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Regenwassernutzung gefahrlos möglich?

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Gartenfreunde lieben Regenwasser. Es ist weich, angewärmt, gießt sich von selbst und kostet nicht mal Wassergebühren. So ist es auch gut nachvollziehbar, dass an allen Lauben Re­gen­sam­mel­be­häl­ter stehen, damit das Wasser vom Dach nicht ungenutzt versickert, sondern Salat und Bohnen zu Wachstum verhilft. Doch was steckt drin im Laubendachwasser? Sammeln sich in Regentonne und Co. Schadstoffe, die gefährlich werden können? Und entwickeln sich gar krankmachende Keime, wenn sich das Regenwasser in der Tonne erwärmt?

RegenwasserFoto: Breder Gartenfreunde nutzen gerne Regenwasser aus der Regentonne: Beim Wässern von Gemüse sollten die roh essbaren Blätter aber besser nicht damit benetzt werden Gerade Laubendächer mit der Leichtbau-Eindeckung Teerpappe oder Bitumenpappe stehen im Verdacht, Schadstoffe ins Regenfass einzutragen. Und in der Tat, auch das Umweltbundesamt kann diese Sorge nicht wirklich entkräften. Zum einen kann der Laie kaum erkennen, ob ein Dach mit der deutlich schadstoffreicheren Teerpappe (Steinkohlenteer als Nebenprodukt der Koksgewinnung) eingedeckt ist oder mit der weniger bedenklichen Bitumenpappe (Erdölprodukt).

Einziger Hinweis, wenn man eine „alte“ Laube mit so anmutendem Dach übernommen hat, kann das Alter sein. Denn Teerpappen, deren Schadstoffe als krebserregend eingestuft werden, dürfen in Deutschland seit Anfang der 70er Jahre nicht mehr verkauft werden. Ist die Dacheindeckung also eindeutig jünger, wird es sich um die weniger bedenkliche Bitu­menpappe handeln. Wie weit allerdings das Wasser im Regenfass mit Schadstoffen von Teer- oder Bitumenpappe kontaminiert wird, dazu liegen dem Umweltbundesamt nach Aussagen von Dr. Jörg Rechenberg keine Erkenntnisse vor.

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich von seinem Dachbahnendach trennen. Doch Vorsicht: Wie belastet das Material ist und ob seine Entsorgung laut Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz der Nachweispflicht unterliegt, kann der Laie wiederum nicht selbst erkennen. Ein Fachbetrieb sollte die Entsorgung übernehmen, empfiehlt Rechenberg.

Entwarnung gibt das Umweltbundesamt zum Keimgehalt in der Regentonne. Dort entwickeln sich nur wenige Keime aus der Umwelt oder von Tierausscheidungen, und auch nur wenige von diesen Keimen überstehen es, der Sonne ausgesetzt zu sein oder auf dem Gemüsebeet auszutrocknen. Dennoch rät Rechenberg, abge­standenes Regenwasser nicht direkt auf die roh zu essende Blattmasse von Gemü­se auszubringen, sondern nur den Wurzel- und Bodenbereich damit zu benetzen.

Gitta Stahl,
Christiane Breder