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Insektenfreundliche Kletterpflanzen

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Kletterpflanzen - Nahrungsquelle für TiereFoto: Studio Light & Shade/Adobe Stock

Kletterpflanzen sind wahre Multitalente. Bei minimalem Platzverbrauch liefern sie maximale Vorteile. So beschatten sie Wände, erfreuen die Seele durch ihre farbenfrohen Blüten oder attraktiven Früchte und ihre leuchtende Herbstfärbung, liefern lebensspendenden Sauerstoff, bieten Vögeln sichere Brut- und Nahrungsquellen und laden unzählige Insekten zum Naschen ein.

WinterjasminFotos: simona; caocao191/beide Adobe Stock

Erste Blütennahrung

Neben Weidenkätzchen stellen die Blüten des Winterjasmins (Jasminum nudiflorum) mit die erste Nahrung für früh im Jahr fliegende Insekten bereit. Die leuchtend gelben Blüten erscheinen an den kahlen, peitschenartigen Trieben, die elegant überhängen oder sich wie Gerüstkletterpflanzen an Wänden mit Kletterhilfen emporranken.

Je nach Kleinklima des Standortes reicht die Blüte vom Spätherbst bis in den Spätwinter. Der Winterjasmin verträgt zwar auch Halbschatten, blüht aber nur in der vollen Sonne wirklich üppig. Die bis zu 4 m langen Triebe können nach der Blüte etwas eingekürzt werden, wenn es der Standort verlangt. Dies erhöht die Zahl blühender Triebe im nächsten Jahr.

 

Ein echtes Multitalent

Der Wilde Wein (Parthenocissus tricuspidata) ist ein wahrer Allrounder. Der kräftig wachsende Ranker, der spielend leicht über 10 m hoch werden kann, stellt keine großen Ansprüche an den Boden und kann sowohl im Halbschatten als auch in der Sonne wachsen. Zur Blütezeit im Juli/August versammeln sich oft Tausende von Wild- und Honigbienen, Schwebfliegen, Wespen und Co. im dichten Blattwerk, um vom süßen Nektar der unscheinbaren Doldenblüten zu naschen.

Wilder WeinFotos: Jaume; Tomas Buzek/beide Adobe Stock

Während die Wildart relativ wenig Haftscheiben ausbildet, sind diese bei den Sorten ‘Engelmannii’ und ‘Veitchii’ stärker ausgeprägt. Hiermit können sie selbst an glatten, wenig einladenden Wänden emporklettern und diese in ein vertikales Insekten- und Vogelparadies verwandeln. Mit Wildem Wein lassen sich in relativ kurzer Zeit Pergolen, Stämme alter oder abgestorbener Bäume, Zäune oder Sichtschutzwände begrünen.

 

Blüten im Biedermeierlook

Die Kletterhortensie (Hydrangea petiolaris) wächst gerne im Halbschatten. Im tiefen Schatten bilden sich nur wenige oder keine Blüten. Die kletternde Schönheit schätzt humusreichen, leicht feuchten Boden und hält sich, ähnlich wie Efeu, mit ihren Haftwurzeln fest. Der Wuchs ist leicht schlingend. Sie kann zwar auch eine stattliche Größe erreichen, doch eilig hat sie es mit der „Gipfelerklimmung“ nicht.

KletterhortensieFotos: salita2010; eytnamrap/beide Adobe Stock

Mit zunehmendem Alter können die Pflanzen recht schwer werden und vor allem auf lockeren Untergründen ausbrechen. Es empfiehlt sich daher ein windgeschützter Standort und an verputzten Wänden eine stabile Kletterhilfe.

Mit ihren cremeweißen, bis zu 25 cm breiten Blütenständen, die ab Juni erscheinen, ist sie eine äußerst grazile Erscheinung. Die duftenden Blüten bieten viel Nektar und locken emsige Bienen, Hummeln und Schmetterlinge an. Als besonders insektenfreundlich hat sich die Sorte ‘Silver Lining’ bewährt. Im Herbst färben sich die Blätter leuchtend gelb.

