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Trends beim Kohl

Spannende Kohlvarianten

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frostharte Winter­brokkoliFoto: mauritius images/Mike jarman/Alamy/Alamy Stock Photos Der frostharte Winter­brokkoli ‘White Sprouting Burbank’ F1 ist eine spannende Alter­native für den Über­winterungsanbau.

Der Facettenreichtum von Kohl ist enorm. Während früher überwiegend nur Weiß-, Rot- und Blumenkohl als Hauptakteure galten, finden sich heute abwechslungsreiche Alter­nativen im Kohlsortiment. Neben vielfältigen neuen Züchtungen bereichern auch wiederentdeckte alte Kohlvariationen den Gemüseteller. Nachfolgend fin­den Sie einige trendige Beispiele, die sich für den An­bau im Garten bestens eignen.

Blatt für Blatt

‘Emerald Ice’Foto: Flora Press/Martin Hughes-Jones ‘Emerald Ice’

In den letzten Jahren haben Blattkohlarten dem Kopf­kohl deutlich den Rang abgelaufen. Sie bilden keinen festen Kopf, und die Blätter sind nur locker am Hauptspross angeordnet. Nach der Ernte werden die groß gewachsenen Blätter meist gedünstet oder im Wok gebraten.

‘Emerald Ice’ ist ein samenfester, einjährig kultivierter Blattkohl mit mildem Kohlaroma und grün-weißem Outfit. Gönnen Sie ihm einen ausreichenden Standraum von 40 x 50 cm. Er erreicht dann eine Wuchshöhe von 50 bis 60 cm. Kultivieren Sie ‘Emerald Ice’, bis auf die Düngung (Mittelstarkzehrer), ähnlich wie Grünkohl. Die Aussaat erfolgt am besten von Mai bis Juni in einer Saatschale. Wie bei allen Kohlarten ist eine Bedeckung mit einem Kulturschutznetz empfehlenswert, um den zahlreichen Kohlschädlingen vor­zubeugen. Die Ernte erstreckt sich von Oktober bis Februar und bringt Ihnen somit auch im Spätherbst und Winter fri­sches Blattgemüse.

‘Midnight Sun’ ist quasi der Zwillingsbruder von ‘Emerald Ice’. Er unterscheidet sich optisch durch seine intensiv rötlichen Blattrippen und die leicht rötlich grüne Blattfärbung. Nutzung und Anbau sind identisch wie bei ‘Emerald Ice’.

Der samenfeste ‘Red Russian Kale’ wird auch als Sibirischer Grünkohl bezeichnet. Die grüne Blattzeichnung ist durchzogen von intensiv rötlich violett gefärbten Blatt­adern. Die Blätter sind rucolaartig, leicht gezackt und deutlich weicher als bei Grünkohl. Die Aussaat erfolgt ab Mit­te April in Topfplatten, gepflanzt wird nach vier bis sechs Wochen auf 50 x 50 cm. Die leichte Frosthärte erlaubt eine Ernte vom Herbst bis nach Jahresbeginn. Der Geschmack ist jedoch auch ohne Kälteeinwirkung deutlich milder als bei Grünkohl.

Red Russian KaleFoto: photographyfirm/Adobe Stock ‘Red Russian Kale’

Alternativ ist bei Blattkohl auch ein platzsparender Anbau als Schnittkohl bzw. Babyleaf möglich. Die zarten Blätter werden dann bereits frühzeitig im Jugendsta­dium geerntet und als Salatbeigabe oder als Wokgemüse verwendet. Bei ausreichender Schnitthöhe von etwa 2 cm können Sie meist mehrmals ernten.

Eine Direktsaat ist möglich, die Pflanzung jedoch vorteilhafter. Säen Sie fünf bis sechs Samen je Topf in kleine Multi­topfplatten. Nach zwei bis drei Wochen erfolgt die Pflanzung im Abstand 20 x 10 cm. Eine Düngung ist hierbei meist nicht nötig. Je nach Jahreszeit und Stand­ort (Gewächshaus, Freiland) sind die Blätter bereits drei bis fünf Wochen nach der Pflanzung erstmals schnittfertig. Die Zeit für die satzweise Pflanzung erstreckt sich von Mitte Februar (Gewächshaus) bis Ende September. Unter Vlies ist eine Blatt­ernte bis Weihnachten gut möglich. Dies gilt übrigens auch für bunte Blattsenf­-ar­ten oder herkömmliche Zierkohlsorten. Mit ihrem bunten Aussehen sind sie für jede Salatschüssel eine Bereicherung.

