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Dachbegrünung

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Wie Sie das Dach Ihrer Gartenlaube bepflanzen können


DachbegrünungFoto: Hartmut Clemen


Um noch mehr Grün in unsere Oa­sen zu bringen, bietet sich die Dachbegrünung von Lauben an. Mit der Begrünung Ihres Gartenhauses verwandeln Sie ungenutzte Flächen in zusätzliche Lebensräume für Pflanzen und Tiere wie Wild­bie­nen, Schmetterlinge und Laufkäfer. Aber auch Sie selbst haben damit einen greifbaren Nutzen, z.B. eine verbesserte Schall- und Wärmedämmung. Die Minderung von Tem­pe­ra­tur­schwan­kun­gen im Dach bremst zudem die Ermüdung der Ab­dich­tungs­ma­te­ri­alien – fachgerecht begrünte Dächer „leben“ länger als unbegrünte.


Dachstatik und Gefälle

Die Sanierung eines alten Daches, der Neubau einer Laube oder einer Garage – das sind ideale Gelegenheiten für den Einstieg in die Dachbegrünung. Zunächst sind die statischen Voraus­set­zun­gen zu klären: Kann das Dach das zusätzliche Gewicht eines Begrünungsaufbaus tragen? Hier ist die Zusammenarbeit mit erfahrenen Dachdeckern anzuraten, denen Sie auch die Arbeiten an der Konstruktion und der Abdichtung des Daches anvertrauen sollten. Die Aufschüt­tung und Be­pflan­zung des Substrats können Gartenfreunde selbst erledigen.

Auch das Dachgefälle ist ein wichtiger Aspekt für die Planung. Nach heutigem Stand der Technik können auch Dächer mit starker Neigung begrünt werden. Das er­fordert allerdings einen kost­spie­li­gen Sys­temaufbau. Dabei gilt es die Dachränder zu verstärken, auf deren Blenden große Kräfte wirken. Für maximal 10° geneigte Flachdächer sind keine besonderen Vorkehrungen nötig.


Begrünungsformen

Bei der Wahl der Begrünungsform ist neben dem Gewicht des dafür nötigen Aufbaus der Pfle­ge­auf­wand entscheidend. Die extensive Begrünung eignet sich für Dächer mit geringen Lastreserven, ist pfle­geleicht und relativ preisgünstig (50 Eu­ro pro m²). Die Verwendung leichter mine­ralischer Substrate (Aufbauhöhe 8–15 cm) verursacht eine zusätzliche Dachlast von 60–150 kg/m². Auf solchen nährstoffarmen Untergründen gedeihen anspruchslose, niedrigwüchsige Pflan­zen­ge­sell­schaf­ten, die mit Sonne, Wind und Trockenheit gut zurechtkommen (Moose, Sukkulenten, Kräuter, Gräser) und auch den Winter unbeschadet überstehen.


Gestaltungsmöglichkeiten für eine DachbegrünungFoto: Deutscher Dachgärtner Verband Mit einer Dachbegrünung haben Sie viele Gestaltungsmöglichkeiten. Im Bild oben sorgen Heide-Nelken in Rot und Weiß, rot blühender Steinbrech und gelber Mauerpfeffer für Farbe.


Im Gegensatz dazu verlangt die einfache Intensivbegrünung mehr Pflege. Höhere Sub­strat­schich­ten – verbunden mit mehr Gewicht und Kosten – ermöglichen die Pflanzung mittelhoher Stauden. Rasenflächen, größere Sträucher oder gar Bäume kommen bei der Intensivbegrünung zum Einsatz, die höchste Ansprüche an Statik und Geldbeutel stellt.


Extensive Begrünung

Für das Dach Ihrer Gartenlaube ist die extensive Begrünung relevant. Dafür stehen Sa­men­mischungen oder Flachballenpflanzen zur Verfügung. Bei Sedum-Begrünungen ist auch eine Sprossenaussaat möglich. Die Spros­sen brauchen für die Wurzelbildung einen guten Kontakt mit dem Untergrund und wer­den nach dem Ausstreuen deshalb leicht eingeharkt. Eine Wässerung nach den Pflanz­ar­bei­ten fördert prinzipiell die Verbindung der Pflanzen mit dem Substrat.


Extensive DachbegrünungFoto: Stefan Körber/Fotolia.com Extensive Dachbegrünung: Die anspruchlosen und niedrig wachsenden Pflanzen kommen mit Sonne, Wind und Trockenheit gut zurecht.


Die besten Anwachsergebnisse erzielen Sie in den niederschlagsreichen Monaten (je nach Wit­te­rung ab März bis Mai und von Ok­to­ber bis No­vem­ber). Zusätzliche Wässerungen mit dem Gar­ten­schlauch sind dann in der Regel nicht mehr nötig. Nach ein bis zwei Jahren bilden die exten­siven Pflanzengesellschaften geschlossene Vegetationsdecken, die sich selbst erhalten. Wer nicht so lange warten möchte, kann auch Sedum-Matten als Fertigbe­grünung auf dem Laubendach aus­rol­len.

Extensiv begrünte Dächer verlangen lediglich ein bis zwei Pflegedurchgänge pro Jahr. Dabei werden unerwünschte Pflanzen, insbesondere Sämlinge von Birken, Pappeln und Kiefern entfernt.

Ihr Wurzeldruck kann binnen fünf Jahren zur Gefahr für die Schichtung des Aufbaus und der Dachabdichtung werden. Auch schwierige Unkräuter und Kletterpflanzen sollten Sie recht­zei­tig entfernen.