 

Klassische Nachtfalterblumen

Geißblatt-Arten zählen zu den robustesten Kletterpflanzen. Sie können sich auch gegen Wurzeldruck im lichten Schatten benachbarter Gehölze gut behaupten. Sie schlingen gegen den Uhrzeigersinn und benötigen Kletterhilfen.

Bei der großen Anzahl kletternder Geißblatt-Arten sind vor allem die duftenden Vertreter besonders interessant. Das heimische Echte Geißblatt oder Jelängerjelieber (Lonicera caprifolium) hat vor allem an milden Mai- und Juniabenden seinen großen Auftritt. Als typische Nachtfalterblume hat es besonders verführerisch duftende weiß-cremegelbe Blüten und lockt Nachtfalter mit langen Rüsseln an.

Geißblatt-ArtenFotos: yalo173; Anne/beide Adobe Stock

Das ebenfalls bei uns beheimatete Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum) ist mit einer Reihe von Sorten wie ‘Harlequin’ im Handel. Sein süßer Duft verbreitet sich vom Frühsommer bis in den frühen Herbst. Nicht minder stark duftet das rosarot blühende Feuer-Geißblatt (Lonicera x heckrottii). Die quirlartig angeordneten Röhrenblüten erscheinen hier von Juni bis in den Sommer hinein. Im Gegensatz zu den kräftigen Ranken der heimischen Geißblattarten ist das Feuer-Geißblatt zurückhaltender, wenn es darum geht, luftige Höhen zu erklimmen, 2–4 m werden aber auch hier erreicht. Beide Arten liefern im Herbst wiederum bei Tieren begehrte Beeren.

Kaum duftend, aber nicht minder interessant für Insekten sind das Goldgeißblatt (Lonicera x tellmanniana) mit gelben Blüten ab Mai und die Rote Geißschlinge (Lonicera x brownii) ‘Dropmore Scarlet’ mit orangeroten Blüten.

 

Leuchtende Farben

Die Trompetenwinde (Campsis) wirkt wie ein Exot unter den Kletterpflanzen, was an ihren auffälligen 6–9 cm langen Trompetenblüten liegt. Diese erscheinen am Ende der einjährigen Triebe in Büscheln. In ihrer Heimat werden sie auch von Kolibris bestäubt. Bei uns sind es neben Bienen vor allem viele Hummelarten, die in die langen Blüten krabbeln und sich am Blütennektar bedienen. Die Amerikanische Trompetenwinde (Campsis radicans) blüht orange bis hellorange, die Sorten ‘Flava’ und ‘Golden Trumpet’ gelb. ‘Praecox’ öffnet etwas früher ihre scharlachroten Blüten. Etwas wärmeliebender ist die Chinesische Trompetenwinde (Campsis grandiflora). Wenn Sie besonders große Trompetenblüten möchten, werden Sie bei der Hybrid-Trompetenwinde (Campsis x tagliabuana) ‘Mme Galen’ fündig.

TrompetenwindeFotos: Marc; Serghei V/beide Adobe Stock

Die Trompetenwinde bevorzugt windgeschützte und warme, sonnenexponierte Lagen. An rauen Standorten kann in den ersten Jahren ein leichter Winterschutz nicht schaden. Der exotische Klettermaxe besitzt wie der Efeu Haftwurzeln und windet leicht. Er kommt auch ohne Kletterhilfe aus. Im Laufe der Zeit kann er bis zu 10 m hoch werden. Zur Steigerung der Blütenpracht können Sie die letztjährigen Triebe auf zwei bis drei Knospenpaare einkürzen. Diese treiben dann wieder stark aus und bilden an der Triebspitze von Juli bis September ihre neuen Blüten.

