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Brombeeren

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Leckere Naschfrüchte vom Sommer bis zum Herbst


BrombeerenFoto: Neder Reife Brombeeren, die einem bei der Ernte fast von selbst in die Hand fallen, sind ein aromatischer Hoch­ge­nuss. Neben kulinarischen Vorzügen besitzen sie wertvolle Inhaltsstoffe, mit denen sie sich zusammen mit Himbeeren, Heidelbee­ren oder Apfelbeeren in die Kategorie „Superfood“ aus dem eigenen Garten ein­rei­hen.

Die Zeiten, in denen dicht mit Stacheln besetzte Brom­bee­ren mit kleinen Früchten als schwer zu bän­di­gen­der „biologischer Stacheldraht“ galten, sind dank mo­der­ner Sorten vorbei. Die Kultur der leckeren Nasch­früch­te macht Spaß und lädt zum Experimentieren mit neuen Sorten und Erziehungssystemen ein. Auch wenn es noch stachelige Sorten wie ‘Theodor Reimers’ gibt, besteht das aktuelle Brombeersortiment überwiegend aus stachellosen, einfach zu kultivierenden Züch­tun­gen.


Pflanzen und pflegen

Obwohl Brombeeren grundsätzlich selbstfruchtbar sind, erhöht die Pflanzung mehrerer Sorten die Ernte­menge. Sie schätzen einen sonnigen Gartenplatz mit mittelschwerem, humosem und gut durchlüftetem Boden und einem pH-Wert um 6. Schattige Lagen oder staunasse Böden sollten Sie vermeiden. Auf schweren und zur Vernässung neigenden Böden können Sie Brombeeren auf nied­ri­gen Wällen kultivieren.

Pflanzen können Sie vom Frühjahr bis zum Herbst, in sehr rauen Lagen ist eine Pflanzung im Früh­som­mer ratsam. Um die Bildung von Jungruten zu fördern, sollten Sie Brombeeren tief pflanzen, also den Topf­ballen 4–5 cm mit Erde bedecken, so­wie alle Triebe auf 20–30 cm einkürzen.

Obwohl die Brombeere als genügsam gilt, wirken sich Kompostgaben oder die Düngung mit einem organischen Volldünger im Frühjahr und Frühsommer sehr po­sitiv aus. Nach Mitte Juli sollten Sie nicht mehr düngen, damit die Triebe vor dem Winter ausreifen können. In sommerlichen Tro­cken­pe­rio­den sollten Sie die Pflanzen für eine optimale Fruchtentwicklung regelmäßig gießen.


Binden und schneiden

Die Brombeer-Sorten unterscheiden sich u.a. durch ihren Wuchstyp und die Rutenlänge und wer­den grob in aufrecht (z.B. ‘Navaho’), halbaufrecht (z.B. ‘Chester Thornless’) und horizontal wach­sen­de Sorten (z.B. ‘Oregon Thornless’) unterteilt. Alle können Sie an einem Gerüst aus waagerechten Drähten kultivieren, die Sie z.B. in 80, 120 und 160 cm Höhe spannen.

Spalier für BrombeerrankenFoto: Neder Ein Spalier aus waagerecht gespannten Draht­sei­len gibt den Brombeerranken Halt. Zusätzlich sorgen senkrechte Metallstäbe für Stabilität. Der Pflanzabstand variiert je nach Wuchseigenschaft zwischen 100 (aufrecht wachsend) und 250 cm (halb­auf­recht wachsend). Horizontal wachsende (rankende) Sorten können auch bis zu 400 cm Abstand erfordern. Fächerförmig an den Drahtrahmen fixierte Bambus- oder Metallstäbe erleichtern die Bindearbeit und sor­gen für eine bessere Übersicht.

Brombeeren tragen in der Regel erst an den zwei­jäh­ri­gen Ruten Früchte. Stark wach­sende Sorten können Sie so sehr gut an einem V-Spalier erziehen. Während die Tragruten an den beiden äußeren Schenkeln be­fes­tigt sind, wachsen in der Mitte die Jungtriebe un­ge­stör­t heran. In Anlehnung an den Weinbau ist auch die Erziehung am Einzelpfahl oder am Doppelpfahl mög­lich. Während Sie beim Einzelpfahl die zweijährigen Tragruten an einem ca. 200 cm hohen Pfahl be­fes­ti­gen, fixieren Sie bei der Zweipfahlerziehung Jung- und Altruten jeweils nur an einem Pfahl und trennen sie so räumlich.

Für eine reiche Ernte sollten Sie Ihre Brombeeren regelmäßig schneiden: Die abgeernteten zweijährigen Tragruten entfernen Sie komplett, entweder un­mit­tel­bar nach der Ernte oder im März. Wird nach der Ernte zurückgeschnit­ten, können sich die Jungruten besser entwickeln.

Von den Jungruten lassen Sie vier bis sechs für die Ernte im nächsten Jahr stehen. Häufig entstehen an diesen Ruten in den Blattachseln vegetative Seitentriebe, sogenannte Geiztriebe. Kürzen Sie die Geiztriebe auf ein bis zwei Augen ein. Aus diesen Knospen entwickelt sich dann das Blüten- und Fruchtholz.


