen und schätzen Verbena bonariensis schon seit Jah­ren. Zusammen mit Gaura, also der Prachtkerze, gehört es zu den be­liebtesten filigranen Stauden. Prak­tischerweise haben beide ähnliche Standortansprüche – nämlich sonnig, eher trocken und nährstoff­arm – und passen auch optisch sehr gut zusammen.

Spontaneität der Pflanzen

Dennoch haben beide Gattungen einen ganz eigenen Charakter: Elfengleich wiegen sich die weißen, rosa- oder pinkfarbenen Blütchen der Prachtkerzen auf biegsamen Stielen von Juli bis Oktober im Sommerwind, während das Eisenkraut wie auf endlos langen Stelzen durch die Staudenrabatten stakst, bizarr und elegant zu­gleich.

Zusammen mit filigranen Gräsern, deren Rispen im Sonnenlicht durchscheinend leuchten, sind sie ein echtes Dreamteam, das sich in klassischen Rabatten und modernen architektonischen Gärten ebenso zuhause fühlt wie in den angesagten Präriebeeten. Beide Pflanzen bringen eine gewisse Dy­namik in die Rabatte.

Das Stichwort Dynamik kann sich dabei auch auf die zeitliche Komponente beziehen. Viele dieser fi­ligranen Pflanzen sind eher kurzlebig, gleichen das aber aus, indem sie sich großzügig versamen. Da­durch tauchen sie auch im­mer mal wieder an ganz überraschenden Stellen auf.

Wenn vermehrungsfreudige Ar­ten wie Verbena, Gaura oder die wunderschöne, auch als Witwenblume bekannte Knautia in kleine Gärten einziehen, sollten Sie aber den größten Teil der Blütentriebe noch vor der Samenreife zurückschneiden.

Schönheiten für Gefäße

Auch Balkongärtner müssen auf filigrane Strukturen übrigens nicht verzichten. Im Gegenteil, niedrigere Blütenschönheiten kommen im Gefäß präsentiert sogar besonders gut zur Geltung. Sehr heiter ist zum Beispiel ein Trio aus der Gelben Skabiose ‘Moon Dance’ (Scabiosa ochroleuca), dem Großen Ehrenpreis ‘Knallblau’ (Vero­nica teucrium) und als Gras dem Grauen Schwingel ‘Elijah Blue’ (Festuca cinerea).

Die filigrane Prachtkerze mag es eigentlich sonniger und trockener als die
Herbst-Anemone, doch mit­unter hat auch diese zarte Liebelei Zukunft.
Wenn Sie es etwas gediegener mögen, kombinieren Sie eine Pur­pur-Fetthenne wie ‘Herbstfreude’ (Sedum telephium) mit dem gleichermaßen verspielten wie plaka­tiven Pupurglöckchen ‘Plum Pudding’ und dem hauchzart wirkenden Federgras ‘Ponytails’ (Stipa tenuissima).

Lebensverlängernde Schnittmaßnahme

Einige Pflanzen wie Prachtkerze, Storchschnabel ‘Ro­zan­ne’ (Geranium wallichianum) oder die Kokardenblume (Gaillardia) neigen dazu, sich buchstäblich zu Tode zu blühen. Dem beugen Sie vor, indem Sie sie Ende August auf 10 cm herunterschneiden.

Ein zeitiger Rückschnitt nach der Blüte lohnt sich zudem für Pflanzen, von denen bestimmte Sorten erwor­ben wurden. Zum Beispiel bei Lina­ria purpurea ‘Canon J. Went’, die hell-rosafarbene Sorte des Purpur-Leinkrauts. Wenn sie sich aussamt, blühen einige der Nach­kommen wieder in Purpurviolett – also besser nicht zur Aussaat kom­men las­sen, wenn Sie beispielsweise ein hellrosa Beet planen.

GMH/Bds