 

Blütenvielfalt bis Spätherbst

ClematisFotos: Starover Sibiriak; Boris/beide Adobe StockBei der Clematis, deren Vertreter mit einfach aufgebauten Blüten allgemein als gute Nektar- und Pollenlieferanten gelten, können Sie aus einem riesigen Arten-, Sorten- und Farbfundus schöpfen und sich schnell verlieren. Von kleinblütig (Clematis texensis, C. paniculata) bis großblütig (Clematis-Hybriden) und von dezent wachsend (Clematis alpina) bis stark wachsend (Clematis montana) finden Sie für fast jede Gartensituation die richtige Pflanze.

Wildarten mit kleinen Blüten sind besonders attraktiv und zudem robust. Als besonders insektenfreundlich gelten Vertreter der Integrifolia-Gruppe, wie die blau blühende und nur etwa 2 m hohe Clematis integrifolia ‘Durandii’. Hervorzuheben sind auch Vertreter der Texensis-Gruppe, wie die etwa 3 m hoch wachsende rosarote Clematis texensis ‘Princess Diana’. Wenn Sie es stärker wachsend mögen, können Sie es z.B. mit der zur Vitalba-Gruppe zählenden Clematis fargesioides ‘Paul Farges’ versuchen. Sie wird etwa 3–5 m hoch, blüht cremeweiß und duftet.

Die aparten Kletterer sind Blattstielranker und benötigen eine Kletterhilfe. Halbschattige Lagen auf humosen Böden mit ausreichender Feuchtigkeit sind ideal.

 

Für einen rosigen Sommer

Es gibt Gartenpflanzen, die pflegeleichter sind. Nur wenige blühen allerdings so zauberhaft wie Kletterrosen (Rosa). Eine passende Rankhilfe vorausgesetzt, lassen sich mithilfe von Kletterrosen Wände, Pergolen, Pyramiden oder Zäune wunderbar blühend beranken und aufwerten. Allzu heiße Mauern in Südlage eignen sich für die Sonnenkinder allerdings weniger. Ramblerrosen sind zudem gut in der Lage, dank ihrer nach unten gebogenen Dornen selbst in Bäume zu klettern und für eine romantische Note zu sorgen.

KletterrosenFotos: E. Schittenhelm; ilana/beide Adobe Stock

Wollen Sie auch noch den Tisch für Insekten decken, achten Sie darauf, nur ungefüllte oder allenfalls halbgefüllte Sorten zu verwenden. Die Mitte sollte offen liegen, damit Bienen und Co. die Staubgefäße gut erreichen können. Interessante Bienenweiden aus der Ramblergruppe sind ‘Paul’s Himalayan Musk’ (rosa), ‘Bobby James’ (weiß) oder ‘Perennial Blue’ (violett-blau). Bei den klassischen Kletterrosen sind unter diesem Aspekt z.B. ‘Libertas’ (rot) oder ‘Moscalbo’ (weiß) empfehlenswert.

 

Ranker, Klimmer oder Schlinger?

Die richtige Wahl treffenFoto: Tamara Kulikova/Adobe StockGenerell lassen sich Kletterpflanzen in vier verschiedene Typen unterteilen: Ranker, Selbstklimmer, Schlinger und Spreizklimmer.
Ranker: Haben korkenzieherähnliche, umgewandelte Spross- oder Blattteile. Sie benötigen Kletterhilfen, deren Streben maximal bleistiftdick sind. Alles, was dicker ist, kann von den Sprossteilen nur noch schlecht umwickelt werden.
Selbstklimmer: Können sich selbstständig an der Wand festhalten, entweder mit zu Haftscheiben umgewandelten Sprossteilen oder mit speziellen Haftwurzeln. Ein zusätzliches Gerüst brauchen sie nicht.
Schlinger: Benutzen ihren gesamten Haupttrieb, um sich in die Höhe zu winden. Dabei werden senkrechte Kletterhilfen, die nicht zu glatt sind, bevorzugt.
Spreizklimmer: Besitzen keine aktiven Kletterorgane und nutzen nur ihre langen Triebe, um sich auf Gerüsten abzulegen, bzw. ihre Stacheln oder Dornen zum Festhaken.


Thomas Neder
Kreisfachberater im Landkreis Coburg