Brombeer-Jungtriebe kürzenFoto: Neder Die an den Jungtrieben entstehenden Geiztriebe kürzen Sie auf ein bis zwei Augen ein.


Falls sich die Brombeergallmilbe stark ausgebreitet hat, können Sie die Pflanze auf den Stock setzen, also alle Triebe bodennah entfernen. Dies hat zwar einen Ernteausfall im kommenden Jahr zur Folge, liefert aber danach gesunde Früchte.

Manche Sorten wie ‘Loch Ness’ oder ‘Apache’ neigen dazu, wenige, aber sehr dicke Jungtriebe zu bilden. Diese sollten Sie auf drei bis vier Augen einkürzen. Die sich hieraus entwickelnden dün­ne­ren Seitentriebe sind weniger anfällig für Schäden durch Winterfröste und Rutenkrankheiten.


Ernten und genießen

Brombeeren reifen über einen längeren Zeitraum. Was zwar ein mehrmaliges Durchpflücken erfordert, aber für ein tägliches Naschen ideal ist. Allerdings bedeutet schwarz nicht gleich reif. Die Früchte müssen einem beim Pflücken fast in die Hand fallen. Unreif schmecken die besten Sorten nicht. Wenn Sie morgens ernten und die Beeren anschließend kühlen, bewahren Sie die Fruchtqualität am besten. Möchten Sie die Früchte im Kühlschrank lagern, können Sie sie mit einem kurzen Stiel ernten.

BrombeerspalierFotos: Neder Brombeeren sind wüchsig und lieben geschützte Lagen – ein Spalier an einer sonnigen Wand ist als Standort ideal.


In längeren Regenperioden werden die Früchte oft von Grauschimmel befallen. Deshalb ist der Anbau an einer regengeschützten Wand vorteilhaft. Sorten mit einer lockeren Beerengarnierung wie ‘Asterina’ sind in Regenperioden besser, da die Früchte schneller abtrocknen. Außerdem können Sie mit dem Entfernen schimmeliger Früchte den Befall begrenzen. Falls Falscher Mehltau auftritt, sollten Sie die betroffenen Blätter frühzeitig entfernen. Generell sorgen ein lockerer Pflanzenaufbau und ausreichende Pflanzabstände für eine gute Belüftung und beugen dem Befall mit Pilzkrankheiten, wie auch dem Brombeerrost, vor.


Die Züchtung geht weiter

Aktuell werden sogenannte „Primocane“-Brombeeren („Herbst-Brombeeren“) gezüchtet, die schon an einjährigen Ruten fruchten. Ab September können die einjährigen Ruten und ab Juli des nächs­ten Jahres die zweijährigen beerntet werden. Mit den Sorten ‘Reuben’ und ‘Direttissima® Mont­blanc®’ werden bereits erste Sorten angeboten.

Ihr Vorteil: Rutenkrankheiten haben wenig Chancen. Der Haken: Die neuen Sorten müssen bis Mitte August Früchte tragen, um auszureifen. Deswegen sollten Sie die Sorten nicht bodennah zu­rück­schnei­den, sondern ca. 20 cm lange Stummel belassen. Die neuen Seitentriebe fruchten dann schon von Juli bis August. Inwieweit die „Primocane“-Brombeeren das Sortenspektrum re­vo­lu­tio­nie­ren werden, wird sich erst in einigen Jahren zeigen.

Thomas Neder
Kreisfachberater im Landkreis Coburg

 

Empfehlenswerte stachellose Brombeersorten

Sorte
Eigenschaften
Wuchs
'Apache' großfrüchtig, ähnlich 'Loch Ness', aber etwas mehr Säure mittelstark, halbaufrecht
'Asterina®' locker stehende Beeren, sehr groß, aromatisch und süß mittelstark, halbaufrecht bis aufrecht
'Black Satin' ertragreich, großfrüchtig, etwas säuerlich stark, halbaufrecht
'Chester Thornless' ertragreiche Spätsorte, Blüten rosa, dichte Fruchtstände, großfrüchtig stark, halbaufrecht
'Navaho® Bigandearly' frühe Ernte im Juli/August, sehr großfrüchtig mittelstark, aufrecht
'Navaho® Summerlong' sehr ertragreich, frühe Ernte im Juli/August, großfrüchtig mittelstark, aufrecht
'Navaho®' ertragreich, lange Ernteperiode, Blüten rosa, großfrüchtig, gutes Aroma stark, aufrecht
'Loch Ness'/'Nessy®' ertragreich und ertragssicher, großfrüchtig, gutes Aroma mittelstark, halbaufrecht
'Loch Tay'/'Scotty®' zuverlässige Frühsorte, mitlere Fruchtgröße, gutes Aroma schwach, halbaufrecht
'Triple Crown' ertragreich, großfrüchtig, gutes Aroma mittelstark, halbaufrecht bis aufrecht
'Oregon Thornless' Früchte mittelgroß, gutes Aroma, geschlitztes Laub stark, horizontal