Spross und Stängel

‘Multi-Head’ F1Foto: Gärtner Pötschke/Volmary ‘Multi-Head’ F1 Im Gegensatz zu herkömmlichem Blumenkohl oder Brokkoli bildet Sprossenkohl nicht eine einzelne große Blume aus, sondern entwickelt meh­rere kleine Seitentriebblumen. Aufgrund ihrer besseren Lichtexposi­tion sind diese kleinen Blumen gesundheitlich besonders wertvoll und schmecken süßlich und nussig. Zudem besitzen sie von vornherein bereits die richtige Portionsgröße für den Verzehr und die Zubereitung im Wok.

Bei ‘Blumini’ F1 oder ‘Multi-Head’ F1 verläuft die Ausbildung der einzelnen Miniblumen schneller als bei herkömmlichem Blumenkohl, sodass auch eine leicht frühere Ernte möglich ist. Die Sprosse werden mit Stängel geerntet, noch bevor die Knospen aufblühen. Für Anzucht (März bis Mai) und Anbau gelten die gleichen Regeln wie für herkömmliche Blumenkohlsorten. Der Platzanspruch beträgt 40 x 40 cm. Beide benötigen eine Stickstoffversorgung von insgesamt 120 bis 140 g/m² Horndünger. Je nach Kulturbeginn können Sie von August bis zum ersten Frost ernten. Aufgrund fehlender Winterhärte ist ein Anbau über den Winter nicht möglich.

SprossenbrokkoliFoto: Chris Leachman/Adobe Stock Sprossenbrokkoli

Der Sprossenbrokkoli ‘Burgundy’ F1 bildet zahlreiche kleine, auf Seitentriebstängeln sitzende, violette Brokkolirös­chen aus. Auch hier sorgt der höhere Licht­genuss der Knospen für einen sehr süßen Geschmack und mehr wertvolle Inhaltsstoffe. Für die violette Farbe zeichnet Anthocyan, ein sekundärer Pflanzenstoff mit antioxidativer Wirkung, verantwortlich. Die Anzucht kann satzweise von April bis Juli erfolgen. Ein Entspitzen des Haupttriebes ist empfehlenswert. Dies verzögert zwar den Erntebeginn um zwei bis drei Wochen, sorgt aber für eine intensivere Verzweigung. Die kleinen, violetten „Röschen“ werden schonend nur kurz gedünstet oder roh verzehrt, dann bleibt die violette Färbung erhalten.

Kai-lanFoto: Jaksch Kai-lan

Kai-lan, auch Kichi oder Chinesischer Brokkoli genannt, ist eine samenfeste Stängelkohlsorte aus Südostasien. Dort gilt Kai-lan als reicher Vitamin- und Mineralstoffspender. Der Geschmack ist aromatisch brokkoliähnlich. Die kleinen Blütenknospen sitzen auf spargelartigen, dickfleischigen Stängeln, die mitverzehrt werden. Auch das Laub kann im Wok gebraten oder frisch in Salaten verwendet werden. Ein erster Anbau mit Vorkultur kann ab März eingeplant werden, danach können mehrere Sätze über den ganzen Sommer folgen.

Auch im Winter ernten

Purple Sprouting EarlyFoto: mauritius images/Clare Gainey/Alamy/Alamy Stock Photos ‘Purple Sprouting Early’

Mit zunehmender Klimaerwärmung ist mit eher milden Winterverläufen zu rechnen. Frostharte Überwinterungssorten werden Sie damit zukünftig erfolgreicher durch den Winter bringen als bisher. Achten Sie auf eine mäßige Stickstoffversorgung vor dem Winter. Die Pflanzen sind dann weniger frostanfällig, und zudem verringert sich die Gefahr einer winterlichen Nitratverlagerung ins Grundwasser.

Der großblumige, weiße Winterblumenkohl ‘Optimist’ F1 ist für eine Ernte von November bis April geeignet. Ein zusätzlicher Frostschutz mit einem Vlies oder Netz ist dabei unerlässlich. Starten Sie die Anzucht in Abhängigkeit vom Erntetermin zwischen Anfang Juni und Mitte Juli. Wenn Sie reinweiße Blumen im Frühjahr erzielen wollen, müssen Sie diese rechtzeitig vor intensiver Sonneneinstrahlung schützen, indem Sie ein größeres Laubblatt darüberknicken.