Aufbausysteme


Illustration DachbegrünungFoto: ZinCo GmbH


Bei der Dachbegrünung gibt es drei verschiedene Aufbausysteme. Sie setzen eine obligatorische Schutzlage voraus, welche die Dachabdichtung vor Schäden bewahrt. Der dreischichtige Aufbau ist das Standardverfahren für die Intensivbegrünung, kann aber auch für extensive Begrünungen verwendet werden:

  • Auf der Schutzlage liegt eine Drän­schicht, die das Überschusswasser der darüberliegenden Schichten aufnimmt und zu den Abläufen leitet. Die Drän­schicht besteht meist aus Sand, Kies, Splitt, Lava oder Bims. Auch Recycling-Produkte auf der Basis von Tonziegeln kommen zum Einsatz.
  • Darüber liegt eine Filterschicht (Filtervlies). Durch sie fließt Wasser aus der Vegetationsschicht in die Drän­schicht. Ihre Filterwirkung hält feine Boden- und Substratteile zurück und verhindert ein Verschlämmen der Drän­schicht.
  • Zuoberst liegt die Vegetationsschicht. Sie besteht aus Boden- oder Schüttstoffgemischen und dient den Pflanzen als Substrat.

Beim zweischichtigen Aufbau entfällt die Filterschicht. Das setzt voraus, dass Vegetationsschicht und Dränschicht „filterstabil“ sind. Die Korngrößen in beiden Schichten müssen so gewählt werden, dass kein Materialaustausch stattfinden kann. D.h., die Zwischenräume der Drän­schicht dürfen nicht so groß sein, dass feine Materialen des Bodens in sie eindringen und sie zusetzen können.

Der einschichtige Aufbau kommt ohne Filter und Dränschicht aus. Deren Funktionen übernimmt allein die Vegetationsschicht. Dieser Aufbau ist besonders für Dächer mit starkem Gefälle geeignet, da er nur eine geringe Dränleistung bietet. Bei einer Dachneigung unter 2° ist er nicht zu empfehlen, da es zur Bildung von Pfützen kommen kann, die sich negativ auf die Bepflanzung auswirken.

Eine komfortable, aber etwas kostspieligere Alternative zu den geschütteten Drän­schichten sind Dränagesysteme aus Kunststoff. Die Mulden an ihrer Oberseite dienen als Wasserspeicher für die Pflanzen. Die Verlegung eines solchen Systems zeigt unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung.

 

Fachberatern „praktisch“ über die Schulter geschaut

Dachbegrünung - Schritt 1 1) Dränagesysteme aus Kunststoff werden einfach ausgerollt. Filtervlies bedeckt die oberseitigen Wasserspeicher-Mulden. Dachbegrünung - Schritt 2 2) Einrastende Noppen verbinden die Längsseiten der Bahnen. An den Rändern wird das Vlies über­ge­schla­gen.
Dachbegrünung - Schritt 3 3) Als Schüttstoff für die Vegetationsschicht kommt hier ein Recycling-Produkt (Tonziegel) zum Einsatz.
 
Dachbegrünung - Schritt 4 4) Danach wird das Substrat vorsichtig und gleichmäßig mit der Holzharke auf der Dachfläche verteilt.
Dachbegrünung - Schritt 5 5) Jetzt geht es an die Bepflanzung!
Sedum-Begrünungen werden oft als Spros­sen­aus­saat vorgenommen.
Dachbegrünung - Schritt 6 6) Danach die Sedum-Sprossen leicht einharken. Das fördert den Kontakt mit dem Substrat und das Anwachsen.

 
Sicherheit

Achten Sie auf Ihre Sicherheit. Bei einem intensiv begrünten und als Freizeitraum genutzten Dach sind Absturzsicherungen selbstverständlich (Geländer, erhöhte Dachränder). Aber auch ein extensiv begrüntes Dach bedarf jährlicher Pflege- und Wartungsarbeiten. Bedingt durch die Hö­he sind diese besonders unfallträchtig.

Betreten Sie ein Gründach nie bei Nässe oder Schnee. Beim Besteigen des Daches sollte eine zweite Person die Leiter halten. Tragen Sie stets festes Schuhwerk. Und wenn Sie zu Schwindel und Kreislaufschwäche neigen, behalten Sie besser festen Boden unter den Füßen und überlassen die Pflege Ihres Gründachs hilfsbereiten Gartenfreunden.

Sven Wachtmann
Landesfachberater des Landesverbandes
Berlin der Gartenfreunde

 

Pflanzen für die extensive Dachbegrünung

  • Blut-Nelke
    Dianthus cruentus
  • Blutroter Storchschnabel
    Geranium sanguineum
  • Dach-Hauswurz
    Sempervivum tectorum
  • Deckblatt-Fetthenne
    Sedum aizoon
  • Filziges Hornkraut
    Cerastium tomentosum
  • Gekielter Lauch
    Allium carinatum
  • Goldhaar-Aster
    Aster linosyris
  • Heide-Nelke
    Dianthus deltoides
  • Kugel-Lauch
    Allium sphaerocephalon
  • Östliches Wimper-Perlgras
    Melica ciliata Dach-HauswurzFoto: Martina Osmy/Fotolia.com Die Dach-Hauswurz siedelt seit vielen Jahrhunderten auf Dächern. Früher glaubte man, dass sie ein Haus vor Blitzschlag schützt.
  • Rosen-Zwerg-Lauch
    Allium oreophilum
  • Sand-Thymian
    Thymus serpyllum
  • Sarmantische Glocken­blume
    Campanula sarmatica
  • Scharfer Mauerpfeffer
    Sedum acre
  • Silbergraues Steinkraut
    Alyssum argenteum
  • Steinbrech
    Saxifraga x arendsii
  • Weiße Fetthenne
    Sedum album