Die frostharten Winterbrokkoli ‘Purple Sprouting Early’ und ‘White Sprouting Burbank’ F1 sind aus England stammende Alternativen für den Überwinterungsanbau mit Ernte ab April. Die Pflanzen bilden eine vergleichsweise kleine Hauptknospe und viele kleinere Seitenknospen in violetter oder weißer Farbe aus. Bei Aussaaten im Juni/Juli erreichen die Pflanzen eine ideale Größe für die Überwinterung. Beachten Sie ansonsten auch hier die Anbauempfehlungen für den herkömmlichen Brokkolianbau.

Farblich bunte Alternativen

Je bunter die Kohlvariationen, umso höher ist deren Gehalt an gesundheitlich wertvollen Farbstoffen (Carotin, Lutein, Anthocyan).

‘Scarvita’ F1Foto: Jaksch ‘Scarvita’ F1

Der rote Chinakohl ‘Scarvita’ F1 ist ein echter Hingucker nicht nur im Gemüsegarten, sondern auch auf dem Salatteller. Die weißen Blattrippen sind umgeben von einer intensiv rötlich violetten Blattspreite, die erst im Pflanzenherz einer goldgelben Färbung weichen muss. Der Geschmack ist mild, der Anbau der gleiche wie bei grünem Chinakohl. Einzig die Kulturdauer ist bei ‘Scarvita’ um etwa drei Wochen länger.

FlowersproutsFoto: Jana Loesch/Shutterstock Flowersprouts

Im Handel finden wir bei uns üblicherweise nur blütenweißen Blumenkohl. Dieser wächst in der Endphase vor der Ernte unter Ausschluss von Sonnenlicht. Durch den Lichtverlust werden aber deutlich weniger sekundäre Pflanzenstoffe gebildet. Bunte Blumenkohlsorten in Grün, Orange oder Violett sind da gesundheitlich hochwertiger. Folgende Sor­ten bieten sich für einen Test im Gemüse­garten an:

  • ‘Di Sicilia violetta’, samenfest, violett, mittelgroß
  • ‘Rosalind’, rosaviolett, samenfest, mit­telgroß
  • ‘Graffiti’ F1, violett, großblumig
  • ‘Cheddar’ F1, orange, großblumig
  • ‘Trevi’ F1, grün, großblumig

Auch bei Rosenkohl können Sie auf eine bunte Auswahl zugreifen. Röschen in rötlich violetter Farbe bei ‘Red Ball’ oder ‘Rubine’ signalisieren einen erhöhten Anthocyangehalt. Eine Besonderheit stellt Flowersprouts ‘Autumn Star’ F1 dar. Er ist aus einer Kreuzung von Grün- und Rosenkohl entstanden. Charakteristisch sind die sich in den Blattachseln entwickelnden kleinen Röschen, die aber nicht wie bei Rosenkohl fest und geschlossen sind, sondern sich wie offene lockere Knospen entwickeln. Anbau und Kulturzeit orientieren sich an Rosenkohl.
 

Viel Genuss auf wenig Platz

Der Anbau von Kopfkohl hat in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich abgenommen, dementsprechend ist auch der Kohlverzehr trotz hoher gesundheitlicher Vorteile deutlich rückläufig. Die Ursachen für diesen Negativtrend sind vielfältig. Veränderte Essge­wohnheiten und ein anderes Freizeitverhalten spielen ebenso eine Rolle wie gesell­schaft­liche Veränderungen. In den zahlreichen Single- oder Zweipersonenhaushalten werden keine großen Kohlportionen mehr benötigt. Auch der hohe Platzbedarf beim Anbau von Kohl ist in Zeiten kleiner werdender Gärten ein Nachteil.

Testen Sie doch einfach mal den Anbau von Minikohl. Bei Minikohl wachsen durch enge Pflanzung kleine Kohlköpfe mit einem Gewicht von 200 g bis 600 g. Die Pflanz­dichte wird dabei um das Vierfache erhöht (25 x 25 cm, 16 Pflanzen/m²). Dies ist auch für die Kleingärten ein positiver Trend, da der knappe Platz auf kleiner werdenden Garten­flächen nun auch wieder für den Kohlanbau infrage kommt.


Thomas Jaksch
Dipl.-Ing. Gartenbau (FH),
ehemaliger Betriebsleiter Gemüsebau,
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf